„The Present“ holt 50. Festivalauszeichnung

"The Present" war 2014 für einen animago AWARD nominiert, inzwischen konnte der Animationskurzfilm von der Filmakademie bereits seinen 50. Preis holen. Wir interviewten Jacob Frey für die DP zu dem Projekt.
"The Present", Jacob Frey/Filmakademie Baden-Württemberg

Die 50. Festivalauszeichnung gelang „The Present“ als „Best Short Film“ beim belgischen Filem’On-Festival, das Anfang November stattfand. Filmakademie-Alumnus Jacob Frey, der sein Studium in der Vertiefung „Animation Directing“ am Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg 2014 erfolgreich abschloss, erhielt die tolle Nachricht in Hollywood, wo er vor Kurzem das „Talent Development Program“ der Walt Disney Animation Studios absolvierte.

Aktuell arbeitet Frey mit an dem Disney-Projekt „Zootopia“. Derzeit ist nur der Trailer von „The Present“ online, Anfang 2016 möchte das Team den Film mit der starken Geschichte in kompletter Länge veröffentlichen.

Das ganze Interview mit Jacob Frey finden Sie im animago-Teil der DP 07 : 2015. Hier ein Auszug.

DP: Was hat dich zu „The Present“ inspiriert?
Jacob Frey: Die Idee des Films basiert auf einem Webcomic, den ich eines Nachts auf www.9gag.com bei der Suche nach Inspiratione fand.Als ich darauf stieß, war ich gerade mit der Arbeit an dem Kinderfilm-Projekt „Room on the Broom“ bei Studio Soi fertig und begann meinen Diplomfi lm. Ich sah den Comic von Fabio Coala (www.mentirinhas.com.br) und wusste sofort, dass dies mein Diplomfilm werden MUSS. Die Story hat mich umgehauen und als großer Hunde-Fan sehr berührt. Und auch vom Produktionsstandpunkt her war es perfekt: Es beinhaltete drei Charaktere, von denen einer nur kurz auftritt; außerdem gab es Quadruped- als auch Biped-Charaktere, was eine Animationsvielfalt bedeutete, sowie nur ein Umgebungssetting, in dem alles stattfindet.

DP: Wie groß war das Team?
Jacob Frey: Das Team, das tatsächlich kontinuierlich an dem Film gearbeitet hat, war – wie ich finde – sehr klein für ein solches Projekt. Natürlich gab es mehrere Leute, die immer wieder vereinzelt daran mitgewirkt haben, allerdings saßen die meiste Zeit weniger als eine Handvoll Leute an dem Film.

DP: Wie lange habt ihr an „The Present“ gearbeitet?
Jacob Frey: Insgesamt dauerte die Arbeit von der Kontaktaufnahme mit Fabio bis zum finalen Film etwa ein Jahr und drei Monate.

DP: Wie hast du den Projektablauf optimieren können?
Jacob Frey: Mir war wichtig, dass stets jeder, der hilft, mit Arbeit versorgt ist und man so wenig Zeit wie möglich damit verschwendet, Leute auf Assets warten zu lassen. Somit habe ich in der Anfangszeit viel Zeit damit verbracht, für jeden Helfer Vorbereitungen zu treffen. Da ohne Set und Texturen keine Renderingtests stattfinden hätten können, habe ich als Erstes das komplette Set gemodelt und alle UVs angelegt; außerdem habe ich für jedes Objekt Dummy-Texturen in der richtigen Größe erstellt und bereits auf die Objekte verlinkt. So konnte Natalia Alencar – ohne nervige Vorarbeit – direkt in Mari Texturen für das Set und die Charaktere malen.

DP: Welche Tools habt ihr im Detail wofür eingesetzt?
Jacob Frey: Gemodelt, geriggt, animiert und gerendert wurde in Maya. Die meisten Texturen haben wir in Mari angefertigt – ein Tool mit dem ich noch nie zuvor Kontakt hatte. Allerdings hatte Natalia Alencar damit viel Erfahrung und mittlerweile könnte ich mir kein Projekt mehr ohne Mari vorstellen. Für jegliche Fur- und Hair-Angelegenheiten kam Yeti Fur zum Einsatz. Glücklicherweise hatte Pascal Floerks für seinen eigenen Diplomfilm „Bär” (siehe auch DP 03:2014) bereits viel Research-Arbeit in Fur gesteckt und griff uns bei der Benutzung von Yeti unter die Arme. Gerendert wurde mit Renderman und das war – ehrlich gesagt – ein Punkt vor dem ich selbst große Angst hatte.

DP: Warum?
Jacob Frey: Zuvor hatten einige Filmakademie-Projekte bereits versucht, Renderman für einen Film zu nutzen. Oft war es allerdings dann doch zu kompliziert, mit dem Tool eine Pipeline für einen Studentenfilm zu erstellen. In vielen Fällen wurde mitten in der Produktion auf einen anderen Renderer gewechselt. Um rechtzeitig fertig zu werden, brauchte ich allerdings jemanden, der den Lighting- und Rendering-Part übernimmt. Markus Kranzler hatte Interesse, bei dem Film das gesamte Rendering zu machen – allerdings nur unter der Bedingung, dass Renderman verwendet wird. Ich will es nicht leugnen: Es gab während der Produktion öfters Probleme wegen Renderman, aber das lag auch einfach daran, weil wir uns selbst auch erst mal einarbeiten mussten. Es war das erste Mal, dass Markus eine komplette Pipeline für einen Film aufgebaut hat. Daher dauerte es eine gewisse Zeit einen sinnvollen Weg zu finden. Das Renderman-Forum bot uns aber einen optimalen Support und so ließ sich jedes Problem früher oder später lösen. Markus Kranzler leistete eine großartige Arbeit; er hat im Endeffekt alle Shots im Film geleuchtet, gerendert UND wir sind rechtzeitig fertig geworden. (den Renderman-Artikel von Pixar-Artist Markus Kranzler finden Sie im Render-Fokus der DP 07 : 2016)

DP: Wie viele Concepts waren für den finalen Look nötig?
Jacob Frey: Max Lang hat relativ schnell gemerkt, in welche Richtung der Look gehen sollte, und in wenigen Wochen hatten wir bereits ein finales Design für den Jungen und
den Hund. Zusätzlich fertigte Bin-Han To – basierend auf meinem Blockmatic – Lighting
Moods von den Keyshots an. Generell verlief die Previs-Phase mit sehr wenigen Iterationen – es wurde stets produktiv und effizient in die richtige Richtung gearbeitet.

DP: Was würdet ihr rückblickend anders machen oder optimieren?
Jacob Frey: Eigentlich nichts. Natürlich lernt man mit der Zeit neue Dinge und schaut auf alte Projekte zurück – heutzutage würde man sie sicherlich anders angehen. Aber ich denke, das gesamte Team kann stolz zurückblicken und sagen, dass es zu dem Zeitpunkt
das Beste war, was sie in dem Zeitrahmen realisieren konnten. Wir haben sehr viel Arbeit
in dieses Projekt gesteckt und ich bin sehr stolz auf das Ergebnis sowie die Arbeit, die jeder einzelne geleistet hat.

DP: Welche allgemein größte Herausforderung bot das Projekt?
Jacob Frey: Eine der größten Hürden war, überhaupt die Rechte der Story zu bekommen. Schließlich kann man nicht einfach einen Comic nehmen, den man im Internet findet, und einen Film daraus machen. Der Comic selbst war in Englisch, aber als ich mich auf die Recherche nach dem Comic-Artist gemacht habe, landete ich relativ schnell auf einer Website, auf der ich kein Wort mehr verstand. Fabio Coala stammt nämlich aus Brasilien und spricht fast ausschließlich portugiesisch. Daher erhielt ich auf meine erste E-Mail, die ich ihm in derselben Nacht schickte, als ich den Comic entdeckte, keine Antwort. Natalia Alencar kommt glücklicherweise aus Brasilien und einige ihrer Freunde waren mit Fabio auf Facebook befreundet. Daraufhin verfasste sie mit mir zusammen eine Nachricht auf Portugiesisch und ich kontaktierte ihn direkt über Facebook und ich erhielt endlich eine Antwort. Er hatte keine Einwände gegen den Animationsfilm und wir begannen mit der Arbeit. Als wir ihm den fertigen Film ein Jahr später zeigten, merkten wir, dass er nicht mit solch einem Umfang gerechnet hatte. Er und seine Frau haben vor Freude geweint – sie waren sehr glücklich mit dem Resultat.

DP: Wie hast du es geschafft, bei Disney angenommen zu werden?
Jacob Frey: Schon über mehrere Jahre hinweg konnte ich dank der Filmakademie und der FMX zu Leuten von Disney Kontakt knüpfen. Die FMX ist für so etwas in Deutschland meiner Meinung nach einzigartig: nirgendwo anders lassen sich große Firmen wie Pixar
und Disney so einfach ansprechen wie in dieser einen Woche in Stuttgart. Allerdings reichen Kontakte allein nicht aus, um in der Animationsbranche Fuß zu fassen.

DP: Was braucht es noch?
Jacob Frey: Bei Disney gibt es jedes Jahr das einjährige „Talent Development Program“,
an dem Absolventen teilnehmen können. Dort werden sie in den ersten drei Monaten von Mentoren betreut und auf eine eventuelle Mitarbeit in der Produktion vorbereitet. Jedes Jahr bewerben sich Hunderte Leute für dieses Programm und für das Animation-Department werden am Ende lediglich fünf Leute ausgewählt. Ehrlich gesagt weiß ich selber nicht genau, wie ich da reingerutscht bin. Vielleicht gelang es, weil ich – obwohl ich zu dem Zeitpunkt gerade erst mein Studium abgeschlossen hatte – schon während meines Studiums viel Arbeitserfahrung sammeln konnte. Am meisten half mir dabei die Arbeit an dem Oscar-nominierten Kurzfilm „Room on the Broom”, bei dem Max Lang und Jan Lachauer Regie führten. Bei diesem Projekt lernte ich sehr viel über Animation und die Szenen waren ein dickes Plus in meinem Reel. Ein weiteres Plus war sicherlich auch die Tatsache, dass mehrere meiner eigenen Kurzfilme erfolgreich auf Festivals gelaufen waren.

Team „The Present“

Regie, Animation: Jacob Frey
Character Designs: Max Lang
Look Dev, Lighting Moods: Bin-Han To
Character Modeling: Anja Wacker
Body Rigs: Polina Bambi
Gesichtsrigs Junge und Hund: Pascal Floerks
Gesichtsrig Mutter: Hanna Binswanger
Texturing: Natalia Alencar
Rendering, Lighting: Markus Kranzler
Compositing: Falko Paeper, Matthias Bäuerle
Sound Design: Marco Manzo
Soundtrack: Tobias Bürger, Sarah Kämmerer
Produktion: Anna Matacz

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