Modo im Einsatz bei edelVIZ

Outsourcing mal anderes: die edelVIZ-Agentur sitzt, von zwei Deutschen gegründet, in Indien (Panjim, Goa), und versucht indische Flexibilität und deutsche Qualität zu vereinen. Wie sowas aussehen kann? Das haben wir erfragt.

Alle Bilder: edelVIZ / Sun Estates Developers

EdelVIZ bietet Architektur und Produktvisualisierungen an und arbeitet Remote – der Standort liegt in der Provinz Goa in Indien. Per Skype, Mail und Telefon wird sich abgesprochen, und dann geht es los. Die Pipeline basiert auf Modo und wir wollten wissen, wie denn das jüngste Projekt damit lief.

Die Firma wurde 2010 von Jonathan Josenhans (Dipl. Digital Artist) und Robert Patzschke (Dipl. Architekt) in Indien gegründet und spezialisiert sich, neben Kunden aus Indien, auf den deutschen Markt.

DP: Goa, Indien? Ist das als Geschäftsadresse nicht ein bisschen weit ab vom Schuß?

edelVIZ: Hier kann Outsourcing in deutscher Sprache und einem westlichen Architekturverständnis geboten werden – und die üblichen kulturellen Missverständnisse, die Outsouring-Projekte üblicherweise plagen, vermieden werden. Da ich seit zehn Jahren in Indien lebe kann ich diese Klippen gut umschiffen und zwischen dem Kunden in Deutschland und meinem Team vermitteln. Aber wir haben auch in den letzten Jahren ein bisschen eine „deutsche Firma in Indien“ aufgebaut und probieren das Beste aus beiden Welten zusammen zu bringen. Es ist es eine große Hilfe, die Lizenzen in Deutschland bei maconcept zu kaufen, da viele Reseller in Indien einfach nicht auf Zack sind. Wir arbeiten oft mit Freelancern in Deutschland zusammen und springen mit unserem Team gerne ein, wenn es ein bisschen viel wird. Wir arbeiten regelmäßig mit Partnern in Berlin, München und Hamburg zusammen und seit einiger Zeit auch mit einem Partner in Südafrika.  Hier sind wir immer interessiert mit neuen Partnern zusammen zu arbeiten – auch wenn wir nicht direkt in Erscheinung treten.

DP: Was war das Projekt und wie groß war das Team, das es gestemmt habt?

edelVIZ: Für dieses Projekt mussten in kürzester Zeit – Montag kam der Auftrag, am Sonntag der gleichen Woche war Präsentation – fünf Bilder dieser Luxusvilla erstellt werden. Da das Design für das Haus nur in Form von Autocad-Zeichnungen vorlag, musste die komplette Haus-Geometrie von Grund auf erstellt werden. Dafür hatten wir sieben Artists am Projekt: 


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DP: Wie seid ihr bei dem Projekt dazu gekommen?
edelVIZ: Sun Estates Developers in Goa ist einer unserer regelmäßigen Kunden und da sich ein wichtiger potentieller Käufer kurzfristig angekündigt hatte…. Es mussten 5 Bilder innerhalb einer Woche erstellt werden, zusätzlich war es unser erstes Projekt in V-Ray für Modo.

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DP: Wie sah eure Pipeline dafür aus? 
edelVIZ: Wir erstellen unsere Visualisierungen üblicherweise in drei Schritten, je nach Zeitrahmen des Projektes bearbeiten wir diese auch parallel.

Geometrieerstellung des Hauses
Die Autocad-Zeichnungen haben wir in Draftsight “gesäubert”. Kommentare und nicht benötigte Elemente wurden gelöscht, die Gruppen aufgelöst und das Ganze als DXF exportiert. Die DXF wurde in Modo importiert und es werden die verschiedenen 2D-Zeichnungen korrekt zueinander angeordnet. Auf dieser dieser Basis beginnt dann das Modelling das Hauses.

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Erstellung der Umgebung und Vegetation
edelVIZ: Mit dem Freiflächenplan des Landschaftsarchitekten und vielen Fotos vom Grundstück bewaffnet, haben wir angefangen die Vegetation so detailgetreu wie möglich zu erstellen. Hierbei leisten Modos Replicators gute Dienste, und in die Verteilung kann per Vertex-Maps kontrolliert werden. Dann werden Möbel, die sich grob nach den Vorgaben des Kunden richten, verteilt.

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Licht und Kamera
Zu Projektbeginn werden grobe Kamera-Positionen definiert, um sicherzustellen, dass keine Bereiche des Hauses, die nachher nicht zu sehen sind, bearbeitet werden. Nachdem die Geometrie erstellt ist, wird für jedes Bild die Lichtstimmung definiert und dann entsprechend Lichter gesetzt. Hierbei hat die V-Ray Physical Camera gute Dienste geleistet. In den Nachtszenen mit vielen Lichter konnten die Renderings durch eine Limitierung der Lichtquellen in V-Ray mit der „Number of Probabilistic Lights“ erreicht werden. In den Nachtszenen sind je nach Kamerastandort zwischen 40 und 100 Lichter zu sehen. Wir haben die Anzahl der Lichter, die pro Pixel berechnet werden, auf 12 begrenzt um einen guten Kompromiss aus Qualität und Renderzeit zu finden.

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Compositing and Finishing
edelVIZ:
Nachdem die Bilder in A4 @ 300 DPI gerendert wurden, erfolgte die Postproduktion in Nuke und die Bilder dem Kunden übergeben.

DP: Da ihr auf Modo arbeitet: Welche Version habt ihr im Einsatz, und habt Ihr es mit Plug-ins und Scripten ergänzt? Wenn ja, welche?
edelVIZ: Unsere Archviz-Pipeline ist um Modo herum stukturiert.  Bei diesem Projekt haben wir zum ersten Mal V-Ray verwendet. Insgesamt ist unser Softwarepark: Modo, V-Ray for Modo, Photoshop, Nuke, Photographs und ein kostenloses Floormaker-Plug-in.

DP: Und was ist als „Pipeline-Tool“ im Einsatz? 
edelVIZ: Google Sheets!

DP: Mit der Erfahrung aus diesem Projekt: Was würdet ihr euch von der nächsten Version von Modo wünschen?
edelVIZ: Funktionierendes Referencing und wie immer bessere Stabilität. Das Referencing in Modo ist aktuell leider sehr unzuverlässig – während Modo generell sehr viel stabiler geworden ist, crashen komplexe Szenen mit Referencing leider ständig. Außerdem treten nach einiger Zeit immer Probleme mit dem Shading auf, und die Szene muss dann kompett neu geladen werden. Das Referencing ist der eine Bereich von Modo, der meiner Meinung nach am dringlichsten verbessert werden müsste.

DP: Wo informiert ihr euch zwischen den Projekten über Neuigkeiten zu euren Tools?
edelVIZ: Täglich kucken wir im Prinzip auf Community.thefoundry.co.uk und den fxguide.com.

DP: Was steht als nächstes auf dem Programm bei euch? 
edelVIZ: Ein stärkerer Fokus auf Archviz-Videos – wir wollen jetzt Syflex für Modo ausprobieren! Ziel ist es mehr und mehr bewegte Elemente in die Videos zu integrieren. Syflex soll hier für die Simulation von Gardinen, Flaggen, Sonnenschirmen, Segeln etc. dienen.

DP: Und zum Abschluss: Wenn ihr das Projekt nochmal ganz von vorne anfangen würdet, was würdet ihr anders machen?
edelVIZ: Mit den gewonnenen V-Ray-Kenntnissen würden wir die Lichtsetzung und das Shading sicherlich effizienter angehen. Wie bei allen anderen Renderern muss man auch bei V-Ray die Stellschrauben verstehen, mit denen man eine gute Balance zwischen Renderzeit und Qualität erreicht – das ist natürlich auf Anhieb nicht so effizient gelaufen und jetzt könnten wir die Renderzeiten mit besseren Settings sicher halbieren. Außerdem ist der Workflow mit Distributed Rendering und auch V-Ray Standalone anders als in Modo.

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