Making-of Rollin‘ Safari

Die Filmakademie ist jedes Jahr eine feste Größe beim animago AWARD. Wer 2015 gegen die Hochschule im Wettbewerb antreten möchte, kann bis zum 30. Juni einen Beitrag einreichen.

Alle weiteren Informationen dazu finden Sie auf www.animago.com.

Das Projekt "Rollin‘ Safari" schmückte im Jahr 2013 das Cover der DP-Ausgabe 02/13. Das Team verriet uns, wie die Kugel-CG-Wesen ins Leben kamen.

Zum Kugeln

Wenn das nicht eine runde Sache wird: Nachdem Stuttgart 2012 im Rahmen der FMX Conference on Animation, Effects, Games and Transmedia von Sascha Gedderts Kügelchen aus „Globosome“ (www.globosome.com) überrollt wurde (2014 für einen animago AWARD nominiert, aber "Wrapped" gewann) und die animierten Tattoos aus dem Trickfilm „Hai Hase“ (www.facebook.com/haihase) von Flo Greth und Julia Reck beim Internationalen Trickfilm-Festival für Aufsehen sorgten, steht 2013 alles im Zeichen kugeliger Tiere – der „Rollin’ Safari“.

Doch welche Geschichte steckt hinter den Clips, die binnen weniger Tage auf YouTube und Vimeo um die Welt gingen? Jedes Jahr stehen die Drittjahres-Studierenden des Animationsinstituts der Filmakademie Baden-Württemberg vor der gleichen Aufgabe: Binnen sechs Monaten müssen 60-sekündige Trailer für das Trickfilm-Festival (ITFS) entwickelt werden. Im Laufe der Produktion entscheidet dann eine Jury, welcher Trailer das Aushängeschild des Festivals werden soll.

2013 gab es allerdings ein Novum: Nicht nur Ulrich Wegenast, künstlerischer Leiter des ITFS, sondern auch Thomas Haegele, Leiter des Animationsinstituts und Conference Chair der parallel stattfindenden Fachkonferenz FMX, entschieden sich für „Rollin’ Safari“ als Haupttrailer der beiden Partner-Veranstaltungen. Bereits bei ihrer Erstaufführung hatten die Kurzfilme beim Publikum für so großes Gelächter gesorgt, dass man sich schnell über das Potenzial der Filme einig war.


Story

Die Filmakademie-Studierenden Kyra Buschor und Constantin Paeplow kamen im Oktober 2011 auf die ungewöhnliche Idee, Tiere in Kugelform zu kreieren. Wenige Wochen später stieß Ännie Habermehl als Regisseurin zum Team. Nun galt es, daraus eine spannende Geschichte zu entwickeln – denn was nützen eine Welt und alle Assets ohne eine gute Story? Ähnlich wie bei Comedy und Slapstick-Formaten erwies sich das Timing als größte Herausforderung: Wo könnte die Punch Line der Filme passend platziert werden? Dank Animatic klärte sich diese Frage bereits zu einem frühen Produktionszeitpunkt, so dass die Konzentration schnell der Animation galt. Statt einer klassischen Verfolgungsjagd sollte eine solche entwickelt werden, die sich von allen bekannten Szenarien unterscheiden sollte. Denkt man zum Beispiel an einen Jäger und ein aufgeblähtes Reh im Wald, erscheint die erfolgreiche Flucht des gehandicapten Tieres reichlich unwahrscheinlich – was aber, wenn ein Tier in Kugelform der Jäger ist und zur Attacke bläst? Durch das spezifische Verhalten der verschiedenen Savannenbewohner eröffneten sich unbegrenzte Möglichkeiten – die Idee zur „Rollin‘ Safari“ war geboren.

Gestaltung

Um die Tiere zum Leben zu erwecken und sie zu lustigen Zeitgenossen werden zu lassen, musste zwischen ihrer natürlichen und der abstrahierten Form ein Kompromiss gefunden werden. Dieser Mittelweg entpuppte sich als große Herausforderung, weil er für Geschichte und Witz der Filme von elementarer Bedeutung ist: Die Tiere durften weder zu cartoonähnlich, noch zu abstrakt wirken, weil das Animalische erhalten und die Empathie des Zuschauers nicht riskiert werden sollte. Dazu wurden mit Photoshop digitale Konzeptzeichnungen generiert, um den Tieren früh einen möglichst finalen Look zu verleihen. Im Anschluss wurde den Tieren ihre Fülle gegeben, bevor sie unter Verwendung von ZBrush in die dreidimensionale Welt gesculpt wurden und mit Hilfe von 3D Coat eine saubere Topologie sichergestellt wurde. Nach dem Modeling wurden die Tiere mit Rigging und Surfacing zum Leben erweckt.

Rigging & Rendering

Beim Rigging wurde schnell klar, dass eine zu starke Verformung der Tierkörper problematisch werden würde. Es galt, kugelige Tiere zu kreieren, die zwar deutlich verformt, aber flexibel sein sollten. Erste Animationstests ergaben, dass die Beine am ganzen sphärischen Körper entlang unbedingt bewegbar bleiben mussten. Da die natürliche Anatomie der Tiere dies nicht zulässt, wurde einfach die Wirbelsäule weggelassen. Becken und Schultern der Tiere wurden so zum Mittelpunkt des Körpers und ermöglichten die freie Bewegung aller Extremitäten. Doch nicht nur das Rig erwies sich als knifflig: Um den Tieren einen stilisierten Fur-Look zu geben, ohne auf aufwendige Fur- oder Hair-Simulation zurückgreifen zu müssen, wurde eine zweite „Hülle“ um das Mesh platziert, welche auf einer gemalten Fur-Textur als Alpha zum Einsatz kam. Das nun sichtbare Endergebnis war eine weichere Struktur der Oberfläche, der sogenannte „Furry-Look“. Animiert, gelighted und gerendert wurden die Filme hauptsächlich in Maya; als Renderengine kam dabei Mentalcore zum Einsatz. Alle Objekte in größerer Distanz zur Kamera wurden mit einem aufwendigen Matte Painting realisiert (24.000 x 1.200 Pixel), das mit Photoshop erstellt und anschließend in den Hintergrund projiziert wurde. Das finale Compositing geschah in Nuke. Beim Blick auf das Gesamtprojekt ließ sich resümieren, dass bei einer Echtzeit-Renderengine und einer optimierten Pipeline sicher noch mehr Zeit für die Ausarbeitung der Geschichten geblieben wäre.

Rollin‘ Wild

Nun gab es ein Proof-Of-Concept – doch für das Team stand fest, dass es mit den Tieren aus „Rollin’ Safari“ weitergehen musste. Aber wie? Diese Frage stellten sich Kyra Buschor, Constantin Paeplow und Producer Philipp Wolf Mitte des Jahres 2012. Die drei gründeten die „Flying Stone GbR“ und entwickelten aus den vier Trailern das Transmedia- Projekt „Rollin’ Wild“. Im Vordergrund steht dabei die Entwicklung der Welt rund um die kugeligen Tiere – schließlich gibt es neben der Savanne noch viele weitere Schauplätze, an denen interessante Geschichten erzählt werden können.

Das Team

Kyra Buschor wurde 1987 in Berg (Schweiz) geboren und entdeckte schon im Kindesalter ihr Interesse für Film und Kunst. Nach ihrer Schulzeit an der „Liceo Artistico“ (Kunstschule) sammelte sie bei „Los Banditos“ und dem „Digital Frame Studio“ erste Praxiserfahrungen im Bereich 3D-Animation. Im Oktober 2009 begann sie ihr Studium in der Fachrichtung 3D-Animation an der Filmakademie Baden- Württemberg.

Constantin Paeplow wurde 1988 in Hamburg geboren. Gleich mit seinem ersten animierten Film „Weltraumschrott“ gewann er 2006 den „German Young Talent Film Award“ – sein erster Schritt in Richtung Animation. 2007 absolviert er ein Praktikum bei der „Trickcompany“ in Hamburg und später bei „little green bag“. Ein Jahr darauf buchte ihn die Firma als freier 3D-Animator und Compositor. 2008 bis 2010 arbeitete er an verschiedenen Animationsprojekten der „Trickcompany“. 2009 begann er sein Studium der 3D-Animation an der Film akademie Baden-Württemberg.

Ännie Habermehl wurde 1986 in Wiesbaden geboren und begann nach dem Abitur 2005 eine Ausbildung zum Mediendesigner in dem kleinen Hattersheimer Unternehmen „das modular“. Während dieser Zeit entwickelte sie eine immer stärkere Begeisterung für animierte Bilder und bewarb sich daher an der Filmakademie Baden-Württemberg, wo sie 2009 ihr Studium in 3DAnimation begann.

Ablauf

Aufgrund des nur sechsmonatigen Zeitfensters für die erste Idee bis zum fertigen Film wurde um die drei Regisseure schnell ein größeres Team aufgebaut. Erheblichen Anteil am Erfolg von „Rollin‘ Safari“ hatten die Technical Directors Thomas Hartmann, der für Shading, Lighting, Rendering und die Wassersimulation zuständig war, Sascha Langer und Christoph Westphal, die sich mit den Rigs der kugeligen Tiere auseinandersetzten. Die Staubeffekte realisierten David Kirchner und Markus Kranzler. Neben den TDs waren noch viele weitere Studierende am Gesamtprojekt – vom Compositing über Sounddesign bis hin zur Musik – beteiligt und leisteten dabei großartige Arbeit, für die das Kernteam sehr dankbar ist. Der Dank des „Rollin’ Safari“-Teams gilt außerdem dem Animationsinstitut der Filmakademie Baden-Württemberg (www.animationsinstitut.de), denn ohne dieses wäre die Produktion der Trailer nicht möglich gewesen. Neben der Bereitstellung von Workstations, Software und der Renderfarm eröffneten sich durch die kompetente Projektbetreuung immer wieder neue Perspektiven.

Alle weiteren Informationen zur animago AWARD & CONFERENCE finden Sie hier: www.animago.com

mf

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