Lastwagen voller Raubkopien

Ein Markt umspannender Zugriff erfolgte am vergangenen Sonntag auf einem tschechischen Grenzmarkt. In Asch, unweit von Hof in Bayern, riegelten etwa 200 tschechische Beamte des Zolls, der Gewerbe- sowie der Ausländerpolizei den gesamten Markt ab.

Nachdem Mitarbeiter der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) mittels Testkäufen Beweise für raubkopierte Filme erstanden hatten, öffneten die Beamten jeden Stand. Sie beschlagnahmten säckeweise raubkopierte Filme sowie gefälschte Markenartikel und füllten damit einen 30-Tonnen-LKW. Die Aktion dauerte von den frühen Morgenstunden bis in den späten Abend. Festnahmen erfolgten nicht.

Unter den am Sonntag sichergestellten Filmen befanden sich aktuelle Titel wie „Ratatouille“, „Könige der Wellen“, „Das Bourne Ultimatum“ und „Resident Evil: Extinction“. Mit dieser Bandbreite richten sich die, überwiegend vietnamesischen, Händler fast ausschließlich an deutsche Kundschaft. Wegen des kontinuierlichen Angebots besteht ein ebenso stetiger Kauftourismus zu den insgesamt über 50 tschechischen Grenzmärkten. Dabei sind die zahlreichen Marktbesucher bereit, selbst für qualitativ schlechte Raubkopien immer noch bis zu 3 Euro zu zahlen. Die hierfür aufgewendete Kaufkraft geht dem legalen Markt verloren.

Eine jetzt in Auszügen veröffentlichte Studie der Bauhaus-Universität Weimar und der Universität Hamburg bestätigt signifikante Einbußen der deutschen Filmwirtschaft durch illegale Kopien im Internet und auf Datenträgern. Ohne Raubkopien könnten Kinos ihren Besucheranteil um 12,6 Prozent steigern, die Umsätze beim legalen DVD-Verleih würden ohne die illegale Konkurrenz um rund ein Zehntel und beim DVD-Verkauf sogar um 14,7 Prozent höher ausfallen, so die Ergebnisse der Studie.

Das Angebot auf den tschechischen Grenzmärkten bildet einen nicht unerheblichen Anteil am gesamten illegalen Markt. Als Ausgangsmaterial nutzen organisierte Banden fast ausnahmslos die im Internet verfügbaren illegalen Filmkopien. Aus diesen Gründen geht die GVU gemeinsam mit tschechischen Behörden seit über einem Jahr in regelmäßigen Schwerpunktaktionen gegen diese Schattenwirtschaft vor. Dazu Christian Sommer, Vorstandsvorsitzender der GVU: „Neben solchen sehr erfolgreichen Aktionen ist es dringend notwendig, dass diese illegalen Märkte an der Grenze auch politisch thematisiert und bekämpft werden. Die Kooperation mit den tschechischen Behörden hat sich zwar verbessert, ist aber noch stark ausbaufähig.“

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