Onlinepiraterie zentrales Thema der Veranstaltung

Am vergangenen Mittwoch hat die Mitgliederversammlung der Gesellschaft zur Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen e.V. (GVU) den amtierenden Vorstand bestätigt.

Damit bleibt Christian Sommer weiterhin Vorsitzender des Gremiums. Ulrich Raum als Vorsitzender des Finanzausschusses, Olaf Wolters für den Bereich Recht und der Vorsitzende des Technikausschusses Klaus-Peter Schulte übernehmen ihre Ämter auch für das kommende Jahr. Als Vorstandsmitglieder ohne Geschäftsbereich wurden Michael Panknin und Vincent de La Tour wiedergewählt. Dazu Christian Sommer: „Ich freue mich sehr, dass der Vorstand in dieser Form weiterhin die Geschicke der GVU leiten wird und wir in bewährter Zusammensetzung bleiben.“

In seinem Bericht zog der Vorstandsvorsitzende Bilanz über die Aktivitäten der GVU in 2007 und wies auf aktuelle Entwicklungen und Rahmenbedingungen hin. So erschweren laut Sommer jüngste gesetzgeberische Entwicklungen eine effektive Verfolgung von Urheberrechtsverletzungen massiv. „Sollte sich der Trend in der Gesetzgebung weiter fortsetzen, werden die Rechteinhaber faktisch schutzlos gestellt. Es ist dringend notwendig, dass die Unternehmen der Film- und Entertainment-Softwarebranche wirksame Instrumente an die Hand bekommen, um gegen Urheberrechtsverletzungen auch vorzugehen“. Als Beispiel verwies Sommer auf die Umsetzung der Richtlinie zur Vorratsdatenspeicherung.

Als Schwerpunkte für 2008 nannte der Vorstandsvorsitzende die Ausweitung des Dienstleistungsangebots in Zusammenarbeit mit Partnern, eine Kooperation mit Internetprovidern sowie Pilotprojekte bei neuen Erscheinungsformen der Piraterie. „Die GVU ist im laufenden Jahr erfolgreich in ihren Kernbereichen tätig gewesen und hat sehr gute Ergebnisse erzielt. Darüber hinaus hat sich die Organisation auch sehr schnell neuen Problemfeldern angenommen und hier Strategien und Lösungen entwickelt. Die umgehende Reaktion auf den immer schneller werdenden Technologiewechsel bleibt eine Herausforderung für das nächste Jahr“, so das Fazit von Christian Sommer.

Um die Organisationsstruktur der GVU noch besser an solche aktuellen Erfordernisse anzupassen, wird ein zukünftiger Geschäftsführer die Organisation als Vereinsorgan leiten. Darauf einigten sich die Mitglieder am 12. Dezember. Vor allem die Bekämpfung der Internetpiraterie erfordert kurze Entscheidungswege und zeitgemäße Vorgehensweisen. Wie der Bericht der Rechtsabteilung auf der Mitgliederversammlung eindeutig aufzeigte, bilden urheberrechtsverletzende Inhalte im weltweiten Netz das zentrale Problem. Zum Einen bildet das Internet die Quelle für nahezu 90 Prozent aller Raubkopien, zum Anderen ermöglichen neben so genannten One-Klick-Hostern nach wie vor gerade die „Tauschbörsen“ eine massenhafte Verbreitung der illegalen Kopien von Filmen sowie Entertainmentsoftware.

Unter neuen Ansätzen im Kampf gegen solchen Diebstahl geistigen Eigentums stieß der „Graduated Response“ auf besonders großes Interesse – ein Konzept, das auf die Zusammenarbeit mit Internetprovidern baut und jetzt in Frankreich auf nationaler Ebene erstmals umgesetzt wird. Im Kern handelt es sich dabei um eine Maßnahme gegen urheberrechtsverletzendes Downloaden abseits straf- oder zivilrechtlicher Verfolgung. Vielmehr sollen solche Downloader zunächst per Mail auf ihr illegales Handeln aufmerksam gemacht und bei Wiederholung mit zunächst einer teilweisen, letztendlich aber mit einer permanenten Sperrung des Internetzugangs belegt werden.

Über die kannibalistischen Effekte des File Sharing auf den legalen Filmmarkt berichtete der Gastreferent Professor Dr. Thorsten Hennig-Thurau von der Bauhaus Universität Weimar am Nachmittag der Mitgliederversammlung. In seiner aktuellen Studie zum Konsumverhalten von „Tauschbörsen“-Nutzern weist der unabhängige Wissenschaftler Umsatzrückgänge bei Kinos sowie im DVD-Verkauf und -Verleih im zweistelligen Prozentbereich nach. Auch der zweite geladene Redner, Dr. Frank Stummer von der Ipoque GmbH, bestätigte die Bedeutung solcher P2P-Netzwerke. Nach seiner jüngst veröffentlichten Studie erzeugt der dort vorgenommene Datentausch mit 70 Prozent mehr Verkehr als alle anderen Anwendungen zusammen. Besonders hoch im Kurs stehen dabei Filme mit einem Anteil von 80 Prozent aller getauschten Dateien. Als am weitesten verbreitetete P2P-Software ermittelte die Studie BitTorrent – eine File-Sharing-Technologie, die bei der GVU seit längerem im Fokus der Ermittlungen steht.

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