Fußball-EM macht Kinos Konkurrenz

Branchenvertreter uneins über Zukunftsaussichten.

Der Filmproduzent Constantin Film http://www.constantin-film.de prognostiziert der deutschen Kinowirtschaft triste Zukunftsaussichten. Ein Ende der Krise sei nicht absehbar und die Filmtheater in Deutschland stünden auch 2008 in der Defensive, so Fred Kogel, Vorstandschef von Constantin Film, in einem Interview mit dem Handelsblatt. Neben neuen Fernsehkanälen setzen laut Kogel auch die DVD und das Internet sowie Computerspiele der Branche immer mehr zu. Dieses Jahr komme mit der Fußball-EM ein weiterer Konkurrent hinzu, der massiven Druck auf die Kinowirtschaft ausüben werde. „Im Vergleich zur WM vor zwei Jahren fehlt uns diesmal ein Sönke-Wortmann-Film über die deutsche Nationalmannschaft“, sagt Kogel.

Weitaus optimistischer zeigen sich andere Vertreter der deutschen Kinobranche. „Wir sehen überhaupt keine Krise. Im Moment läuft es so gut wie schon lange nicht mehr“, sagt Jan Oesterlin, Geschäftsführer von Zukunft Kino Marketing (ZKM), einer Initiative des Hauptverbandes Deutscher Filmtheater (HDF) http://www.hdf-kino.de, im Gespräch mit dem Nachrichtendienst pressetext.de. Kino liege um 25 Prozent über dem Vorjahr und die Leute strömten momentan in die Vorstellungen wie lange nicht. „Die aktuellen Zahlen sprechen eine völlig andere Sprache als die Befürchtungen von Fred Kogel. Wir können ausgesprochen optimistisch nach vorne blicken“, meint Oesterlin.

Die Zahlen von 2007 belegen jedoch zumindest Schwierigkeiten der vergangenen Monate. So gingen laut der Berliner Filmförderanstalt die Einnahmen um 5,7 Prozent zurück und es kamen rund acht Prozent weniger Besucher in die Kinos. 2007 sei zwar nicht erfreulich gewesen, doch weil es sich bei Kino um zyklische Entwicklungen handle, könne man nicht sagen, das vergangene Jahr habe die Branche in eine Krise gestürzt, so Oesterlin gegenüber pressetext. „Was die EM anbelangt, wird der Rummel sicher nicht so groß sein wie zur WM 2006. Außerdem haben wir auch im Sommer eine Reihe an starken – auch deutschen – Filmen am Start.“

Glaubt man Kogel, hat auch der Streik der US-Drehbuchautoren Spuren hinterlassen und wirkt sich negativ auf die deutschen Kinos aus. „Durch den Streik ist eine Lücke gerissen worden“, so Kogel. Die Folgen seien auch für die Berlinale spürbar und auf der Messe European Film Market würden neue interessante Filme fehlen. Schon im vergangenen Jahr hatte Constantin Film ordentlich zu kämpfen und musste im Filmverleih Verluste hinnehmen. Laut dem Vorstandschef habe das Unternehmen versucht, mit Anstrengungen in anderen Bereichen die Rückgänge im Verleih auszugleichen. Aus Oesterlins Sicht bringen Entwicklungen wie die Digitalisierung zwar große Herausforderungen mit sich, bergen aber auch große Chancen. „Letztlich wird auch das Kino von der Digitalisierung profitieren und mehr Besucher in die Filmtheater locken.“

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