Film 2.0 – Die Zukunft der Filmindustrie im Zeitalter von Wikinomics und Games

Über 350 Professionals bei den Berlinale Keynotes 2008.

Mehr als 350 internationale Branchenvertreter verfolgten am Dienstag die zweiten Berlinale Keynotes, zu denen das Medienboard Berlin-Brandenburg und die Internationalen Filmfestspiele Berlin in den Palmenhof am Potsdamer Platz eingeladen hatten. Unter der Überschrift „The Age of Collaboration“ standen zukunftsweisende kreative und strategische Allianzen zwischen Film, Games und Web 2.0 im Zeitalter von Wikinomics und Games im Mittelpunkt der Diskussion, die von Medienboard Chefin Petra Müller und Berlinale Direktor Dieter Kosslick eröffnet wurde.

„Bei den Berlinale Keynotes war nun schon zum zweiten Mal die Avantgarde der digitalen Medienwelt zu Gast. Es ging um die Zukunft des Films im Zeitalter von Web 2.0, Wikinomics und Games.“, so Petra Müller. „Ein Film bleibt ein Film, aber die Bedingungen für Produktion, Distribution und Rezeption, vielleicht sogar die Genres, werden sich schneller und radikaler verändern als wir denken.“

„Es ist gut, an einem traditionsreichen Ort wie dem Kaisersaal über die Zukunft der Filmindustrie zu diskutieren. Es zeigt, dass die Berlinale neben dem klassischen Filmgeschäft auch dem Diskurs über die Innovationen aus den neuen Medienbranchen im Festival Raum gibt“, so Dieter Kosslick.

In seiner Keynote verdeutlichte Don Tapscott, erfolgreicher Berater, Autor, Professor und Chef des internationalen Think Tanks New Paradigm, die Auswirkungen des Internet für die Filmindustrie und zeigte neue Möglichkeiten der Kooperation für Production, Distribution und Marketing. Matt Hanson, Regisseur, Produzent und Gründer der Visual Intelligence Agency, untermauerte im Anschluss Tapscotts Thesen: Sein offenes Filmprojekt „A Swarm of Angels“ bricht mit traditionellen Produktionsabläufen und setzt erfolgreich auf das kreative Potential einer eigenen Web-Community mit über 1.000 Mitgliedern. Dass professionelle Animationssoftware nicht nur großen Hollywoodstudios vorbehalten ist, demonstrierte Ton Roosendaal, Vorsitzender der Blender Stiftung und Chefentwickler der freien 3D-Grafik Software Blender, mit seinem aktuellen Open Movie Projekt „Peach“, dessen Inhalt als auch technische Umsetzung mit Hilfe der freien Software und dem Input vieler Entwickler weltweit entsteht.

Jade Raymond, Videospiele-Produzentin bei Ubisoft, deren im November 2007 veröffentlichtes Spiel „Assassin’s Creed“ bereits 6 Millionen Mal verkauft wurde, demonstrierte, wie attraktiv die Gamesbranche schon jetzt für die Filmschaffenden ist. Sie rief beide Branchen dazu auf, ihre Erfahrungen auszutauschen, um zukünftig verstärkt voneinander zu profitieren. Welche Potentiale sich aus einer solchen Zusammenarbeit ergeben können, erläuterte Jordan Mechner, Screenwriter und Gamesentwickler, der die Filmrechte seines erfolgreichen Computerspiels „Prince of Persia“ an Disney verkauft hat. Produzent Jerry Bruckheimer verpflichtete ihn als Drehbuchautor für die Verfilmung des Spiels, das Disneys Sommer-Blockbuster 2009 werden soll.

Alle Keynote-Sprecher waren sich einig, dass man erst ganz am Anfang einer spannenden Entwicklung steht. Durch den branchenübergreifenden Austausch wird nicht nur neues kreatives Potential sichtbar, alle Branchen werden darüber hinaus in Zukunft auch in ökonomischer und technologischer Hinsicht von dieser Zusammenarbeit profitieren.

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