„Triple Play“ für die Fußball Europameisterschaft 2008

WIGE MEDIA, Wellen+Nöthen und HDinside realisieren bandloses Produktionssystem zur Live-Sportberichterstattung für die ARD.

Für die Live-Berichterstattung zur Fußball Europameisterschaft 2008 hat der Bayerische Rundfunk die WIGE MEDIA AG mit der Planung und Realisierung einer Broadcast-Produktionsumgebung für das IBC (International Broadcast Center) in Wien beauftragt. Partner in diesem Projekt ist der Systemhausspezialist Wellen+Nöthen, der das System entsprechend der speziellen Kundenanforderungen geplant, konfiguriert und in Betrieb genommen hat. Für die Bereitstellung des umfangreichen Miet-Equipments zeichnet das Kölner Rental-Unternehmen HDinside verantwortlich.

Aufgrund seiner langjährigen positiven Erfahrungen mit Avid- und EVS-Systemen entschied sich der Bayerische Rundfunk für eine tapeless Produktionsumgebung. Das Gesamtsystem wurde auf Basis von Produkten beider Hersteller aufgesetzt. Hierzu wurde eine durch die WIGE MEDIA AG kundenspezifisch konzipierte Playout-Lösung zur Verwaltung und Ausspielsteuerung aller eingespielten und nachbearbeiteten Clips integriert.

Zur Disposition des Ablaufs am Ingest und Playout wurde eine Software (Downloader) programmiert, die über einen Kalender-ähnlichen Aufbau den direkten geplanten Zugriff auf die neun Ingest-Kanäle der drei genutzten EVS-Systeme ermöglicht. Der Operator hat somit eine einzige Applikation, die den kompletten Ingest aller Maschinen steuert. Ausspielfertige Beiträge werden ebenfalls über eine zentrale Software (Uploader) disponiert. Auch hier erfolgt der Zugriff auf die Clips und die neun Playout-Kanäle aller EVS-Systeme über eine einzige Maschine.

Das finale Setup des Systems erfolgte durch ein Team von Spezialisten der WIGE MEDIA AG und Wellen+Nöthen GmbH seit Mitte Mai im IBC in Wien.

Live-Spiele aller Austragungsorte werden hier verarbeitet. Während der EM werden bis zu neun Signale über drei EVS XT2 Systeme in Echtzeit aufgezeichnet und direkt über Avid Transfer Engines auf ein Unity ISIS-System (Infinitely Scalable Intelligent Storage) gestreamt. Das übergeordnete Avid Interplay Asset-Managementsystem ermöglicht an 11 Redaktionsarbeitsplätzen einen nahezu unmittelbaren Zugriff auf das laufende Material.

Die redaktionelle Bearbeitung erfolgt über Interplay Assist-Arbeitsstationen, wodurch ein Echtzeitzugriff auf gestreamtes Material möglich ist. Weitere Metadaten, wie beispielsweise Informationen zu Toren oder Schiedsrichterentscheidungen, können hier flexibel hinzugefügt werden.

In der Postproduktion erlaubt dies einen unmittelbaren Zugriff auf bereits gesichtetes und geclipptes Material, was eine schnelle Recherche und Bearbeitung des Materials möglich macht. Darüber hinaus kann am Assist ein Rohschnitt vorgenommen werden, bei dem einzelne Segmente aneinander geschnitten werden können. Diese so genannten „Shotlisten“ stehen den Cuttern als Basis für die Postproduktion zur Verfügung. Bearbeitetes Material wird nach einer einheitlichen Konvention benannt und in die entsprechenden Serverordner einsortiert. Dies gewährleistet einen optimalen Überblick über vorhandenes Material.

Die Audiobearbeitung erfolgt über ein Digidesign Pro Tools|HD-System, das ebenfalls direkt auf das Avid Unity ISIS-System zugreifen kann. Der Feinschnitt erfolgt auf Avid Media Composern. Produziert wird durchgehend im IMX-Standard bei 50 Mbit. Über einen „Send to Playback“-Befehl wird der finale Beitrag auf der EVS zur Ausspielung bereitgestellt.

Ein redundantes Energieversorgungs- und Backupsystem garantieren eine maximale Produktionssicherheit des gesamten Systems.

„Broadcast-Produktionsumgebungen in der Live-Berichterstattung erfordern eine möglichst 100%-ige Verfügbarkeit des Systems unter allen Bedingungen.

Im Rahmen eines ausgefeilten Havarie-Konzepts wurden zusätzliche Redundanzen geschaffen, um eine unterbrechungsfreie Übertragung zu gewährleisten. Zu den redundant aufgebauten ISIS-/Interplay-Modulen zählen u. a. Systemdirector, Interplay-Cluster, Media Indexer und Cisco-Switche. Das System wird zusätzlich über zwei getrennte Stromversorgungs- und USV-Systeme gegen Stromschwankungen abgesichert. Gleichzeitig ist das System so performant, dass es für die Redakteure möglich ist, auf Clips in der Original-Auflösung IMX50 zuzugreifen“, erläutert Thomas Jocksch, der technische Projektverantwortliche seitens Wellen+Nöthen.

„Für uns ist dieses Projekt ein weiterer Schritt, komplett bandlose Workflows im Bereich der Außenübertragung und der temporären Flightcase-Produktionsumgebungen zu etablieren. Die heutige Technik und das Know-how, das wir nun seit fast drei Jahren in diesem Bereich sammeln, erlaubt es uns flexibel auf die jeweiligen Produktionsanforderungen zu reagieren. In diesem Fall konnten wir z.B. eine maßgeschneiderte Ingest- und Playout-Lösung realisieren, die genau den Anforderungen der Produktion nachkommt“, so Tobias Vees, Exec. VP Technology & Development der WIGE MEDIA AG und Gesamtleiter für das Projekt.

Die Vorabnahme des Systems durch den Bayerischen Rundfunk und eine erste

Basisschulung fand Mitte Mai in Köln statt. Während der Inbetriebnahme und im Zuge der Testläufe in Wien erfolgte die Anpassung der Avid Interplay Datenbankstruktur auf die tatsächlichen Bedürfnisse. Durch ein weiteres intensives Training werden die Redakteure und Archivare auf den Workflow geschult. Als Techniksupport wird ein Serviceteam von WIGE MEDIA und Wellen+Nöthen bei der Installation im Vorfeld bereitstehen und die gesamte Europameisterschaft vor Ort begleiten.

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