Hollywood startet Blu-ray-Offensive

Interaktive Features sollen Verkäufe ankurbeln.

Das Filmstudio Walt Disney versucht das bisher mäßige Interesse an Blu-ray DVDs zu steigern. Parallel zu anderen großen Vertretern der Unterhaltungsindustrie startet Disney eine Reihe von Aktionen, die den Verkauf von Blu-ray-Filmen anheizen sollen, berichtet die New York Times. Im Oktober will der Medienkonzern mit einer Spezialedition zum 50. Jahrestag des Trickfilmklassikers Dornrößchen in Blu-ray richtig durchstarten. Um ein breites Publikum – insbesondere auch die junge Generation – anzusprechen, wird die Spezialausgabe von verschiedenen interaktiven Zusatzangeboten begleitet. Auch das Thema Social Networking wird aufgegriffen. So sollen die Zuseher den Film zum Beispiel gleichzeitig mit Freunden, die sich an verschiedenen Orten befinden, anschauen und über einen Chat kommunizieren können.

Über BD Live, ein neues interaktives Feature für Blu-ray-Player, wird eine Verbindung ins Netz hergestellt, über die jegliche interaktive Funktionen möglich werden. Auch Sony und Lionsgate setzen bereits auf BD Live und sehen darin die Killerapplikation, die Blu-ray zum durchschlagenden Erfolg verhelfen wird. „Unsere Untersuchungen zeigen, dass sehr viele Menschen nebenbei mit dem Laptop fernsehen“, sagt Lori MacPherson, Senior Vice President Walt Disney Home Entertainment. Online-Games und SMS seien sehr populär und für die Filmstudios stelle sich nun die Frage, wie man all dies am besten nutzen kann. Allerdings stellen sich den interaktiven Träumen der Filmindustrie vorerst einige technische Schwierigkeiten in den Weg. So ist zum Beispiel die erste Generation der Blu-ray-Player nicht BD-Live-kompatibel und kann auch nicht aufgerüstet werden. Neben Sonys PS3 ist derzeit gar nur ein Player – der Panasonic DMP-BD50K – fähig, die interaktive Technologie zu nutzen. Bis Herbst wollen einige Hersteller aber nachziehen und BD-Live-Geräte auf den Markt bringen.

Trotz Unsicherheiten zeigt sich die Branche für die Zukunft optimistisch. Die Einigung auf ein Format wertet man beim Bundesverband Audiovisuelle Medien (BVV) als Erfolg. „Es gibt bereits viele Filmfreunde, die auf dieses Signal gewartet haben, um endlich zukunftssichere HD-Soft- und Hardwareprodukte erwerben zu können“, meint Oliver Trettin, stellvertretender Geschäftsführer des BVV, gegenüber dem Nachrichtendienst pressetext.de. Da die Entscheidung für Blu-ray Anfang des Jahres gefallen sei, könne eventuell sogar erstmalig ein dreistelliger Millionenumsatz mit HD-Bildtonträgern generiert werden. Auch Screen-Digest-Analyst Richard Cooper zeichnet ein positives Bild. „Die Kosten für Hardware werden schnell fallen, bis Weihnachten werden die Preise für Blu-ray vermutlich auf dem Niveau von normalen DVDs liegen“, so Cooper im pressetext-Interview. Im Gesamtjahr 2008 werde Blu-ray in den USA und Europa etwa drei Prozent des gesamten Heimkinomarktes ausmachen.

Bleibt die Frage, wie lange die Konsumenten in Zeiten von Downloads überhaupt noch auf physische Formate ansprechen werden. Zwar nehmen die Blu-ray-Verkäufe zu, doch der Marktanteil ist nach wie vor klein und die Preise im Schnitt noch deutlich über jenen von normalen DVDs. Trotzdem rechnet Cooper mit einer durchaus hoffnungsvollen Entwicklung der DVD. „Downloads werden dieses Jahr nur 0,6 Prozent des Heimkino-Segments ausmachen. Bis 2012 wird der Wert zwar auch rund drei Prozent erreichen, aber DVDs und Blu-ray-Discs werden dann gemeinsam immer noch auf etwa 50 Mrd. Dollar und Downloads nur auf 1,5 Mrd. Dollar kommen.“ Insgesamt läuft das DVD-Geschäft derzeit also noch befriedigend. Jede Flaute schürt jedoch neue Zukunftsängste in der Branche. Denn immerhin machen DVDs mit rund 70 Prozent den Löwenanteil neuer Filme aus, auf den niemand verzichten will. Die bisherigen Verkaufszahlen für 2008 sind durchwachsen ausgefallen. So blieben die Verkäufe einiger Blockbuster wie beispielsweise des Kinohits „I am Legend“ klar hinter den Erwartungen zurück.

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