Der Aufbruch in die neue 3D-Welt

Auf dem weltweit ersten 3D-Filmfestival in Singapur stellen die Studiobosse aus Hollywood ihre ersten 3D-Kinofilme vor

„In fünf bis sieben Jahren werden alle Filme, unabhängig von ihren Budgets oder Genres, in 3D hergestellt“, progostizierte Jeffrey Katzenberg, Chef von DreamWorks Animation, bei der Eröffnung des weltweit ersten 3DX Film & Entertainment Technology Festival am 19. November 2008 in Singapur. Da die ganze Welt dreidimensional sei, so der Hollywoodboss, sei es an der Zeit, dies auch auf der Leinwand zu reflektieren; und zwar nicht nur in Animationsfilmen.

„3D ist unsere natürliche Sichtweise, wie wir Dinge aufnehmen“, betont Katzenberg. „Das ist keine technische Spielerei, sondern versetzt das Publikum in die Lage, durch die Erhöhung ihrer Erfahrung vollständig in einen Film einzutauchen.“ Die Umstellung auf 3D werde nicht nur im Kino erfolgen, sondern auf allen Bildschirmen, zu denen selbst Handys und Laptops zu zählen sind.

Neben Katzenberg sind auch andere Branchenvertreter wie Mark Zoradi, President der Walt Disney Studios Motion Pictures Group davon überzeugt, dass die Zukunft dem 3D-Film gehört. Die Kinogänger reagierten sofort auf 3D-Angebote, erklärte Zoradi, was der Erfolg von 3D-Titeln wie „Hannah Montana and Miley Cyrus: Best of Both Worlds Concert“ und „Himmel und Huhn“ bewiesen habe. „Die Filmbesucher ziehen 3D eindeutig vor, wenn sie die Wahl haben“, weiß der Disney-Chef, der davon ausgeht, dass ein Film im 3D-Format das Zwei- bis Dreifache einspielen könne wie die herkömmliche 2D-Version.

Um die Abspielbasis von 3D-Filmen zu verbreitern, hat Disney mit IMAX einen Multi-Picture-Deal über fünf Filme abgeschlossen, von dem als erster Film „A Christmas Carol“ von Robert Zemeckis profitieren soll. Sowohl im digitalen 3D-Format als auch parallel in Imax-3D wird James Camerons Science-Fiction-Epos „Avatar“ ins Kino gebracht, das die 20th Century Fox am 17. Dezember 2009 startet. Für den Filmproduzenten John Landau, der mit Cameron schon den Mega-Hit „Titanic“ produziert hat, steht fest, dass 3D für das Kino denselben Effekt haben wird wie einst der Stereo-Sound für den Tonbereich. Allerdings müsse die Filmbranche zunächst die Vorurteile ausräumen, weil die Konsumenten mit 3D immer noch technische Spielereien mit B-Movies und Großbildpräsentationen in Vergnügungsparks in Verbindung brächten.

Auf dem 3DX Film & Entertainment Technology Festival in Singapur präsentierte Disney der Öffentlichkeit erstmals 3D-Ausschnitte aus dem Animations-Klasiker „Die Schöne und das Biest“ aus dem Jahre 1991, den Disney für die 3D-Auswertung für 2010 neu rendert. Eine 3D-Version entsteht auch von „Tron 2“, der 2011 oder 2012 herauskommen soll. Dadurch erhöht sich die Anzahl von Disneys digitalen 3D-Starts im Zeitraum 2009 bis 2010 auf insgesamt elf Filme. 2011 sollen sechs weitere 3D-Produktionen hinzukommen. Damit wird das Studio in den nächsten drei Jahren den 3D-Kinomarkt dominieren, denn von Disney kommen mehr als die Hälfte aller herausgebrachten 3D-Filme. Der Output der 3D-Produkte wird – ganz nach der alten Tradition des Trickfilmhauses – überwiegend aus Animationsfilmen bestehen.

„Die größte Hürde, die 3D überwinden muss, sind nicht die Produkte“, konstatiert Zoradi, „sondern die Installierung der digitalen Projektionssysteme in den Kinos.“ Katzenberg rechnet damit, dass 35 bis 40 Prozent der Zuschauer sich das Animationsabenteuer „Monsters vs Aliens“, das im März 2009 herauskommt, lieber in der 3D-Fassung anschauen. Bei den Filmen, die 15 Monate später ins Kino kommen wie das nächste „Shrek“-Sequel geht er sogar davon aus, dass sich bereits 80 bis 85 Prozent aller Kinogänger den Film in 3D ansehen werden.

Ermöglicht worden ist die jüngste Inkarnation des dreidimensionalen Kinovergnügens nicht zuletzt durch die Entwicklung der stereoskopischen 3D-Technologie, für die Quantel im November 2008 mit dem Engineering Excellence Award in Hollywood ausgezeichnet worden ist. „3D wird die Menschen ins Kino zurückbringen, die dort schon lange nicht mehr hingehen“, unterstreicht Katzenberg. „Denn dies ist nicht die Art von 3D, wie es unsere Eltern kennen. Der Zuschauer bekommt davon keine Kopfschmerzen und ihm wird dabei auch nicht übel.“

Die Hollywood-Experten sind sich einig, dass die Fähigkeit von 3D, das Publikum in einen Film hineinzuziehen, zugleich der Schlüssel zum Erfolg ist. „Es gibt kein Filmerlebnis, das intensiver ist als 3D“, bestätigt Landau. „Bei ‚Titanic’ haben wir die visuellen Effekte eingesetzt, um den Zuschauern das Gefühl zu vermitteln, hautnah dabei zu sein. Bei ‚Avatar’ setzen wir die Technologie ein, um das Kinopublikum in eine andere Welt zu katapultieren. Für Katzenberg bietet 3D den Kinos die einzigartige Chance, den Besuchern eine Erfahrung zu vermitteln, die ihnen zuhause verwehrt bleibt. „Der einzige Ort, der zuhause dafür in Frage käme, ist der Kleiderschrank“, sagt der Hollywood-Vertreter. „Doch darin wird sich niemand zwei Stunden lang einen Film ansehen wollen.“

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