3D-Simulation für Architekten: Forscher der Uni Saarland stellen neue Visualisierungstechnik vor

Neues Verfahren für die Integration komplexer Gebäudemodelle in der Architektur- und Landschaftsplanung / Präsentation auf der CeBIT 2009 in einem interaktiven 3D-Kino

Viele Gebäude werden heute nicht mehr am Reißbrett entworfen, sondern mit Hilfe von Konstruktionsprogrammen am Computer. Was dort bisher fehlt, ist eine realistische interaktive Darstellung der Häuser in ihrer zukünftigen Umgebung. Saarbrücker Informatiker haben jetzt eine Visualisierungstechnik entwickelt, mit der Architekten komplexe Modelle von Gebäuden perfekt in die Landschaft einpassen können.

Die neue Technologie wollen Wissenschaftler der Universität des Saarlandes und des Deutschen Forschungszentrums für Künstliche Intelligenz (DFKI) als interaktives 3D-Kino auf der CeBIT 2009 vom 3. bis 8. März in Hannover am Forschungsstand des Saarlandes (Halle 9, Stand B43) vorstellen.

Um Landschaften auf realistische Weise im Computer zu simulieren, greifen die Saarbrücker Forscher auf die Angaben der Katasterämter zurück. Dazu kommen Fotos und Geländedaten, die mit Laserscannern aus dem Flugzeug heraus aufgenommen werden und mit typischerweise fünf Messpunkten pro Quadratmeter eine sehr genaue Datenbasis liefern. Diese Daten werden dann im Computer zu virtuellen Dörfern und Städten in dem jeweiligen dreidimensionalen Gelände zusammengefügt. Am Bildschirm oder einer stereoskopischen Leinwand kann man die Häuser dann dreidimensional drehen und wenden, sie umfliegen oder auch die Innenräume begehen. Wenn dabei das Design eines Neubaus nicht in die Umgebung passt oder den Garten des Nachbarn abschattet, lässt sich das per Mausklick schnell verändern. Dank der dreidimensionalen und naturgetreuen Darstellung der Umgebung können sich Architekten und Landschaftsplaner in Zukunft teure Gipsmodelle ersparen.

Grundlage für die genauen Bilder ist das so genannte Echtzeit-Raytracing, eine interaktive Visualisierungstechnik, die von Prof. Philipp Slusallek und seinem Team in den vergangenen Jahren zur Marktreife gebracht wurde. Sie eröffnet Designern und Konstrukteuren neue virtuelle Welten, in denen auch Spiegelungen, Reflexionen und Lichtbrechungen realistisch dargestellt werden. Für die Präsentationen auf der CeBIT 2009 haben die Computergrafiker beispielhaft den Campus der Universität des Saarlandes modelliert und die neuen Gebäude der Fachrichtung Informatik sowie einen geplanten Anbau an das DFKI eingepasst. Messebesucher können, mit 3D-Brillen ausgestattet, an einer großen Leinwand den Campus interaktiv begehen.

In einem weiteren Forschungsprojekt arbeiten die Saarbrücker Informatiker daran, wie man zusätzlich so genannte semantische Informationen in die virtuellen Landkarten einbauen kann. Kommunen verfügen zum Beispiel über viele Datenbanken zur Straßenführung, zu Straßenschildern, Abwasserleitungen oder gar Bäumen. Diese werden bisher nur als Symbole, aber nicht in ihrer echten Geometrie in den 3D-Karten abgebildet. In diesem Zusammenhang sollen neue Visualisierungsverfahren erforscht werden, um diese Daten in der 3D-Umgebung darzustellen. Anhand der semantischen Angaben ließen sich dann zum Beispiel auch historische Gebäude im Wandel der Jahrzehnte abbilden.

Am 3. März hält Prof. Philipp Slusallek im Rahmen des future talks (Halle 9, Stand A 54) einen Vortrag zum Thema „Unsere Welt im Rechner: Simulierte Realität statt Second Life“. Die neue Forschungsgruppe „Agenten und Simulierte Realität“ von Prof. Philipp Slusallek am DFKI entwickelt diese 3D-Technologie in Kooperation mit dem Exzellenzcluster der Universität und setzt sie in verschiedenen Industrie- und Forschungsprojekten ein.

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