Paradies oder Budgetdruck?

Münchner Fachkongress diskutierte Musik in den Medien.

Medienproduktionen sind auf Musik angewiesen, geprägt ist die Zusammenarbeit der Branchen jedoch von Interessenkonflikten. Dies zeigte der Fachkongress „Musik und Medien“, der am 5. März im Bayerischen Rundfunk in München stattfand und unter anderem vom Cluster audiovisuelle Medien organisiert worden war.

20 Referenten aus Film-, TV-, Radio-, Werbe-, Videospiel- und Musikbranche, unter ihnen der Regisseur Marcus H. Rosenmüller, die Filmproduzentin Uschi Reich (Bavaria Film), der Videospielentwickler Hendrik Lesser (Remote Control Productions) sowie die Komponistin Martina Eisenreich, diskutierten Fragen wie: „Wer gibt den Ton an – Das Bild oder der Komponist?“ oder „Was macht den überzeugenden Soundtrack aus?“

Während Musikproduzent Leslie Mandoki (Red Rock Production) in seiner Keynote die optimistische Meinung vertrat, für Musiker sei nach einer Durststrecke „das Paradies ausgebrochen“, äußerten sich die Komponisten Hans Franek und Ralf Weigand skeptischer. So stünden gerade Filmkomponisten unter wachsendem Zeit- und Budgetdruck, während bei vielen Regisseuren das Verständnis für die Musik fehle.

Neue Möglichkeiten für Musiker und Komponisten bietet laut Hendrik Lesser das Segment Videospiel. So nehme die Einspielung von Orchestermusik für Videospiele kontinuierlich zu. Gar die Hauptrolle, so Tim Ende-Styra vom Publisher Activision Blizzard, übernehme die Musik im Spiel „Guitar Hero“. Thomas Münch (Hochschule für Musik Würzburg) war sich mit Ende-Styra einig, dass Spiele wie „Guitar Hero“ nicht nur ein zusätzlicher Vertriebsweg für Musik sind, sondern auch die Lust junger Menschen auf Musik und Instrumente steigern.

Die Chancen und Risiken des Online-Vertriebs von Musik standen im Mittelpunkt des Panels „Erlösmodelle und neue Vertriebsformen. Wer profitiert wo in der Erlöskette?“ Während Rolf Moser von Bavaria Sonor und Jürgen Enninger von Enja Records weiterhin auf die klassische Distribution setzen und die Wachstumsraten im Vinyl-Bereich betonten, sehen Benjamin Bailer von Global Records und Oke Göttlich von Finetunes die Zukunft in digitalen Vertrieb. „Für die junge Generation spielt der Besitz von Tonträgern eine immer geringere Rolle. Wichtig ist ihr der permanente Zugang zu Musik“, so Göttlich. Bailer sieht die Branche hinsichtlich der Monetarisierung des Online-Vertriebs auf einem guten Weg. Entscheidend sei die technische Weiterentwicklung der Überwachungswerkzeuge, um der Piraterie wirksam entgegentreten zu können.

Einen Bereich, in dem Musik und Medien gemeinsam wachsen können, sieht Holm Dressler (HDTV-Entertainment) in den Sportübertragungen. Musikalisch untermalte Ski-Abfahrtsrennen könnten die Zukunft sein, so Dressler.

„Musik und Medien“ war eine gemeinsame Veranstaltung des Bayerischen Rundfunks, der Bayerischen Landeszentrale für neue Medien (BLM), goto Bavaria, medien-netzwerk-münchen, Verband unabhängiger Musikunternehmen e.V. (VUT) und Cluster audiovisuelle Medien (CAM). Hauptsponsor der Veranstaltung war die ebam Business Akademie für Medien, Event und Kultur. Moderiert hatte die Veranstaltung Jürgen Seeger vom Bayerischen Rundfunk.

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