Thomas Heise zu Gast an der HFF

Aus Anlass des 20. Jahrestages der friedlichen Revolution in der DDR und des 55. Gründungjahres der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ (damals Deutsche Hochschule für Filmkunst) zeigen die Studiengänge Montage (im Rahmen des MONTAGEFORUMs) und Regie (im Rahmen der Reihe GEGENWARTSKINO) am Donnerstag, den 2. Juli, um 17.00 Uhr im HFF-Kino MATERIAL von Thomas Heise.

n MATERIAL montiert Thomas Heise bisher nicht veröffentlichte Bilder und Szenen seit 1988 zu einem Panorama, das die Erinnerung herausfordert. Es handelt aber vor allem von den weißen Flecken, die der Fortgang der Geschichte im Gedächtnis zurücklässt.

MATERIAL beginnt 1988 mit Fritz Marquardts Inszenierung von Heiner Müllers „Germania Tod in Berlin“. Dann die Demonstration von einer Million Menschen auf dem Alexanderplatz. Dann stehen Wärter und Gefangene der Strafvollzugseinrichtung Brandenburg vor der Kamera und jeder sagte, was ihm jetzt wichtig ist. Heise zeigt Bilder aus der Volkskammer in den letzten Tagen der DDR, dokumentiert die Räumung besetzter Häuser, filmt die erleuchteten Fenster im winterlichen Berlin aus einem rasenden Zug und den Angriff auf die Premiere eines Films. Im Zuchthaus Brandenburg feiern die Gefangenen Silvester; und mitten in Halle steht eine Ruine, darin ein träumendes Kind. Beobachtungen, Szenen, Fragmente, Geschichten, Vorgänge, Notizen. (Quelle: crew united)

„… Das, was übrig geblieben ist, belagert meinen Kopf. Darin setzen sich all diese Bilder immer wieder neu zu etwas anderem zusammen, als zu dem, für das sie ursprünglich gedacht waren. Sie bleiben in Bewegung. Sie werden Geschichte. Das Material bleibt unvollständig. Es ist, was ich aufgehoben habe, was mir wichtig blieb. Mein Bild….“, so Thomas Heise in seiner Synopsis.

Thomas Heise wurde 1955 in Berlin (DDR) geboren. Er besuchte die Allgemeinbildende Polytechnische Oberschule und machte anschließend eine Ausbildung zum Facharbeiter für Drucktechnik. Nach 18 Monaten Wehrdienst (NVA Luftstreitkräfte in Peenemünde) arbeitete er als Regieassistent beim DEFA Studio für Spielfilme. Von 1976 – 1978 besuchte er die Volkshochschule und schloss mit dem Abitur ab. Es folgte das Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen Potsdam Babelsberg 1978 – 1982 (abgebrochen im Ergebnis operativer Bearbeitung durch das MfS zwischen 1976 – 1988, OV „Schule“).

Ab 1982 arbeitete Heise freiberuflich als Autor und Regisseur für Film / Funk / Theater. Er war Meisterschüler der Akademie der Künste der DDR von 1987 – 1990 auf Initiative Heiner Müllers und Gerhard Scheumanns. Außerdem war er Mitglied des Berliner Ensembles von 1990 bis 1997; er war dort fester Regiemitarbeiter Fritz Marquardts und hatte diverse eigene Inszenierungen. Seit August 1997 arbeitet Thomas Heise wieder freiberuflich als Autor und Regisseur. Er ist seit Mai 2001 Mitglied der Akademie der Künste Berlin–Brandenburg und seit Oktober 2007 Professor für Film an der HfG Karlsruhe.

Im Anschluss an die Filmvorführung ist der Autor und Regisseur Thomas Heise zum Gespräch anwesend. Auch der Schnittmeister des Films, René Frölke, wird anwesend sein. Folgende Themenkomplexe sollen behandelt werden:

· über das Aufheben übriggebliebener Bilder und den Prozess der späteren Montage

· von der Möglichkeit und Unmöglichkeit einer Demokratisierung der DDR

· Studienzeit von Thomas Heise, der 1982 ohne Diplom die HFF verließ, bevor man ihn dazu aufgefordert hätte.

· Was und wie lehrt Prof. Thomas Heise in Karlsruhe?

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