Die Gewinnerbeiträge des animago 2008, Beste Werbeproduktion: Saturn „Ostern“ und „Experten“

Die Beste Werbeproduktion, die nicht nur durch Optik und Umsetzung, sondern auch durch ihre IDEE am meisten überzeugt.

Diese beiden jüngeren Saturn-Spots basieren konzeptionell auf dem gleichen Prinzip; ihnen liegt O-Ton zugrunde, der mitten aus dem Leben gegriffen ist und im neuen Kontext eine ganz eigene Komik entwickelt. „Hühner-Animation“ ist für das Soulcage Department nichts Neues – „I‘m Walking“ hat beim animago 2004 eine Trophäe gewonnen – und auch diesmal machen die Hühner sehr viel Spaß. Gleiches gilt für Oma und Opa Steckdose, die sich als Experten in Sachen Elektro mürrisch zum Thema Rabattpolitik äußern.

Hühner und Steckdosen sagen ihre Meinung!

Anfang des Jahres kam Jung von Matt Donau auf das Soulcage Department zu, um mit ihnen ihre Osterkampagne für Saturn Österreich zu realisieren. Die Idee der Kampagne war es, mit dem Kontrast zwischen cartoonigen Figuren und „realistischem“ Ton zu spielen.

Von Seiten des Kunden wurde „I’m Walking“ als grobe Referenz für den abstraktionsgrad der zu entwickelnden Hühner genannt. „I’m Walking“ ist eine Kampagne, die das Soulcage Department bereits im Jahr 2003 für das Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz konzipiert und realisiert hatte und dafür auch einen animago AWARD gewann.

Hühner als Protagonisten für die Osterkampagne

Dieser Bezug war von Vorteil, da zeitraubende Fragen nach dem Detailgrad der Produktion schon im Vorfeld weitestgehend geklärt werden konnten. Es wurde eine Vielzahl an Skizzen angefertigt und schließlich wurde eine der ersten dann abgenommen.

Beim Ton war die Vorgehensweise unkonventioneller. Ein festes Skript gab es zu Produktionsbeginn noch nicht. Es wurde eine Reihe von österreichischen Ottonormalbürgern zusammen interviewt.¬ Niemand, abgesehen vom Interviewer, wusste so recht, wo¬rum es genau geht – schon gar nicht, dass ihre Stimme letztendlich einem Huhn in den Schnabel gelegt werden sollte. Das war wichtig, um auszuschließen, dass die Leute sich verstellen. Ihnen wurde viel mehr das Gefühl gegeben, an einer Umfrage teilzunehmen.

Es entstanden zahlreiche Takes mit verschiedenen Leuten unterschiedlichen Alters. Aus diesem Material wurden etliche Clips mit einer Länge von je 25 Sekunden zusammengeschnitten. Der lustigste wurde dann für den Spot ausgewählt. Die Tatsache, dass eine der interviewten Damen einen iPod für einen Eierbecher hielt, war ein glücklicher Zufall, den man so nicht hätte besser schreiben und vor allem niemals so authentisch hätte sprechen lassen können. Anhand eines Blockanimatics wurden das Timing vom Ton und die Aktionen der Hühner aufeinander abgestimmt und choreo-grafiert.

Der Spot besteht aus einer einzigen Einstellung ohne Kamerabewegung, was dem Spiel der Hühner sehr entgegenkommt. Schnitte oder Kamerabewegungen wären für den Spot überflüssig und unsinnig gewesen.

Anzovins SetupMachine

Für die Rigs der Hühner wurde auf Anzovins SetupMachine zurückgegriffen – so waren sie zügig animationsfertig, zumindest, was die Body-Animation anging. Mit SetupMachine arbeitet das Soulcage Department schon sehr lang. Dieser Umstand kam dem, wie immer, knappen Timing entgegen und erleichterte das zügige Vorankommen. Um auch den Gesichtern der Hühner Leben einzuhauchen, wurden die Phoneme und Gesichtsausdrücke durch Blendshapes realisiert. Der Look der Hühner sollte cartoonig werden. Daher haben sich die Soulcager für ein Rendering in vielen Passes entschieden, was im Gegensatz zum Beauty Rendering viel Kontrolle über den Look auch nach dem Rendering ermöglicht. Dazu wurden verschiedene Passes eingerichtet. Die Idee mit diesem besagten Kontrast zwischen Bild und Ton kam sowohl beim Kunden wie auch beim Publikum sehr gut an.

Steckdosen als darsteller für den Sommerspot

Auch die Sommerkampagne für Saturn basiert mehr oder weniger auf dem gleichen Prinzip. Hier sollte Wandsteckdosen das Gesprochene in den „Mund“ gelegt werden, denn wer weiß besser über Elektrogeräte Bescheid, als eine Steckdose. Diesmal wurden also die Experten befragt und nicht ahnungslose Hühner.

Ein weiterer entscheidender Unterschied ist die Tatsache, dass diesmal die Hintergründe komplett real gedreht wurden. Eine Handheld-Kamera erzielt einen noch dokumentarischeren Charakter. Auf diese Weise konnte die Absurdität einer sprechenden Steckdose noch gesteigert werden. Sämtliche Sets wurden „gecastet“ und mit dem Kunden sowie der Agentur abgestimmt. Gedreht wurde digital mit 1920 x 1080 Vollbildern, um eine höhere Präzision beim anschließenden Tracking gewährleisten zu können, auch wenn später nur PAL 4:3 sowie 16:9 ausgespielt wurde. Die Tat¬sache, dass es sich um real gedrehten Hintergrund handelte, erübrigte das Anfertigen eines sonst unerlässlichen Block¬animatics. Es war bereits klar, wo die Steckdosen sitzen würden, wann und wie sie ins Bild kommen und wann sie was sagen würden.

Die Steckdosen wurden mittels Blendshapes sowie wenigen Bones animiert: das Lipsynch und die verschiedenen Gesichtsausdrücke vorwiegend mit den Blendshapes, die Bewegungen der „Körper“ (wenn man denn hier davon sprechen kann) durch Lattices, die wiederum gerigged und geweighted wurden. Die Rigs fielen den Umständen entsprechend ziemlich simpel aus, es gab ja auch keinerlei Gliedmaßen. Umso wichtiger war es, mit minimalsten Bewegungen der Körper eine Art Körpersprache zu transportieren.

Saturn „Ostern“ und Experten: The Soulcage Department, Joachim Bub, Martin Ernsting, Elmar Keweloh, Wilhelm Landt, Michael Meyer, Volker Jessl, Philipp Dörrie, Florian Schwab

Eingesetzte Programme: Softimage|XSI, 3ds Max, Maya, Photoshop, AfterEffects

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