Zukunft durch Fort- und Weiterbildung

Diesem Motto hat sich das 12. AnimationMeeting verschrieben, das am Donnerstag, den 2. Juli, im Kulturzentrum Gasteig stattfand. Das CGI-Kleinod während des Filmfests München hatte dieses Mal den Schwerpunkt Automotive und wurde vom MedienCampus Bayern und filmtoolsconsult veranstaltet, repräsentiert durch Prof. Dr. Gabriele Goderbauer-Marchner und Gert Zimmermann.

„Mit der diesjährigen Veranstaltung wollten wir die Möglichkeiten aufzeigen, die sich jungen Leuten trotz Krise in der Automobilbranche eröffnen. Klar, die Krise trifft jede Branche, aber uns ging es darum zu zeigen, dass Animationen nicht nur im Film gefragt sind. Die Münchner RTT AG ist beispielsweise ein großer Arbeitgeber, der sich allein mit diesem Bereich beschäftigt – das ist vielen gar nicht bekannt“, erklärte Gert Zimmermann.

„Man muss die Menschen überzeugen“

Den ersten Vortrag hielten Alessandro Riga und Laurent Nivalle. Beide arbeiten im Citroen Design Center und vermittelten, wie Media Tools bei Citroen eingesetzt werden, um die Entstehung neuer Modelle auf effiziente Weise umzusetzen. Vorgestellt wurde diese Vorgehensweise zum einen am Beispiel der Konzeptstudie C-Cactus – einem Auto, das auf das Nötigste reduziert ist – zum anderen anhand des GTbyCitroen, einem hochmotorisierten Flitzer, der für das Playstation-Spiel Grand Turismo 5 entwickelt und vergangenes Jahr auch real gebaut wurde. „Auch Designer müssen sich einmal austoben können“, schmunzelt Allessandro Riga. „Ein derart sportives Auto würde nicht in das Portfolio von Citroen passen, aber 3D gibt uns die Freiheit, zu spielen und neue Wege im Design zu beschreiten.“ Abgesehen davon hilft Animation im Designprozess, Zeit zu sparen oder technische Fragen zu klären. Die Arbeit der Designer ist aber auch eng verzahnt mit dem Marketing. „Wir müssen herausfinden, was das Auto repräsentiert und das bildlich umsetzen“, ergänzt Laurent Nivalle.

On-Air-Design für ProSieben

Entertainment in Motion ist gleich E-Motion. Das Konzept des neuen On-Air-Auftritts von ProSieben setzt auf fließende Bewegungen und die Farben Silber und Rot. Sebastian von Wyschetzki und Markus Goles von der ProSiebenSat.1 Produktion realisierten das Konzept mit der Münchner Liga_01, die für die Effekte verantwortlich zeichnete. Die Trailer sind bereits on Air, das Redesign des Internetauftritts nehme aber noch etwas Zeit in Anspruch, weiß Goles und fährt fort: „ProSieben war farbenfroh, aber das machen andere Sender auch. Wir wollten uns davon absetzen. Kein Farbtopf mehr, sondern lieber Stringenz.“ Wiyschetzki erklärte auch ein neues Element: „Neu dazugekommen ist der Loader, die „Sanduhr des 21. Jahrhunderts“. Internet und Fernsehen verschmelzen seiner Ansicht nach, auch wenn es noch etwas dauern wird, bis interaktives Fernsehen Realität wird. „Dennoch wollten wir schon etwas vorgreifen, und das altbekannte Motiv des Ladebalkens als Vertreter von PC/Internet mit in den On Air Trailer nehmen.“

Zu sehen ist das Element in den neuen Openern des Senders, die nicht wie die Starforce-Kampagne im Salzburger „Red Bull“-Hangar gedreht wurden, sondern im futuristisch gestalteten Leonardo glass cube in Paderborn.

Auf der Website www.liga01.de lassen sich Opener und ein kurzer Ausschnitt aus dem Making of mit Heidi Klum (Germany’s Next Topmodel) abspielen. Weiterhin zu sehen sind die Opener mit Stefan Raab (Schlag den Raab) und Galileo-Moderator Aiman Abdallah.

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Auf der roten Liste: Die Erlkönige

Tim Rau, Head of Content Production bei RTT (Realtime Technology AG), zeigte das Leistungsspektrum des Unternehmens anhand des hauseigenen Showreels und am Beispiel des Produktfilms zum neuen Toyota iQ. „Toyota hatte vom Headquarter keinen Prototypen bekommen und so kam RTT ins Spiel“, erklärte Rau. „Es musste ein Modell auf der Basis der CAD-Daten erstellt werden.“ Dafür, dass Prototypen immer seltener produziert werden, nennt Rau handfeste finanzielle Gründe. „Man muss sich vorstellen, dass ein Prototyp immense Kosten bedeutet. Die Spanne liegt zwischen 1,5 und 3 Millionen Euro. Das Auto muss in Handarbeit gefertigt werden, da der Produktionsprozess ja noch nicht auf neue Teile eingestellt ist“, erklärt Rau. Für Fotoshootings müsse das Auto transportiert werden sowie Personal und Equipment, Versicherungen müssten abgeschlossen werden. Abgesehen davon sei das Auto ein Prototyp. Das heißt, verändern sich bis zur Endproduktion noch Details, müssten diese wiederum aufwendig retuschiert werden. Vier bis fünf Monate vor dem Launch sei es aber schon notwendig, Kataloge, Filme oder Webspecials zu produzieren. Tim Rau: „Das geht mittlerweile erheblich einfacher in CG.“

Alles, was RTT kreiert, basiere auf den Konstruktionsdaten des Kunden. Wichtig sei die Product Correctness. „Wir bauen auf den CAD-Daten auf und das muss mit dem Endprodukt übereinstimmen“, sagt Rau. „In den USA gibt es erfolgreiche Klagen gegen Hersteller, wenn das Produkt, das in der Werbung gezeigt wird, von dem realen abweicht.“ RTT bereinigt die Daten, teilweise automatisiert, teilweise von Hand. Weiche Objekte wie das Leder müssen von Hand modelliert werden. Doch auch hier wird bereits jedes Detail geplant. Tim Rau: „Wir bekommen Skizzen von den Bezügen, so dass wir schon vor der Produktion wissen, wo welche Naht verläuft, der Bezug Falten wirft. Oder wir orientieren uns an Bildern eines Vorgängermodells.“ Das 3D-Modell, das in allen erhältlichen Varianten erstellt wird, wird anschließend in Print, Web, am POS etc. verwendet.“

Making of Kawasaki ER-6n

Tom Moran und Akira Endo zeigten zum Abschluss das Making of für den Trailer des Motorrad-Modells Kawasaki ER-6n. Der einminütige Kurzfilm in Full-HD wurde zur Weltpremiere auf der Intermot in Köln produziert. Das neue Modell sollte junge Leute ansprechen, die sich vielleicht zum 1. Mal ein Motorrad kaufen wollen. Dementsprechend „urban“ und jung sollte der Spot rüberkommen – bei nur einem Drehtag Zeit. Die ausführlichen Hintergrundinformationen zum Making of sind in der Ausgabe 01:09 der DIGITAL PRODUCTION veröffentlicht. Tom Moran schloss die Veranstaltung mit einem Satz, der wohl vielen Artists aus der Seele sprechen wird: „Kein Mensch hat eine Ahnung davon, dass für eine Szene, die drei Sekunden dauert, die Artists drei Wochen dran sitzen.“ Zumindest die Besucher des 12. AnimationMeetings wissen es jetzt besser.

Weiterführende Links:

  • C-Cactus
    Grand Turismo 5
    Dreharbeiten von ProSieben im Leonardo glass cube
    Toyota Channel auf Youtube

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