Hand in Hand

DIGITAL PRODUCTION interviewt Peter Spans zum Design der animago-Trophäe

Die animago-Trophäe ist heute längst zur begehrenswerten Ikone der DCC-Szene avanciert. Vor gut zehn Jahren betrat das bis heute beibehaltene Design mit seinen jonglierenden Händen zum ersten Mal die Showbühne. Und auch im Herbst 2009 dürfen wieder elf Digital-Artists die renommierte Auszeichnung im Scheinwerferlicht des fx.Centers Babelsberg voller stolz in die Höhe recken. Doch welche Vision steckt eigentlich hinter der Symbolik dieses Preises?

Im Jahr 1997 wurde der animago zum ersten Mal verliehen. Damals noch etwas schüchtern auf der CeBIT am Stand der Firma Kintex. Zu diesem Zeitpunkt war dies nicht nur eine Auszeichnung oder – besser gesagt – eine Verneigung für die Produktionen der gerade aufblühenden 3D-Kultur, sondern auch Initialzündung für eine frischgebackene Zeitschrift namens DIGITAL PRODUCTION. Dreizehn Jahre danach ist die DP fest im Markt verankert und auch der animago gilt als einer der wichtigsten Preise der europäischen DCC-Branche. Und es gibt wohl keine Postproduktions-Company, die nicht gerne ein würdiges Plätzchen in der Firmenvitrine für diesen Preis reservieren würde.

1999 wurde dann eine stattliche animago-Trophäe aus der Taufe gehoben, dessen Kernsymbolik, die beiden jonglierenden Hände, bis heute Bestand hat. Am Anfang wurde dieses Sinnbild in einer Statue umgesetzt, während die Form heute in einen beleuchtbaren Acrylblock gelasert wird.

Vater der Gestaltung ist DCC-Profi Peter Spans. Sein Hamburger Kreativ-Studio „Spans und Partner“ steht für hochwertige 3D-Animationen, VFX-Produktionen, Filme und Werbespots. Sein Haus beweist, wie man emotionale 3D-Animationen in Szene setzt und fürs Publikum nachfühlbare Charaktere kreiert. Beste Vorraussetzung also, um auch der animago-Trophäe ein ausgeprägtes und zeitloses Image zu verpassen, das seit rund zehn Jahren besteht.

DIGITAL PRODUCTION sprach mit Peter Spans über Emotional-Design und die Formensprache der animago-Trophäe.

DP: Herr Spans, was war die Vision hinter dem animago-Design, das 1999 eingeführt wurde? Auf welchen Grundgedanken beruht die klassische animago-Skulptur?

Peter Spans: Im Zentrum symbolisiert die Kugel das urgraphische Element, steht stellvertretend für die Welt, für die Ganzheitlichkeit, für Harmonie. Etwa Rundes wie eine Kugel wird, im Gegensatz zu einem Würfel, ja immer als etwas Ausgeglichenes und ästhetisch Ausgereiftes empfunden. Einer der Grundgedanken bei der Statue war natürlich, dass eine Hand der anderen Hand diese Kugel zuspielt.

Interessanterweise finde ich die Statue heute aktueller denn je, denn viele Aspekte laufen zusammen. Auf der einen Seite wird Technik immer komplexer, andererseits hat man heute das Gefühl, als könne man in den Bildschirm hineingreifen, etwa durch all die Entwicklungen im stereoskopischen 3D-Bereich. Auch Software wird einerseits einfacher, andererseits gibt es niemanden mehr, der – wie noch in den Anfangstagen der 3D-Software – diese Programme komplett beherrscht. Teamwork ist also gefragt. Vor zehn Jahren gab es ja noch Artists, die jeden Winkel in Softimage kannten. Ab XSI und Maya sind diese Zeiten vorbei, eine Spezialisierungswelle wurde losgetreten, ohne die die Industrie heute nicht so weit wäre, wir sie ist; ohne die wir viele tolle Filme heute gar sehen würden.

Und all diese Hintergrund-Aspekte sind auch heute gefragt: runde Abläufe innerhalb der Produktion, globale Aspekte, Networking und das „Hand-zu-Hand“-Arbeiten. Es steckt viel in dem Ganzen, was bei mir vor zehn Jahren eher aus dem Bauch herauskam.

DP: Es sollen also bei der heutigen Statue nicht mehrere Kugeln symbolisiert werden, sondern insbesondere eine Bewegung?

Peter Spans: Genau, unsere Idee war es, innerhalb der Trophäe den Prozess einer Bewegung, einer Animation, aufzunehmen oder besser gesagt einzufrieren – eine Art Bullet-Time als Award.

DP: Gerade der Bewegungsaspekt ist spannend.

Peter Spans: Ich wollte keinen statischen Award schaffen, sondern mit dem Werfen eine Art Animationsverlauf projizieren; eine Momentaufnahme einer Aktion. Im Kern warten wir ja in der Postproduktion auch immer eine halbe bis eine Stunde bis ein Rendering eines CG-Bilds fertig ist. Deswegen ist eine Animation einerseits Bewegung, andererseits, durch seine aufwendige Machart, immer auch gleichzeitig eine Momentaufnahme.

DP: Es gab damals also keine konkreten Vorgaben im Sinne, dass man gesagt hat, der animago-Preis soll wie die Oscar-Statue aussehen?

Peter Spans: Nein. Mein Motto lautet: Wenn man bei jemanden in die Fußstapfen treten möchte, hat man nicht das Zeug dazu, ihn zu überholen, man kann dabei immer nur schlechter werden. Klar, man darf von Vorbildern lernen, sich aber in der Kreation nicht daran orientieren. Intuition ist also eine wichtige Gabe eines Künstlers …

DP: … damit Design, Produktionen und Ideen auch über einen längeren Zeitraum Bestand haben. Welcher Aspekt war am wichtigsten für die Ikone animago?

Peter Spans: Natürlich gab es anfänglich viele Ideen auf Papier. Ganz oben stand aber darauf, die Menschlichkeit nicht zu vergessen. Denn unsere kreativen Ideen entspringen heute wie morgen immer noch aus uns selbst und nicht automatisch aus dem Computer, deswegen die Hände, deswegen der Teamworkgedanke.

Ende der 90er schien es dann fast so, als hätten wir eine zu schicke Trophäe für den animago-Event. Nun ist die Veranstaltung von Jahr zu Jahr gewachsen, immer wichtiger geworden, das zeitlose Design des Preises ist aber so treffend, dass es mit dem wachsenden Anspruch Schritt hält.

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