Musikdownloads schonen die Umwelt

Digitaler Kauf reduziert Kohlendioxid-Emissionen um bis zu 80 Prozent.

Das Downloaden von Musik aus dem Internet ist aus einem Umweltschutzaspekt heraus betrachtet wesentlich sinnvoller als der Kauf von herkömmlichen Audio-CDs. Wie ein aktuell veröffentlichter Bericht einer von Microsoft und Intel finanzierten gemeinsamen Forschergruppe der Carnegie Mellon University in Pittsburgh und der Stanford University in Kalifornien zeigt, lassen sich die Kohlendioxid-Emissionen durch einen digitalen Albumerwerb um bis zu 40 Prozent gegenüber dem traditionellen physikalischen Verkaufsvorgang reduzieren. Wird die heruntergeladene Musik nach der Anschaffung nicht auf CD gebrannt, um sie anschließend in einer Plastikhülle ins Regal zu stellen, wächst dieser Unterschied sogar auf 80 Prozent an.

Ausschlaggebend für die enorme Differenz, die beide Musikbeschaffungsformen in Bezug auf ihre Umweltverträglichkeit aufweisen, ist nach Auffassung der beteiligten Forscher vor allem der Umstand, dass eine CD in der Regel einem relativ aufwendigen Produktions- und Lieferprozess unterliegt. Dieser falle bei einem Download von vornherein weg und mache ihn daher zu einer wesentlich umweltfreundlicheren Distributionsform als der herkömmliche Datenträgerverkauf. „Die Haptik und Ästhetik der CD, die unkomprimierte Song-Qualität und Zusatzfeatures wie Booklets, Songtexte oder Fotos der Künstler werden nach wie vor von vielen Musikkonsumenten geschätzt. Auch die Sammler-Leidenschaft spielt eine Rolle. Viele Musikfans möchten einfach die CDs ihrer Lieblingskünstler im Regal stehen haben. Daraus ein Umweltschutzproblem abzuleiten, erscheint mir doch ein wenig grotesk“, meint IFPI-Sprecher Thomas Böhm gegenüber pressetext. „Aus so einem Standpunkt heraus dürfte es überhaupt keine physisch vorhandenen Produkte mehr geben“, gibt Böhm zu bedenken.

„Die hier zu Tage geförderte Erkenntnis ist zwar nicht unwichtig. Meines Erachtens nach sollte man die Kirche aber im Dorf lassen und anstatt zu versuchen, den Verbrauchern Musikdownloads schmackhaft zu machen, die Leute doch eher dazu motivieren, die eigenen Einkaufsgewohnheiten in Frage zu stellen“, erklärt Claudia Sprinz, Konsumentensprecherin bei Greenpeace Central- and Eastern Europe, auf Anfrage des Nachrichtendienstes pressetext.de. Wenn jemand an einem ökologischen Musikkonsum interessiert sei, sollte er zunächst einmal klären, für welche Zwecke er sich diese überhaupt anschafft. „Von Chart-Hits, die einen lediglich zwei, drei Wochen interessieren, muss man beispielsweise nicht unbedingt eine CD kaufen. Hier ist ein Download sicherlich nachhaltig sinnvoller“, erläutert Sprinz. Insgesamt gesehen sollten sich die IT-Unernehmen, die den aktuellen Bericht finanziert haben, aber eher um die Umweltverträglichkeit und Langlebigkeit der eigenen Produkte bemühen als die Werbetrommel für Musikdownloads zu rühren.

Als Vergleichsszenario hat das US-Forscherteam einen Kaufvorgang definiert, bei dem ein Konsument eine CD im Internet bestellt und sich diese dann per LKW nach Hause liefern lässt. Zudem wurden auch verschiedene Varianten geprüft, die auf eine Expresszustellung per Flugzeug oder die Selbstabholung mit dem eigenen Auto im Musikfachgeschäft setzen. Das Ergebnis blieb aber immer dasselbe: Die Kohlendioxid-Emissionen sind hier wesentlich höher als bei Musikdownloads. Nur wenn der betroffene Konsument sich die Mühe machen und zu Fuß in den Laden gehen würde, um sein Wunschalbum zu erwerben, könnten die traditionelle und die digitale Anschaffung in puncto Emissionsbelastung „nahezu das gleiche Niveau“ erreichen. Gleichzeitig merken die Wissenschaftler aber auch an, dass sich der Umweltvorteil bei größeren Datentransfers aufgrund des höheren Energieverbrauchs, der für solche Downloads aufgewandt werden muss, sehr schnell wieder relativieren kann.

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