Nachruf Stefan Huschenbeth

Stefan Huschenbeth, Gründer der Firma Huschenbeth CA aus Hamburg, ist Ende April freiwillig aus dem Leben geschieden. Der in der CGI-Szene bekannte 3D-Artist aus Hamburg galt als Experte für Characteranimation und SpecialFX mit Softimage und arbeitete vorwiegend für die Film- und Werbeindustrie.

Der am 30. April 2010 verstorbene Stefan Huschenbeth wurde in der Szene für seine Qualität geschätzt und war gleichermaßen für seine unnachahmliche Art bekannt. Ursprünglich als Fotograf und Grafiker arbeitend, stieg Stefan bereits 1996 mit Softimage 3D in den professionellen CGI-Bereich ein und machte sich recht schnell insbesondere durch Produktionen für Nordsee, Bosch oder Lucky einen Namen. In den vergangenen 15 Jahren war er für viele Agenturen und Produktionshäuser in Deutschland insbesondere im Bereich Werbung tätig.

Auch menschlich hinterlässt er eine große Lücke: Für alle, die Stefan persönlich kannten und mit ihm arbeiteten, kam die Nachricht von seinem Tod sehr überraschend. Die spannende Mischung aus Freund, Vorbild und Mentor aber auch philosophischer Querdenker und hemmungsloser Optimist beschreiben seine komplexe Persönlichkeit nur oberflächlich. Die persönlichen Worte einiger seiner Freunde machen dies deutlich:

Stefan war ein Unikat. Keiner ist so wie er, und er war nie wie jemand anderes. Ich kannte ihn fast 20 Jahre als modernen, selbstlosen Rebellen und stolzen Outsider. Regeln waren ihm zuwider, er wollte der freieste Mensch auf Erden sein und das Bestreben hat er voll ausgelebt.

Durch seine Art hat er mir immer geholfen, über den Tellerrand hinweg zu schauen. Erst als er es mir immer gezeigt hat, war mir klar, wie selten wir das doch tun. Sein unbändiges Selbstbewusstsein hat mich sehr inspiriert. Ich werde unsere endlosen Gesprächs- und Filmabende mit ihm nie vergessen. Sie waren einzigartig.

Stefan, ‚du geiler Typ‘, ich hoffe du bist glücklich, wo immer du auch sein magst. Du hast ein großes Loch hinterlassen. Es wird sehr schwer sein, es wieder aufzufüllen – wenn denn überhaupt.

Ich bin froh dass wir Freunde waren und ich werde dich sehr vermissen.

izzy acar

Vor vielen Jahren musste ich eine äußerst unspannende Industriefilm-Animation auf Betaband ausspielen. Ein guter Freund von mir sagte damals zu mir, er kenne jemanden, der eine Beta hat und wo ich es auf Band übertragen könnte. Wir fuhren hin und in meiner Vorstellung saß da ein Technik-Freak in seinem Bastelkeller. Zu meiner Verblüffung hörte ich auf dem Weg bereits nein, nein, der sei auch 3D-Artist und würde meist für TV-Commercials arbeiten.

Schon wuchs meine Unsicherheit. Was würde er wohl von einem halten, der mit einer echt dünnen Animation um die Ecke kam. Meine Nervosität wuchs noch mehr als ich anstatt eines mit Technik gefüllten Kellers eine tolle Altbauwohnung betrat. Als wir dann in seinem Büro waren, was zugegeben doch mit Technik gefüllt war, meinte er, er müsse noch kurz was fertig machen, aber wir könnten ja schon mal anfangen. Ich schaute nur voll Erfurcht auf das, was er gerade machte, und hoffte er möge möglichst lange beschäftigt sein. Am besten so lange bis wir fertig waren. Am Besten bis das Band in der Tasche war. Ich war schon extrem neugierig auf seine Arbeiten, wollte aber auf keinen Fall riskieren, dass er etwas von dem Murks sah der gerade auf Band raus lief. Dies war natürlich nicht der Fall. Er schaute eben doch auf die Animation und ich wollte im Boden versinken. Aber zu meiner Überraschung war er total locker und unvoreingenommen, wir kamen ins Gespräch und plötzlich meinte er ich sei doch der, der diese Illustrationen gemacht hätte und rief ein paar auf dem Monitor auf. Die fände er echt interessant.

Ich verdanke Stefan sehr viel, er glaubte von Anfang an mich. Mitunter war er Lehrmeister und Mentor für mich, zeigte mir klassische 3D-Ansätze, ließ mich über Dinge nachdenken, die ich so nicht entdeckt hätte und verblüffte mich immer wieder mit seinem guten Auge und seinem sicheren Gespür für filmische Aspekte.

Aber auch privat war er einzigartig: Während Jobs habe ich oft bei ihm gewohnt und man fühlte sich stets als Teil der Familie, niemals als Fremder oder Eindringling. Oft saßen wir noch bis spät nachts im Büro und diskutierten über Filme, während ein Rendering lief.

Vor allem aber war er ein großartiger Freund der es mit seiner unnachahmlichen Art verstand mich immer wieder aufzubauen und mir mehr als einmal die nötige Selbstsicherheit verlieh den einen oder anderen Job anzugehen. Stefan, du wirst mir unglaublich fehlen.

Tim Borgmann

Stefan installierte mir meine erste 3D-Software auf meinem Computer und zeigte mir, was man damit so machen kann. Als ich zur Aufnahmeprüfung an der Filmakademie zugelassen wurde, rief ich ihn an, um ihn um Rat zu fragen. Ich hatte damals sehr wenig Ahnung von Dramaturgie, wie man einen Film auflöst usw., stand sehr unter Zeitdruck und war mir extrem unsicher. Er sagte mir, er fahre gerade Auto, sei mit seiner Familie auf dem Weg in den Urlaub und könne gerade nicht sprechen. Wir beendeten also das Gespräch. Nach einer halben Stunde bekam ich plötzlich einen Anruf, am Telefon war Stefan. Er sagte, sie hätten jetzt an einer Raststätte gehalten und er stände jetzt für mich zu Verfügung. Von dem Moment an hatte Stefan einen festen Platz in meinem Herzen eingenommen.

Er hat immer an mich geglaubt und mich unterstützt, er war mein Mentor und Berater in allen Lebenslagen, voller inspirierender Gedanken, die noch lange nachhallen werden, ein Quell guter Laune, mit der Fähigkeit, selbst bei negativen Ereignissen die positiven Aspekte zu sehen und wohl einer der intelligentesten Menschen, die ich kannte. Ich werde Dich sehr vermissen, Stefan.

Onni Pohl

Als ich Stefan 1997 auf einer Hausmesse der Firma dcp bei einem Vortrag zu Softimage 3D kennenlernte, hinterließ seine lustige und gleichzeitig wissende Art gleich einen tiefen Eindruck bei mir. Er war immer für neue Dinge aufgeschlossen, um sich selbst nicht irgendwann vorwerfen zu müssen, in eine Schublade gesteckt werden zu können. So experimentierte er gern mit neuen Looks, Programmen aller Art und lies sich gern von den Arbeiten anderer Künstler inspirieren, ohne sich selbst dabei untreu zu werden. Für Ihn stand dabei nicht die Technik, sondern immer die emotionale Ebene im Vordergrund.

Auch wenn es mit Stefan einstweilen schwierig war, über genau ein Thema zu sprechen – er hatte eine Vorliebe dafür, möglichst viele Dinge gleichzeitig machen zu wollen – so war seine Meinung stets wertvoll und sein Hilfsbereitschaft überraschend. Er war ein gern gesehener Gast beim animago – sowohl als Teilnehmer, als auch als Jurymitglied – in all den Jahren verband uns vor allem die Liebe zum Detail.

Insbesondere werde ich aber seinen Humor, seinen Wissensdurst und die langen Nächte vor dem Rechner vermissen, in denen wir uns Bilder zugeschickt und diskutiert haben so wie auch die (viel zu seltenen) Besuche bei ihm und seiner liebenswerten Familie. Schade, dass Du schon gegangen bist. Ich werde Dich sehr vermissen.

Günter Hagedorn

Stefan hinterlässt seine Frau und drei Kinder. Die Beisetzung findet am Freitag, dem 21. Mai um 12 Uhr in Ruhehain, Bönningstedt statt. (www.ruhehain.de)

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