Schottland für zu Hause

Heute ist „Merida – Legende der Highlands“ auf DVD und BD erhältlich. Grund genug, Pixars Shading Art Director Tia Kratter ein paar Fragen zu stellen.

DP: Tia, wie oft waren Sie für „Merida“ in Schottland, um sich von der Landschaft inspirieren zu lassen?
Tia Kratter: Insgesamt zwei Mal, in den Jahren 2006 und 2007. Obwohl wir mittlerweile ja durch das Internet nur die Hand auszustrecken brauchen, um an Material zu kommen, kann man einen persönlichen Eindruck vor Ort dadurch nicht ersetzen. Wir hätten so zum Beispiel niemals von den Hummocks gehört – ein moosbewachsener Hügel – und davon, wie dicht bewachsen und kompakt diese sind. Wir wären uns nicht dieses völlig wechselhaften Wetters bewusst gewesen, wüssten nicht, wie eisig kalt das Wasser der schottischen Lochs sein kann. All diese Eindrücke halfen uns dabei, die Welt von „Brave“ klarer zu definieren.

 
DP: Sie sind ja seit dem ersten „Toy Story”-Film bei Pixar dabei. Was hat sich denn in der ganzen langen Zeit im Art Department verändert?
Tia Kratter: Im Jahr 1993, als ich mit meiner Arbeit bei „Toy Story” begann, gab es das Internet, wie wir es heute kennen, noch nicht. Unser ganzes Referenzmaterial war persönlich inspiriert. Anders gesagt: Als wir an Sids Haaren arbeiteten, ging ich schnurstracks zu meinem ältesten Sohn mit seinem Bürstenhaarschnitt und nahm diesen als Referenz. Heutzutage ergänzen wir die realen Referenzen ja durch die Informationen, die wir online finden. Es hilft sehr, zu rationalisieren. Dennoch: Nichts kann das Erlebnis ersetzen, ein reales Objekt zu sehen oder zu berühren. Also, bei „Toy Story" wussten wir im Grunde wirklich nicht genau, was wir da eigentlich gerade machen. Nun können wir mit allen möglichen Dingen spielen. Aber: Einen computeranimierten Film zu produzieren, dauert einfach. Auch wenn wir Comuter einsetzen geht es trotzdem nicht schneller als eine klassische, handgezeichnete Animation.

DP: Was ist eigentlich das Coolste bei Pixar?
Tia Kratter: 1. Die Müsli-Bar. Wir haben die Wahl zwischen 18 verschiedenen Cerealien in unserer Küche jeden Morgen. Einmal in der Woche muss es Captain Crunch sein, was mich meine Mutter als Kind nie essen ließ. 2. Die Leute (die eigentlich meine Nummer eins sein müssten). Sie können sich nicht vorstellen, wie viele umsichtige, freundliche und kreative Leute hier arbeiten. Ich bewundere jeden Tag das Talent um mich herum. 3. Den Anspruch, großartige Filme zu machen. Wir möchten unsere Filme wirklich so gestalten, dass wir stolz darauf sind. Und, wenn wir damit zufrieden sind, dann hoffen wir, dass es auch das Publikum sein wird.

 Shading Art Director Tia Kratter an ihrem Arbeitsplatz bei Pixar. 

DP: Arbeiten Sie bereits an einem anderen Projekt?
Tia Kratter: Nein, im Moment nicht. Pixar ist wirklich sehr darauf bedacht, uns eine Pause zu gönnen, nachdem wir mehrere Jahre an einem Film gearbeitet haben (A.d.R. Eine durchschnittliche Pixarproduktion dauert 4 bis 6 Jahre). In den vergangenen Monaten habe ich für die Pixar University gearbeitet, unsere interne Weiterbildungabteilung bei Pixar. Das ist eine großartige Möglichkeit, um vor dem nächsten Film wieder etwas aufzutanken.

DP: Die Technik hinter Meridas Haaren basiert ursprünglich auf der in “Monsters, Inc.“?
Tia Kratter: Vieles, was wir für Sullivans Fell in „Monsters, Inc.“ entwickelt haben sowie die Erfahrungen damit, bildete die Grundlage für „Ratatouille“ und schließlich für „Brave“. Dort wurde natürlich die Messlatte noch ein gutes Stück höher gelegt. Das war ein langer Entwicklungsweg und ich bin wirklich von der Arbeit unseres Simulation-Teams beeindruckt.

DP: Können Sie uns zuletzt noch ein paar Fun Facts nennen?
Tia Kratter: Gerne. Die Nummer A113 sehen Sie in jedem unserer Filme. Das war die Nummer Cal-Arts-Klassenzimmers, der Schule, von der eine Menge Pixar-Artists kommen (A.d.R. u.a. Brad Bird und John Lasseter). Sie finden diese Nummer über dem Eingang der Hexenhütte. Da müssen Sie aber wirklich aufmerksam schauen – es ist nicht ganz einfach, die Nummer zu entdecken. Merida nennt 22 Gewänder ihr eigen. Zudem verfügt sie über 1.500 individuell gestaltete Key-Haare, die einmal durchgerendert circa 111.700 Haare ergeben.

Bilder: Pixar/Disney

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