animago-Nominee „Time Machine“ 2014

Die Museumsinstallation wurde 2014 für einen animago AWARD in der Kategorie "Beste interaktive Produktion" nominiert.

Im Rahmen einer Ausschreibung für das „Wu Kingdom HelV Relics Museum“ im chinesischen Wuxi entwickelte die Berliner Tamschick Media + Space GmbH zusammen mit Boris Micka von APD S.A. das Herzstück der Ausstellung: Eine begehbare multimediale Installation zu Ehren von König HelV, der von circa 722 bis 481 Jahre vor Christus gewirkt hatte. In "Time Machine: How great HelV is!" erleben die Besucher in 15 Minuten die Geschichte über den Aufstieg des Königreiches Wu. Der Zuschlag für das Design und den Bau des Museums gingen schlussendlich an chinesische Firmen, allerdings überzeugte die Idee der „begehbaren Zeitmaschine“ die chinesischen Experten und wurde in das Gesamtkonzept integriert.

Der für das Erlebnis entwickelte Raum ähnelt in seiner Form einem breiten Tortenstück mit einer Raumtiefe von 16 Metern und einer Wandhöhe von 10 Metern. Der immersiv bespielte Raum besteht aus einer 30 Meter breiten und 7 Meter hohen gebogenen Projektionswand, die an den Seiten von raumhohen Spiegelwänden flankiert ist. Die Bodenfläche umfasst circa 480 Quadratmeter und ist komplett interaktiv bespielbar.

Konzeption
In der Konzeptionsphase wurde in enger Abstimmung mit dem Kunden festgelegt, dass die Geschichte in einer an die asiatische Aquarell-Malerei angelehnten Stilistik erzählt werden soll. Hierfür wurde ein eigener Stil, eine Mischung aus cineastischen Martial-Arts-Szenen und Paint-Style-Animationen entwickelt. Gedreht wurden Spiel- und Action-Szenen im Greenscreen-Studio in Shanghai auf einer RED Epic in 4K. „In zahlreichen Tests und Versuchen haben wir Skizzen, Zeichnungen, Aquarelle und Renderings erstellt und mit den realen Figuren kombiniert, um den finalen visuellen Stil zu entwickeln“, erinnert sich Projektmanager Tobias Ziegler. Während der gesamten Produktion stand der Historiker und Archäologe Professor Zhang, der die alte Stadt HelV entdeckte, dem Team beratend zur Seite und arbeitete am Drehbuch und den Sprechertexten mit. Ein Gremium aus Historikern chinesischer Universitäten und Experten aus der chinesischen Filmindustrie begleiteten den Prozess in mehreren „Argumentation Meetings“.

Technische Umsetzung
Bereits am Anfang der Produktion stand das Endformat fest: Die Grundfläche sollte mit insgesamt 14 Projektoren bespielt werden und die Wand mit insgesamt acht Projektoren. Der Boden, der mit einem Kunststoffbelag überzogen wurde, um die Aufprojektionen zu optimieren, kam somit auf eine Auflösung von 3.600 x 8.500 Pixel und die Wand auf 1.900 x 8.500 Pixel. In den After-Effects-Kompositionen wurden Boden und Wand immer zusammen betrachtet und animiert, in einer Arbeitsauflösung von 5.500 x 8.500 Pixeln.

Da die Besucher direkt auf der Projektion stehen, waren die Produktion in einem kleineren Format und eine anschließende Skalierung keine Optionen. Stattdessen wurde der gesamte lineare Content in voller Auflösung erstellt. Mithilfe von selbst programmierten Visualisierungstools wurden von Anfang an realistische Simulationen aus der Besucherperspektive erstellt, um Größenverhältnisse und Geschwindigkeiten festzulegen. „Besonders bei der Arbeit an großformatigen Projekten ist dies ein wichtiger Schritt im Projektverlauf“, so 3D-Designer Mattis Völker. „Für die Simulation der Interaktion kam ein skalierter Testaufbau mit Monitoren und der finalen Anzahl an Rechnern, 22 Clients und einen Server für 22 Projektionen, zum Einsatz.“

Eine große technische Herausforderung war die Verblendung des linearen Content mit dem echtzeit-generierten, interaktiven Content. Dafür sind in der finalen Installation weitere 15 Clients zuständig. Die technische Infrastruktur, Planung und Implementierung vor Ort wurde von Kraftwerk Living Technologies umgesetzt.
Schlussendlich wurden Module von vvvv und der Playback-Software von Brainsalt Media extra für die Installation umprogrammiert, um diese „unsichtbar“ miteinander zu verschmelzen und so das beste Ergebnis zu erzielen.

Produziert wurde der gesamte lineare Content mit Cinema 4D und After Effects, nachdem Maya nach einigen Tests für das Team nicht in Frage kam. Die visuelle Interaktion wurde komplett über vvvv gesteuert und die mehr als 30 Audio-Kanäle, die großteils auch auf die Bewegung der Besucher reagieren, von BLUWI  zu einem Soundtrack komponiert, arrangiert und mit MAX/MSP interaktiv im Raum inszeniert.

Nicht nur aus technischer Sicht, sondern auch bei der Gestaltung sah sich das Team über den gesamten Prozess immer wieder einer Reihe von Fragen ausgesetzt: Wie gestaltet man den Content aus 3D-echtzeitgeneriertem und linearen Content für einen 400 Quadratmeter großen Raum? Wie kann ein nahtloser Übergang zwischen Wand und Boden erreicht werden? Welche Dynamik und Dimensionen müssen die Key-Elemente der Geschichte besitzen, damit zum einen ein stimmiges Gesamtbild entsteht und zum anderen Details für den Besucher erkennbar bleiben? Bei jeder Kameraeinstellung, jeder Kamerafahrt und bei jedem einzelnen Bild wurden die Perspektiven überprüft, mit dem Ziel, das Gefühl der Immersion über die gesamten 15 Minuten der Inszenierung zu erhalten. Mittels zahlreicher Effekte wird das eigentlich zweidimensionale Abbildungsmedium plötzlich räumlich erweitert und entführt den Besucher so in eine andere Welt.

Zeitraum
Über den Projektzeitrahmen verteilt waren 20 Mitarbeiter und Freelancer aus den unterschiedlichsten Disziplinen wie 2D/3D-Design, Motion Design, vvvv-Programmierung, Sound Design, Matte Painting und vielen anderen Bereichen beteiligt. Nach einer Produktionszeit von circa 24 Monaten konnte das Team im Herbst 2013 vor Ort in Wuxi die Zeitmaschine implementieren, nachdem die Drehbuchentwicklung und die Produktion bereits im Vorjahr startete.

Über Tamschick Media + Space GmbH
Die Berliner Agentur setzt seit 20 Jahren räumliche Medienproduktionen in Szene und fokussiert die immersive, erfahrbare, haptische Dimension digitaler Welten im Raum. Die Betrachter sollen durch emotionale, begehbare audiovisuelle Umgebungen in das Geschehen involviert werden. Das Portfolio der Agentur reicht von nationalen und internationalen Projekten für Museen und Ausstellungen, auf Expos, für Fassaden- und Architekturbespielungen, für Messen oder im Bereich Theater, Oper und Tanz. Weitere Projekte sind auf www.tamschick.com einsehbar.

sha

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