ZBook vs. MacBook: Ein Vergleich

Kampf der Giganten: HP-Notebook gegen MacBook Pro. Unsere Autoren testen.

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der DP 02 : 2015.

Die Firma HP hat ein schickes Notebook und möchte es gerne von der einschlägigen Presse testen lassen. Eigentlich keine schlechte Idee. Keine so gute Idee war, sich die Mac-affinsten Autoren der Digital Production auszusuchen und das Gerät direkt gegen ein MacBook Pro antreten zu lassen.

Als das braune Paket von HP bei uns eintraf und wir das ZBook unter Staunen ausgepackt hatten, stand das gesamte Team zunächst wie Schafe drumherum und starrte es an. „Das ist also ein PC!“, „IBMkompatibel“, „ein richtiges Notebook“, „Ui!“.

Am liebsten hätten wir dran geleckt, um zu gucken, wie es schmeckt. Als Produktionsfirma, die ausschließlich mit Macs arbeitet, ist das ZBook von HP tatsächlich eher etwas Befremdliches, vergleichbar mit einem Brocken Marsgestein. Faszinierend, aber zunächst doch eher ein besserer Briefbeschwerer.

Womit man als Mac-Anwender anfänglich so gar nicht rechnet, ist das Herausfallen loser Plastikteile aus der Verpackung. Dass es sich um das Schutzschild für den ExpressCard-Slot handelt, fanden wir im Verlauf unseres Tests auch noch heraus. Weitaus beängstigender als lose Plastikteile ist jedoch das Netzteil des ZBooks: Groß wie ein Perry-Rhodan-Taschenbuch wiegt der Eumel rund 900 Gramm (zum Vergleich: Das Netzteil eines MacBooks wiegt 330 Gramm). Zusammen mit der dazugehörigen Kabellage fühlt es sich an, als würde man neben dem ZBook noch einen Liter Milch in seiner Laptop-Tasche herumtragen.

Obst gegen Z(ombies)

In Ermangelung weiterer IBM-kompatibler Testgeräte musste eines unserer MacBook Pros als Vergleichskandidat herhalten. Mit einem Preis von 2.500 Euro (inkl. Mehrwertsteuer) ist das aktuelle MacBook Pro (MBP) durchaus vergleichbar mit dem von uns getesteten ZBook F0U69ET (ZB), welches mit 2.250 Euro zu Buche schlägt (beides Listenpreise laut Hersteller-Seite). Beide Notebooks haben Quad-Core-i7-Prozessoren mit 2,5 GHz (MBP) und 2,7 GHz (ZBook), 8 GB RAM (laut Liste) und Nvidia-Grafikkarten, wobei im MBP die GeForce GT750M steckt, im ZBook die Quadro K2100M. Maßgeblicher Unterschied im Innenleben sind nur die SSD-Platten, die im MBP 500 GB groß sind, im ZBook nur 250 GB.

Dass man von einem PC-Notebook kein großartiges Design erwarten kann, war uns schon vor dem Test klar. Wie tumb jedoch ein ZBook neben einem MacBook wirkt, fällt speziell dann auf, wenn man beide Geräte nebeneinander legt: Das MBP ist mit einer Höhe von 1,8 cm relativ flach und wiegt nur rund 2 Kilogramm. Das ZBook hingegen ist mit 3,05 cm Höhe fast 70 Prozent höher und wiegt mit 2,8 Kilo schlappe 40 Prozent mehr (ohne optisches Laufwerk wohlgemerkt, zuzüglich dem Schwerlastnetzteil). Zur Verteidigung des ZBooks muss man allerdings sagen, dass es sehr gut verarbeitet ist, dabei äußert solide wirkt und sich auch von der Haptik her gut anfühlt: Die Gummierung um das Display ist sinnvoll, die Tasten drücken sich beim Schreiben nicht durch und auch Display und Verschluss wirken sehr stabil. Von der Stabilität her ist es natürlich mit dem UnibodyGehäuse des MacBooks nicht zu vergleichen. Dafür kann man aber den Akku und sonstige Teile des ZBooks jederzeit austauschen, was bei Apple nur (teure) Techniker können.

Etwas sehr retro wirken beim ZBook die zahllosen Anschlüsse und der „G-Punkt-Trainer“ (der kleine Maus-Ersatz zwischen den Tasten G, H und B), der Anfang der 90er zwar noch sehr beliebt und auch sinnvoll war, in Zeiten von integrierten Touchpads aber keine Daseinsberechtigung mehr hat. Genau so der VGA-Anschluss. Wozu braucht man einen VGA-Anschluss? Den HDMI-Port sucht man am ZBook hingegen vergeblich. Etwas sinnlos wirkt auch ein dedizierter USB-2-Anschluss sowie die Artikelbeschreibung „1 Thunderbold“ und „1 Displayport“, obwohl es sich hierbei irreführenderweise um denselben Anschluss handelt.

Innere Werte

Doch seien wir fair – auf die innneren Werte kommt es an. Hier fällt zunächst auf, dass das ZBook eine maximale Auflösung von Full-HD unterstützt (1.920 x 1.080), was natürlich für eine Produktionsfirma wie uns ein Ausschlusskriterium ist: Wenn wir Video bearbeiten, wollen wir es komplett sehen und dazu noch ein paar Paletten, Menüs und vielleicht eine Zeitleiste, was beim ZBook nicht möglich ist. Das Retina Display des MBP hingegen unterstützt eine Auflösung von 2.880 x 1.800 Pixeln, was zwar auf 15,4 Zoll gesehen sehr klein sein kann, aber für After Effects oder Mocha noch locker ausreicht.

Um dem ZBook noch eine Chance zu geben, führten wir weitere Tests durch, und zwar mit Adobe Premiere CC 2014, Adobe Bridge CC und Adobe After Effects CC 2014. Die erste Aufgabe war recht einfach: Öffne Bridge und zeige Fotos im Raw-Format an, die mit einer Canon EOS 5D aufgenommen wurden. Diesen Test bestanden beide Probanden fast gleich schnell mit ungefähr 8,5 Sekunden für 30 Raw-Dateien in der Vorschau.

Der zweite Test war schon ein bisschen defiziler: Berechne eine vierminütige Timeline mit Untertiteln in Premiere. Als Basis dienten in beiden Fällen identische Projekte mit MXF-Daten aus einer Canon C300 bei nativer Timeline. Während das MacBook die gesamte Timeline in 3 Minuten und 44 Sekunden berechnete, benötigte das ZBook 11 Minuten und 39 Sekunden. Spontaner Kommentar des Kollegen Torben: „Arbeitnehmer-freundliches Gerät“.

Der dritte, abschließende Test umfasste das Rendering einer recht komplexen After-EffectsKomposition, die wir jüngst für eine Reportage erstellt hatten. Das Rohmaterial der Komposition bestand aus allerlei unterschiedlichen Formaten, ausgerendert haben wir jedoch eine Animationsdatei. In diesem Fall haben wir absichtlich auf das sonst gängige ProRES HQ verzichtet, um nicht einen möglichen „AppleVorteil“ lautbar zu machen. Trotzdem ist das MacBook dem ZBook sprichwörtlich davongerannt und hat mehr als 85 Prozent schneller gerechnet (14:06 Minuten des MacBooks standen gegen 26:52 des ZBooks).

Fazit

Wir haben wirklich versucht, neutral zu bleiben, aber wir können dem ZBook keinen einzigen Vorteil gegenüber einem vergleichbaren MacBook Pro abgewinnen. Die Preisdifferenz von 250 Euro ist bei Geräten dieser Kategorie nicht eklatant und marginalisiert sich durch die doppelt so große SSD-Festplatte des MacBooks. Das ZBook behauptet zwar von sich, ein größeres Display zu haben (15,6 Zoll gegenüber dem 15,4-Zoll-Monitor des MPBs). Aber da es sich bei HP um ein 16:9-Display mit einer maximalen Auflösung von Full-HD handelt, sieht man de facto weniger als beim MacBook Pro mit 16:10-Auflösung und 2.880 x 1.800 Bildpunkten. Das ZBook ist 70 Prozent höher und wiegt 40 Prozent mehr; das Netzteil alleine wiegt fast das Dreifache des Apple-Netzteils.

Bei den für uns relevanten Arbeiten ist das ZBook bei einfachen Aufgaben gerade mal gleich schnell. Bei aufwendigeren Renderings fällt es jedoch deutlich zurück – und zwar bis zu einem wirklich erstaunlichen Differenzwert von mehr als 300 Prozent. Für uns AppleSchafe ist das HP-Gerät daher eher nichts. Wir haben dran geleckt und festgestellt, es schmeckt uns nicht. Ob und wie sich das ZBook im Vergleich zu anderen PC-Notebooks schlägt, können wir leider nicht beurteilen beziehungsweise was Windows-User mit den notwendigen Optimierungen oder üblichen Tools verbessern und beschleunigen könnten. Und darüber sind wir auch froh.

2 KOMMENTARE

  1. Also die Logik einen 6 Jahre alten Test zu veröffentlichen entzieht sich meinem Verständnis, aber das sieht man ja auf euere Homepage leider immer öfter, dass uralte Tests neu gepostet werden??? !!! Mittlerweile gibt es genug Geräte von Apple und am PC Markt die ausreichen potent sind, je nach Anwendungsgebiet. Wenn es um 3D-Renderings (Nvidia) geht, kann einfach kein Apple-Gerät mithalten – das sind einfach die Vorteile und Geschwindigkeitsvorteile mit Nvidia-Chips eklatant – auf gewisse Kompatibilität bei diversen Softwarepaketen will ich gar nicht eingehen. Wir benutzen in unseren Studio sowohl Apple als auch PC’s (und Notebooks), wenn es um 3D geht, kann Apple nach wie vor (auch mit den neuen M1 Chips) in keiner Weise mit eine PC konkurrieren….sowohl im Hard und Softwarebereich. Beispiel: Ich habe ein aktuelles Macbook Pro 16 Zoll/2TB SSD/64GB und ein Gigabyte AERO 17 HDR (Intel 10th Gen) 17 Zoll(fast gleichgroß, durch den extrem dünnen Rahmen) ebenfalls mit 2TB SSD/64GB – Preisunterschied bei fast 2000€ – das wäre ein Test….

    • Servus!
      Ja, da hast du recht und ich widerspreche Garnicht – wir digitalisieren gerade das Print-Archiv, und im Zuge dessen haben wir bei dem Artikel das Veröffentlichungsdatum versemmelt – Mea Culpa!

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