Roboter allein zu Hause

Das Team von der Isart Digital hat uns im Interview einen Einblick in ihre Arbeit für den Roboterfilm "L3.0" gegeben. Mehr zu dem Studium an der Hochschule und dem Projekt "Murphy" in der aktuellen DP-Ausgabe.

Französische Hochschulen beeindrucken uns regelmäßig, aber Isart Digital hat es mit seinen Projekten 2014 auf besondere Weise geschafft. Sowohl  "L3.0"  als auch das Knuddelwesen "Murphy", der darüber hinaus frisch VES-nominiert ist, sind von herausragender Qualität. 

Und darum geht es in  "L3.0": Nachdem alle Lebewesen anscheinend verschwunden sind, wandert der kleine High-Tech-Roboter Léo durch Paris. Er versucht sich selbst zu beschäftigen, nur in Begleitung eines Teddybären, leider ohne Erfolg – bis er endlich wieder auf ein Lebewesen trifft.

Die Animation und Modellierung des CG-Roboters des Films setzten Alexis Decelle, Cyril Declercq, Vincent Defour und Pierre Jury mit Maya um, die Hintergründe des Film bestehen aus real gefilmtem, in Photoshop nachbearbeitetem Filmmaterial.

Die Pipeline organisierte das Team über ein schulinternes Online-Asset-Management-Tool. Das Musik- und Sounddesign stammt von Victor Battaglia, Nicolas De Ferran, Rémi Haentjens, Maxime Ferrieu.

Der Film ist das filmische Endergebnis des dreijährigen Studiums am „VFX & 3D Animation Department“ der Isart Digital Hochschule in Paris. Insgesamt brauchte das Team neun Monate, um das Projekt „L3.O“ fertigzustellen – vom Schreiben des Skripts bis zum Postproduktionsprozess.

DP: Welche Bedingungen sollte euer Film für einen Diplomabschluss erfüllen und was musstet ihr darüber hinaus leisten?

L3.O Team: Der Film war neben Abschlussprüfungen in allen Kursen nur ein Bestandteil des Diploms im dritten Jahr. Der Film wurde hinsichtlich aller unserer im Studium erworbenen Fähigkeiten beurteilt: Schreiben des Drehbuchs, Regieführung, die Realisierung selber und unsere Kommunikation mit dem Sound-Department.

DP: Wie ist die Idee zu „L3.O“ entstanden?

L3.O Team: Zu dem Zeitpunkt, als wir unser Team zusammenstellten, hatten wir nur ein Konzept – in diesem Fall von einem Roboter – der in Paris lebt. Davon ausgehend schrieben wir vier, die für die Animation verantwortlich waren, Skriptversionen – rund zehn verschiedene. Wir diskutierten jeweils die Ideen der anderen und verbesserten in vielen Durchgängen die Geschichte, bis die finale Version stand.

DP: Welche Inspirationen habt ihr für Léo, den Roboter, verwendet?

L3.O Team: Die Hauptreferenz war Wall-E, aber auch der Film „A.I.“ von Steven Spielberg. Auch an Büchern von Isaac Asimov oder Ray Bradbury haben wir uns orientiert. Unser Roboter sollte kindlich aussehen, fast wie ein Spielzeug.

DP: Wie seid ihr bei den Anfangs-Shots des Paris-Environments vorgegangen?

L3.O Team: Referenzen für den Look waren Szenen aus dem Film „I am Legend“ und Fotos der Tempelanlage Ta Prohm in Angkor Wat/Kambodscha, welche die richtige Atmosphäre für den Film hatten. Im ersten Schritt haben wir Original-Fotos der Environments in Paris gemacht und aus ihnen alle lebendigen Elemente und Schilder entfernt. Danach haben wir die Matte Paintings erstellt, indem wir neue Elemente und Malereien auf dem Original-Bild zusammengeführt haben. Der finale Schritt war das Compositing und das Grading mit Photoshop, mit dem wir Leben und Bewegung in die Shots brachten. Auch die anderen Backgrounds des Films sind zum größten Teil gefilmt und im Anschluss im Compositing hinzugefügt. Nur wenige der Shots im Film sind Full-CG.

DP: Wie ist euch der spezielle Look des Films gelungen?

L3.O Team: Da uns der besondere Look des gesamten Films extrem wichtig war, haben wir viel Zeit auf das Rendering und Grading der einzelnen Shots verwendet. Das Lighting wurde in Maya kreiert, die meiste Zeit nutzten wir Global Illumination und HDRI-Maps zusammen mit gewöhnlichen Lichtern, um das Lighting zu erzielen, das wir suchten. Auch für das Color Grading testeten wir verschiedene Versionen, bis wir die Atmosphäre erzielten, die wir im Endergebnis haben.

DP: Wie seid ihr bei dem CG-Roboter vorgegangen?

L3.O Team: Drei weitere Studenten, die nicht zu unserem Kernteam gehörten, halfen uns zwei Versionen des Roboters zu designen. Als wir mit diesen zufrieden waren, modelten wir den Roboter in Maya und finalisierte in dem Programm das Design des Roboters. Danach animierten wir ihn komplett mit Keyframe-Animation, dabei legten wir keinen Wert auf ein glaubwürdiges, reales Aussehen der Bewegungen, sondern nur darauf, dass sie ästhetisch wirkten.

DP: Und wie ist der CG-Schmetterling entstanden?

L3.O Team: Wir wählten den Schmetterling als Gegenpol zum dem Roboter-Charakter, weil er ein fragiles, schönes und poetisches Lebewesen ist. Im ersten Schritt sahen wir uns viel Referenzmaterial von Schmetterlingsbildern im Internet an. Schließlich kauften wir uns auch einen echten Schmetterling in einem Insektenkunde-Laden, um genau zu sehen, wie er aufgebaut ist und aussieht. Von diesem Schmetterling haben wir Fotos mit einer DSLR-Kamera gemacht, die wir dann als Textur für das 3D-Modell verwendet haben.

DP: Was war für euch die größte Herausforderung bei dem Projekt?

L3.O Team: Den Film nur mit vier Leuten zu realisieren – das Soundteam nicht mitgezählt. Wir schrieben das Skript deswegen auch unter Beachtung dieses Teamfaktors, sodass wir einige Shots entfernten und die Animationen vereinfachten, um das Projekt in dem vorhandenen Zeitrahmen umsetzen zu können.

DP: In welche Richtung hat die Hochschule euch ausgebildet und welches technische Equipment stand euch zur Verfügung?

L3.O Team: Der Unterricht an der Hochschule hat uns gut für das Projekt „L3.0“ vorbereitet, denn wir wurden als Generalisten ausgebildet. Wir haben uns eigenständig auf unsere individuellen Interessen spezialisiert, sodass unsere Fähigkeiten am Ende hervorragend für die Realisierung des Films zusammenpassten. An technischem Equipment waren vor allem die zur Verfügung gestellten Renderfarm und -server der Hochschule sehr hilfreich.

DP: Was sind eure weiteren Pläne mit dem Film?

L3.O Team: Wir wollen dem Film so vielen Menschen wie möglich zeigen, einige Festivals haben vor, den Film zu spielen. Eine TV-Distribution oder ähnliches haben wir bisher aber nicht geplant.

DP: Wie habt ihr das Studium an der Isart Digital finanziert?

L3.O Team: Neben den Studiengebühren ist Paris zum Leben eine sehr teure Stadt, aber da man an der Isart Digital die Hälfte des Studiums für Unternehmen arbeitet, bezahlt die Firma das Gehalt und die Studiengebühren.

DP: Wie viele Männer und wie viele Frauen studieren an der Isart Digital?

L3.O Team: Es gibt eine klare Mehrheit an männlichen Studenten, nur circa 15 Prozent der Studierenden sind weiblich.

DP: Muss ein Isart-Digital Student französisch sprechen können?

L3.O Team: Ja, auf jeden Fall, denn die Kurse finden in Französisch statt

Hier können Sie den Film nochmal in Ruhe ansehen:

FILM_FX L3.0 (2014) from ISART DIGITAL on Vimeo.

Und hier noch das Making-of:

FILM L30 MAKING OF (2014) from ISART DIGITAL on Vimeo.

Danke an das Isart-Digital-Team von "L3.O" für den Making-of-Bericht!

Wer ein ausführliches Making-of zu "Murphy" lesen möchte und erfahren, was das Studium an der Isart Digital noch zu bieten hat, kann sich als Abonnent der DP am 13. Februar auf das neue Heft freuen. Wer noch keine Abonnent ist, kann hier sich noch ein Jubiläumsabo sichern, oder am 16. Februar das Heft am Kiosk holen!

mf

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