Hier ist die kanadische Softwareschmiede einer der Pioniere und entwickelt ihre Plug-ins ständig weiter, um 360-Grad-Workflows zu optimieren. Chris Bobotis, der Creative Director von Mettle, ist gerade weltweit unterwegs, um überall Vorträge zu halten, sich aktuelle Projekte anzusehen und mit den Produzenten zu sprechen.
Die Plug-ins hatten wir bereits in der letzten Ausgabe kurz vorgestellt. Diesmal wollen wir uns die Tools etwas genauer ansehen und auch auf den Workflow eingehen. Mit dem kostenlosen Skybox-VR-Player-Plug-in ist es möglich, die Viewports von Premiere und After Effects an die Headsets von Occulus und HTC auszugeben. Alternativ kann hier im Workspace-Mode auch die Progammoberfläche in die Brille projiziert werde, und man kann sogar ein virtuelles Keyboard einblenden.
Skybox VR-Tools für Premiere und AE
Für 360-Grad-Videos brauchen die Effekte nahtlose Randübergänge. Bei Blur, Denoise, Glow, oder Sharpen entstehen hier sonst seltsame Artefakte an den Bildrändern. Besonders der gute Skybox-Sharpen-Effekt ist zum Nachschärfen der durch die Verzerrung naturgemäß schon vorhandenen Matschigkeit der Bilder eigentlich unverzichtbar, und Denoise hilft, die durch zu wenig Licht verrauschten Aufnahmen aufzubessern. Einfache Tools zum Drehen der 360-Grad-Ansicht sowie der Anpassung von 2D-Objekten wie Text oder Logos an die Verzerrung der Panoramen stehen natürlich auch zu Verfügung.
Mettle Skybox V2
Einen großen Schritt nach vorne hat es mit Skybox V2 für After Effects gegeben. Nicht nur der neue Viewport, der eine unverzerrte Ansicht für Retusche bietet, sondern auch die Möglichkeit, den After-Effects-internen Kameratracker zur Stabilsierung zu nutzen, erleichtern das Erstellen von gutem 360-Grad-Content ungemein. Skybox unterstützt natürlich auch die hauseigenen 3D-Plug-ins wie Freeform und Shapeshifter. Aber auch mit Plexus oder Videocopilots Element 3D lässt sich sehr gut in der 360-Grad-Umgebung arbeiten. Dazu gibt es mit der Skybox V2 nun die Möglichkeit, in einem entzerrten 2D-Viewport zu arbeiten. Das macht die Retuschearbeit wesentlich einfacher. Ein Beispiel hierfür haben wir bereits in der letzten Ausgabe gezeigt.
360-Grad-Stabilisierung
Wir haben mit einer Samsung Gear 360 im Musikpark Mannheim einen Testdreh gemacht. Die Kamera war auf einem einfachen Monopod Mikrofonstativ mit einem schweren runden Standteller montiert, das wir herumgetragen haben. Das ersetzt zwar keinen Gimbal, aber stabilisiert die Kamera durch das Gegengewicht schon ganz gut. Verschiedene Takes des Videos haben wir in After Effects geladen und dann das Skybox Composer Window geöffnet. Dort muss man zunächst über „Add 3D Edit“ einen neuen Viewport generieren. Dann öffnet sich nach einem Klick auf „Properties“ ein neues Fenster, in dem man dann mit „Apply AE 3D Camera Tracker“ die Analyse des Trackings startet. Nach dem Camera Solve generiert man dann eine Kamera und kann die Szene durch einen Klick auf „Stabilize Footage“ stabilisieren.
Das mit dem Kamera-Tracker in After Effects ist allerdings so eine Sache. Wie beim normalen Kamera-Tracking funktioniert es in den meisten Fällen recht gut – dann ist auch die Stabilisierung super. Schafft er den Camera Solve jedoch nicht, kann man durch Modifizieren des Viewports das Tracking nochmal versuchen.
Vorsicht: Da das Tracking im Viewport erfolgt, muss nach jeder Veränderung des Bildausschnitts neu getrackt werden. Wenn das nicht hilft, kommt man wegen der spartanischen Einstellungsmöglichkeiten des Trackers meist nicht mehr weiter. Wir haben bei manchen Szenen sehr gute Ergebnisse erzielt, während andere gar nicht zu tracken waren. Hier hat man bei Mocha VR bessere Eingriffsmöglichkeiten.
Fazit
Die Tools von Mettle Skybox sind so eine Art Schweizer Offiziersmesser für die 360-Grad-Videoproduktion. Sie helfen bei den meisten Problemen und machen ein professionelles Arbeiten in Videopanoramen erst möglich. Jetzt, wo auch Vimeo einen 360-Grad-Player bietet, wird die Nachfrage nach gutem Content sicher weiter steigen.
Auch andere Softwareschmieden haben gerade neue Tools herausgebracht. Es lohnt sich, einen Blick auf RE:lens von RE:Vision Effects und Mocha VR zu werfen. Das bekannte Tracking Tool gehört seit kurzem zu Boris FX. Von beiden Plug-ins gibt es natürlich auch Demo-Versionen zum Testen.