Unter den reinen Monitoren haben wir uns ein recht hochwertiges Gerät aus China, den Neway CK550S, herausgesucht. Bei den kostengünstigen Rekordern liefern sich Atomos und Blackmagic (kurz: BM) seit Jahren einen erbitterten Konkurrenzkampf unter Australiern. Atomos hat seinen Shogun, der schon seit längerem echtes 4K aufnehmen kann, letztes Jahr auf HDR aufgerüstet (s. DP 06:2016) und das billigere Grundmodell eingestellt. Bei BM gibt es nun den Video Assist (kurz: VA) auch in 7 Zoll als 4K-Modell (eigentlich UHD), das aber kein HDR kennt. Wir haben den Monitor und den Video Assist 4K nicht allein auf ihren Funktionsumfang, sondern auch auf Farbneutralität getestet, denn der eingebaute Monitor der Ursa Mini Pro ist ziemlich gelblich.
Der Neway CK550S – ein kompakter SDI-Monitor in Full HD
Wer bisher nur Billigware als Direktimport aus China kannte, wird umdenken müssen, das zeigte schon unser Test des Zhiyun Crane Gimbals in der DP 02:2017. Diesmal haben wir uns einen 5,5 Zoll Monitor (also 14 cm) von Neway näher angesehen, der auch unter anderen Markennamen im Internethandel auftaucht. Zuerst ist man etwas geschockt, wenn der in Schwarz georderte Monitor auf der Box in grellem Orangegelb abgebildet ist (wir hielten solche Farben ja bisher für einen Ausrutscher von Atomos). Aber in der Schachtel lag dann doch ein Gerät ganz in Schwarz – farbig wäre auch nur der zusätzliche Gummirahmen gewesen, den man zum Schutz um den Monitor spannen kann. Die Ausstattung ist komplett, vom Netzteil über den Blendschutz bis zur Halterung für einen Blitzschuh. Geliefert werden auch zwei Akkuhalterungen, die man aus vier Modellen wählen kann; wir hatten uns für je einen Sony- und Canon-kompatiblen entschieden.
Man zahlt hier eindeutig nicht allein für die SDI-Anschlüsse, das gesamte Gerät macht einen recht wertigen Eindruck, zumindest der Rahmen ist aus Metall und auch der Rest fühlt sich solide an. Die einzigen Kritikpunkte sind die Verriegelung des
Akkuhalters, die bei der Sony-Version nicht ganz einrastet (bei Canon dagegen schon) und der Gummirahmen, den man bei breiten HDMI-Steckern ein wenig zur Seite ziehen muss. Selbst Grafik und Text der Menüs sehen ansprechender aus als bei Billigmodellen, die dafür aber auch nur gut die Hälfte kosten. Wir haben diesen Monitor für 410 US-Dollar plus Einfuhrsteuer direkt aus China bestellt, aber er taucht hierzulande auch als Lilliput Q5 zu ähnlichen Preisen auf.
Das Gerät akzeptiert nur Signale bis Full HD, hat also kein Downscaling von UHD, aber in der Hinsicht sind die Ausgänge der Ursa Mini ja vielseitig konfigurierbar. Immerhin beherrscht es die Konvertierung zwischen den Eingangssignalen, sodass unabhängig von der Quelle an HDMI- wie SDI-Ausgang immer ein Bild anliegt. Erfreulich ist, dass er sowohl mit echten progressiven Signalen als auch mit PsF (Progressive segmented Frames) umgehen kann, das ist bei manchen anderen Monitoren nicht selbstverständlich. Der Stromverbrauch im Stand-by liegt bei 20 mW, im Betrieb werden dem Akku 8,1 Watt abgefordert. Der laut Menü vorhandene Lüfter ließ sich im Testzeitraum nicht hören – es herrschte aber fast noch Winter.
Bildqualität
Der Monitor ist mit 1.920 x 1.080 Pixel bei dieser Größe knackscharf und mit 450 Nits auch hell, trotzdem ist das spiegelnde Display im vollen Tageslicht kaum ablesbar. Der mitgelieferte Blendschutz wird per Klettband auf dem Gummirahmen befestigt und hilft.
Leider ist das Bild bei voller Helligkeit und Einstellung auf die Vorgabe für 6.500 K alles andere als farbtreu, sondern viel zu kühl. Da sich aber unter „User“ getrennte Regler für Gain und Offset der drei Grundfarben finden, kann man mit einem Kolorimeter und etwas Geduld die Farben fast mustergültig justieren, auch wenn die Helligkeit dann etwas zurückgeht. Die Verzögerung gegenüber dem Eingangssignal ist mit 53 mS vergleichsweise gering. Der Neway ist ein gutes Gerät, aber schon für etwa 530 Euro bekommt man den kleineren Blackmagic Video Assist in 5,5 Zoll mit 1.920 x 1.080 Pixeln und HD-Aufzeichnung.
Der Blackmagic Video Assist 4K
Anders als beim Shogun ist hier das gesamte Gehäuse aus robustem Leichtmetall, auf Gummipuffer oder einen Schutzrahmen kann BM daher verzichten. Der Monitor hat wie der Shogun eine Diagonale von 7 Zoll und ebenso 1.920 mal 1.200 Pixel, aber nur 350 Nit bei einem Preis von etwa 850 Euro. Die Aufnahme reicht bis UHD in 30p mit den Codecs ProRes und DNxHD/HR, während der Shogun an manchen Kameras von Sony, Canon und Panasonic auch echtes 4K DCI in RAW aufzeichnen kann.
Aufgenommen wird beim VA auf preisgünstige und überall verfügbare SD-Karten. Das größere Modell hat zwei Kartenslots zur unterbrechungsfreien Langzeitaufnahme, aber eine parallele Aufnahme für den Offline-/Online-Schnitt gibt es nicht. Die Stromversorgung ist abseits vom Netz über zwei Akkuhalter für LP-E6 (wie Canon) auch unterbrechungsfrei möglich.
Die Akkus werden bei Versorgung durchs Netzteil im Gerät geladen, so bleibt der VA immer einsatzbereit. Ein schmaler, ausklappbarer Standfuß ermöglicht die Tischaufstellung, aber selbstverständlich sind jede Menge Gewindeanschlüsse im Rahmen für Kamerahalterungen verfügbar.
Die Anschlüsse für SDI und HDMI haben die volle Größe, nur die analogen Audioeingänge (wahlweise mit Phantomspeisung) sind in Mini-XLR ausgeführt. Das ist dem recht flachen Design geschuldet und immer noch viel robuster als Klinkenbuchsen. Es kann aber beim Dreh ein Problem werden, wenn die passenden Adapter vergessen wurden. Die Formatunterstützung reicht bis ProRes 422 HQ im MOV-Container bzw. DNxHR HQX in MOV oder MXF. Anders als bei der internen Aufnahme der Ursa Mini können somit auch Dateien für PCs ohne QuickTime aufgenommen werden. Damit ist der VA die ideale Ergänzung zu den Kameras von BM, wenn eine Offline-/Online-Bearbeitung mit DaVinci Resolve geplant ist. Der automatische Aufnahmestart funktioniert per Timecode, aber auch bei Einstellung für ein im Signal eingebettetes Triggersignal auf den Befehl von Panasonic, RED oder Ikegami. Da der Timecode korrekt geschrieben wird, hat Resolve keine Probleme, die Dateien beim Re-Conform neu zu verbinden. Bei anderen Schnittsystemen klappt es nicht so reibungslos, denn anders als bei RED und Atomos werden die Dateinamen aus der Kamera nicht an den VA übergeben. Nicht nur die Firmware, sondern auch das Handbuch ist mehrsprachig und in der Regel gut verständlich, auch wenn es gelegentliche Stilblüten durch wörtliche Übersetzung gibt. Oder was halten Sie von dieser Aussage, die man doch eher in der Politik vermutet: „Da exFAT die Journalfunktion nicht unterstützt, sind Daten im seltenen Fall eines Speicherkartenfehlers allerdings korruptionsanfälliger.“
Bildqualität
Das Bild ist bei der Auflösung selbstverständlich knackscharf und erlaubt durch die zusätzlichen Pixel in der Vertikalen die Anzeige von Menüs außerhalb des Filmfensters. Die spiegelnde Oberfläche und die durchschnittliche Helligkeit machen aber einen Blendschutz bei Tageslicht unverzichtbar. Die Farbgenauigkeit ist nur durchschnittlich und direkte Justagen der Farben sind nicht vorgesehen, das Bild kann nur durch ladbare LUTs beeinflusst werden, die extern generiert werden müssen.
In der Hinsicht hat Atomos beim Shogun die Nase vorn, da er mit einer Sonde von X-Rite direkt kalibriert werden kann. Außerdem lassen sich ladbare LUTs beim Shogun wahlweise in die Aufzeichnung einbacken, während beim VA nur die Anzeige beeinflusst wird. Wenn man nach dem Dreh gleich vorzeigbare Aufnahmen braucht, obwohl im weiteren Verlauf eine RAW-Bearbeitung geplant ist, spart das eine zusätzliche Konvertierung. Die Option für weitere, simulierte Messgeräte soll mit dem nächsten Firmware-Update kommen. Deren Präzision konnten wir also noch nicht überprüfen, aber BM bewirbt sie sogar als Ersatz für dedizierte Messgeräte am Set. Der Shogun bietet in der Hinsicht schon jetzt das Notwendigste.
Kommentar
Unter den hier und im letzten Jahr getesteten Geräten sollte für jede Kamera und Aufnahmesituation das passende zu finden sein. Der preisgünstige 5,5-Zoll-Bildschirm aus China bietet nach manueller Kalibrierung gute Farben, SDI/HDMI-Konvertierung und die wichtigsten Zusatzanzeigen. Wenn man rund 100 Euro drauflegt, bekommt man beim kleinen Video Assist schon die hochwertige Sicherungskopie in HD dazu. Wer UHD benötigt, ist mit dem 4K-Modell von Blackmagic an hauseigenen Kameras mit DaVinci Resolve im Workflow für ca. 850 Euro sehr gut bedient. Der Shogun legt in vielerei Hinsicht, insbesondere mit der RAW-Aufnahme bei verbreiteten Kameras, noch mal eine Schippe drauf und ist bei knapp über 1.000 Euro allemal sein Geld wert.