Spectracal Calman 2016

Warum Monitore kalibrieren? Unser wichtigstes Werkzeug in der Produktion von medialen Inhalten ist der Monitor, als Kontrollwerkzeug in der ersten Instanz der Produktion über den Referenzmonitor in der Postproduktion beim Finishing und als Präsentationsmittel in der finalen Nutzung der Inhalte.
Spectracal Calman 2016
Spectracal Calman 2016

Seitdem Blackmagic Davinci Resolve als professionelles Farbkorrekturwerkzeug kostenfrei zur Verfügung gestellt hat, ist der Anspruch der Medienmacher deutlich gestiegen, Bildinhalte noch weiter technisch wie auch kreativ zu optimieren. Man kann sagen: Farbkorrektur ist in der breiten Masse angekommen. Auch die VFX- und Schnittprogramme entwickeln immer bessere Farbkorrekturfunktionen. After Effects hat gerade endlich auch Waveform- und Vectorscope-Funktionen integriert. Somit ist eine der wichtigsten Funktion der Bildkontrolle – insbesondere bei der Farbkorrektur – endlich in ein sehr weit verbreitetes Bildgestaltungstool für VFX integriert worden.
Es wäre daher nur allzu konsequent, auch den Monitor in seiner Funktionalität zu optimieren. Denn leider ist das Thema Farbverbindlichkeit bei Monitoren ein Drama, wobei die Monitorhersteller hier durchaus besser geworden sind. Dazu möchte ich zunächst auf meinen Monitor-Artikel zum Thema Referenzmonitore verweisen: „Monitoring für Colorgrading“
(DP 04:2013, kostenlos zum Download unter digitalproduction.com). Aber um den Umweg dorthin ein wenig abzukürzen, hier einige Ausführungen zum Thema Displays bzw. Monitoring. Man unterscheidet grob 3 Klassen von Displayqualitäten.

  • Klasse 1 sind die Referenzmonitore (auch Klasse A genannt), die Farbreferenzfähigkeit und Profischnittstellen wie SDI besitzen.
  • Klasse 2 sind professionelle Videomonitore mit entsprechenden Videoschnittstellen wie SDI, sie besitzen aber nicht zwingend farbverbindliche Bildqualität.
  • Klasse 3 sind einfache Geräte aller Art nach dem Motto „Ok, ich sehe ein Bild“, also auch Consumer-TV-Geräte.

Klasse-1-Geräte und die Auslieferungsqualität

Selbst wenn man 30.000 Euro für einen Referenzmonitor ausgibt, bedeutet das nicht, dass das Gerät auch hinreichend kalibriert ausgeliefert wird. Ich nenne jetzt keinen Hersteller, aber einer der größten und bekanntesten tut dies eben gerade nicht. Die Abweichungen sind in der Praxis so groß, dass der Titel Klasse 1 (ohne die finale Kalibrierung) eigentlich aberkannt werden müsste.
Vom gleichen Hersteller gibt es ein Klasse-2-Gerät, das mit dem gleichen Kalibrierungsaufwand, welcher für das Klasse-1-Gerät immer nötig ist, ebenfalls Klasse-1-Tauglichkeit erreichen kann. Das bedeutet, es kann sich finanziell lohnen, sich mit dem Thema Kalibrierung zu beschäftigen und dabei zu lernen, was geht und wie man vor allem reichlich Geld sparen kann. Und damit sind wir schon bei den nachfolgenden Geräteklassen. Denn es ist möglich, in manchen Fällen Klasse-2 oder -3-Geräte farbreferenztauglich zu machen.

Die Profiliga beieinander: Das beste und schnellste Colorimeter neben dem neuen Spectroradiometer Jeti 15O1.
Die Profiliga beieinander: Das beste und schnellste Colorimeter neben dem neuen Spectroradiometer Jeti 15O1.

Was macht ein Hersteller, um Panels auf Farbverbindlichkeit zu trimmen?

Zunächst mal verbauen Hersteller gerne die gleiche Technik in verschiedenen Geräten, um Entwicklungskosten, Herstellungskosten etc. zu sparen. Anschließend limitieren sie Funktionalitäten, indem sie einfach per Software Funktionen ausgeschaltet lassen oder im Falle von Monitoren einfach eine „Fehlkalibrierung“ der Einstellungen vornehmen. Letzteres lässt sich per Kalibrierungsmessung ermitteln und eben korrigieren. So kann ein Klasse-2-Gerät eben vielleicht doch Klasse-1-Qualität erreichen.
Zurück zur Frage: Was macht das Klasse-1-Gerät farbverbindlich? Heutzutage geht das per Software-Processing mittels 3D-LUT. Eine 3D-LUT kann im Gegensatz zur 1D/2D-LUT einzelne Farborte verschieben, ohne andere nennenswert in Mitleidenschaft zu ziehen (logischer­weise auflösungsabhängig). Mit einer 2D-LUT ändert man maximal den Weißpunkt und/oder das Gamma. Beide Punkte sind auch wichtig für die Referenztauglichkeit, aber die Farborte jeder Farbe sind der wichtigste Indikator für die Verbindlichkeit z.B. von Hauttönen oder jeder anderen Farbe.
Um eine 3D-LUT zu erzeugen, muss man etliche tausend Farborte vermessen und gegebenenfalls die 3D-LUT durch Berechnungen so gestalten, dass die einzelnen Farort-Fehler korrigiert werden. Jeder gute Referenzmonitor arbeitet intern mit solchen 3D-LUTs – die gleichen, mit denen auch beispielsweise Filmlooks gekauft und transformiert werden können.
Viele Klasse-2-Geräte erfüllen zwar laut Herstellerangaben die Grenzwerte der Farb­räume wie z.B. „99% Adobe RGB“ oder „100%“ sRGB/EBU/Rec. 709 (die drei sind farblich alle identisch!). Man könnte meinen, die Angabe 100% wäre eine Aussage zur Farbverbindlichkeit bzw. Referenztauglichkeit, aber weit gefehlt.
Es sind nur die Eckpunkte von R+G+B, und 100% heißt nicht, dass die Eckpunkte auch da liegen, wo sie liegen müssten – sie können bei 110%, 105% und 99% liegen für R+G+B, aber 100% Abdeckung wurde damit rechnerisch erreicht. Und es kommt noch schlimmer: 100% Abdeckung der Eckpunkte des Farbraums heißt nicht ansatzweise, dass die Sekundärfarben wie C, Y und M am korrekten Ort liegen. Und damit schlussendlich noch viel wichtiger: nahezu alle Farben, die im Inneren des Farbraums existieren, liegen nicht an ihren korrekten Orten.

Messgeräte zur Monitorkalibrierung

Das Einsteiger-Dilemma: Als ich selbst anfing, mich mit dem Thema Monitorkalibrierung zu beschäftigen, habe ich eine klassische Karriere hingelegt. Als Laie ohne brauchbare Testartikel fing ich an, die üblichen Einsteigerprodukte zu kaufen, die der Markt auch heute noch hergibt: Spyder, i1Display Pro und alles, was es sonst noch so gab, und gab dabei enorme Summen aus. Das i1Pro zum Beispiel, das das preiswerteste Spectrophotometer ist, kostet je nach Bundle mindestens 1.000 Euro.
Spätestens nachdem ich 5 Messgeräte besaß, fing ich an zu schleudern und die Qualität meiner Dienstleistung zu hinterfragen. Mir wurde geradezu schwindelig vom Ausmaß der Messabweichungen, selbst bei Geräten vom gleichen Hersteller. Es hat dann Jahre gedauert, bis ich durch Recherche und Lernen (Wer billig kauft, kauft zweimal? Nein, locker fünfmal!) dahinter kam, was im einzelnen die Gründe für die Abweichungen waren.
Die Profiliga: Spectrophotometer sind die einzigen Messgeräte die ohne Gegenkalibrierung jede Lichtquelle unabhängig ihrer Charakteristik weitestgehend präzise zu messen imstande sind. Gute Messgeräte sind nicht temperaturabhängig und messen vor allem kontaktlos. Alle Einsteigergeräte hängen bzw. kleben auf dem Panel und die teils starke Wärmeübertragung von den Lichtquellen beeinflusst erheblich die Messgenauigkeit – je länger das Display in Betrieb ist, je wärmer also das Panel und mir ihm das Messgerät wurde, desto größer die Messfehler.
Damit ein Display überhaupt Farben korrekt darstellen kann, muss es selbst erst auf Betriebstemperatur hochgefahren sein. Das ist bei vielen Herstellern erst nach ca. 30 Minuten der Fall, also darf man erst nach einer halben Stunde überhaupt anfangen zu messen. Dann allerdings wärmt sich auch das Messgerät schnell auf und verändert ständig die Messergebnisse eben durch seine eigene Temperaturänderung.

Mit einem Klein K1O können 3D-LUTs am schnellsten hergestellt werden und es hat mit den besten Dynamik-Messumfang, besonders wichtig im Schattenbereich, aber auch für HDR oder Raumlichtmessungen.
Mit einem Klein K1O können 3D-LUTs am schnellsten hergestellt werden und es hat mit den besten Dynamik-Messumfang, besonders wichtig im Schattenbereich, aber auch für HDR oder Raumlichtmessungen.

Lichtcharakteristiken von Lichtquellen

Die preiswerten Einsteigermessgeräte unter 1.000 Euro sind alle Kolorimeter: im Grunde Kamerasensoren, die auf unterschiedliche Spektral-Charakteristiken unterschiedlich empfindlich reagieren. Sie messen Lichtspektren nicht direkt, sondern ermitteln die Farben indirekt. Es gibt zwar grobe Profile für unterschiedliche Lichtquellentypen wie LCD oder Plasma, aber selbst innerhalb dieser Typenklassen gibt es mitunter erhebliche Abweichungen. Die können so groß sein, dass man mit einem solchen Einsteigermessgerät ein vielleicht gutes Consumer-TV-Gerät fehlkalibriert, sodass man ohne Kalibrierung viel besser dran gewesen wäre. Das Temperaturproblem ist dabei noch nicht berücksichtigt.

Sind 6.000 Euro genug für ein Messgerät mit der notwendigen Messgenauigkeit?

Solange es kein Spectrophotometer ist, leider nicht, zu dem Preis gibt es auch keine brauchbaren. Warum gibt es diese Geräte dann überhaupt?
Spectrophotometer haben gleich mehrere Nachteile: Zum einen sind sie zumeist extrem langsam, pro Messung können etliche Sekunden vergehen. Zum Zweiten sind sie sehr wenig lichtempfindlich: Je dunkler das Monitorbild, desto länger dauert auch die Messung bzw. es kommt zu Messfehlern besonders um den üblichen Schwarzwert von Monitoren herum (unter 20 cd/m2). Und zum Dritten können manche die Schwarzwerte von OLEDs oder von sehr guten LCD-Geräten wie z.B. dem Referenzmonitor von Dolby gar nicht mehr messtechnisch erfassen. Der Technikfortschritt schafft aber tweilweise Abhilfe: der deutsche Hersteller Jeti hat ein neues Gerät entwickelt, das alle 3 Mängel stark optimiert bzw. teils vollständig beseitigt hat, bis auf das Tempo, das immer noch verbesserungswürdig ist. Ich durfte das Spectraval 1501 während des Workshops HandsOnXK ausführlich testen und hatte reichlich unterschiedliche Monitore vor Ort. Gleichzeitig hatte ich das Jeti Specbot 1211 der HFF München zur Verfügung, wo der Workshop stattfand. Erfreulich zu erleben, dass mal zwei Messgeräte die nahezu exakt gleichen Messergebnisse liefern. Das Jeti 1211 eignet sich allerdings nur für Standardkalibrierungen wie Gain und Bias also 2D-LUT-Kalibrierungen. Ich nenne das auch immer manuelle Kalibrierung.
Das setzt voraus, dass man schon Referenzmonitore hat, wo im Grunde nur der Weißpunkt und das Gamma korrigiert werden muss – beispielsweise um den Drift, der durch die Abnutzung entsteht, zu korrigieren oder eben den mangelhaften Auslieferungszustand. Für eine 3D-LUT-Kalibrierungsmessung taugt das 1211 nicht, allerdings das 1501. Es konnte gar den Dolby-Monitor vollständig vermessen, wäre es nicht immer noch soviel langsamer als Kolorimeter. Es ist zwar schneller geworden, aber der Unterschied läge bei umfangreichen Messungen im Bereich von fast einem Tag zu wenigen Stunden.

Feldeinsatz beim Kunden: UHDTV per 3D-LUT optimieren: links ein Mac-Laptop mit Davinci Resolve Studio und Blackmagic Minimonitor (Thunderbold HDMI/SDI video out) als per Netzwerk ferngesteuerter Testbildgenerator und Testmateriallieferant. Rechts der PC-Laptop mit der Calman Ultimate Software, daran hängt das Klein K1O als Messgeräte, darauf läuft ein DHCP-Netzwerkserver – dazwischen noch ein kleiner Netzwerkswitch – ziemlich viele Kabel und viele Einstellungen zu beachten. Nicht unbedingt Plug-and-play und ohne Handbuch realisierbar. Und da stehen rund 14.OOO Euro für das Messsetup. Nicht mit gerechnet die teure Lernkurve davor…
Feldeinsatz beim Kunden: UHDTV per 3D-LUT optimieren: links ein Mac-Laptop mit Davinci Resolve Studio und Blackmagic Minimonitor (Thunderbold HDMI/SDI video out) als per Netzwerk ferngesteuerter Testbildgenerator und Testmateriallieferant. Rechts der PC-Laptop mit der Calman Ultimate Software, daran hängt das Klein K1O als Messgeräte, darauf läuft ein DHCP-Netzwerkserver – dazwischen noch ein kleiner Netzwerkswitch – ziemlich viele Kabel und viele Einstellungen zu beachten. Nicht unbedingt Plug-and-play und ohne Handbuch realisierbar. Und da stehen rund 14.OOO Euro für das Messsetup. Nicht mit gerechnet die teure Lernkurve davor…

Hochwertige Kolorimeter bis ca. 8.000 Euro

Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für schnelle und vor allem temperaturunempfindliche Kolorimeter hat das Klein K10a, das ich persönlich einsetze – und das leider ein Preisschild dieser Größe hat. Es wird von mir mittels Spectrophotometer auf jeden Monitortyp herstellergenau gegenkalibriert.
Das ist der einzige Weg, zu verlässlichen, überprüfbaren, wiederholbaren Ergebnissen zu kommen. Da ständig neue Geräte herauskommen, muss man auch jeden neuen Monitor neu vermessen. Man braucht also zwei Messgeräte – eines, das schnell genug arbeitet, um mitunter etliche tausend Messungen für eine 3D-LUT in einer vertretbaren Zeit pro Gerät umsetzen zu können, und eines, um die nötigen Gegenkalibrierungen zu ermitteln. Gute Spectrophotometer fangen leider erst so um 9.000 Euro an. Das Minolta CS 2000 kostet rund 40.000 Euro und gilt als das beste Referenz-Spectrophotometer. Ess wird von Spectracal eingesetzt, um die Gegenkalibrierungen für u.a. das i1Display Pro durchzuführen und es somit zum CS6-Produkt zu machen.
Aber wie gesagt: Die geringe Anzahl an Profilen schränkt dieses Gerät extremst ein. Wer allerdings einen TV-Logic oder einen Dreamcolor kauft, der findet hier genau das richtige Produkt für brauchbare Kalibrierungen, wegen des Temperaturproblems allerdings nur für manuelle Korrekturen.

Zum Messverfahren

Um Farben messen zu können, müssen sie erst einmal erzeugt werden – das braucht automatisierte Bildgeneratoren. Spectracal bietet dazu eine Fülle an unterstützten externen Geräten wie auch einige interne softwarebasierte Generatoren.
Dies bringt eine damit fast zwangsläufig verbundene Menge an potentiellen Fehlerquellen mit sich, insbesondere was die Color Range angeht: 16-235, üblicherweise als Broadcast Range bekannt (sendetauglicher Bereich), und 0-255 Fullrange (Computermonitore). Daneben gibt es allerdings den Kamera-Range-Bereich, den hochwertige Broadcast-Kameras immer noch liefern: 16-255. Diesen Bereich sollte ein Referenzmonitor auch liefern. Man will es kaum glauben, aber nicht wenige Entwicklungsingenieure bei diversen Herstellern wie Aja, Blackmagic, Avid, Dolby oder Eizo haben bei der Entwicklung digitaler Monitore oder Video-IOs mitunter nur den Bereich 16-235 zugelassen.
Jeder Röhrenmonitor konnte zuvor 16-255 korrekt ohne Clipping darstellen. Alle diese Hersteller haben diese Limitierung inzwischen beseitigt – Dolby hat dafür gar einen eigenen Namen erfunden: SMPTE+. Jeder Monitor sollte auf SMPTE+ Range kalibriert sein, aber nicht jeder mögliche Testgenerator-Workflow bei Spectracal macht diese Range möglich.
Man könnte z.B. auf die Idee kommen, einen Laptop zu nehmen und dessen HDMI-Ausgang und den in der Calman integrierten Testbildgenerator zu nutzen, um den HDMI-Ausgang direkt auf den Videomonitor zu legen, quasi als zweiten Monitor im Betriebssystem. Falsch gedacht – leider limiteren 99,9% der HDMI-Ausgänge an Computergrafikkarten die Range auf Broadcast Legal Range, egal welche Range man in der Calman-Software einstellt. Es gibt noch weitere Gründe, sich nicht auf Testpatterngeneratoren zu verlassen, die auf der Grafik­karte und deren Ausgängen beruhen, es sei denn, ich will nur den Computermonitor selbst kalibrieren. Externe Bildgeneratoren, die von der Calman-Software über den Computer auch ferngesteuert werden könnten, sind abermals recht teuer, können nochmals 1.000 Euro oder weit mehr kosten. Wenn man schon ein Video-I/O wie von Blackmagic oder Aja besitzt (hier findet man die preiswertesten Modelle), könnte man die kostenpflichtige Software Virtual Forge von Spectracal verwenden.
Man erkennt vielleicht schon: Die Komplexität der gesamten Materie ist nicht ohne, Schulungen und Kaufberatungen können dabei helfen, die häufigsten Anwendungsfallen zu vermeiden.

Spectracal Software & Meter Bundles

Wenn man also beabsichtigt, selbst Monitore zu kalibrieren, kann man viel Geld sparen, wenn man gleich in das richtige Messgerät investiert, sonst kann man es sich nahezu komplett sparen.
Spectracal bietet schon seit einigen Jahren preiswerte Kolorimeter im Bundle mit ihrer Messsoftware an, welche allerdings ab einem gewissen Preislevel schon mit mehr Profilen ausgestattet werden, die mit hochwertigen, teils sehr teuren Spectrophotometern gegenkalibriert wurden, um die Messfehler per Softwareprocessing auszugleichen: im Grunde das gleiche, was wir am Ende mit 3D-LUTs und den Monitoren tun wollen.
Das Calman Spectracal C6 ist ein optimiertes i1Display Pro, welches per Seriennummer in der Calman-Software erkannt wird, die daraufhin online die ermessenen Gegenkalibrierungsfarbmatrizen herunterlädt. Damit können z.B. Monitore von Eizo oder ein HP Dream­color farbkalibriert werden, was mit einem i1Display Pro, das man von XRite kauft, zu Fehlern führen würde.
Es gibt also nur bei Spectracal fertige Profile, die exakt auf diese Monitore und deren Lichtquellencharakteristiken abgestimmt sind. Allerdings ist die Auswahl auf sehr wenige namhafte Hersteller beschränkt. Sobald man unbekanntere Geräte kalibrieren möchte, ist es schon wieder vorbei und man braucht Spectrophotometer, um erstmal Korrekturmatrizen zu ermitteln.

Varianten der Calman-Software

Die Einsteiger-Versionen wie Calman Control mit oder ohne Kolorimeter eignen sich wie zuvor geschildert eher zur groben Orientierung, welches Projektor- oder Monitorpreset sich als richtige Voreinstellung eignet, um den Anfordungen wie der richtigen Farbtemperatur halbwegs gerecht zu werden. Leider gibt es hier keine Garantie, dass man nicht sogar mehr Fehler einbaut. Da aber die meisten Monitor-/TV-Geräte aus Asien kommen bzw. dort entwickelt wurden, sind die Default-Einstellungen dieser Geräte meist viel zu blau und das so sehr, dass die Messfehler billiger Kolorimeter vernachlässigbar sind – sobald die Farbtemperatur aber grob korrigiert wurde, bleibt es grob. Tiefergreifende Funktionalitäen wie in der Enthusiast-Version, die auch 3D-LUT-Erstellung ermöglicht, sind ohne High-End-Messgeräte sinnfrei.
Calman RGB eignet sich nur für die Kalibrierung von Computer- oder Laptopmonitoren, wobei auch hier nur der Weißabgleich über die Graustufen hinweg korrigiert wird, also Gamma inklusive. Wenn man Spyder oder i1Display Pro direkt kauft, bekommt man eigentlich das gleiche an Funktionalitäten mit den hauseigenen Softwaretools geliefert. Spectracal reklamiert aber für sich, hier genauere Ergebnisse zu liefern und das gilt sicherlich für das CS6-Meter von Spectracal und bei Monitoren, für die ein passendes Messprofil existiert.
Calman RGB ist Pflichtprogramm für jeden, der VFX oder Animation macht und keine Eizos als GUI-Monitor einsetzt, der schon Onboard-Messgeräte besitzen – egal ob Laptop oder externer Grafikmonitor.
Alternativ sind alle Monitore von Eizo, die aktuell Messgeräte eingebaut haben, das bessere Konzept. Deren Messgeräte sind auf den Lichtquellentyp gegenkalibriert, die Software zum Kalibrieren im Monitor fest eingebaut, regelmäßige Messungen können automatisiert im Monitor programmiert werden – siehe zum Beispiel unser Test weiter vorne in der Ausgabe. Calman RGB lohnt sich also eher für einen Betrieb, der mehrere unterschiedliche Monitore anderer Marken besitzt oder solche, die älter als Eizos mit Onboard-Messgerät sind. Man muss natürlich auch bei den Eizos im Menü den richtigen Farbraum und die richtige Farbtemperatur einstellen, die Messgeräte erzählen einem nicht, ob das richtig ist.
Calman RGB zeigt die Messwerte grafisch ansprechend an. Das hilft bei den Geräten, denen Monitorpresets wie sRGB, EBU, Rec. 709, Gamma, Farbtemperatur, Color Range, HDMI-Range usw. fehlen.
Eine Investition in Calman Studio macht Sinn, wenn man Referenzvideomonitore oder Projektoren kalibrieren will. Ab der Studio-Express-Version gibt es ein geniales Feature: Lightning LUT. Damit kann mit nur ca. 100 Messpunkten quer über den ganzen Farbraum eine 4.000-Punkt-3D-LUT in nur fünf Minuten gemessen werden. Mitunter ist das Ergebnis bei Monitoren mit guten Ausgangswerten (geringeren Abweichungen) besser als 1.000 Messpunkte, die bis zu 90 Minuten dauern können, je nach Geschwindigkeit des Messgeräts und des Patterngenerators.
Calman Ultimate: die Version mit allen Funktionen. Unter anderem kann man damit auch hochwertige Heimkino- und High-End-TV-Geräte mit deren eigenen internen Kalibrierungsfunktionen direkt ansteuern. Allerdings ist das keine Garantie, beste Ergebnisse zu erzielen.

Die wenigsten Kompromisse – bis auf einen

Das idealste Verfahren für eine bezahlbare Optimierung der Farbverbindlichkeit praktisch jeden Gerätes ist, eine externe 3D-LUTbox in den Videoweg einzuschleifen und die 3D-Kalibrierungsmessungen umzusetzen, um diese 3D-LUT dafür zu erzeugen.
Aja hat eine LUTbox im Programm, die allerdings keine 4K-Auflösung unterstützt. Blackmagic hat zwei Geräte: das HDLink für HD und die Terranex Mini SDI 2 HDMI für bis zu 4K60p. Flanders Scientific aus den USA, die einen der besten HD-Referenz-OLED-Monitore gebaut haben, können mit zwei Box IOs kombiniert auch bis 4K60p. Alle genannte Geräte können von Calman mit passenden 3D-LUT-Versionen beliefert werden, teils kann man die Boxen gar direkt ansteuern und so während der Messungen die LUT gleich in der Box erzeugen.
Ein Kompromiss sei erwähnt: Das 3D-LUT-Processing kostet Zeit. Und nicht zu vergessen: Je nachdem, was das Display selbst noch für Processing an Zeit verbraucht, ist das Bilddelay zum Audio spürbar und sollte per Audio-Delaybox ausgeglichen werden, wenn man zum externen Monitor lippensynchron sein will oder muss.

Fazit

Ein Praxis-Beispiel: Man kann aus einem 4K-50Zoll-HDR-UHD-TV, der vielleicht nur noch ca. 1.000 Euro kostet, für den gleichen Einsatz nochmal die 3D-LUTbox und die 3D-Kalibrierung erhalten und bekommt so für rund 2.000 Euro ein Gerät, das man als Clientmonitor an die Wand hängen kann – und welches farblich so gut wie keine Unterschiede zum 30.000 Euro teuren Referenzmonitor zeigt, sofern der auch richtig kalibriert wurde.
Dies gilt natürlich abgesehen von den Problemen, die ich in meinem anderen Monitorartikel ausführlich beschrieben habe, wie u.a. die nicht selten mangelhafte Blickwinkelstabilität, was auch dem teuersten Referenzmonitoren anhaften kann.
Die Anfangsinvestition in eine entsprechende Ausrüstung und Know-how, die das auch angemessen leistet, ist allerdings sehr hoch und lohnt sich sicher nur für Betriebe mit weit über 10 Arbeitsplätzen und mit dauerhaftem Personal, wo das Know-how nicht gleich wieder abwandert, oder eben wenn es nur um die GUI-Monitore geht.
Für alle anderen ist es sicher günstiger, einen Dienstleister ihres Vertrauens zu beschäftigen. Bei den heutigen Displaytechnolgien reicht eine Rekalibrierung alle 12 Monate. Das etliche Programme oder Monitore selbst Rekalibrierungen für jeden Monat anbieten, ist Unsinn. Einzig Projektoren, die jeden Tag laufen, können schon nach 3 bis 6 Monaten signifikante Abweichungen aufweisen.

Xrite i1 Display Pro Bundle

Xrite i1 Display Pro Bundle
Xrite i1 Display Pro Bundle

Es werden ja in der Medienbranche gerne Apple-Geräte zum Arbeiten mit Medien eingesetzt. Da kommen nicht selten solche Diskussionen auf:
„Ja aber auf meinem Macbook sieht das viel schlechter aus, ich möchte, dass das auf meinem iPhone und meinem Mac gleich gut aussieht!“
Spätestens hier verzweifelt so mancher Colorist an seinem Kunden. Nicht zuletzt, wo fast nur Medienleute Mac einsetzen und sie weltweit praktisch bedeutungslos sind, weil ihr Verbreitungsgrad im einstelligen Prozentbereich liegt und daher solch ein Anspruch am finalen Auditorium vorbei produziert ist. Aber grundsätzlich trifft diese Problematik ja auf den Querschnitt aller Displays zu. Nur können die genau nochmal in die andere Richtung abweichen, und was für ein iPhone gut aussehend verdreht wurde, kann umso schlechter auf einem PC-Monitor oder UHD-TV aussehen. Man ist nicht gut beraten, sich auf diesen Kunden- / Produzentenwunsch einzulassen. Kein leichter Job für den Coloristen, den Kunden hier aufzuklären, ohne ihm zu vermitteln, dass er eigentlich keinen Plan hat, was er da velangt. Nicht selten rettet sich der Colorist mit die Empfehlung, dass dieser Kunde doch bitte seinen Laptop kalibrieren soll, damit er das Gleiche sieht wie im Grading. Tun wir es und machen wir es kurz.

Überprüfungsmessung des Ergebnisses nach der Xrite i1Display Kalibrierung: viel zu warm, fast rotstichig, 6.5OO Kelvin sollten es sein, das Gamma ist ok, wurde nicht verschlechtert, allerdings hat die maximale Helligkeit gelitten, schlecht für Tageslichteinsatz.
Überprüfungsmessung des Ergebnisses nach der Xrite i1Display Kalibrierung: viel zu warm, fast rotstichig, 6.5OO Kelvin sollten es sein, das Gamma ist ok, wurde nicht verschlechtert, allerdings hat die maximale Helligkeit gelitten, schlecht für Tageslichteinsatz.
Hier noch mal als Colorchecker die vom Xrite vermeintlich korrigierten Farben: Max Delta E2OOO von 4 bedeutet: sichtbare Abweichungen, keine Referenztauglichkeit!
Hier noch mal als Colorchecker die vom Xrite vermeintlich korrigierten Farben: Max Delta E2OOO von 4 bedeutet: sichtbare Abweichungen, keine Referenztauglichkeit!
Hier das von Apple eingestellte Ausgangsfarbprofil des Mac OSX, fast referenztauglich zu meiner Überraschung. Apple hat inzwischen auch gute Displays, wie man sieht. Das default Farbprofil ist bei dem allerneusten Mac-Laptop tatsächlich auf einem nahezu perfekten farbreferenztauglichen Niveau. Als Display zum Proofen ist es im Gegensatz zu älteren Modellen aktuell gar eine Kaufempfehlung, wie sich zeigt.
Hier das von Apple eingestellte Ausgangsfarbprofil des Mac OSX, fast referenztauglich zu meiner Überraschung. Apple hat inzwischen auch gute Displays, wie man sieht. Das default Farbprofil ist bei dem allerneusten Mac-Laptop tatsächlich auf einem nahezu perfekten farbreferenztauglichen Niveau. Als Display zum Proofen ist es im Gegensatz zu älteren Modellen aktuell gar eine Kaufempfehlung, wie sich zeigt.

Fazit

Wie ich im Artikel zur Calman Software schon angedeutet habe, sind die Consumer-Level-Kalibrierungspakete zwar preiswert und daher besteht ein Kaufanreiz, aber die Investition lohnt sich nicht, wenn man nicht klar weiß, dass das Gerät farblich dramatisch daneben liegt (z.B. viel zu blau, was nicht selten ist). Im vorliegenden Test hat die Kalibrierung die Farbwiedergabe deutlich zu rot gemacht und somit verschlechtert. Denn die Ausgangssituation war überraschend gut für einen Mac.
Für einen Laien nicht unbedingt nachvollziehbar und er meint, alles richtig gemacht zu haben, und besteht darauf, sein Display wäre die Referenz für den Coloristen – und dem fehlen die Worte, was er bei dem Gedanken an diese Situation eigentlich sagen möchte. Alternativen gibt es aber – mehr zu den Calman Spectracal 6 Bundles, falls für das Display ein passendes Messprofil exisitert, lesen Sie im Calman-Bericht, und den großen Messgeräte-Test finden Sie in der DP 01:2014 oder kostenlos zum Download unter www.digitalproduction.com.

 

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