Dell S2418H im Test

Warum viel Geld für einen Monitor ausgeben? Diese Frage haben wir von vielen Lesern bekommen, die sich die Tests der Medium-High-End-Geräte durchgelesen haben und nach einem Blick auf das Budget mit einem traurigen Seufzen und einem Achselzucken weiter an der alten Kiste arbeiten. Deswegen haben wir ein Modell aus der unteren Preisklasse – den Dell S2418H, den es für unter zweihundert Euro gibt.
Dell S2418H
Dell S2418H

Ein kleines Vorwort: diese Preisklasse der Consumer-Geräte muss man anhand der Messung und der tatsächlichen Leistung beurteilen – Aufschriften und Logos sollte man nicht zu viel Glauben schenken, die Werbesprache greift hier voll.
Deswegen ignorieren wir das aufgedruckte „HDR“ und konzentrieren uns auf die wirklichen inneren Werte – und die sind in Anbetracht des Preises bemerkenswert.

Eckdaten

Das knapp 24 Zoll in der Diagonale messende IPS-Panel im 16:9-Format liefert 6 Bit inklusive FRC bei Full-HD-Auflösung in 60 Hz. Mit FRC (Frame Rate Control) können Flüssigkristallbildschirme mehr Farbabstufungen anzeigen, als eigentlich möglich – circa 253 Stufen bei einem TN-Panel mit 6 Bit pro Kanal – ohne FRC ließen sich in dem Fall 26, also 64 Stufen darstellen; durch den schnellen Wechsel zwischen zwei Farbwerten wird der dazwischen liegende Farbwert simuliert. Den Kontrast gibt Dell mit 1.000:1 (Standard) und 8.000.000:1 (dynamisch) an. Der Betrachtungswinkel wird mit 178 Grad vertikal und 178 Grad horizontal angegeben.
Als Farbspektrum sind 99% vom sRGB/Rec. 709 angegeben, die Anschlussleiste hat VGA, HDMI 2.0 und 1.4 sowie Audio- Ein- und Ausgang und den Lautsprecheranschluss für den mitgelieferten 12-Watt-Brüllwürfel. Und der Preis? Ca. 190 Euro. Nein, das ist kein Tippfehler, einhundertneunzig Euro.
Geliefert wird im spartanischen, aber stabilen Karton, in dem alles enthalten ist, was man braucht. Der Monitorfuß wird per Steckverbindung angebracht, der Lautsprecher wird im Fuß einfach eingelegt.
Ein Hinweis: Wer den Fuß entfernen will, findet direkt über der Halterung einen sehr kleinen Release-Knopf, den man mit einem Stift oder ähnlichem drückt. Wir haben eine Zeitlang gesucht und geflucht, aber so lässt sich der Fuß einfach wieder herausziehen.
Der Monitor steht dann erstmal auf dem Tisch, und das extrem geringe Gewicht zusammen mit dem kaum wahrnehmbaren Rand und der glatten Verbindung zwischen beiden macht ihn zum Hinkucker.

Gemessenes

Eine Audiomessung haben wir nicht vorgenommen – doch der kleine Lautsprecher hat einen ausreichenden Stereo-Effekt und genügend Wucht, dass man nicht glaubt, alles durchs Telefon zu hören. Wer nur hin und wieder Videos – insbesondere Online-Videos – guckt und nicht audiophil ist, kommt damit wunderbar klar.

Die Farbmessung dagegen zeigt, dass –wenn man den Schriftzug HDR ignoriert – der S2418H ein exzellenter HD-Screen ist: Das gemessene Kontrastverhältnis reicht von 386:1 bis 562:1, respektive Luminanz/Gamma liegt fast Deckungsgleich auf der Gamma 2.2-Kurve, und die Homogenität hat eine maximale Abweichung von 10% (Farben sind auf den Diagrammen zur Darstellung verstärkt). Als Resultat kann man sagen, dass der Monitor noch vor wenigen Screen-Generationen ein High-End-Gerät gewesen wäre.

Pro

Der gefühlte Kontrastumfang ist groß und die Darstellung knackig. Der fast unsichtbare Rand und der nicht zu verachtende Lautsprecher zusammen mit dem lächerlich geringen Gewicht machen den Monitor zu einem wunderbaren Mitnahme-Gerät. Wer schnell einen Bildgeber braucht, kann den S2418H einfach mal mitnehmen. Die gute Grundeinstellung hilft über das leicht unhomogene Bild hinweg – und auch ohne Colorimeter kann man einfach mal aufstellen, warm laufen lassen und Bild und Farbe ausreichend beurteilen.
Besonders angenehm fanden wir, dass am Anfang keine Spirenzchen und Superduper-Features aktiviert sind, die den Alltag erschweren. Anschließen, der Monitor läuft und die Werkseinstellung (insofern sie bei unserem Testgerät nicht angepasst wurde) ist sinnvoll. Im Gegensatz zu anderen Herstellern in diesem Preissegment ist man nicht erstmal ein paar Stunden mit dem Dein­stallieren toller Helfer beschäftigt.
Und der größte Vorteil ist und bleibt der Preis – mit einer UVP von 190 Euro und einem Straßenpreis von 150 Euro macht man nichts falsch, und man fragt sich, wie Dell so viel Monitor mit einem so kleinen Preisschild versehen hat.

Contra

Das klingt soweit super – und mancher wird sich fragen, warum man denn so viel mehr für einen anderen Bildschirm bezahlen sollte. Da ist zum einen die Menüsteuerung, die Einarbeitung erfordert und in ihren Abhängigkeiten nicht immer trivial zu verstehen ist – das mag aber auch am Tester liegen oder an den ans Consumer-Vokabular angelehnten Bezeichnungen. Dazu ist – trotz der prominenten HDR-Deklarierung – der Rec.709-Farbraum, der das klassische Farbfeld definiert, weit weg vom Rec. 2020 und der erforderlichen Leuchtkraft und Kontrastfreude für echtes HDR, auch wenn der Bildschirm Testfiles in HDR 10 anstandslos wiedergab.
Je nach Anwendung könnte die Oberfläche weniger spiegeln – was dem wahrgenommenen Kontrast und der Farbbrillanz gut tut, stört im Alltag mit reflektierenden Lichtern im Hintergrund schnell – und auch leichtes Vorderlicht führt mit dem zurückgeworfenen Licht vom Gesicht zu Geistern im Bild. Das ist aber nicht so schlimm im Alltag.
Der einzige wirkliche Nachteil am Bildschirm ist der fehlende Vesa-Mount. Ohne einen verstellbaren Standfuß und die Möglichkeit, auf einem Arm zu justieren, geht natürlich jegliche Ergonomie flöten und man muss auf den Bücherstapel unterm Schirm zurückgreifen.

Dell S2418H
Dell S2418H

Fazit und für wen?

Der Dell (manchmal auch unter dem Begriff 210-ALTR im Handel) ist sicherlich keine Konkurrenz für die Ultrasharp-Modelle aus dem eigenen Hause und auch kein Grading-Monitor. Aber das ist auch nicht seine Aufgabe – das Gerät ist zum Mitnehmen für den Privatgebrauch mit knackigen Farben oder als Neben-Monitor für die Wiedergabe von optisch aufwendigen Inhalten einwandfrei geeignet. Auch wenn man mehrere in Reihe aufbaut – zum Beispiel für die Mega-Timeline – ist man aufgrund der Anschlussvielfalt und des fast randlosen Displays gut bedient. Für Farbtreue oder farbverbindliche Aufgaben ist er jedoch – aufgrund der Helligkeitsverteilung, der Ergonomie und der Spiegelung – leider nicht geeignet.

Ausblick

Dass Dell Monitore bauen kann, wissen wir – und das neueste Gerät aus der Ultrasharp-Serie, das wir ganz kurz auf einem Event gesehen haben, ist bereits in der Testgeräte-Pipeline.

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