Förderung: Medienboard Berlin-Brandenburg

Das Medienboard ist die Film- und Medienförderung der Länder Berlin und Brandenburg mit dem Auftrag, die Entwicklung des audiovisuellen Sektors in der gemeinsamen Medienregion zu fördern und ihn damit in Deutschland und Europa zu stärken. Dafür stehen jährlich etwa 3O Mio. Euro Fördermittel aus Steuergeldern bereit. Hinzu kommen Einzahlungen der Sender Degeto, ZDF, rbb, ProSiebenSat.1, RTL und Sky.
„You Are Wanted“ – die Amazon-Koproduktion war vom technischen Niveau eine der Glanzleistungen des bisherigen TV-Jahres.
„You Are Wanted“ – die Amazon-Koproduktion war vom technischen Niveau eine der Glanzleistungen des bisherigen TV-Jahres.

Das Medienboard steht für eine qualifizierte Förderberatung, in der die jeweils spezialisierten Förderreferenten entscheiden, ob und wie ein Antrag gestellt werden kann. Auf der Webseite finden sich dafür keine Formulare. Erst nach dem obligatorischen Gespräch bekommt der Antragsteller einen Onlinelink für das digitale Antragsportal des Medienboards. Und wie das abläuft, fragten wir Christian Berg, den Koordinator für Filmförderung beim Medienboard.

DP: Was lässt sich fördern, und für wen ist ein Antrag überhaupt sinnvoll?
Christian Berg: Das Medienboard fördert die Entwicklung, die Produktion und den Verleih und Vertrieb von Kinofilmen. Außerdem unterstützen wir Fernsehfilme, serielle Formate, innovative audiovisuelle Inhalte (Games, Apps, Multi-Plattform-Projekte, VR/AR) und medienbezogene Standortprojekte. Des Weiteren in beschränktem Maße Filmtheater sowie z.B. Festivalpräsentationen und Weiterbildung. Beim Medienboard können Produzentinnen und Verleiher einen Antrag stellen, jedoch nicht die Kreativen. Mit diesem Prinzip ist in der Regel gewährleistet, dass sich z.B. Produzenten schon gegenüber Autoren oder Regisseuren vertraglich verpflichtet haben, ein Projekt umzusetzen.
Wir haben pro Jahr für alle Förderbereiche zusammen etwa 2.000 Projektanfragen, von denen ca. 650 sich für einen Antrag qualifizieren, der evaluiert, beraten und entschieden wird. Am Ende werden gut 300 Projekte über alle Förderbereiche hinweg positiv entschieden. Die Hauptstadtregion übt seit Jahren eine solche Anziehungskraft und Attraktivität aus, dass wir im Prinzip kein einziges Projekt akquirieren müssen, sondern erfolgreich aus dem Vollen schöpfen können. Das wird sicher so lange anhalten, wie sich die Kreativen die Metropolregion Berlin noch leisten können, solange Arbeit, Wohnen und Leben bezahlbar sind.
Das Medienboard berät in jedem der beiden Förderbereiche 3-5-mal pro Jahr in einem internen Gremium über die Anträge. Wir sind die einzige Förderung in Deutschland, die kein externes Gremium hat. Das wurde von der hiesigen Medienbranche Mitte der 1990er Jahre so entschieden, als die heutige Filmförderung installiert wurde. Die Entscheidungskriterien sind wahrscheinlich bei den meisten Förderungen ähnlich: gutes Buch, guter Cast, gute Crew, starke Finanzierungspartner, Regionaleffekt, Standortrelevanz, Festivalchancen usw.

DP: Das klingt jetzt einfacher, als es vermutlich im Einzelfall ist – haben Sie im Team Spezialisten zur Beratung?
Christian Berg: Die Filmförderung des Medienboards hat 6 Referenten. Dazu kommen 3 Kolleginnen im Backoffice. Die Förderreferenten können in der Regel alle Förderbereiche abdecken. Aber es gibt natürlich Spezialisten u.a. für Verleih, serielle Formate, osteuropäische Koproduktionen oder World-Cinema-Projekte.

Internationales Niveau: „The Square“ hat in Cannes die Goldene Palme bekommen.
Internationales Niveau: „The Square“ hat in Cannes die Goldene Palme bekommen.

DP: Wenn man also einen Termin vereinbart, was muss man mitbringen?
Christian Berg: Nehmen wir die Produktionsförderung als den Bereich, in dem es um die größeren Summen geht. Hier ist es sinnvoll, rechtzeitig vor der Deadline um ein Gespräch zu bitten. Wir versuchen, diese Beratungstermine bis 14 Tage vor der Deadline zu erledigen. Ausnahmen bestätigen diese Regel natürlich, wie Sie sich denken können. Filmproduzenten sollten uns vorab digital füttern mit Factsheet, Synopsis, Topsheet der Kalkulation samt Regionaleffekten für Berlin-Brandenburg sowie einem Finanzierungsplan, der den Status der einzelnen Bausteine ausweist, und mindestens einem Deal-Memo mit einem deutschen Verleih. Wenn wir das alles kennen, wird das ein wirklich qualifiziertes Antragsgespräch.

DP: Die Förderungen zielen auf einen Regionaleffekt der Filmwirtschaft. Wie weit geht diese Region? Und was muss man bei deutschlandweiten Koproduktionen beachten?
Christian Berg: Das Medienboard hat natürlich wie alle anderen Regionalförderer eine heilige Kuh: den Regionaleffekt. Was wir an Förderung zusagen, muss auch hier ausgegeben werden. Wer mehrere Länderförderungen kombiniert, muss darauf achten, dass bei jeder Förderung genau diese Summen und Prozente vertraglich unterschrieben werden. Wer bei uns weniger Effekt erfüllt, wird um die Summe der Unterschreitung gekürzt. Das ist hart. Am besten aber kommunizieren die Fördernehmer rechtzeitig mit uns die Gründe und Zwänge solcher Verschiebungen, damit wir sie bei der Schlussprüfung berücksichtigen können. Wenn es kommentarlos erst am Ende offensichtlich wird, können wir fast nichts mehr tun. Also Obacht bei den täglichen Kostenständen!

DP: Wenn wir jetzt weiter schauen – wie sind die Förderbedingungen für den Anschluss an die europäischen Förderungen?
Christian Berg: Viele unserer Antragsteller aus der Hauptstadtregion haben inzwischen europäische Trainingsprogramme durchlaufen und finanzieren ihre Projekte überwiegend europäisch bzw. international. Sie kennen sich meist bestens mit europäischen Förderprogrammen aus und wissen, wie sie diese mit den nationalen kombinieren. Außerdem ist das Medienboard in ein internationales Netzwerk mit anderen Förderregionen eingebunden wie Ile de France / Paris, Rom oder Madrid, aber auch in Koproduktionsplattformen mit der Türkei, Polen, Israel und anderen Ländern.

DP: Sie hatten in Zusammenarbeit mit Amazon gerade die Prime-Serie „You are Wanted“ gefördert – sehen Sie hier Chancen für die Zukunft, außerhalb der Kino- und TV-Landschaft einen weiteren förderungswerten Markt aufzubauen, oder wird es sich auf die bereits bestehenden Pay-TV-Player beschränken?
Christian Berg: Serien sind das neue Kino, hört man des Öfteren. Das Medienboard hat sich in der Tat der Förderung von High-End-Drama-Serien geöffnet und macht interessante Erfahrungen mit den Amazons, Netflixen und Skys dieser Welt. Sie bedeuten nicht nur neue Produktions-, Geschäfts- und Erlösmodelle für die Produzentenlandschaft, sondern auch die Möglichkeit, den ohnehin schon starken Hauptstadtstandort noch weiter zu entwickeln. Besonders gespannt sind wir natürlich auf den internationalen Auftritt der Medienboard-geförderten Serie „Babylon Berlin“ im Herbst 2017.

DP: Was sollte man erfahrungsgemäß nach der Antragstellung bereithalten?
Christian Berg: In den meisten Fällen ist das Medienboard nicht der einzige Förderer. Deshalb verändern sich Projekte oft in der Finanzierungsphase. Es sind viele Fragen zu beantworten: Welche Förderung bestehen vor der Medienboard-Sitzung? Was machen die Antragsteller, wenn das Medienboard nur mit der Hälfte der Antragssumme fördert? Wie entwickeln sich bei größeren Projekten die zur Finanzierung notwendigen Pre-Sales? Wer macht die GAP-Finanzierung? Müssen Regie oder Hauptdarsteller ausgetauscht werden? Im Prinzip ist auch in dieser Phase das Wichtigste die Kommunikation der Antragsteller mit der Förderung. Und haben Sie für den Fall der Fälle einen Plan B?

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