Dell Inspiron 7775 AIO im Test

Branchenriese Dell ist der einzige Hersteller in unserem Testpool, der sich getraut hat, neben der seit Jahren etablierten Kombination aus Intel CPU und Nvidia GPU auch einen Rechner mit AMD-Ryzen-7-Prozessor und AMD-Radeon-Grafikkarte ins Rennen zu schicken. Wer wagt, gewinnt – oder?
Dell Inspiron 7775 AIO im Test
Dell Inspiron 7775 AIO im Test Screenfill: Inspiron_F60A8784 ? Chris Profera

Wer die in der 2D-Bild- und Grafikbearbeitung beliebten All-in-One-PCs herstellt, kommt um einen Vergleich mit Apples iMac nicht herum. Diese Vergleiche sind allerdings nicht immer fair, da etwa die Dell-AIO-Rechner vom Anwender geöffnet werden können und er selbst günstig Teile von Drittanbietern nach- oder aufrüsten kann. Die CPU und GPU nach Apple-Manier direkt auf das Mainboard zu löten und das Gehäuse fix zu verkleben, spart zwar Kosten und Gewicht, macht allerdings auch viele Reparaturen und Aufrüstungen unrentabel oder unmöglich. Für einen Preis von knapp 1.800 Euro bietet der Dell Inspiron 7775 AIO ein fast randloses Infinity Edge 27“ 4K Display, 16 Gbyte RAM, interne SSD und HDD sowie die notwendigen USB-, HDMI- und Netzwerkverbindungen. Doch was leisten die AMD Ryzen 7 CPU und die AMD RX 580?

Gehäuse / Display

Gut mit individuell geformten Styroporelementen geschützt, aber dennoch kompakt in einem größeren Karton verpackt lässt sich der Dell Inspiron 7775 innerhalb weniger Minuten auspacken und aufstellen. Dabei fällt das vertrauenerweckende Gewicht des Standfußes aus Druckgussaluminium positiv auf – so leicht wirft diesen Rechner keiner um. Das Netzteil ist wie bei einem Notebook extern ausgelagert, was dazu beitragen sollte, die Temperaturen im kleinen Gehäuse niedrig zu halten. Leider ist das Display weder in der Höhe noch im Winkel verstellbar, eine vertikale Aufstellung, wie sie im Layout gerne verwendet wird, ist nicht möglich. Der Gesamteindruck des Gehäuses und Displays ist hochwertig, die Verarbeitung auch im Detail gut. Die Darstellungsqualität des 4K Displays ist hoch, Kontrast und Farben wirken frisch und bleiben auch bei indirekten Blickwinkeln erhalten.
Bis auf den SD-Card-Slot, einen USB 3.1 und eine Headset-I/O-Buchse, die an der linken Geräteseite angebracht sind, befinden sich alle übrigen Anschlüsse, wie 3x USB 3.1, Gigabit LAN, HDMI I/O und USB 2.0, auf der Rückseite gut erreichbar jeweils links und rechts neben dem Standfuß. Alle zum Rechner führenden Kabel können durch ein großes Loch im Standfuß gemeinsam geführt werden. Lustigerweise hat Dell die Anschlüsse beim Dell Precision AIO (Test auf den folgenden Seiten) hinter dem Standfuß versteckt, was das Einstecken von USB und anderen Kabeln zu einer echten Geduldsprobe macht. Die hintere Abdeckung lässt sich leicht entfernen, was den Austausch oder das Aufrüstung von SSD und HDD kinderleicht macht. Die Lautsprecher und die Webcam-Optik sind in der silbernen Leiste am unteren Rand des Displays angebracht. Für die Webcam ist das nicht unbedingt der geschickteste Platz, da die Kamera bei aufrechter Sitzposition das Gesicht von unten abfilmt. Das ist nicht unbedingt die Schokoladenseite, die man in der Webkonferenz von sich präsentieren möchte.

Ausstattung

Wie eingangs erwähnt, ist der Dell Inspiron 7775 der einzige Rechner im Testpool, der mit einer AMD-Ryzen-7-CPU mit acht Kernen ausgestattet ist. Warum im Moment nicht mehr Hersteller auf die günstigen und leistungsfähigen CPUs von AMD setzten und der Cinebench 15 CPU Score nur ein Teil der Wahrheit ist, haben Sie ja bereits in der Einleitung lesen können. Wie Dell in Zeiten des GPU-Krypto-Wahnsinns zu angemessenen Preisen an die verbaute AMD Radeon RX 580 – eine der beliebtesten Grafikkarten fürs Kryptocurrency-Mining – herangekommen ist, bleibt wohl Betriebsgeheimnis. Für den Kunden ist die RX 580 eine gute Wahl, die das Preis-Leistungs-Verhältnis nicht negativ belastet.
Mit 16 Gbyte Ram-Speicher, einer 256 Gbyte großen SSD als Massenspeicher für Betriebssystem und Applikationen sowie der 1 Tbyte großen HDD für Projektdaten verfügt der Inspiron 7775 über ausreichend internes Gedächtnis, um ohne externe Unterstützung im angestammten Einsatzbereich arbeiten zu können. Die im Lieferumfang enthaltene Funk-Maus und -Tastatur sind von mittlerer Qualität, erfahrene Nutzer werden wohl eher auf ihre bewährten Eingabemedien vertrauen. Ein wenig schade finde ich, dass der Funkempfänger für Maus und Tastatur nicht integriert ist, sodass schon mal der erste USB-Port vergeben ist.

Leistung

Bei 3 GHz Taktfrequenz liefern die acht Kerne der AMD Ryzen 7 1700er CPU satte 1.420 Punkte im Multi-CPU-Test. Das ist für eine CPU dieser Preisklasse ein guter Wert. Zum Vergleich, die Basisversion des neuen iMac Pro mit 8-Kern-CPU leistet im selben Test gerade einmal 240 Punkte mehr, kostet allerdings deutlich mehr. Das CPU Benchmark in V-Ray bestätigt diesen Wert mit einer Rechenzeit von 1:38 – das liegt in etwa im Leistungsbereich der deutlich teureren Intel i7 8700K.

Die AMD Radeon RX 580 bleibt mit 84,90 Bildern pro Sekunde im Cinebench 15 OpenGL-Test und 4:00 Minuten beim V-Ray Rendertest deutlich unter ihren Möglichkeiten. Bei Cinebench sind Werte um 125 Bildern pro Sekunde eigentlich kein Problem für eine RX 580. Für den Aufgabenbereich des Inspiron 7775 sollte die beschnittene Grafikperformance ausreichend sein. Positiv fiel uns auf, dass der Inspiron auch nach längerer Zeit unter synthetischer Last thermisch stabil blieb und weder die CPU noch die Grafikkarte durch Thermal Throttling in ihrer Leistung gebremst wurden. Bei geringeren Lasten bis etwa 30% drehen die Lüfter noch angenehm niedrig und erreichen leises Gesprächsniveau, bei Vollauslastung wird es nach etwa 5 Minuten nochmals lauter, bleibt aber immer noch erträglich. Die maximale CPU-Temperatur lag bei synthetischer Last bei 86°C, die GPU erreichte 80°C. Obwohl man sich ein paar Grad Reserve mehr wünschen würde, geht das in Ordnung.

Etwas irritiert waren wir über die SSD, die mit 1.331 Mbyte pro Sekunde zwar flott Daten lesen kann, mit gerade einmal 388 Mbyte pro Sekunde aber ziemlich behäbig schreibt. Da auf dem Inspiron 7775 wohl kaum 4K Videos geschnitten werden, sollte das zwar nicht allzu groß ins Gewicht fallen, schneller ist aber immer besser. Die 1 Tbyte große HDD verrichtet ihre Dienste mit je ca. 105 Mbyte pro Sekunde Schreiben und Lesen erwartungsgemäß. Soweit so gut, wäre da nicht die Dell Basiskonfiguration von Win 10, die mit Werten von 10.692 Mikrosekunden sehr hohe Latenzen im Bereich Interrupt to Process verursacht. Die höchste DPC Routine Execution Time verursacht ein Dell-Treiber. Mit etwas Geduld und Fummelei an Diensten und Treibern ist dieser Wert sicherlich auf ein erträgliches Maß herunterzuschrauben. Das sollte allerdings Aufgabe des Herstellers sein.

Fazit

Bis auf die Ausfälle bei der Konfiguration des Betriebssystems und der mit angezogener Handbremse laufenden Grafikarte hat uns der Dell Inspiron 7775 gut gefallen. Die AMD-Ryzen-7-CPU und die Radeon-RX580-Grafikkarte liefern in Anbetracht des verlangten Preises ordentlich Leistung und brauchen sich nicht hinter dem bewährten Duo Intel / Nvidia zu verstecken. Die Verarbeitung ist auf dem Dell-typischen hohen Niveau – aufgrund der Möglichkeit, Komponenten austauschen zu können, ist es möglich, den Rechner im Bereich Massenspeicher auch in Zukunft an die jeweiligen Gegebenheiten anzupassen. Dell hat mit der AMD Ryzen 7 etwas gewagt und im Preis-Leistungs-Bereich auch etwas gewonnen. Halten Sie im Internet für dieses Modell nach Angeboten von Drittanbietern Ausschau, es kann sich richtig lohnen.

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