Dell Precision 5720 AIO im Test

Neben der mit einem AMD-Ryzen-Prozessor bestückten Inspiron 7775 hat uns Dell zusätzlich eine Precision 572O AIO Workstation mit Intel-i7-77OO-CPU zum Test bereitgestellt. Wie behauptet sich die günstige AMD-Inspiron gegenüber der teureren Intel-Precision?
Dell Precision 5720 AIO im Test

Mit der Precision 5720 stellte Dell letztes Jahr seine erste Workstation im „All in One“, kurz AIO-Design, vor, die, wie auch die Inspiron 7775, besonders für Kreative im Bereich 2D-Grafik, Foto und Bildbearbeitung / Modeling interessant ist. Kernstück und Gehäuse zugleich ist dabei das 27 Zoll große Infinity Edge 4K-Display, an dessen unterem Rand sechs unverblendete Lautsprecherkalotten zur Schau gestellt werden. Bis auf die Lautsprecher unterscheidet sich das Display augenscheinlich kaum von dem der Inspiron 7775. Mit einem Preis von etwa 2.265 Euro liegt die Precision 5720 AIO knapp 500 Euro über der Inspiron, die Preisdifferenz scheint also durch CPU- und GPU-Bestückung begründet zu sein, da die übrige Ausstattung kaum voneinander abweicht. Mal schauen, was es für 500 Euro mehr an Leistung gibt.

Gehäuse / Display

Wie bereits die Inspiron, so kam auch die Precision 5720 gut für den Transport verpackt an und ließ sich innerhalb kurzer Zeit auspacken und aufstellen. Die Qualität von Verpackungskarton und den geformten Styroporelementen erlaubt es, den Rechner zu Transportzwecken mehrere Male wieder zu verpacken. Doch schon beim Aufstellen gab es die erste Überraschung. Anstatt die Ports gut zugänglich links und rechts neben dem Gehäusestandfuß zu platzieren, wie beim Dell Inspiron 7775, sind die Ports und das Netzkabel hinter dem Standfuß angebracht. Das Anstecken von Netzkabel, USB-Geräten, Display-Port und Thunderbolt-Anschlüssen wird so zur echten Geduldsprobe, trotz des großen Führungslochs im Standfuß.

Dell Precision 5720 AIO
Dell Precision 5720 AIO

Wie auch beim Inspiron ist das Display weder in der Höhe noch im Winkel verstellbar, bietet aber eine gute bis sehr gute Darstellungsqualität in 4K-Auflösung und soll laut Dell alle Farben im Adobe-RGB-Farbraum abdecken. Optional verfügt das Display gegen Aufpreis auch über Touch-Funktion und kann so wie ein Tablet bedient werden. Die Webcam sitzt ähnlich tief, wie beim günstigeren Inspiron und liefert dementsprechend Bilder mit nicht unbedingt vorteilhaften Blickwinkeln.

Ausstattung

Für die Precision 5720 Workstation hat sich Dell bei der CPU für die seit Jahren bewährten Intel-i7-CPU entschieden und die 7700 mit vier CPU-Kernen verbaut, die mit 3.6 GHz getaktet sind. Anstatt auf eine Nvidia-Karte zu setzen, hat man sich offenbar für eine ungewöhnlichere Variante entschieden und der Precision 5720 eine Grafikkarte vom Typ AMD Radeon Pro WX 7100 spendiert. Wer nicht variiert, stagniert!
16 Gbyte RAM-Speicher sind bereits installiert, für insgesamt 64 Gbyte wären Platz, sofern es sich um Dimms mit 2.400 MHz handelt, sonst sind maximal 32 Gbyte RAM möglich. Als Massenspeicher kommt ab Werk eine SSD zum Einsatz, zusätzlich kann auch eine HDD mit verschiedenen Kapazitäten eingebaut werden.
Für die Anbindung externer Massenspeicher oder Displays stehen die zwei Thunderbolt- und der Displayport-Anschluss auf der Rückseite bereit, weitere Peripherie können Sie über die 5 USB-3.0-Anschlüsse und Netzwerk via Gigabit-Lan-Adapter anschließen. Darüber hinaus steht an der linken Seite des Displays ein SD-Card-Slot bereit. Die deutlich sichtbaren, fast schon als Designelement dargebotenen Lautsprecher wecken aufgrund ihrer Optik akustische Erwartungen, die allein aufgrund des Gehäusevolumens real nicht möglich sind. Im Höhen- und Mittenbereich klingt die Wiedergabe bis in etwa den mittleren Lautstärkenbereiche souverän und klar. Bässe unterhalb von 150 Hz werden nur noch schwach wiedergegeben. Wenn Sie einen Trailer mit fetten Soundeffekten mit ordentlich Bass präsentieren möchten, werden Sie um extern aufgestellte Lautsprecher nicht herumkommen.

Leistung

Mit 859 Punkten beim Cinebench 15 Mult- CPU-Score liegt die Intel i7 7700 deutlich unter den 1.420 Punkten der um gut 100 Euro billigeren AMD Ryzen 7 1700 des Inspiron 7775. Selbstverständlich ist der Cinebench 15 CPU-Test nicht das Maß aller Dinge, aber auch im V-Ray CPU Benchmark liegt die i7 7700 der Precision 5720 mit 2:24 Minuten deutlich über den 1:38 der Ryzen-CPU (weniger ist bei V-Ray besser). Es geht hier nicht um Leistungsdifferenzen von 10 oder 20%, sondern um mehr als 60%. Bei den Leistungswerten der Grafikkarte Radeon Pro WX7100 gibt es große Diskrepanzen zwischen dem guten Cinebench OpenGL-Score von 138,11 Bildern pro Sekunden und dem schlechten V-Ray Benchmark von 4:09 Minuten, was einen Hinweis darauf geben könnte, dass die Karte im Bereich Gaming wahrscheinlich besser performt als bei der Content-Produktion.

Einen ersten Hinweis auf die Ursachen der schwächeren Leistung von CPU und GPU gab uns der Stresstest mit einer synthetischen Last für CPU und GPU in Aida 64. Bereits nach kurzer Zeit sprangen die Lüfter deutlich hörbar an und mühten sich redlich, heiße Luft aus dem Gehäuse zu pusten. Schon nach zwei Minuten wurde es deutlich lauter und es gesellten sich unangenehme, hochfrequente Lüftergeräusche dazu. Nach nur fünf Minuten waren die Lüfter auf der höchsten Stufe angelangt und die CPU wurde via Thermal Throttling um bis zu 8% heruntergeregelt. Interessanterweise gab es beim durchaus vergleichbaren Gehäuse des Inspiron 5557 keinerlei Probleme mit Thermal Throttling. Offenbar verursacht das Netzteil im Gehäuse thermische Probleme – vielleicht wäre es geschickter gewesen, das Netzteil wie beim Inspiron 7775 aus dem Gehäuse auszulagern und so der Grafikkarte und der CPU mehr Luft zum Atmen zu geben.

Stattdessen gibt es mehr Lüfterlärm und weniger Leistung. Die 256 Mbyte große SSD lieferte mit Leseraten von 2.775 und Schreibraten von 1.467 Mbyte pro Sekunde überzeugende Übertragungsraten, die auch für 4K-Videoschnitt ausreichen.

Wirklich erfreulich niedrig fielen die Latenzwerte aus. Mit gerade einmal 116 Millisekunden bei Interrupt to Process lieferte die Precision 5720 den besten Wert, den wir bei einem Rechner eines großen Herstellers jemals gemessen haben. Und auch sonst wirkt die Konfiguration des schnell bootenden Betriebssystems schlank. Es ist zwar ein Application Optimizer von Dell vorinstalliert, dieser scheint sich allerdings nur auf Wunsch in das Geschehen einzumischen und stört sonst niemanden.

Fazit

Die Dell Precision 5720 ist sicherlich keine schlechte All-in-One-Workstation. Optional könnte man die CPU-Leistung ja über einen Xeon-Prozessor noch etwas erhöhen – aber das kostet zusätzlich Geld und auch da ist bei vier Kernen Schluss. Da fragt man sich, ob es nicht sinnvoller gewesen wäre, die Radeon Pro WX 7100 der Precision 5720 mit der günstigeren und wesentlich leistungsfähigeren AMD-Ryzen-7-CPU aus dem Dell Inspiron 7775 zu kombinieren. Denn dann hätte man für weniger Geld ein in fast allen Belangen schnelleres System. Würde man dann auch noch, wie beim Inspiron, das Netzteil auslagern, käme es wahrscheinlich nicht zu Thermal Throttling der CPU. Und dann noch die Ports auf der Rückseite neben den Standfuß platzieren, dann wäre die Precision eine runde Sache. So hat man den Eindruck, dass Dell einen wirklich guten, preisgünstigen AIO-Rechner auf zwei mittelprächtige verteilt hat.

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