EIZO CG 3145 4K HDR-Referenzmonitor im Test

Referenzmonitor ist ein großes Wort, aber EIZO erfüllte mit diesem Gerät als erster im Markt die Mindestvoraussetzungen, insbesondere um alle Ansprüche für HDR zu erfüllen. Die Leistung basiert auf einer ganz neuen Technik, welche die bisherigen Limits von LCD-IPS-Panel-Technik aufhebt. Alle vergleichbaren Produkte, die danach herauskamen, haben die gleiche Panel-Technik verbaut. EIZO war also nicht nur Vorreiter, sie haben auch auf das richtige Pferd gesetzt.

Die Welt zwischen Computer- und Videomonitoren ist damit nun endgültig zusammengeschmolzen. Mal davon abgesehen, dass in der professionellen Videobearbeitung SDI bisher als Standardschnittstelle galt und HDMI ja eher als Consumer-Standard, ist HDMI technologisch zu mehr fähig als SDI. Einziges Manko von HDMI: Die hohen Datenraten erfordern hochwertige Kabel, und nicht alle Kabel-Geräte-Kombinationen führen zu stabilen Bildübertragungen. Hat man die richtigen Kabel und Verteilverstärker / Wandler etc. gefunden, dann steht HDMI SDI in nichts nach.
Im Gegenteil: Man braucht nur noch ein Kabel, anstatt bei SDI noch allzu oft 4, um z.B. 4K 50p zu übertragen. HDMI bietet also sogar mehrere Vorteile gegenüber SDI, denn es kann z.B. höhere Farbtiefen und Frameraten als derzeit SDI. Folglich kann man auch aus Kostengründen auf SDI verzichten. Und das hat EIZO getan und damit das 4K-DCI HDR-Referenzgerät mit dem besten Preis-Leistungs-Verhältnis erschaffen, das man derzeit kaufen kann.

Die Dual-Layer, High-Contrast IPS-Panel-Technik

Die neue Dual-Layer-Technik ermöglicht es, ohne ABL (Automatic Brightness Limiter) oder zonenbasierte Helligkeitssteuerungen einen bei LCD-Technik bisher unmöglichen hohen Kontrast und vor allem unmöglichen perfekten Schwarzwert zu erzielen. Zonenbasierte Helligkeitssteuerungen verwendet u.a. der Dolby-Referenzmonitor, der bei rund 600 Nits schon sehr starke sogenannte Blooming-Effekte als Mängel aufweist – zum Beispiel bei weißen Schriften auf schwarzem Untergrund wie bei einem Filmabspann. Einen solchen Mangel kann man aber hinnehmen, wenn man ihn zu differenzieren weiß. Bisher konnten nur OLED-Monitore wie der Sony BVM-X300 einen perfekten Schwarzwert erzielen, weil dort kein Licht mehr emittiert wird, wenn die Pixel keinen Strom mehr bekommen, also bei RGB=0. OLEDs haben aber ein anderes Problem: Sie schaffen nur auf kleinsten Flächen hohe Lichtwerte von vielleicht rund 800-1000 Nits, also bei vielleicht 5-10% der Bildfläche (L20 Testpatterntyp).
Aber selbst diese Lichtmenge halten sie mitunter nicht länger durch. Um Überhitzung zu vermeiden, haben alle Consumer-Geräte eine ABL-Funktion, und man kann mitunter live beobachten, dass die Helligkeit sofort und in wenigen Sekunden automatisch heruntergeregelt wird. Der Sony BVM-X300 z.B. zeigt dazu eine rote Warn-LED, sobald er in einem gewissen Flächenumfang die abhängigen Lichtmengen nicht mehr bereitstellen kann.

Links zeigt die Grafik eine zweite vermutlich weitere LCD-Schicht unter den RGB-Filtern. Diese macht es möglich, die Lichtmenge pro Bildpunkt (also eine Gruppe aus RGB-Pixeln) noch umfangreicher separat zu steuern, als mit nur einer Schicht.
Links zeigt die Grafik eine zweite vermutlich weitere LCD-Schicht unter den RGB-Filtern. Diese macht es möglich, die Lichtmenge pro Bildpunkt (also eine Gruppe aus RGB-Pixeln) noch umfangreicher separat zu steuern, als mit nur einer Schicht.

Für einen Color Grader ein Horror, wenn das Display derartige Limitierungen aufweist. Bei einigen wenigen Consumer-Geräten kann man sowas aber mit versteckten Befehlen abschalten. Ein weiteres Problem bei OLEDs sind Einbrenner – z.B. hört man von Usern des Sony BVM-X300, dass insbesondere am Rand von UHD zu 4K (also 3.840 Pixel zu 4.096 Pixel) eine Art Balken sichtbar wird, und das mitunter schon nach 2 Jahren – obwohl Sony immer von 10 Jahren Haltbarkeit bei ihren OLEDs gesprochen hat. Nun hat Sony aber gerade auf der IBC im September den neuen BVM XH310 vorgestellt, der die gleiche Dual-Layer-LCD-Technik einsetzt wie EIZO. Da dürfte man sich jetzt wohl fragen, warum wohl.
Bei konventioneller LCD-Technik wie z.B. dem CG319x wird bei Single-Layer-IPS-Paneln immer noch (zu) viel Licht durch die LCDs durchgelassen. Man sieht also z.B. immer einen Unterschied zwischen dem Schwarz des Monitorrahmens und dem Panel, das immer ein wenig dunkelgrau leuchtet. Je dunkler es im Raum ist, umso mehr fällt das Problem auf. Entsprechend lagen Monitorkontraste bisher meist nur bei etwa einem Kontrast von 1.000 zu 1 mit vielleicht 100-300 Nits (nits=cd/m2). Die Dual-Layer schaffen einen Kontrast von bis zu 1.000.000 zu 1, und das bei bis zu 1000 Nits. Und LCDs haben grundsätzlich kein Einbrenner-Problem. Mit dem EIZO CG 3145 und dem jetzt von Sony angekündigten BVM-XH310 (kommt erst in Q1) sind jetzt schon mindestens 5 Hersteller auf die Dual-Layer-Technik aufgesprungen.
Ein weiteres Problem mit OLEDs ist, dass selbst teuerste Messgeräte es nicht ohne Tricks möglich machen, den Weißwert so korrekt zu kalibrieren, dass sie genauso aussehen wie die Weißwerte der LCD-basierten Referenzmonitore oder gar der alten Röhrenmonitore. Das liegt an den sehr spezifischen spektralen Eigenschaften von OLEDs, die von den bisher empirisch ermittelten Farbmodellen abweichen. Das Problem tritt bei Consumer-OLEDs weniger stark auf. Ein Grund mehr, auf LCD-Technik zu setzen.

Dolby Zertifizierung und Netflix’ Segen

Beides hat EIZO für den CG 3145 Prominence bekommen, und man kann sagen, seinen Zusatztitel „Prominence“ trägt er zu Recht. Dass EIZO schon ab Werk nahezu perfekt kalibrierte Geräte liefern kann, sollte inzwischen bekannt sein. Mit den beiden neuen Geräten CG319x und CG3145 habe ich allerdings erneut Spitzenwerte gemessen. Wenn gleich der CG3145, den ich zuletzt da hatte, schon einige Demozeit hinter sich hatte, war er mit einem durchschnittlichen (avg) Delta E von 0,8 ein wenig „off“. Wenn man das nachkalibriert, kommt man durchaus unter 0,5. Und kurz vor Drucklegung haben die Kollegen von IRT den Screen vermessen und ihm ebenfalls die Wertung „Klasse 1/Referenzgerät“ erteilt. Das allein reicht aber nicht für die Dolby-Zertifizierung und den Segen von Netflix, denn die bestehen beide auf die Möglichkeit, HDR im Dolby-spezifischem Gamma darstellen zu können. Das kann der EIZO genauso wie den neuen Broadcast-Standard HLG/Rec. 2100:

Allerdings sollten die HDR-Presets im Color-Menü unbedingt vom Rec. 2100 / Rec. 2020 auf P3 Colorspace umgestellt werden. Wie im Artikel zum HDR-Monitorvergleich beschrieben, erreicht weder der EIZO CG3145 noch irgendein anderer HDR-Referenzmonitor den Rec. 2020 Colorspace vollständig – die Verwendung von Rec. 2020 ist somit derzeit sinnfrei. Eigentlich sollten Referenzgerätehersteller gar keine Funktion anbieten, die keine Referenztauglichkeit herstellen kann. Da laufen HDR-unerfahrene Anwender sonst Gefahr, völlig falsch zu graden oder auch falsch zu kontrollieren. Es kommt mitunter zu drastisch anderen Farben und dazu bei jedem Monitor zu unterschiedlichen Fehlfarben.
Der CG3145 verarbeitet unterschiedlichste Formate, darunter 10 Bit 4:2:2 bei 50/60p über HDMI sowie bis zu 10 Bit 4:4:4 bei 50/60p über Displayport. Die Auflösung beträgt 4.096×2.160, entspricht also dem Kinoformat. UHD-TV-Inhalte werden mit schwarzen Balken links und rechts korrekt dargestellt.

Professionelle Kalibrierung erforderlich

Im Gegensatz zum CG319x hat der CG3145 keinen eingebauten Sensor zur Driftkorrektur, was daran liegt, dass der Monitor mit seiner enormen Leuchtkraft warm wird und somit die Messergebnisse der Sonde direkt am Screen nicht mehr zuverlässig sind. Eine professionelle Kalibrierung mit höherwertigen Messgeräten vom Kunden selbst oder entsprechenden Dienstleistern sollte aber für Leute, die mit dem Monitor arbeiten, kein Problem sein.
Auch nach meiner Erfahrung muss man mit höherwertigen externen Geräten nachkalibrieren, und wer Filme für Netflix produziert, muss ohnehin vierteljährlich Messprotokolle für die Monitorkalibrierung nachweisen. Solche Messprotokolle bekommt man auch nur durch externe Kalibrierungs-Software, aus der hervorgeht, womit kalibriert wurde. Um das Qualitätsniveau vom CG3145 bzw. den Netflix-Ansprüchen gerecht zu werden, muss man zudem Messequipment im Wert von rund 25.000 Euro einsetzen. Das würde den Investitionsaufwand in etwa verdoppeln.

Der CG3145 – als oft transportiertes und in allerlei Umgebungen aufgestelltes Demogerät – war schon ein wenig „off“ mit einem Delta E von O,8, aber schon top. Kalibriert kommt man bei den CGs von EIZO aktuell schon auf bis zu O,3 herunter – ein avg dE von O,32 ist der beste Wert, den ich bisher je gemessen habe.
Der CG3145 – als oft transportiertes und in allerlei Umgebungen aufgestelltes Demogerät – war schon ein wenig „off“ mit einem Delta E von O,8, aber schon top. Kalibriert kommt man bei den CGs von EIZO aktuell schon auf bis zu O,3 herunter – ein avg dE von O,32 ist der beste Wert, den ich bisher je gemessen habe.

Kostet doch der CG3145 „nur“ rund 24.000 Euro netto. Derzeit wird der Preis aber nicht im Internet offen präsentiert. Das verspricht durchaus Verhandlungsspielraum und bezeugt, dass man das Gerät nicht dem Teils ruinösen Internetpreiskampf aussetzen möchte. Ein Endkunde hat auch nichts, wenn weder Handel noch Hersteller genug verdienen – und realistisch betrachtet ist der Preis ohnehin schon ein Kampfpreis verglichen mit der Konkurrenz.

Fazit

Als Referenzmonitor für den Broadcast- und Filmbereich hat EIZO nach dem CG232W das zweite Gerät auf den Markt gebracht, das ernst zu nehmende Konkurrenz im Bereich Klasse 1 nicht fürchten muss. Wenn man überhaupt einen Kritikpunkt anbringen möchte, dann dass die Energiemengen bei einem 1.000-Nits-Monitor nicht ohne Lüfter abzutransportieren sind. Die sind aber kaum hörbar. Sobald Programm mit Ton abgespielt wird, geht das leise Rauschen vom Monitor unter. Die meisten Workstations sind lauter dagegen, wenn sie nicht in einen zentralen Geräteraum verbannt wurden. Der Dolby hat übrigens auch jede Menge Lüfter und ist bei 600 Nits lauter als der EIZO bei 1000 Nits.

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