Die Hero 7 nimmt wie die Hero 6 4K mit maximal 60 Frames auf – allerdings auch mit Hypersmooth-Stabilisierung, was die Hero 6 erst ab 30 Frames und nicht ganz so „hyper“ konnte. Damit bekommt man natürlich bessere Slow-Motion-Aufnahmen. Ansonsten sind die Features weitestgehend gleich geblieben. 240 Bilder pro Sekunde in Full HD 1080 im H.265-Format, Digitalzoom und drei Sichtfelder (Linear, Wide und Superview), die aber nach wie vor nicht in jedem Modus verfügbar sind. Die Bedienung über den hellen Touchscreen auf der Rückseite ist auch etwas anders und orientiert sich jetzt noch mehr an der Wisch- und Tipp-Bedienung, die man von Mobiltelefonen kennt. Und wie gehabt Sprachsteuerung, GPS, Raw-Fotos und HDR.
Bildstabilisierung
Die elektronische Stabilisierung der Hero 6 war schon sehr gut. Diesmal habe ich sie zusammen mit der Hero 7 mit der Saugnapfhalterung auf der Kühlerhaube befestigt – und man kann einen kleinen Unterschied feststellen, wenn man beide Kameras nebeneinander sieht.
Um das Ganze noch etwas auszureizen, habe ich die beiden Kameras auf ein Modellautochassis montiert, und bei den wilden Fahrten wird der Unterschied noch etwas deutlicher. Auch mit beiden Kameras am Brustgurt sieht die Hero 7 etwas stabiler aus.
Die Beispiele kann man sich auf meiner PPT-Seite ansehen – postproduction-tutorials.net.
Timewarp-Video – Hyperlapse
Das ausschlaggebende Argument für mich, die Hero 7 anzuschaffen, ist die sogenannte Hyperlapse-Funktion. Hier wird ein Zeitraffervideo direkt in der Kamera stabilisiert und mit hoher Geschwindigkeit abgespielt – diese muss vorher ausgewählt werden. Zur Wahl stehen 2x, 5x, 10x, 15x und 30x. Das funktioniert beim Laufen und vor allem beim Fahren recht gut. Beim Laufen muss man allerdings wie bei einer normalen Hyperlapse besonders darauf achten, die Kamera sehr ruhig zu halten und einen bestimmten Punkt im Bild an der gleichen Stelle zu halten, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.
Hier wäre es hilfreich, wenn man im Display ein Grid oder zumindest ein Mittelkreuz einblenden könnte. Ich habe die Sache auch noch mal mit diversen Handygimbals ausprobiert, die das Ergebnis noch mal auf ein höheres Level bringen. Denn ein Gimbal sorgt vor allem dafür, dass das Bild immer waagerecht steht und die Bewegungen weich nachziehen. Damit hat es die elektronische GoPro-Stabilisierung etwas leichter. Für eine gute Stabilisierung braucht es Licht und klare Bildstrukturen. Ich habe es auch an einem trüben Tag in einer Selfie-Einstellung getestet. Die unruhigen Kopfbewegungen waren etwas zu viel für den Algorithmus. Das Gesicht und vor allem der Bart sieht aus wie gemalt, was durchaus ein interessanter Effekt sein kann. Und selbst am Abend in der beleuchteten Fußgängerzone ließen sich noch interessante Ergebnisse erzielen.
Bildeinstellungen
Hier hat sich nicht viel geändert. Wie es sich für eine professionelle Kamera gehört, lässt sich fast alles auch manuell einstellen. Beim Weißabgleich kann man die Farbtemperatur sogar direkt in Kelvin einstellen. Auch die Belichtung und die Blende lassen sich manuell einstellen, es gibt HDR bei Fotos und Raw bei Fotos und Zeitraffer. Dazu gibt es mit ProTune ein Grading-freundliches flaches Farbprofil. Neu im Fotomodus ist eine Auslöseverzögerung von 3 oder 10 Sekunden für Gruppenfotos und der sogenannte Superfoto-Mode, der die Einstellungen intelligent optimieren soll. Das funktioniert wie bei den meisten Automatiken oft sehr gut, kann aber auch manchmal einen Schnappschuss völlig ruinieren.
Ton und Anschlüsse
Bedingt durch die Tatsache, dass GoPros seit der Hero 5 bis 10 Meter wasserdicht sind, befinden sich die Mikrofone unter der Membran. Deswegen ist es schwierig mit richtig gutem Ton. Es gibt von GoPro allerdings auch ein kleines Audiointerface, an das man über dreipolige 3,5 mm Stereoklinke externe Mikrofone anschließen kann. Dies können sowohl preiswerte Lavaliermikrofone oder aber mit dem passenden Adapter professionelle, dynamische Handmikrofone wie z.B. ein Shure SM 58 sein. Für Handymikrofone mit vierpoligem 3,5 mm Klinkenstecker wird ein Adapter gebraucht. Das Interface wird am USBC-Port der GoPro angeschlossen, wozu man, wenn man das Standardgehäuse benutzen will, die Klappe abmontieren muss. Der USBC-Anschluss wird auf dem Interface durchgeschliffen, sodass man hier auch mit externer Stromversorgung arbeiten kann. Er bietet meines Wissens auch eine Stromversorgung für kleine Consumer-Electret-Kondensatormikrofone, jedoch keine Phantomspeisung für professionelle Kondensatormikrofone. Im Menü der GoPro gibt es 5 verschiedene Settings zur Anpassung. Auch Line-Signale von einem Mixer können angeschlossen werden. Leider ist das Interface etwas unhandlich und bietet keinerlei Befestigungsmöglichkeiten. Hier wäre ein Stativgewinde oder wenigstens eine dieser GoPro-Befestigungen ein dringendes Update.
GoPro Desktop App
Die GoPro Quik App verlangt auf dem PC Windows 10 als Plattform und beherrscht nun auch die grafische Darstellung von GPS und Geschwindigkeit als Grafik-Overlay – ähnlich dem, was man vom Sony Action Cam Movie Creator kennt.
Modelle
Die Hero 7 Black kostet wie vorher die Hero 6 Black 429,99 Euro und man bekommt im GoPro Store noch eine passende 64 Gbyte Speicherkarte dazu. Die Hero 7 Silver und die Hero 7 White sind mit 249,99 und 219,99 Euro deutlich günstiger – aber auch von der Leistung her abgespeckt. Hier ist vor allem der Akku fest eingebaut, es gibt kein Livestreaming und kein Hypersmooth.
Fazit
Die Hypersmoth-Videostabilisierung der Hero 7 Black kann in der Tat in manchen Situationen einen Gimbal ersetzen, wenn es um ruhige, smoothe Bewegungen geht. Der Bildeindruck unterscheidet sich aber durchaus von einer Gimbal-Aufnahme. Ich benutze auch die Hero 7 Black gerne mit passendem Adapter auf einem Handygimbal wie dem Zhiyun Smooth 4 oder dem Osmo Mobile 2. Gerne auch mit einem Einbeinstativ als Kamerakranarm. Beide Stabilisierungen ergänzen sich gut und führen zusammen zu noch besseren Ergebnissen. So kann man auf Reisen auch mit kleinem Besteck tolle Aufnahmen machen. Für mich waren vor allem die Timewarp-Video-Funktion und das Livestreaming ein Grund für das Update. Wer das nicht braucht, kann auch mit der Hero 6 noch ganz gut leben.