Tangent Wave 2 Control Panel im Test

Also lautet ein Beschluss, dass der Mensch was graden muss. Wir schauen uns die Neuauflage des Wavepanels genauer an und beleuchten Vor- und Nachteile gegenüber dem Vorgänger und den Alternativen.
Tangent Wave 2
Tangent Wave 2

Statt mit der Maus einen Parameter nach dem anderen durchzuklicken, ermöglicht es ein Panel dem geneigten Coloristen, mehrere Parameter gleichzeitig in Echtzeit zu steuern. Brot und Butter sind nach wie vor die drei Kugeln und Ringe (oder im Falle des Wave 2 die Masterdials), doch je mehr Drehgeber und Knöpfe ein Panel vorweisen kann, umso mehr Funktionen lassen sich durch simplen Knopfdruck aufrufen und einstellen, ohne sich erst durch zig Untermenüs klicken zu müssen. Das spart immens Zeit.
Nun unterscheidet der Markt zwischen sogenannten dedizierten Panels – also Panels, die speziell auf eine Software zugeschnitten sind und nur mit dieser funktionieren – und freien Panels, welche von einer Vielzahl an Software-Paketen unterstützt werden. Wir schauen uns ein bisschen von beidem in der unteren Preiskategorie an. Freie Panels bewegen sich im Preissegment von unter 3.000 Euro – einziger Ausreißer ist hier das Tangent Arc, welches für ca. 13.000 Euro zu haben ist (und damit im Vergleich zu ähnlich ausgestatteten Panels noch günstig daherkommt).
Tangent ist der marktführende Hersteller von 3rd Party Panels – die Konkurrenz von Avid ist jetzt schon für Ende 2020 als EOL angekündigt, während JL Cooper mit dem Eclipse Panel schon voriges Jahr die Flügel gestreckt hat. Das Oxygentech Panel ist nur in Asien (und im Rest der Welt nur über große Umwege) verfügbar und funktioniert derzeit auch nur mit Resolve. Damit ist die einzige Konkurrenz zu Tangent derzeit Blackmagic Design, deren Mini und Micro Panels preislich dem Element und Wave 2 von Tangent entsprechen – selbstverständlich funktionieren Mini und Micro ausschließlich mit Resolve, aber was macht das schon, wenn der Großteil des Marktes ohnehin mit diesem Tool arbeitet.

Vergleich zwischen Newcomer und dem Original: Das Wave 2 (rechts) nimmt wesentlich weniger Platz weg – bei gleichem Funktionsumfang.
Vergleich zwischen Newcomer und dem Original: Das Wave 2 (rechts) nimmt wesentlich weniger Platz weg – bei gleichem Funktionsumfang.

Reboot tut gut

Aber zurück zum Wave 2 und was es von seinem direkten Vorgänger unterscheidet.
Da ist zunächst das Offensichtliche: der Preis. Kostete der Vorgänger noch netto 1.195 Euro, kommt das Wave 2 mit schlanken 750 Euro daher und ist damit gut 100 Euro günstiger als das Einstiegspanel (Micro) von Blackmagic Design. Im Vergleich zum Original-Wave fällt sofort der kleinere Formfaktor auf: Das Wave 2 nimmt wesentlich weniger Platz auf dem Tisch weg als das Original – und das bei gleichem Funktionsumfang!
Die kompaktere Bauweise lässt das Panel im Vergleich stabiler wirken – auch wenn das Gehäuse hier ebenfalls aus Plastik besteht. Die Oberfläche ist mit einer feinen Struktur versehen, womit auch endlich dem billigen Plastik-Feel des Originals Abhilfe geschaffen ist. Ein großer Kritikpunkt am Wave 1 war auch die Ergonomie: Die Handballenauflage war höher als die Trackballs. Auch hier wurde beim Wave 2 nachgebessert, wo die Vorderkante jetzt sanft nach unten abfällt. Des Weiteren lassen sich sogar ausklappbare Füßchen an der Unterseite finden, mit der man dem Panel einen angenehmen Neigungswinkel verleihen kann.
Doch nicht nur die Bauform hat sich geändert – auch die Innereien haben ein Upgrade erfahren. So kommen viele Teile wie etwa Displays, Drehgeber und Trackballs aus der hochwertigen Element-Produktion. Das ist zum einen natürlich ein günstigerer Produktionsweg – zum anderen sind alle Teile durchweg hochwertiger und präziser als noch beim Wave 1.
Und es kommt noch besser: Da das Wave 2 den exakt selben Funktionsumfang des Vorgängers hat, wird es auch automatisch von jeder Software unterstützt, die schon das Original unterstützt hat. An der Art und Weise, wie das Panel mit der Software kommuniziert, hat sich absolut nichts geändert – einfacher könnte ein Upgrade nicht sein. Einen Wermutstropfen gibt es dann aber doch im direkten Vergleich: Anders als beim Original werden die Kugeln des Wave 2 nicht durch einen Sicherheitsring in ihrer Mulde gehalten, sondern fallen heraus, sobald man das Panel auf den Kopf dreht. Das ist selbstredend weniger ein Problem, wenn das Panel den lieben langen Tag auf einem Tisch steht – im portablen Einsatz am Set (und genau dafür eignet es sich ansonsten hervorragend) wird dies jedoch schnell zur nervigen Angelegenheit.

Displays und Drehgeber kommen aus der hochwertigen Element-Produktion. Die Strukturoberfläche des Wave 2 sorgt für ein wertigeres Look-and-feel.
Displays und Drehgeber kommen aus der hochwertigen Element-Produktion. Die Strukturoberfläche des Wave 2 sorgt für ein wertigeres Look-and-feel.

Und im Vergleich zur Konkurrenz?

Das Wave 2 ist ein qualitativ absolut hochwertiges Panel, welches in Sachen Funktionalität keine Wünsche offen lässt. Vergleicht man es mit dem Micro Panel von Blackmagic Design, fallen sofort zwei Dinge ins Auge: Das Blackmagic-Pendant hat sowohl ein hübsches Metallgehäuse als auch ordentliche kugelgelagerte Ringe um seine Trackballs herum, wohingegen das Wave 2 lediglich Masterdials aus Plastik hat. Das mag zunächst wie ein Nachteil erscheinen – muss es jedoch nicht. Ringe vs. Masterdials sind reine Geschmackssache (wenngleich die Mehrheit Ringe bevorzugt), und während ein Metallgehäuse schöner und wertiger aussieht, so ist es dennoch schwerer (s. portabler Einsatz) und fühlt sich auch kühler an. Ansonsten verfügt das Wave 2 im Gegensatz zum Micro Panel über dedizierte Transport Controls, sowie ein Jog Wheel, mit dem sich auch ein Reference Wipe verschieben lässt.

Die Displays des Wave 2 fehlen auf dem Micro Panel weniger, da hier alle Buttons direkt belabelt wurden. Der größte Vorteil des Wave 2 liegt jedoch darin, dass es auch mit Software genutzt werden kann, die nicht aus dem Hause Blackmagic kommt. Aufgrund seiner kompakten Bauweise und Menge an Buttons und Drehgebern eignet es sich hervorragend für Live-Grading am Set mittels Pomfort LiveGrade oder Dailies-Grading mit Assimilate Scratch oder Colorfront OSD. Doch auch im traditionellen Grading in der Post macht es eine durchweg gute Figur – gleichwohl mit Mistika, Resolve, Nucoda, Scratch, Firefly oder Baselight Editions – aber auch mit Adobe Premiere, Final Cut X (via Color Finale Plug-in) oder Capture One Pro. Alle wichtigen Funktionen sind im Default Mapping schnell erreichbar. Das Mapping selbst lässt sich in den meisten Applikationen ebenfalls entweder Software-intern oder durch Tangents Mapper frei anpassen.

Weniger cool: Masterdials statt Ringe und die Trackballs verfügen über keine Sicherung und fallen heraus, sobald man das Panel umdreht. Die optische Abtastung der Kugeln wurde ebenfalls der hochwertigen Element-Serie entliehen.
Weniger cool: Masterdials statt Ringe und die Trackballs verfügen über keine Sicherung und fallen heraus, sobald man das Panel umdreht. Die optische Abtastung der Kugeln wurde ebenfalls der hochwertigen Element-Serie entliehen.

Fazit

Wer ein günstiges Einsteigerpanel sucht, ist mit dem Wave 2 nicht schlecht beraten. Nachteilig sind hauptsächlich die fehlenden Ringe und das etwas weniger schöne Plastikgehäuse im Vergleich zum Micro Panel von Blackmagic. Dennoch ist das Wave 2 eine würdige Alternative – besonders wenn man auch Tools abseits von Resolve damit bedienen möchte oder beweglich bleiben will. Gerade für Premiere- oder FCP-X-Cutter, die nur gelegentlich an der Farbe drehen, ist es damit besonders interessant.

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