Beer A Hero – Making-of

Bei den Studioproduktionen im Studiengang Audiovisuelle Medien der Hochschule der Medien (HdM) handelt es sich um sechs Vertiefungsrichtungen in der Medienwelt – Film, VFX, Fernsehen, Ton, Event Media und Interaktive Medien. Die VFX-Studioproduktion „Beer A Hero“ kam hierzu das erste Mal als Gruppe im März 2018 zusammen und begann unter der Betreuung von Prof. Katja Schmid mit der Konzeption ihres Projekts.von Phil Aznar und Inga Wätjen

Schon früh kam den Teilnehmern die Idee, sich mit unterhaltsamen Bier-Werbespots zu beschäftigen. Durch die Spezialisierung auf Visual Effects eröffneten sich der Gruppe weitere Möglichkeiten, sich in ihrem Konzept kreativ zu entfalten. Ideen von Bier trinkenden Aliens auf dem Mond schwirrten anfangs durch den Raum und bündelten sich nach vielen Treffen und Überarbeitungen letztendlich im Konzept des Bier-Superhelden von „Hero Ale“.

Zwei Welten, wahre Helden und ein zunächst unscheinbarer Protagonist, der ungeahnte Fähigkeiten in sich entdeckt – alles vorangetrieben von der Urkraft guten Bieres und untermalt durch atemberaubende Effekte. Ein Hochgenuss, gebraut aus den wertvollsten Zutaten und mit einer Prise Augenzwinkern kredenzt. Werbung und Realität verschmelzen zu einem einmaligen Geschmackserlebnis, das unterhält und dem Zuschauer eines mit auf den Weg geben soll: ob nun Bier-Fan oder nicht – Großzügigkeit kann jeden von uns zum Helden machen.
Parallel gab es natürlich schon, wie auch bei echten Projekten in der Wirtschaft, viele Deadlines für Zwischenstände der Produktion. So mussten beispielsweise Drehbuch, Storyboard und VFX-Breakdown schon weitestgehend im Sommersemester 2018 fertiggestellt sein, während die Produktion selbst erst im Wintersemester 2018 / 2019 stattfinden sollte. Die Hauptpositionen wie beispielsweise Regie, Director of Photography, VFX-Supervisor und Oberbeleuchter wurden zu diesem Zeitpunkt bereits fest verteilt.

Die Studioproduktion VFX bildet ihr Kernteam meist aus sechs bis zehn Studenten, die zum ersten Mal eine Studioproduktion durchführen, sowie zwei bis sechs Studenten aus höheren Semestern, die bereits eine oder mehrere Studioproduktionen absolviert haben. Diese durften auch schon im Praxissemester die Industrie näher kennenlernen. Somit können gerade die Rollen im Team, bei denen Vorerfahrung nötig ist, von diesen „Sonderzulassungen“ belegt werden. Das Produktionssemester lässt sich dann wie auch bei klassischen Filmproduktionen in die drei Projektphasen Preproduktion, Produktion und Postproduktion einteilen.

Die Vorproduktion

In der Preproduktion kümmern sich die Teilnehmer vor allem um die Vorbereitung für die anstehenden Dreharbeiten. Sponsorensuche, Drehgenehmigungen, Vertragsabschlüsse, Casting, Setbau und Technik sowie Workflow-Übungen standen auf der Tagesordnung und ließen die sechs Wochen bis zum Drehbeginn geradezu verfliegen. In dieser Phase ist besonders das Produktionsdepartment gefragt, dem Team möglichst ideale Drehbedingungen zu schaffen. Hierbei wurden die finanziellen, rechtlichen und organisatorischen Grundlagen für die Umsetzung der Studioproduktion geschaffen. Das Team dankt allen Unterstützern und Sponsoren für Sach- und finanzielle Leistungen, insbesondere ist hierbei die Kooperation mit dem Baden-Württembergischen Brauerbund hervorzuheben.

Insgesamt stand dem Projekt ein Budget von 3.200 Euro zur Verfügung. Der Fortschritt wurde durch wöchentliche Meetings mit den betreuenden Professoren, Dozenten, Technischen Angestellten und allen Teilnehmern in jeder Produktionsphase geprüft und bei Bedarf optimiert. Hierzu wurde neben den Weeklys noch ein weiterer Termin durch das VFX-Seminar angeboten, in dem aktuelle Themen besprochen und vertieft wurden. Im Casting besetzte die Regisseurin die Rolle des Hauptdarstellers „Nobody“ mit dem Kölner Schauspieler Yannic Lippe. Nebenrollen konnten unter anderem an Hassan Lazouane und Antonio Lallo vergeben werden. Aufgaben wie der Setbau forderten den Einsatz des gesamten Teams, da in kürzester Zeit ein komplettes Studioset von Grund auf gebaut, eingerichtet und eingeleuchtet werden musste, um nach den fünf Drehtagen direkt wieder abgebaut zu werden.

Zusätzlich zum allgemeinen Setbau mussten diverse VFX-Probs gebaut und vorbereitet werden, um die Effekte im Nach­hinein glaubwürdig vermitteln zu können. Darunter fielen unter anderem eine Fassatrappe, ein überdimensionaler Zahnstocher sowie ein übergroßer Nachbau der Bartheke, auf der die Miniaturmenschen später sitzen sollten. Um für die VFX-Shots genügend vorbereitet zu sein, wurde eine Techvis aufgesetzt sowie diverse Tests durchgeführt, um die Umsetzbarkeit zu prüfen sowie für einen reibungslosen Ablauf beim Dreh ohne Überraschungen zu sorgen. Parallel dazu liefen weiterhin Übungen für alle Departments, um für den Dreh gerüstet zu sein.

Die Produktion

Bei den Dreharbeiten sollten die Studenten möglichst wie bei einem professionellen Filmdreh vorgehen. So gab es feste Aufgaben und Zuständigkeiten für jeden Bereich von der Regie über den Digital Image Technician bis hin zur Kostümassistenz. Die fünf Drehtage wurden so geschickt geplant wie nur möglich, um alle 42 vorhergesehenen Kameraeinstellungen abdrehen zu können. Hierbei wurde bereits bei der Erstellung des Drehplans und den jeweiligen Tagesdispositionen strikt auf die gesetzlich vorgeschriebene Arbeitszeitenregelung und deren Einhaltung beim Dreh geachtet.

Eine Besonderheit der Produktion war ein Dreh mit einer High-Speed-Kamera, also einer Kamera, die extrem viele Bilder in der Sekunde aufnehmen kann, die später dann in Slow-Motion wiedergegeben werden können. So fließt das Bier langsam und fein perlend ins Glas, so wie man es aus der Werbung im Fernsehen kennt. Möglich wurde dies durch ein Kamera-Sponsoring der Firma HS Vision in Ettlingen bei Karlsruhe.
Ein weiteres Highlight war der Dreh im VFX-Studio der HdM, der besonders für die Miniaturszenen einiges an Kreativität mit sich zog. Durch den Live Key mit den zuvor geschossenen Backplates hatte man jedoch eine bessere Vorstellung der Perspektive und des Endprodukts. Marker kleben, Cape mit Nylonschnüren flattern lassen, Laubgebläse und Ventilator bedienen waren nur einige der vielen Aufgaben, um die nachfolgende Postproduktion zu vereinfachen. Einige Stunts, wie der Sprung mit dem Zahnstocher sowie der Aufprall auf das riesige Bierglas, sorgten für einige Lacher und somit eine gute Stimmung am Set.
Beim Dreh zeigt sich, ob die ganze Planung und Organisation der vergangenen Wochen auch vollständig funktioniert. Insbesondere, da an drei unterschiedlichen Locations gedreht wurde: dem Filmstudio, dem VFX-Studio der HdM (Greenscreen) und an einer Stuttgarter S-Bahn-Station. Jede Einstellung, jede Pausenzeit wurde für jeden Schauspieler und jedes Department minutengenau festgelegt. Abweichungen vom Zeitplan hatte der Set-Aufnahmeleiter genauestens im Blick und musste im Zweifel Druck machen, damit die Tagesziele erreicht werden konnten. Nachdem dies erreicht war, sollte aber auch passend zur Thematik der Produktion noch Zeit für ein Feierabendbier mit dem Team sein, bei dem der Drehtag noch mal reflektiert und auf Verbesserungen geprüft wurde.

Die Postproduktion

Die Postproduktion begann streng genommen direkt nach dem letzten Drehtag. Der Schnitt für eine VFX-Produktion muss verhältnismäßig früh feststehen, da die weitere VFX-Postproduktion erst nach dem Picture Lock, also dem Datum, ab dem sich am Schnitt nichts mehr verändern darf, beginnen kann. Zusätzlich dazu muss der Pipeline TD sich um die Pipeline kümmern, also für einen reibungslosen Ablauf zwischen den verschiedenen Programmen und der Projektsoftware sorgen. An der Hochschule der Medien wird Shotgun verwendet, um alle Shots und Aufgaben zu verteilen und auf dem neuesten Stand zu halten. Darüber hinaus werden Nuke für das Compositing sowie Maya und Houdini für CG und FX verwendet. Die Motion Graphics entstanden in After Effects mit der Verbindung von Illustrator. Für die Reviews und das Submitten seines aktuellen Stands des Shots kam der RV-Player zum Einsatz. Parallel konnten jedoch Departments wie CG und VFX schon viele Vorbereitungen treffen, um die Postproduktion später reibungslos durch den engen Zeitplan zu bringen. Betreut wurden die Prozesse in diesem Bereich von Prof. Jan Adamczyk – selbst HdM-Absolvent und DP-Lesern durch seine Arbeiten bei Trixter bekannt.

Aufnahmen wie „Ein Mönch, der in einem wie ein Fass aussehenden Aufzug durch den Boden einer Bar bricht“ hatten einen besonders hohen CG-Anteil, weshalb dieses Departement schon von Semesterbeginn an damit befasst war zu modellieren, zu simulieren und zu beleuchten, um nachher ein fotorealistisches Fass zu erhalten. Dieses wurde dann im Arbeitsschritt des Compositing mit der real-gedrehten Aufnahme des Mönchs integriert, was nur eine von vielen Aufnahmen bildet, in der visuelle Effekte zum Einsatz kamen.
Nach der circa sechswöchigen Phase des Compositings aller 27 Aufnahmen, in denen visuelle Effekte zum Einsatz kamen, ging der gesamte Film zum letzten Arbeitsschritt, dem Color Grading. Hier nahm die Coloristin alle Farbanpassungen und Korrekturen vor und sorgte dafür, dass der Film am Ende an allen Stellen gleichmäßig aussieht. Außerdem arbeitete sie gemeinsam mit Regie und DoP den Look des Films aus, was auch in regulären Produktionen der letzte Gestaltungsschritt eines Filmprojekts ist. So ging nach insgesamt knapp zehn Monaten wieder eine HdM-Produktion zu Ende, auf die die Studenten mit Freude und hohem Lernerfolg zurückblicken können.

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