Syslink Elements Media Storage – Datenberge besteigen?

Neben Cloud Storage (Cloud = Rechner von anderen Leuten) braucht es ja auch noch die lokalen Assets – und da Netzwerke immer schneller sind als die Internetverbindung, macht es Sinn, den Löwenanteil lokal vorrätig zu halten...

Aber was macht man denn für lokale Daten? Eine Desktop-Festplatte externer Art stößt bald an ihre Grenzen, und wer schon mit der MyCloud seine Erfahrungen machen durfte, weiß, dass nicht jede Lösung sinnvoll ist. Deswegen haben wir uns bei den befreundeten Studios umgehört, und ein Anbieter kam mehrfach zur Sprache: Elements.

Elements, eine Marke der Syslink GmbH aus Düsseldorf, bietet verschiedenste
Storage-, NAS- und Serverlösungen, vom transportablen Cube für den Live-Einsatz am Set über einen NVME-Only-Highspeed-Storage namens Bolt, der Durchsatzraten hat, die die normale Workstation in die Knie zwingen. Und deswegen haben wir uns mit dem Geschäftsführer André Kamps auf ein Bier zusammengesetzt und nachgefragt, was er aus seiner Erfahrung empfehlen kann.

DP: Hallo André, meine Festplatten sind voll und ich finde nichts mehr …

André Kamps: Je nach deinem Datenwust und deiner existierenden Infrastruktur können wir dir mit Cube, NAS, One oder Bolt schon eine individuelle Lösung konfigurieren. Wenn wir das passende Setup gefunden haben, übernehmen wir natürlich die Migration deiner Daten. Und mit der Media Library sollte auch dein Ich-finde-nichts-mehr-Problem der Vergangenheit angehören. Zumindest bezüglich deiner Medienfiles. Für deine Autoschlüssel empfehlen wir andere Lösungen.

DP: Also würde das – für ein kleines und mittleres Studio – auf was für ein Setup hinauslaufen?

André Kamps: Häufig setzten wir dort ein Elements NAS 24bay mit einer Kapazität von bis zu 192 Tbyte pro Chassis ein.

Bolt – eine Kiste voller NVMEs. Schneller geht es zum momentanen Stand der Technik nicht – bis zu 220 Tbyte lagern in einem Chassis mit 2HU.
Bolt – eine Kiste voller NVMEs. Schneller geht es zum momentanen Stand der Technik nicht – bis zu 220 Tbyte lagern in einem Chassis mit 2HU.

DP: Wenn der Flaschenhals für Cloud und hausgebaute Server das Netzwerk ist, welche Upgrades für das interne Netzwerk und für die Internetverbindung sind nötig, und was ist sinnvoll?

André Kamps: Für ein NAS benötigt man eine ordentliche Cat-6e-Verkabelung und einen 10-Gigabit-Ethernet-Switch. Will man remote auf die Media Library zugreifen, ist eine schnelle Internetverbindung nötig. Wie schnell das ist, richtet sich dabei nach der Anzahl der erwarteten Zugriffe und den verwendeten Videoformaten.

DP: Also wenn ich dann diese Leitung habe und die Boxen im Studio angeschlossen sind: Wie kann ich mein bestehendes Archiv einbinden, und was für weitere Features – außer mehr Platz – erwarten mich?

André Kamps: Wenn wir bei deinem Elements NAS als Beispiel bleiben, verfügt dies natürlich über verschiedene Möglichkeiten, deine bestehende Infrastruktur zu integrieren – und auch über Elements-Komponenten hinaus zu erweitern. Wir können also z.B. bestehende NAS-Systeme wie auch Archive einbinden und die Inhalte in der Media Library anzeigen. Also, die jetzige Hardware bleibt stehen, wie sie ist, und wird mitverwaltet. Über unser Automation-Tool können wir bequem Cloud Storages (Amazon S3, Microsoft Azure) nutzen.

DP: Also steuere ich dann im Endeffekt meinen gesamten Speicher, egal wo, über ein Interface und kann hier mit Nutzern schon zuweisen, wer wie viel Platz und welche Zugriffe für welches Projekt hat? Und ist die Menge an Usern, die ich anlegen kann (zum Beispiel für die Organisation verschiedener Arbeitsschritte), beschränkt?

André Kamps: Genau. Sämtliche Storage-­Konfigurationen vom Einrichten der User­(gruppen) über Quotas, Rechte oder Workflows und Automationen sind zentral und einfach über eine HTML5-Oberfläche direkt aus dem Browser verfügbar. Die Menge der User ist dabei nicht beschränkt.

Der Cube mit maximal 32 Tbyte (16 Laufwerke) als RAID 6. Mit 40 auf 20 auf 30 cm die beste Variante, den Platz im Studio sinnvoll auszunutzen.
Der Cube mit maximal 32 Tbyte (16 Laufwerke) als RAID 6. Mit 40 auf 20 auf 30 cm die beste Variante, den Platz im Studio sinnvoll auszunutzen.

DP: Ein Studio hat uns von eurem Editor erzählt, der einen Rohschnitt – via HTML-Interface – vom Material sichtbar macht. Bekommt den jeder oder ist das eine Sonderanfertigung?

André Kamps: Die Idee des Rohschnitts im Browser war der Beginn vom Elements Editor – es ist für viele Aufgaben einfacher in der Anwendung. Inzwischen sind viele Funktionen dazugekommen. Der Schnitt oder anderes Material kann von außerhalb vorgesehen, also z.B. auch von befugten externen Auftraggebern einfach im Browser betrachtet werden. Auf Basis der ohnehin verfügbaren Proxies wird die Vorschau gestreamt, der Betrachter kann dabei live seine Eindrücke Timecode-genau loggen, kategorisieren und diese wiederum mit anderen teilen.

DP: Und das kann ich dann beispielsweise in meinem Premiere weiterverarbeiten für den echten Videoschnitt?

André Kamps: Du kannst jederzeit Vorschnitte vom Editor in Adobe Premiere Pro weiterbearbeiten. Weiterhin kannst du von Premiere aus durch unsere Extension (zxp-Panel) jedes Material in der Media Library finden und direkt nutzen und somit sogar ältere Projekte weiter- oder wiederverwenden.

Elements One: Ein Pbyte in einem 12-HU-Setup. Und das mit maximal 10.800 Mbyte/s (2.500 pro Client).
Elements One: Ein Pbyte in einem 12-HU-Setup. Und das mit maximal 10.800 Mbyte/s (2.500 pro Client).

DP: Da eh alles in einem Ort versammelt ist, könnt ihr mir noch andere Features mit meinem Footage anbieten?

André Kamps: Klar, Metadaten gehören unserer Ansicht nach heutzutage zu Medienfiles zwingend dazu. Sonst würde niemand mehr seine Daten sortieren, finden oder auch verwalten können. Wie ausschweifend diese Funktion genutzt wird, kann natürlich jeder Kunde für sich entscheiden. Zusätzlich zu nativ vorhandenen Metadaten wie z.B. Dateiname, Video- oder Audioformat, Erstellungsdatum etc. bietet sich neuerdings die automatisierte Verschlagwortung durch Künstliche Intelligenz (AI) an. Wir haben dafür Raypack AI integriert, sodass die Metadatenvergabe schnell, zuverlässig und ressourcensparend vonstattengehen kann.

DP: Wenn wir das weiterspinnen: Welche Möglichkeiten habe ich noch, meine Daten in die Pipeline zu hängen?

André Kamps: Über Elements Automation können beliebige Workflows, z.B. Verschieben, Kopieren oder Transcodieren, in Watchfoldern jeglicher anderer Systeme angetriggert werden. Über diverse integrierte Benachrichtigungsschnittstellen werden sowohl User als auch weiterverarbeitende Systeme automatisch über den Status der Workflows informiert – Storage in die Pipeline mit Shotgun, Ftrack und so weiter zu integrieren, würde ich für den Durchschnitts-Techniker schon fast als trivial bezeichnen.

Über Workspaces kann man den Speicher verwalten, Standardpfade festlegen und Projekte verwalten.
Über Workspaces kann man den Speicher verwalten, Standardpfade festlegen und Projekte verwalten.

DP: Die Systeme sind ja im Prinzip eigene Rechner. Wie kommen da Sicherheitsupdates und Feature-Upgrades rein? Und wie geht man mit Bugs um?

André Kamps: Elements beliefert alle aktuellen Kunden mit sämtlichen Sicherheitsupdates, Bug-Fixes und notwendigen Systemanpassungen. Die Installation wird auf Wunsch von unserem Supportteam begleitet oder komplett durchgeführt. Diese Updates beinhalten auch alle Feature-Upgrades, die wir im Portfolio haben.

DP: Wenn man also auf ein Elements- System upgradet, welche Möglichkeiten gibt es?

André Kamps: Wir haben verschiedene Möglichkeiten, die wir auch noch kombinieren können. Zuerst einmal gibt es den Cube, ein sehr kompaktes, transportables System. Dies ist vor allem für den Vorort-Einsatz bei Veranstaltungen und Dreharbeiten gedacht, kann dann aber natürlich auch in der Postproduktion weiterverwendet werden. Klassisch arbeiten wir in der Postproduktion und für den VFX-Einsatz mit dem One oder NAS, die extra dafür entwickelt wurden. Es sind 4-HE-19-Zoll-Rackmount-Einheiten, die sich vielfältig erweitern lassen und eine hervorragende Performance bieten. Am oberen Ende un­seres Portfolios ist der neue Bolt in 2 HE, designt für Anwendungen, in denen Höchstgeschwindigkeiten gefordert sind. Der Bolt lässt mit High-End-Performance von bis zu 25 Gbyte/s die Augen der Anwender glänzen.

DP: Wie würdest du einem mittleren Studio empfehlen, mit der leidigen Backup-Frage umzugehen? Aus deiner persönlichen Erfahrung?

André Kamps: Persönlich würde ich automatisierte, regelmäßige Backups als obligatorisch ansehen, wenn der Geschäftsbetrieb vom Erhalt dieser Daten abhängt. Dies ist wohl heutzutage bei fast allen Unternehmungen gegeben, in der Media- und Enter­tainmentbranche jedoch besonders stark ausgeprägt. Das hohe Datenaufkommen in dieser Branche macht vollständige Backups natürlich auch teuer und aufwendig, sodass ein intelligenter Mechanismus anzuraten ist. Auch wenn wir bei Elements systemintern mit sehr hohen Sicherheitsstandards wie mehrfachem RAID-6 und redundanten Netzteilen, Controllern oder Metadatenplatten arbeiten, kann eine hundertprozentige Verfügbarkeit von niemandem garantiert werden. Als häufigstes Problem sehen wir hier externe Einflüsse wie Wasserschäden, Brand und menschliches Versagen. Redundante Komplettsysteme an verschiedenen Orten sind eine empfehlenswerte, aber teure Option. Auf der anderen Seite kann ein Datenverlust auch mal einen Schaden in Millionenhöhe verursachen.

DP: Und wenn jetzt wirklich viel Material, z.B 4K-Plates vom Set, am besten Raw, reinkommen, welches Umfeld macht Sinn?

André Kamps: Diese Frage bekomme ich wahrscheinlich am häufigsten gestellt. Wissenschaftlich formuliert: Es kommt drauf an (lacht). Unsere amerikanischen Kollegen würden sagen: Bigger is better. Es gibt zu viele Variablen, die in diesem Fall zusammen betrachtet werden müssen. Bei 4K-Raw und entsprechend hochwertig anzunehmender Weiterbearbeitung z.B. durch Flame-Artists, Einzelbildsequenzen, Colorgrading etc. kann man davon ausgehen, dass ein Cube nicht ausreicht und ein One oder noch besser ein Bolt gut wäre.

DP: Was zieht ein Upgrade auf ein richtiges Storage-System noch nach sich, aus deiner Erfahrung?

André Kamps: Die meisten Kunden sind einfach begeistert von ihrer Effizienzsteigerung: „Wir wissen gar nicht, wie wir früher arbeiten konnten.“ Später folgt inzwischen häufig die Freude über einfache Erweiterungen. Unangenehme Überraschungen und Sätze wie „Hättet ihr mir das nicht vorher sagen können?“ vermeiden wir durchaus erfolgreich durch sehr ausführliche Gespräche und obligatorische Anforderungsanalysen im Vorfeld, die zu einem gemeinsam abgestimmten Pflichtenheft führen. Missverständnisse können wir so annähernd vollständig ausschließen.

DP: Was kommt nach NVME?

André Kamps: Das ist eine gute Frage, wenn du die Antwort erfährst, wäre ich dir dankbar, wenn du sie zuerst mit mir teilst. NVME ist aktuell erst mal ein Quantensprung in der Speichertechnik, und wir freuen uns, als einer der Ersten weltweit NVME bei unseren Kunden produktiv einzusetzen. Mehr noch als für großartigere Speichertechnologien würden wir uns erst mal für performantere Netzwerkprotokolle wie SMB Direct für Linux begeistern.

Automation via Tasks – Dateiverwaltungsvorgänge können Node-basiert aufgebaut werden. Oder findet ihr das Kopieren, Benennen und Überprüfen einen wertvollen Gebrauch eurer Kreativität?
Automation via Tasks – Dateiverwaltungsvorgänge können Node-basiert aufgebaut werden. Oder findet ihr das Kopieren, Benennen und Überprüfen einen wertvollen Gebrauch eurer Kreativität?

DP: Wie sieht Storage in 5 Jahren aus?

André Kamps: Ich rechne vor allem mit Hybrid-Private-Public-Cloud-Speichern. Damit wird man das Beste aus all diesen Welten verknüpfen und vorläufig gute Kapazitäts-/Performancewerte bekommen.

DP: Und wie sieht es in 20 Jahren aus?

André Kamps: In 20 Jahren wird sehr viel mehr passieren, als wir uns gerade vorstellen können. Vielleicht ist es ein SciFi-Speicher, den unsere jetzige AI selbstständig entwickelt hat. Es handelt sich um eine organische Basis, die autonom nach Bedarf wachsen und sich anpassen kann, wobei die Ablage der Information in DNS-artigen Strukturen erfolgt. Unsicher bin ich mir nur, ob das in der Cloud lebt oder jeder so etwas zu Hause oder sogar hinter dem Ohr verpflanzt hat.

DP: Was wünschst du dir, dass jeder wüsste, der große Datenmengen zu bearbeiten und speichern hat?

André Kamps: Jeder, der damit zu tun hat, sollte natürlich in erster Linie wissen, dass es Elements gibt. Früher nervte gelegentlich der herangezogene Vergleich mit externen USB-Festplatten. Aber diese Zeiten scheinen tatsächlich überwunden zu sein. Insgesamt überwiegt der Eindruck, dass unsere Ansprechpartner sehr gut wissen, was sie wollen und brauchen. Zu den meisten haben wir tolle und bereichernde Storage-Freundschaften geknüpft.

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