Helfer für ideale Greenscreen-Ausleuchtung

Für einen möglichst genauen Key muss der Green- beziehungsweise Bluescreen ideal ausgeleuchtet sein. Sollte kein Lichtmesser in der näheren Umgebung vorhanden sein, dann greift man auf die App namens Green Screener von Hollywood Camera Work zurück. Für knapp 12 Euro inklusive Steuern erhalten wir einen Helfer zur Bestimmung der idealen Lichtverhältnisse mit ausgeklügelten Funktionen. Installieren lässt sich der Helfer auf Android- sowie iOS-Geräten und ist über den jeweiligen Store erhältlich. Was genau der Green Screener zu bieten hat und wie sich die App im Einsatz schlägt, wird nachfolgend an einem Beispiel aufgezeigt.

Die ideale Ausleuchtung eines Greenscreens benötigt je nach Set Location mehr oder weniger Fingerspitzengefühl und eine ausgeklügelte Lichttechnik – die noch nicht mal teuer sein, sondern intelligent eingesetzt werden muss. Als Beispielkulisse dient ein abgestecktes Indoor-Set mit einem filigranen Fokusobjekt als Platzhalter für einen möglichen Protagonisten. Ziel ist es, den Greenscreen so ideal wie nur möglich um den Darsteller-Stellvertreter herum auszuleuchten und im bestmöglichen Fall den gesamten Greenscreen – selbst um die Kurve – ideal zu beleuchten. Für den Fall, dass der Protagonist sich bewegt und die Kamera mit einem Dolly oder per Kameraschwenk folgt. Die getesteten Beispielgeräte waren mit iOS ausgestattet.

Intuitive Bedienung

Wenn die App gestartet wird – ganz gleich ob iPhone oder iPad –, wird standardmäßig auf die Kamera an der Rückseite zugegriffen. Es erscheint das Set in Grauwerten mit vereinzelten grünen Stellen. Mittig ist der Platzhalter sichtbar. Je nach Gerät variiert natürlich die Auflösung des Sets, daher ist es empfehlenswert, aktuelle Geräte zu nutzen, die Kameras mit hoher Auflösung besitzen. Zunächst empfiehlt sich ein Blick auf den Bildschirm und natürlich auf die für den User beeinflussbaren Einstellungsmöglichkeiten zur Verbesserung des Keys.

Am oberen Bildschirmrand befindet sich eine Menüzeile mit vier Auswahlmodi. User dürfen die Kameras am jeweiligen Gerät wechseln, also vom Back- in den Front-Modus gehen. Letzterer ist von großem Vorteil, wenn die Lichtsteuerungseinheit weiter entfernt ist oder nur zwei Personen am Set sind und kein Platzhalter vorhanden ist. So können zwei Set-Angestellte das Studiolicht anpassen. Des Weiteren gibt es noch die Möglichkeit, das aktive Videosignal der jeweiligen Kamera horizontal oder vertikal zu spiegeln. Am unteren Bildschirmrand befindet sich ebenfalls eine Menüzeile mit knapp zwei Handvoll Auswahlmöglichkeiten. Links reihen sich die möglichen Qualitätseinstellungen aneinander. Es gibt insgesamt drei Modi beginnend von Low über Mid bis hin zu High.

Direkt daneben befinden sich die möglichen Kanäle, auf die der Key angewendet werden soll. Dazu zählen die klassischen Kanäle RBG sowie ein reiner Helligkeitskanal Y, die Luminanz. Des Weiteren gibt es die Möglichkeit, über den benachbarten Button namens „Target“ ein Fokusziel zu definieren. Weiter daneben befindet sich ein Button für die automatische Ermittlung der Helligkeitsbereiche. Wurde ein bestimmter Helligkeitsbereich ausgewählt, so kann ein Auto-Exposure-Lock gesetzt werden, und das Helligkeitsband wird dargestellt.

Einfache Handhabung

Für die akkurate Lichteinstellung des Sets standen bei unserem Test zwei Set-Mitarbeiter zur Verfügung. Einer bediente das jeweilige iOS-Gerät, der zweite das Lichtsteuerungspanel. Der erste Arbeitsschritt bestand darin, den Greenscreen nach bestmöglichem Sichtverhältnis auszuleuchten, die verfügbaren Lichtquellen strategisch zu positionieren und eine Grundhelligkeit einzustellen. Als Platzhalter wurde eins der verfügbaren Stative genutzt, das für anderweitiges Equipment zur Verfügung stand. Die Arbeit begann damit, unterschiedliche Positionen von der Kamerafront der A-Unit einzunehmen und die gewünschte Qualität einzustellen. Die Qualität kümmert sich um die Darstellung sichtbarer beziehungsweise erkannter Lichtfrequenzbänder. Low entspricht 2-stops, Medium 1-stop und High ½-stop. Je nach Einstellung werden dementsprechend mehr Bänder angezeigt.

Der erste Test fand mit der Einstellung Low statt und zeigte auf Anhieb ein Ergebnis, das nur wenig Korrektur bedurfte. Lediglich ein Strahler rechts außen musste seitens der Intensität nach oben geregelt werden, bis der Greenscreen quasi ideal ausgeleuchtet war für Chroma Keying. Zugrunde liegend war die Kanaleinstellung für den grünen Farbkanal.

Der zweite Testlauf untersuchte die Qualitätseinstellung Medium, die deutlich mehr Bänder anzeigt als die Einstellung Low. Ab jetzt begann die Feinarbeit. Per Fingerdruck kann ein beliebiges Frequenzband selektiert werden, und alle gleichen Helligkeitswerte werden mit der Farbe des zugrunde liegenden beziehungsweise ausgewählten Kanals dargestellt. An der Stelle musste deutlich mehr nachgebessert werden. Statt dass nur ein Scheinwerfer in der Helligkeit eine Anpassung bekam, mussten nun die Scheinwerfer wohlwollend rotiert werden für eine ideale, flächendeckende Ausleuchtung. Die App arbeitet äußerst akkurat dafür, dass es sich um eine App für Konsumentengeräte handelt. Detailverliebte Filmemacher und Perfektionisten verlieren sich unter Umständen bei der Feineinstellung, da gerade mit der Einstellung High für ein Konsumentengerät sehr akkurat die Lichtmenge in der Reflexion gemessen wird.

Für das zweite Testbeispiel verging deutlich mehr Zeit als für die geringe Qualität. Nichtsdestotrotz war der Chroma Key im Low-Bereich annehmbar. Probleme traten bei feinen Haarsträhnen und kleinen abstehenden Haaren innerhalb eines Close-up-Shots auf. Für Close-ups sollte grundsätzlich mit dem höchstmöglichen Qualitätsgrad gemessen werden. Und für diesen Fall wurde nur der Greenscreen unmittelbar um den Protagonisten herum sehr sauber beleuchtet, da die Lichtanlage für eine feine Ausleuchtung über den gesamten Bereich doppelt so viele Strahler benötigt hätte. Für die gesamte Ausleuchtung des stationären Greenscreen-Bereichs wurde der Modus Medium gewählt, der es einfacher machte, auf die Schnelle ein geeignetes Lichtsetup zu erhalten.

Wird ein bestimmtes Helligkeitsband per Klick als Wunschband markiert, so kann die Helligkeitsstufe fixiert werden. Das macht die Arbeit deutlich einfacher, wenn Person 1 den Greenscreen systematisch abläuft und Person 2 die Lichtanlage steuert. Mit Steuerung sind die Helligkeitsanpassung und die Feineinstellung des Abstrahlwinkels gemeint.

Prädikat: Sehr empfehlenswert

Das Fazit der Testszenarien ist durchweg positiv. Es gibt kaum etwas zu bemängeln. Natürlich gab es Punkte, die nicht immer unbedingt zufriedenstellend waren, die hatten jedoch eher mit der zugrunde liegenden Hardware zu tun. Wie eingangs erwähnt, sollten neue Geräte genutzt werden, die eine hervorragende Optik, gute Rechenleistung und einen größeren Bildschirm besitzen. Auf Tablets hat die App einen äußerst guten Eindruck hinterlassen. Mini-Smartphones können genutzt werden, jedoch macht die Arbeit mit der App mehr Spaß und lässt besseres Feintuning mit größeren Geräten zu.

Es gibt noch einen kleinen Wermutstropfen – der durchaus auch positiv zu bewerten ist. Perfektionisten finden sehr große Freude an der App, jedoch kann aus dem schnellen Lichtsetzen auch in Windeseile ein symbolisches Ravensburger Lichtpuzzle werden. Mit ordentlich Dreherfahrung sollte jedoch in einem durchaus akzeptablen Zeitrahmen eine gute Beleuchtung eingerichtet sein.

Ein Punkt, der ebenfalls negativ zu bewerten war, ist der Preisunterschied von Android zu iOS. Kurz gesagt: Apple-User zahlen etwas mehr drauf. Die Bewertung des Preisunterschieds hat jedoch mit der Funktion der App nichts zu tun und wird daher nicht näher bewertet. Alles in allem ist der Green Screener eine solide App und sollte im digitalen Repertoire von Filmemachern nicht fehlen.

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