Skin Retouch – Haut glätten

Wie digitales De-Aging besorgen? Das After-Effects-Skript „Skin Retouch“ auftragen!

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der Digital Production 02 : 2017.

Das Wort „photoshoppen” ist ja schon in den allgemeinen Sprachgebrauch übergegangen, und auch im Bereich der Videopostproduktion werden Schönheitskorrekturen immer selbstverständlicher. Bei der Verschönerung der Haut gibt es dabei ein zentrales Problem: Die Haut soll geglättet werden, aber damit das Ergebnis nicht wie eine polierte Wachsfigur aussieht, sollte gleichzeitig die feine Hautstruktur erhalten bleiben. Hierbei hilft das After-Effects-Skript „Skin Retouch“.

Dieses stelle ich auf com/skin-re aescripts. – touch kostenlos zur Verfügung.

Keine 1-Klick-Lösung

Beauty-RetouchPlug-ins für After Effects gibt es ja mittlerweile reichlich. Mit „BCC Beauty Studio” von Boris FX, dem Effekt „Beauty” von GenArts Sapphire Collection, „Beauty Box” von Digital Anarchy und „Magic Bullet Cosmo” von Red Giant haben so ziemlich alle größeren Plug-in-Hersteller ein entsprechendes Produkt im Repertoire.

Alle diese Plugins bieten umfassende Lösungen an, die in möglichst wenigen Klicks ein fertiges Ergebnis liefern. Von der Isolation der Hautpartien mit automatisierten Keying- oder Tracking-Verfahren über das Weichzeichnen der Haut bis zum Erhalten der Details ist alles in einem kompakten Effekt kombiniert.

Skin Retouch zerlegt das Bild mittels Frequency Separation in zwei Ebenen: Die hohen Frequenzen repräsentieren die feine Hautstruktur und ähnliche Details, während die niedrigen Frequenzen alle restlichen Bildinformationen enthalten und wie eine unscharfe Variante des Originalbilds aussehen. Diese lassen sich nun separat weichzeichnen oder anders modifizieren, bevor sie für das fertige Ergebnis wieder kombiniert werden.
Skin Retouch zerlegt das Bild mittels Frequency Separation in zwei Ebenen: Die hohen Frequenzen repräsentieren die feine Hautstruktur und ähnliche Details, während die niedrigen Frequenzen alle restlichen Bildinformationen enthalten und wie eine unscharfe Variante des Originalbilds aussehen. Diese lassen sich nun separat weichzeichnen oder anders modifizieren, bevor sie für das fertige Ergebnis wieder kombiniert werden.

Skin Retouch geht hier einen anderen Weg. Es widmet sich lediglich einem einzigen, ganz zentralen Aspekt der digitalen Schönheitskorrektur. Es splittet das Bild in zwei Ebenen auf: eine Ebene, welche die Details der feinen Hautstruktur enthält, und eine zweite mit den restlichen Bildinformationen. Der Clou dabei ist, dass beide Ebenen zusammen wieder das Originalbild ergeben, wenn sie mit der passenden Füllmethode kombiniert werden. So lassen sich beide Teile des Bildes unabhängig voneinander korrigieren und zum Schluss wieder zum fertigen Ergebnis kombinieren. Insbesondere lässt sich das Restbild glätten, ohne die hauttypischen Feinstrukturen zu entfernen, sodass keine Details verloren gehen.

Die Theorie: Frequency Separation

Technisch betrachtet führt Skin Retouch eine Frequency Separation durch. Um das genauer zu erklären, muss ich etwas weiter ausholen. Beim Compositing ist es üblich, ein Bild in die einzelnen Farbanteile zu zerlegen und bestimmte Korrekturen nur auf dem Rot-Grün oder Blaukanal des Bildes anzuwenden.

Das Grundprinzip besteht hier darin, dass sich das Gesamtbild aus verschiedenen Einzelbildern zusammensetzen lässt – jeweils einem Graustufen-Bild für jede der drei Farben. Frequency Separation zerlegt das Bild im Prinzip genauso, nur dass es nicht in einzelne Farben, sondern in einzelne Frequenzbereiche zerlegt wird.

Hohe Frequenzen bedeuten hier rasche Helligkeits- bzw. Farbänderungen von einem Pixel zum nächsten, niedrige Frequenzen deuten auf langsame, kontinuierliche Farb und Helligkeitsverläufe hin. Skin Retouch zerlegt das Bild also nicht in einzelne Farbkanäle, sondern in Detail-Kanäle: Einen Kanal mit den feinen Details (den hohen Frequenzen) und einen weiteren Kanal mit den groben Farb- und Helligkeitsverläufen des Bildes.

In diesem Beispiel habe ich zunächst die Haut geglättet und danach mit dem Kopierstempel noch die Stirnfalten entfernt. Da ich den Kopierstempel nur auf das Teilbild mit den hohen Frequenzen angewendet habe, bleiben der Hautton und die Schattierungen auf der Stirn unverändert, sodass der natürliche Gesichtsausdruck erhalten bleibt.
Auch bei Falten um die Augen ist es vorteilhaft, diese mit dem Kopierstempel nur im Teilbild mit den hohen Frequenzen (rechts dargestellt) zu entfernen, sodass die natürliche Schattierung um die Augen erhalten bleibt.

Wie funktioniert so eine Zerlegung? Mathematisch betrachtet ist es überraschend einfach. Ein Bild ohne die Details, also ein Bild nur mit den niedrigen Frequenzen, lässt sich mit einem Gaußschen Weichzeichner erzeugen. Das Bild mit den hohen Frequenzen lässt sich erzeugen, indem das weichgezeichnete Bild vom Originalbild subtrahiert wird.

Flexible Korrekturen

Die Stärke von Skin Retouch liegt darin, dass es keinen festgelegten Workflow für die Korrekturen vorgibt. Ist das Bild erst einmal in hohe und niedrige Frequenzen aufgesplittet, können beide Teile beliebig manipuliert werden. Das Weichzeichnen der niedrigen Frequenzen zur Glättung der Haut ist hier in der Regel der wichtigste Schritt, aber auch für weitere nachfolgende Korrekturen kann die Aufspaltung des Bildes in zwei Teilbilder sehr hilfreich sein.

Ein Beispiel hierfür ist die Arbeit mit dem Kopierstempel-Werkzeug von After Effects. Pickel oder andere Problemstellen sind beispielsweise im Wesentlichen in den hohen Frequenzen sichtbar und in den niedrigen Frequenzen nach der ersten einfachen Glättung schon verschwunden. In solchen Fällen ist es also vollkommen ausreichend, mit dem Kopierstempel nur auf dem Bild mit den hohen Frequenzen zu arbeiten und nicht auf dem gesamten Originalbild. Die Arbeit mit dem Kopierstempel wird dadurch erheblich einfacher, da Helligkeit und Farbton der zu korrigierenden Bereiche automatisch erhalten bleiben. Das liegt daran, dass diese in dem Bild mit den hohen Frequenzen gar nicht enthalten sind, sondern vom Bild mit den niedrigen Frequenzen beigetragen werden. So können beispielsweise Strukturen aus schattigen Hautbereichen in hellere Bereiche kopiert werden, denn sie passen ihre Helligkeit und Farbe automatisch an.

Allgemein gesagt besteht die Stärke von Skin Retouch darin, dass bei der Korrektur nicht immer alle Aspekte gleichzeitig berücksichtigt werden müssen. Befindet sich ein Problem nur in einem der beiden Frequenzbereiche, dann braucht auch nur dieser Bereich korrigiert zu werden. Wie genau das Problem dann korrigiert wird, bleibt dem Anwender überlassen: Skin Retouch kümmert sich lediglich darum, das Bild in die verschiedenen Frequenzen zu zerlegen und nach Anwendung aller Korrekturen wieder passend zusammenzusetzen.

Tracking

Anders als in Photoshop kommt bei Schönheitskorrekturen in After Effects noch die Bewegung der Bildinhalte als zusätzlicher Faktor hinzu. Während andere Beauty-Plugins hierfür eigene Hilfsmittel an Bord haben, die die Hautpartien mithilfe von Keyingoder Tracking-Techniken erkennen und isolieren können, überlässt Skin Retouch diese Aufgabe komplett dem Anwender. Hier zeigt sich wieder, dass Skin Retouch keine Komplettlösung darstellt, sondern lediglich einen Aspekt der Schönheitskorrektur vereinfacht. Bei der Arbeit mit Skin Retouch bietet sich für das Isolieren der Hautpartien Rotoscoping mit Mocha AE an.

Mit meinem Tool MochaImport+ lässt sich dann auch beispielsweise der Kopierstempel mit einem Mocha-Track mitbewegen. Wer die Arbeit mit Mocha scheut, kann alternativ auch den Face Tracker von After Effects verwenden, auch wenn dieser deutlich weniger Features bietet.

Tutorials

Verschiedene Workflows mit Skin Retouch habe ich in einer fünfteiligen, kostenlosen TutorialSerie erklärt, die unter mamoworld.com/ after-effects-beautyretouch-tutorials verfügbar ist. Der erste Teil konzentriert sich auf die Kernfunktion von Skin Retouch. Die anderen Teile decken diverse zusätzliche Aspekte der digitalen Schönheitskorrektur ab, wie etwa die oben erwähnte Arbeit mit dem Kopierstempel, aber auch digitales Makeup und verschiedene Tracking-Verfahren.

Verfügbarkeit

Mit der Veröffentlichung von Skin Retouch bedankt sich das Mamoworld-Team bei allen After Effects-Nutzern. Deshalb stellen wir Skin Retouch kostenlos zur Verfügung. Es kann unter aescripts.com/skin-retouch heruntergeladen werden.

Fazit

Skin Retouch ist keine 1-Klick-Lösung, aber diese gibt es ja auch schon als kommerzielle Plug-ins wie Sand am Meer. Meiner Meinung nach ist Skin Retouch vor allem interessant für zwei Zielgruppen: Gelegenheitsnutzer, die einen einfachen Beauty-Retouch-Workflow suchen, ohne Geld in zusätzliche Plugins investieren zu müssen, und Power-User, denen die voll automatisierten Workflows anderer Plug-ins in manchen Situationen nicht genug Flexibilität bieten. Hier kann Skin Retouch auch nach der Anwendung anderer Beauty-Retouch-Plug-ins verwendet werden, um gezielt verbliebene Problemstellen zu korrigieren.

Links

Skin Retouch
aescripts.com/skin-retouch

Skin Retouch Tutorials
https://mamoworld.com/after-effectsbeauty-retouch-tutorials

MochaImport+
https://aescripts.com/mochaimport/

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