Mehr als nur modische Looks: 3D LUT Creator

Rückblick: In der DP 03 : 2019 blickte unser Autor Uli Plank auf 3DLC vom russischen Entwickler Oleg Sharonov – sind die Ähnlichkeiten mit Nobe Color Remap zufällig?

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der DP 03 : 2019.

Auf den ersten Blick hat 3D LUT Creator (kurz: 3DLC) vom russischen Entwickler Oleg Sharonov viel Ähnlichkeit mit Nobe Color Remap (DP 02:19). Ohne jetzt unterstellen zu wollen, dass da abgekupfert wurde: 3DLC ist das ältere und bei weitem komplexere Programm. Es geht hier keineswegs darum, der unendlichen Schar von Look-up Tables (kurz: LUTs) noch ein paar hinzuzufü- gen. Das ließe sich schließlich mit jedem Color-Grading-Programm erledigen, das LUTs abspeichern kann. 3DLC dagegen ist ein innovatives und sehr leistungsfähiges Programm, das LUTs unter anderem dazu nutzt, sich in andere Programme beim Color Grading einzuklinken. Wir haben es mit Resolve und mit Adobe Photoshop getestet.

Color Grading für Photoshop und Lightroom

Photoshop unterstützt 3D LUTs seit CS6 per Einstellungsebene, und 3DLC bietet vollwertiges Color Grading durch seine leicht zu nutzende Integration. Man öffnet 3DLC parallel zu Photoshop und klickt auf „Image from PS“. Das gerade im Vordergrund befindliche Bild aus Photoshop (nur RGB, kein CMYK oder LAB) wird geladen und steht zur Bearbeitung bereit. Mehrere Ebenen sind zulässig, sie werden in 3DLC automatisch zusammengesetzt. Wenn das gewünschte Aussehen erreicht ist, klickt man auf „LUT to PS“, Photoshop wird in den Vordergrund geholt und die Korrekturen stehen schon als Einstellungsebene mit der Benennung „3DLutCreator“ zur Verfügung. Hier lassen sich selbstverständlich sämtliche Operationen anwenden, die für Einstellungsebenen zur Verfügung stehen, von der Regelung der Intensität bis zur Maskierung. Den Prozess kann man auch wiederholen, um mehrere Korrekturen zu übergeben und diese unabhängig voneinander nutzen zu können. So lassen sich Korrekturen auch gezielt mit einzelnen Ebenen verknüpfen. Dazu muss aber vorher die letzte Einstellungsebene in Photoshop umbenannt werden, da sie sonst mit dem gleichen Namen überschrieben wird. Alternativ geht man über den File-Export in Photoshop mit eigener Benennung. Lightroom unterstützt zwar keine LUTs, aber 3DLC kann als externer Editor eingebunden werden.

Videoprogramme

Mit After Effects sollte eigentlich das kostenlose Plug-in Copy to Clipboard von Andrew Kramer eine Verbindung aufbauen, aber das hat bei uns zumindest auf dem Mac nicht funktioniert. Daher muss man den etwas umständlichen Weg über das Rendern von Stills gehen, die Anwendung des LUTs aus 3DLC geschieht dann wie in Photoshop über eine Einstellungsebene. Alle Schnittprogramme, die LUTs in gängigen Formaten einlesen können, sind über den Export von Stills und den Import des resultierenden LUTs aus 3DLC nutzbar. Für die Integration per OFX steht auf der Webseite 3dlutcreator.com ein Plug-in bereit.

Verknüpfung mit DaVinci Resolve

Damit wird 3DLC auch direkt in Resolve als alternatives Grading-Verfahren nutzbar. Nach Klick auf „Open 3D LUT Creator“ wird das Programm gestartet und das aktuell im Viewer sichtbare Bild wird übergeben. Dazu sollte 3DLC vorher noch nicht geöffnet sein, sonst bleibt es im Photoshop-Modus. Das Programm benutzt ebenfalls den Grafikprozessor per OpenCL zur Beschleunigung. Das dürfte der Grund dafür sein, dass Resolve deaktiviert ist, solange man mit 3DLC arbeitet. Nach getaner Arbeit ein Klick auf die Taste „Apply“, die in diesem Modus an die Stelle von „LUT to PS“ getreten ist, und der neue LUT wird an Resolve übergeben. Wie in Photoshop kann man die Intensität der Wirkung einstellen, da die Korrektur als Plug-in auf einen Node angewendet wird. Das wäre bei einem regulären LUT im Node nicht unmittelbar möglich. Außerdem wird dadurch Keyframing für die Intensität verfügbar, das es in 3DLC nicht gibt. Selbstverständlich kann man das Plug-in auch auf mehrere Nodes anwenden. Darüber hinaus lassen sich im Plug-in auch beliebige LUTs verwalten oder als Ausgangsbasis für 3DLC laden. In manchen der Videotutorials erscheint die Arbeit mit Resolve komplizierter, als sie jetzt ist, da das OFX-Plug-in offensichtlich noch nicht existierte.

Bedienungsoberfläche

Das Grading erfolgt hier sozusagen an der Wurzel, denn im Kern arbeitet jede professionelle Farbkorrektursoftware auf der Basis eines 3D-Farbmodells. Das wird in 3DLC unmittelbar sichtbar gemacht, wobei eine zweidimensionale Bildschirmanzeige ja nur Schnitte und Projektionen des Farbraums anzeigen kann. In der A/B-Darstellung zeigt das Programm einen Querschnitt des Farbraums als Farbfläche mit einem hellen Overlay der im Bild vertretenen Farbwerte, überlagert entweder von einem oktogonalen Gitter oder einem rechteckigen Raster. Die Schnittpunkte des Rasters, dessen Auflösung in einem weiten Bereich variiert werden kann, sind die Anfasser zur Farbmanipulation. Alternativ können Farben direkt im Bild angeklickt und verzogen werden, die Manipulation wird gleichzeitig im Gitter angezeigt. Die Bedienungsoberfläche hält sich nicht unbedingt an Apple-Richtlinien, sondern wurde offensichtlich vom PC portiert. Dementsprechend folgt die übliche Warnung, dass die Software nicht von Apple zertifiziert sei. Leider funktionieren manche Tastaturkürzel auch nicht so wie auf dem PC, aber heutzutage kann man ja schon froh sein, wenn Programme überhaupt noch ihren Weg auf den Mac finden.

Solange man die Alt-Taste festhält, kann man sich den jeweils betroffenen Bereich als Maske im Bild zeigen lassen, der Rest ist dann schwarz. Wenn ein Cursor im daneben angezeigten Bild bewegt wird, zeigt ein zweiter parallel den jeweiligen Farbort an, sodass sich bestimmte Farbtöne und -bereiche leicht identifizieren lassen. Zum Schutz benachbarter Farben können beliebige Knoten des Gitters fixiert werden, während man andere einzeln oder in Gruppen bewegt, um Farben und Sättigung zu verändern. Dabei ist es erstaunlich, in welchem Maße man Farbbereiche eingrenzen und verändern kann, ohne dass Abrisse (Banding) zu Nachbarbereichen entstehen – 3DLC muss ganz exzellente Algorithmen zur Interpolation aufweisen. Insbesondere die Darstellung von Konturen wird so sauber behandelt, dass man Halos vermeiden kann. Das Tutorial „How to darken the sky with no artifacts?“ demonstriert das sehr schön. Die A/B-Darstellung ermöglicht als quasi horizontaler Schnitt durch den 3D-Farbraum in erster Linie die Veränderung von beliebigen Farbtönen und ist in allen Programmversionen enthalten, ebenso Korrekturkurven ähnlich denen in Resolve. Es gibt noch weitere Darstellungsformen, Details dazu folgen weiter unten.

Wem schon das Bisherige zu kompliziert klingt, sollte das Programm nicht etwa ignorieren, sondern sich die hervorragenden Tutorials ansehen, die man unter 3dlutcreator. com/3d-lut-creator—tutorials.html findet.

Die Clips „What is the LUT?“, „Working principle of A/B and C/L color grids“ und die Filme zu den Farbmodellen können geradezu als Einführung in die technische Farbdarstellung dienen. Insbesondere das HSL-Modell (Hue, Saturation, Luminance) und die vertikalen Schnitte werden sehr gut erläutert, ebenso YUV inklusive Vektorskop.

Dazu muss man nicht einmal Russisch verstehen, denn es gibt englische Versionen von Paul Williams, zum Teil mit gutem Sprecher. Nur die unterlegte Musik nervt bisweilen – wie so oft bei Youtube – und man sollte die visuelle Qualität der Farbbearbeitung keinesfalls anhand der massiv komprimierten Filme beurteilen. Daneben gibt es ein englisches Handbuch als PDF, aber sowohl in den Tutorials als auch im Handbuch sind manche Veränderungen aus der aktuellsten Version noch nicht dokumentiert. 3DLC gibt oft hilfreiche und gut erläuterte Warnhinweise, z.B. wenn man bei einer RAW-Datei nicht auf ein Log-Format umgestellt hat oder wenn eine Farbtafel nicht gut ausgeleuchtet war.

Dateien und Formate

Neben der Übergabe per Plug-in können Bilder zur Bearbeitung in praktisch allen gängigen Formaten eingelesen werden, auch in RAW-Formaten. Die werden zur flotteren Bearbeitung erst einmal in ein 16 Bit TIFF mit LogC umgewandelt, was etwas Zeit und vor allem auch Platz auf dem betreffenden Speichermedium voraussetzt – ein komprimiertes ARW aus einer Sony Alpha 7R kann dabei schon mal von 45 Mbyte auf 250 Mbyte wachsen.

Unter „Files and LUTs“ gibt es beim Autoren etliche Testbilder, aber auch LUTs zur rein technischen Korrektur für viele gängige Kameras von BMD-Film bis zu V-log, jeweils für mehrere Belichtungsstufen und unterschiedlichen Weißabgleich. Das zu bearbeitende Bild kann auf einen zweiten Bildschirm verlegt werden, außerdem lässt sich ein Referenzbild laden. Rauschanteile überprüft man schnell durch Anzeige der einzelnen Farbkanäle, dort gibt es auch Falschfarben oder eine Anzeige des Schwarzanteils für die CMYK-Printausgabe.

Zu große Bilder lassen sich runterskalieren, aber dafür gibt es kein Undo, während für alle anderen Bearbeitungsschritte eine ausführliche Undo-History geführt wird. Bei Speichermangel kann man ohne Probleme die Auflösung reduzieren, weil die für LUTs nicht wesentlich ist – sie können ja letztlich im Zielprogramm auf das Original angewendet werden. Neben der History wird auch Versioning geboten, ähnlich wie in Resolve, aber nur mit drei Alternativen.

Für die unmittelbare Bildspeicherung stehen TIFF, PNG und JPEG zur Auswahl, während der Export eines LUTs noch weit mehr Möglichkeiten bietet. Es gibt einen Look Manager mit Bildvorschau für umfangreiche LUT-Sammlungen. Das Programm bringt auch eine eigene Sammlung mit sowohl für S-RGB bzw. Rec. 709 als auch für Log. Diese können als externe LUTs spezifiziert werden, um sie in die Programm-Pipeline einzubinden. Doch wenn man LUTs als Program Preset lädt, lassen sie sich so benutzen, als wä- ren sie direkt in 3DLC entstanden. So können vorhandene LUTs mit den umfangreichen Möglichkeiten in 3DLC überarbeitet werden. Zusätzlich kann das Programm solche LUTs in Kurven und HSL-Komponenten zerlegen. Eine Stapelverarbeitung auf Grundlage des aktuellen Looks gibt es in der Pro-Version, nur die kann auch LUTs mit 96 Stützpunkten speichern, die anderen mit den gängigen 33.

Die Bearbeitungsreihenfolge ist veränderbar, auch Mischmodi stehen zur Verfügung.
In ausführlichen Video-Tutorials werden die Zusammenhänge erläutert.

Kurvenmanipulationen

Es werden die üblichen Korrekturkurven angeboten: Die Luminanzkurve verändert den Helligkeitseindruck ohne jeden Einfluss auf die Sättigung und die Saturation/Luminance-Kurve (oder Sat/Lum) ermöglicht die Änderung der Sättigung in Abhängigkeit von der Bildhelligkeit. Die Sat/Sat-Kurve steuert die Sättigung der Bildfarben basierend auf ihrer ursprünglichen Sättigung und schließlich steuert die Lum/Sat-Kurve die Helligkeit abhängig von der Sättigung. In der Darstellung wird ihnen jeweils ein Histogramm der Bezugswerte unterlegt.

Diese Kurven stehen schon ab der preisgünstigsten Version, der Grading Edition, zur Verfügung. Erst die mittlere Version, Standard genannt, bietet auch die C/L-Darstellung (Color/Luminance), die zwei vertikalen Schnitten durch den Farbraum entspricht. Damit bekommt man untereinander die Anzeige zweier 90-Grad-Paare von Komplementärfarben und deren gesamten Bereich an Helligkeit und Sättigung.

Selbstverständlich kann man den Farbwinkel frei einstellen und somit die senkrecht zueinander stehenden Farbpaare im Farbkreis platzieren. Hier lässt sich also jeweils helligkeitsabhängig eine einzelne Farbe (und/oder deren Komplementäre) in ihrer Sättigung beeinflussen.

Etwas ganz anderes sind dagegen 2D-Kurven, ebenfalls mit überlagertem Steuergitter. Es handelt sich um drei seitliche Projektionen des RGB-Würfels (oder eher Oktaeders), die so gedreht sind, dass die Achse der neutralen Tonwerte in der Mitte senkrecht steht. In jeder Teildarstellung liegt eine der RGB-Achsen horizontal und zeigt in die Tiefe – eine innovative und für etliche Farbeffekte geeignete Manipulationsmöglichkeit. Diese ist erst ab der mittleren Version verfügbar, ebenso Channels, Volume und Mask. Das Channels-Werkzeug ähnelt dem Kanalmischer anderer Programme und erlaubt die Mischung der RGB-Kanä- le in wechselnden Anteilen, während das im Interface sehr ähnliche Volume die Regelung der Helligkeit einzelner Farben beherrscht.

Mask entspricht nicht, wie man vielleicht erwarten könnte, flächigen Auswahlen, sondern eher Keys auf der Basis von technischen Parametern des Bildes. Damit kann man spezifische Farbbereiche von Änderungen ausnehmen.

Insgesamt konnten wir feststellen, dass die Kurvenmanipulationen trennschärfer als in Resolve sind, wo man häufiger mit zusätzlicher Maskierung arbeiten muss. Außerdem gibt es eine Wechselwirkung zwischen den Sättigungskurven und den Farbmodellen, die dem Erhalt sauberer Tonwertübergänge dient.

Die gleichzeitige Korrektur (und der Schutz von Bereichen) in Abhängigkeit von der Farbe, der Sättigung oder der Helligkeit erlauben differenzierte Eingriffe, die mit reinen Kurven so nicht zu machen sind. Es ist wählbar, an welchem Punkt der Bearbeitungs-Pipeline diese Maskierung einsetzt.

Im C/L-Modus werden Farbpaare angezeigt, hier Grün vs. Magenta und Blau vs. Gelb.
Der Winkel des Paares im Farbraum ist frei einstellbar.

Sekundäre Farbkorrektur

Grundsätzlich denkt man als Kolorist beim Begriff LUT erst einmal nicht an sekundäre Farbkorrekturen im Sinne einer Einschränkung auf einzelne Bildbereiche, da LUTs ja auf ein beliebiges Motiv angewendet werden können und immer auf das gesamte Bild wirken.

Masken im Sinne von geometrischen Formen oder gar Tracking bietet 3DLC nicht, nur eine einfache, rechteckige Alpha-Maske, die hilfreich bei der Analyse einzelner Bereiche ist. Aber Alpha-Kanäle werden erkannt, z. B. in TIFF-Dateien, und die Korrektur wird auf diese Bereiche beschränkt. Bei der Arbeit mit Resolve hindert einen selbstverständlich nichts daran, dessen Masken und den recht guten Tracker auf den betreffenden Node anzuwenden.

Das Matching von Kameras beherrscht 3D LUT Creator besser als Resolve – notfalls sogar ohne Farbkarte.

Vielseitige Farbmodelle

3DCL bietet eine Unzahl an Farbmodellen, die man grob so einteilen kann: Modelle mit M im Namen sind nicht auf die subjektive Helligkeitswahrnehmung einzelner Farben angepasst, dafür gibt es die Modelle mit P. Die verschiedenen HSP-Versionen unterscheiden sich vor allem in der relativen Position der weniger gesättigten Farben und damit im mehr oder weniger differenzierten Zugriff auf diese Bereiche. Insbesondere die Modelle mit einem E (für expanded) im Namen dehnen die weniger gesättigten Farben in den Lichtern und Schatten für einen differenzierten Zugriff aus, das zeigt sich vor allem in den Seitenansichten, also in der C/L-Darstellung. Das HSPe-Modell ist als Standardmodell von 3DLC auch die Vorgabeeinstellung, die kann aber selbstverständlich geändert werden.

Im CMYK-Modell sind die neutralen Tö- ne vom Rest getrennt, sodass Weiß oder Grau keinen Farbstich bekommen; mit dem Schwarzkanal allein kann man den Kontrast erhöhen. CMYK gibt es sonst nicht in Videoprogrammen, da es sich auf die subtraktive Farbmischung bezieht, es gibt aber auch das Gegenstück mit RGBW für die additive. Sämtliche Farbmodelle werden im Kontext der 3D-Geometrie der Farbmatrix in eigenen Tutorials gut erklärt. 3DLC kann sogar für einen externen LUT die RBG-Kurven von der Masterkurve (also vom Kontrast) trennen, also quasi den LUT in seine Funktionen zerlegen. Das ist ganz wesentlich, um LUTs auf beliebige Bilder anwenden zu können, ohne dass Clipping entsteht.

3D LUT Creator vs. DaVinci Resolve

An einem praktischen Anwendungsbeispiel haben wir die Präzision von 3DLC bei der Angleichung dreier Kameras getestet. Sowohl Resolve als auch 3DLC können das Bild verschiedener Kameras auf Grundlage von Farbtafeln anpassen. Wir haben eine Sony A7R II mit Slog-2-Aufzeichnung, die recht schwer auf korrekte Hauttöne einstellbar ist, gegen eine Ursa Mini Pro antreten lassen, die in dieser Hinsicht fast mit einer Arri mithält. Dazu kamen noch Aufnahmen aus der älteren Blackmagic Pocket und das Cine-4-Farbprofil aus der Sony sowie eine Aufnahme mit deren Grundeinstellung, die Rec. 709 sehr nahe kommt. Die gleichen Clips wurden auf einer Timeline in Resolve doppelt angeordnet und einmal mit dem hauseigenen Color Match von Resolve angepasst und einmal per OFX-Plug-in mit der Hilfe von 3DLC.

Obwohl wir Resolve einen unfairen Vorteil auf den Weg gaben, indem wir Helligkeit und Kontrastumfang der einzelnen Aufnahmen grob angeglichen haben, waren die Abweichungen der Kameras weit größer als bei 3DLC. Über das OFX-Plug-in macht 3DLC bei Slog-2 in der Korrektur nahezu eine Punktlandung: Die größte Abweichung bei dieser kritischen Kamera beträgt 3,15 Delta E in den meisten Hauttönen, selbst der dunkelste bleibt unter 4! Dazu mussten wir nur angeben, um welches Log-Profil es sich bei der Quelle handelt, um die Helligkeit kümmert sich das Programm. Wenn bei der Sony in den hellsten Zonen Banding auftritt, ist das der Farbtiefe von nur 8 Bit geschuldet. Die Referenz hat nämlich 7,2 DR, die Aufnahme in Slog-2 nur 5,3 – man sollte dieses Profil eben nur benutzen, wenn es wirklich nötig ist. Bei dem als zahmere Alternative beliebten Cine4 sind die Abweichungen in der Farbe sogar etwas größer (vermutlich wegen des fehlenden Quellprofils), aber immer noch tolerierbar, dafür ist das Rauschen bzw. Banding geringer.

Exzellente Werte unter 3 in den Hauttönen bekommt man ganz ohne Profil in der Kamera, da zeigen sich dann auch keine Artefakte in den Grenzbereichen, aber damit bewegen wir uns beim Dynamikumfang im Videobereich. Das Programm misst derart genau, dass sogar ein Warnhinweis erfolgt, wenn die Farbtafel ungleichmäßig ausgeleuchtet wurde. 3DLC brachte die kritischen Tonbereiche wie Haut- und Neutraltöne so dicht an den Wert von 3,0 Delta E94, dass die Abweichungen an der Wahrnehmungsgrenze liegen. In Resolve waren die Unterschiede wesentlich größer und sogar schon in den Thumbnails der Timeline erkennbar. Hinzu kommt, dass man in 3DLC die Targets einzeln auf die Farbfelder justieren kann, während in Resolve nur die Ecken verschoben werden, und dass eine größere Auswahl an Farbkarten angeboten wird. Der gesamte Prozess wird in diesem Video-Tutorial gezeigt: youtu.be/QHB_ezYHCiU.

Und wenn die Kameraleute gar keine Farbkarten aufgenommen haben? In 3DLC kann man Bezugswerte im Motiv ausmessen und die entsprechenden Bereiche bei der anderen Kamera anwählen. Das Programm gleicht diese dann ebenfalls wieder auf Knopfdruck an. Eine ähnliche Funktion ermöglicht es, ein Bild in allen Farben auf die Farbstimmung eines Referenzbildes anzugleichen.

Preise und Lizenzen

Es gibt drei Versionen der Software, von der Grading Edition für 99 US-Dollar über Standard für 199 US-Dollar bis zu Professional für 249 US-Dollar. Damit ist jeweils eine Installation auf bis zu drei Maschinen möglich, aber nur entweder für Windows oder für MacOS. Nach Angaben des Herstellers erweitern 90% der Käufer einer Standardversion innerhalb einer Woche auf die Pro-Lizenz. Upgrades sind jeweils zur Preisdifferenz möglich und ein Crossgrade von Mac zu PC oder umgekehrt kostet 50 US-Dollar für die gleiche Version. Neue Versionen mit voller Versionsnummer kosten 50% des vollen Preises. Das Programm läuft auf PCs ab Windows XP in 32 und 64 Bit oder OS X ab 10.6. Selbstverständlich beschleunigt eine gute Grafikkarte mit OpenCL die Arbeit ganz erheblich.

Kommentar

3D LUT Creator ist ein extremes Gegenbeispiel zu Cinema Grade (siehe Seite 58): Es ist anspruchsvoll, auch in der Lernkurve, hat aber eine enorme Funktionstiefe und Prä- zision. Doch es verlangt nicht gerade ein Mathematikstudium, denn es gibt anschauliche Video-Tutorials. Man kann damit mehr erreichen als mit Resolve allein – das wird dann eher zum Frontend für Schnitt, Ton und VFX. Wer nicht unbedingt spezielle Funktionen von Resolve Studio benötigt, könnte sich überlegen, ob die kostenlose Version zusammen mit der Pro-Variante für 249 US-Dollar nicht die bessere Investition ist. Professionelle Koloristen sollten sich das Programm auf jeden Fall näher ansehen, denn der Name allein ist eher irreführend.

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