Korda-Datenbank | Retro-Artikel

Rückblick: In der DP 01 : 2013 warfen wir uns der Filmförderung in die Arme – und damit gings in die Korda-Datenbank, die verspricht, den Filmförder-Dschungel zu lichten.

Dieser Artikel von Mirja Fürst erschien ursprünglich in der DP 01 : 2013.

Staatliche, regionale oder paneuropä- ische Förderung – die Korda-Datenbank hilft online und vollkommen gratis, durch die Vielfalt der Förderungsprogramme durchzublicken und die richtige Geldquelle dafür zu finden: korda.obs.coe.int

Deshalb hat die DIGITAL PRODUCTION auf diese praktische Datensammlung der Filmfinanzierungen einmal einen Blick geworfen, denn durch die Suchmaske der Datenbank kann für eine konkrete Stufe oder eine bestimmte Art von Projekt die richtige Form von Förderung gefunden werden. Über die Korda-Datenbank und ihre Inhalte sowie über die deutsche Filmförderung im Speziellen und die europäische im Allgemeinen sprach die DP mit Susan Newman-Baudais.

Sie ist Kinoanalystin bei der Europäischen Audiovisuellen Informationsstelle und Managerin für die Informationsstelle der KordaDatenbank für Filmförderung und audiovisuelle Arbeiten in Europa.

DP: In welchen Ländern in Europa erhält das Medium Film die meisten Förderungsmittel?

Susan Newman: Frankreich ist das Land in Europa, das die größte Menge an direkter Förderung für den Film- und Fernsehbereich liefert. Im Jahr 2009 beispielsweise ist eine Gesamtsumme von 581 Millionen Euro direkt in die Branche geflossen. Diese Zahl berücksichtigt die Finanzierung, die von nationalen und regionalen Filmfonds in Frankreich zur Verfügung gestellt wurde, schließt aber die indirekte Unterstützung wie zum Beispiel Steuergutschriften aus. Zu anderen europäischen Ländern, die im großen Ausmaß direkte Unterstützung bereitstellen, gehörten im Jahr 2009 Deutschland mit Förderungsmitteln von 303 Millionen Euro sowie die Länder Italien, das Vereinigte Königreich und Spanien.

DP: Wie unterscheiden sich die europäischen Förderungssysteme?

Susan Newman: Die Finanzierung weist große Unterschiede zwischen den europäischen Ländern auf. Auf der einen Seite gibt es Länder wie beispielsweise Frankreich, Deutschland auf der Bundesebene, Polen oder die Slowakei, die ein Umverteilungssystem nutzen, um ihre Filmmittel zu finanzieren.

Diese Länder nutzen Steuern oder Abgaben für die Nutzung von audiovisuellen Inhalten, um die Aktivitäten der Förderungseinrichtung zu finanzieren. Auf der anderen Seite gibt es Förderungen, die hauptsächlich aus dem Staatshaushalt finanziert werden, wie es der Fall in Italien und Spanien ist. Dann wiederum gibt es Länder, die für die Finanzierung eines Teils oder für die ganze Förderung Einnahmen aus der nationalen Lotterie nutzen, dazu gehören das Vereinigte Königreich oder Finnland.

Fernsehanstalten sind letztendlich bei der Förderung in den deutschen Bundesländern, in der französischsprachigen Gemeinschaft Belgiens sowie in Schweden wichtige Partner für die Finanzierung. Ein Punkt, den die überwiegende Mehrheit der Förderungen gemeinsam hat, ist ihre Förderung der Filmproduktion. Alle Fördereinrichtungen, die in der Korda-Datenbank und in dem aktuellen Report der Informationsstelle enthalten sind, vergeben Produktionsförderung, wohingegen nicht alle Einrichtungen die frühen Phasen der Produktion wie Drehbuchschreiben und Projektentwicklung unterstützen.

Es gibt nur eine kleine Gruppe von Förderungen, die auf Aktivitäten wie die Berufsausbildung oder die Förderung von Projekten spezialisiert sind, und dabei keine Produktionsaktivitäten unterstützen.

DP: Wie bleibt die Korda-Datenbank aktuell?

Susan Newman: Wir halten die Korda-Datenbank aktuell, indem wir in ständigem Kontakt mit den verschiedenen Filmförderungen in Europa bleiben. Wir würden die Datenbank natürlich gerne auf einer täglichen Basis aktualisieren, aber unter der Berücksichtigung der Tatsache, dass es momentan mehr als 280 Filmförderungen gibt, die in Europa tätig sind, ist dies nicht möglich. Derzeit organisieren wir regelmäßig Kampagnen, in denen wir Informationen sammeln und anschließend diese zu bestimmten Zeitabschnitten des Jahres in die Datenbank eintragen. Für die zukünftige Entwicklung hoffen wir, den regelmäßigen Korrespondenten zu ermöglichen, dass sie bestimmte Informationen direkt selber in die Datenbank eintragen können. Zusätzlich haben wir zwei sehr wichtige Partnerschaften etabliert, die uns helfen, die Informationen für die Datenbank zu sammeln. Und zwar mit Cine-Regio, das ist ein europäisches Netzwerk von 37 regionalen Fonds, und mit Centre Images, einer französischen Regionalförderung. Deren Aufgabe ist die Koordination der Informationssammlung über 44 subnationale Förderungen, die in Frankreich operieren.

DP: Nach welchen Punkten haben Sie die verschiedenen Auswahlkriterien für eine Förderung in der Datenbank zusammengestellt?

Susan Newman: Wir haben uns bemüht, den Suchprozess in der Datenbank möglichst einfach zu gestalten.

Die Datenbank ist um eine geografische Suche zentriert, die Usern erlaubt, ein Land auszuwählen und im Anschluss eine nationale oder regionale Förderung auszuwählen. Alternativ oder in Ergänzung kann der User auswählen, für welche Art von Tätigkeit er Unterstützung sucht: Ob zum Beispiel Support für ein Drehbuch oder für Projektentwicklung oder vielleicht für den Vertrieb von Filmen benötigt wird. Falls der Nutzer auf der Suche nach Produktionsförderung ist, kann er auch nach Art des Projektes – beispielsweise Spielfilm, Kurzfilm, Animations- oder Dokumentarfilm – suchen.

Die Ergebnisse der Suche kommen in Form einer Liste der Förderungen heraus, korrespondierend zu den gewählten Kriterien. Danach können die Nutzer detaillierte Informationen zu den einzelnen Ergebnissen ansehen. Natürlich gibt es noch eine Menge anderer Kriterien, die bei der Frage nach Unterstützung eine Rolle spielen, aber diese sind sehr komplex und eignen sich nicht unbedingt für die Suche in einer Datenbank, die für den öffentlichen Gebrauch gedacht ist.

DP: Wie sehen die europäischen Kooperationen der Filmförderung aus?

Susan Newman: Eigentlich gibt es viele Verbindungen zwischen den europäischen Ländern, wenn es um die Finanzierung geht. Auf der obersten Ebene befindet sich die Eurimages-Förderung des Europarates, welche Koproduktionen zwischen den europäischen Ländern unterstützt.

36 europäische Länder sind derzeit Mitglied dieser Förderung, die nicht nur Kooperationen zwischen den an Förderungsprojekten beteiligten Produzenten fördert, sondern ebenso zwischen den nationalen Filmförderungen, die im Vorstand von Eurimages vertreten sind.

In ähnlicher Weise fördert das MEDIAProgramm der Europäischen Union die Zusammenarbeit zwischen europäischen Filmschaffenden durch seine Förderprogramme in den Bereichen Training, Verleih und dem Europa Cinemas Netzwerk. Von speziellem Interesse ist das von MEDIA unterstützte CARTOON Netzwerk (www.cartoon-media. eu), das dem europäischen Animationssektor mehrere Förderungen anbietet. Auf einer zweiten Ebene gibt es viele Beispiele für spezifische Formen der Zusammenarbeit zwischen den Förderungen der verschiedenen Länder, oft um die Arbeit der Koproduktionen zwischen den Ländern zu erleichtern.

Die deutsch-französische Filmakademie ist ein gutes Beispiel hierfür. Neben einer jährlichen Konferenz und diversen Ausbildungsveranstaltungen bietet sie Fördermittel für deutsch-französische Koproduktionen an, die vom französischen „Centre national du cinéma et de l‘image animée“ (CNC) und vom BKM sowie der Filmförderungsanstalt gemeinsam zur Verfügung gestellt werden.

Weitere Beispiele sind der Deutsch-Polnische Co-Development Fonds, organisiert vom Medienboard Berlin-Brandenburg, der Mitteldeutschen Medienförderung und dem Polnischen Filminstitut sowie der DeutschTürkische Co-Production Development Fonds und der Deutsch-Russische Co-Develop ment Fonds.

DP: Wie sieht die Entwicklung der Förderung generell aus?

Susan Newman: Mit den gesammelten Informationen in der Korda-Datenbank haben wir einen Überblick über den generellen Trend der Fördermittel im Filmförderungsbereich. Dies erfasst nicht nur die Ausgaben, die die Filmförderung verteilt, sondern auch die Beträge, die direkt in andere der Filmindustrie zugute kommende Tätigkeiten investiert werden. Die Informationsstelle hat kürzlich einen Report mit dem Titel „Öffentliche Förderungen von Film- und Fernsehwerken in Europa“ veröffentlicht. Der Report zeigt, dass im Jahr 2009 aus der Filmförderung in Europa knapp 2.1 Milliarden Euro in den Film- und Fernsehsektor geflossen sind. Obwohl die Menge der Fördermittel, die von den Förderinstituten ausgeschüttet wurde, bis 2008 über zehn Jahre kontinuierlich gestiegen ist, gab es 2009 eine Veränderung. Es gab keinen Wachstum in der Höhe der Förderungsmittel, sogar mit einer faktischen minimalen Senkung. Dies ist offensichtlich den Veränderungen der wirtschaftlichen Lage in Europa zuzuschreiben, in der viele Filmförderungen mit Kürzungen in ihrem Budget konfrontiert waren. Obwohl die Daten für die Jahre 2010 und 2011 noch nicht verfügbar sind, ist es unwahrscheinlich, dass sich die Situation wesentlich verbessert hat. DP: Auf welchem Weg kommen Filmemacher an Förderung für ihre Werke? Haben Sie Tipps für einen Königsweg? Susan Newman: Generell hängt es davon ab, in welchem Stadium sich der Regisseur oder Produzent mit dem Projekt befindet und welche Art von Projekt sie machen möchten.

Für junge Regisseure, die einen Kurzfilm machen wollen, gibt es verschiedenste Quellen der Finanzierung, von der klassischen Filmförderung zu spezielleren kulturell orientierten Förderungen auf der lokalen politischen Ebene. Einige Länder haben spezielle Webseiten, die Ressourcen für Filmemacher von Kurzfilmen anbieten. Normalerweise werden dort verschiedene Veranstaltungen in ganz Europa aufgelistet, die diesen Filmemachern helfen, sich zu vernetzen und Erfahrungen zu sammeln. Für erfahrene Regisseure ist generell ein guter Kontakt zu einem Produzenten der Schlüssel zum Erfolg, gemeinsam mit der Stärke des jeweiligen Projektes.

Für Animationsprojekte kann die frühe Anpreisung des Projekts in Foren, wie zum Beispiel dem von CARTOON, sehr hilfreich sein. Und jungen Unternehmen schadet es sicherlich nicht, sich in Media-Clustern anzusiedeln, da diese helfen können, bestimmte Türen zu öffnen.

DP: Ein konkretes Beispiel: Wie kann ein deutscher Regisseur vorgehen, wenn er Förderung für seinen Film, den er in Frankreich drehen will, bekommen möchte?

Susan Newman: Vorausgesetzt dieser deutsche Regisseur hat bereits einen deutschen Produzenten für sein Projekt, dann gibt es zwei Hauptwege, um die Finanzierung für ein Projekt in Frankreich zu finden.

Der erste ist, mit einem französischen Produzenten eine Koproduktion zu machen, was unter bestimmten Umständen die Tür zum Finanzierungssystem der französischen Filmförderung öffnen kann. Die deutschfranzösische Filmakademie wäre eine spezielle Förderungsmöglichkeit im Falle einer französisch-deutschen Koproduktion. Eine Alternative, falls der Film in Frankreich gedreht wird, wäre die Verwendung des französischen internationalen Steuerkreditsys – tems, bekannt als das „TAX Rebat for International Production“ (TRIP).

Dies kann für Animationsprojekte genutzt werden, wenn es einen Line Producer aus Frankreich gibt sowie ein Mindestmaß von einer Million Euro an förderfähigen Ausgaben in Frankreich. In diesem Fall wäre das Projekt aber nicht berechtigt, sich um Produktionsförderung von CNC zu bewerben.

DP: Welche Projekte oder Themen werden generell am ehesten gefördert?

Susan Newman: Natürlich wüsste jeder gerne die Universalantwort auf diese Frage, aber leider gibt es keine. Fakt ist, dass es weit mehr Projekte gibt, die Unterstützung suchen, als Filmförderung verfügbar ist.

Jede Filmförderung legt die Kriterien, denen ein Projekt in der Regel entsprechen muss, um für eine Unterstützung in Betracht gezogen zu werden, selber fest. Ebenso nutzen Filmförderungen Auswahlkriterien, die als Richtlinien fungieren, um zwischen den geeigneten Projekten zu wählen.

Diese Richtlinien werden meistens entworfen, um sicherzustellen, dass Projekte unterstützt werden, die bei der Erreichung der Ziele der Filmförderung helfen. Diese können von der Entwicklung einer nachhaltigen lokalen Filmindustrie, über Nachwuchsförderung bis hin zur Unterstützung von künstlerischambitionierten Werken, die keine kommerzielle Verwertung erwarten lassen, reichen.

DP: Was erwarten die Förderungen als Leistung für ihre Ausgaben im Gegenzug von den Filmemachern?

Susan Newman: Förderungen können sehr unterschiedliche Anforderungen stellen im Gegenzug zu ihrer Unterstützung.

Die wichtigsten sind solche wie die Integrierung eines lokalen Produzenten und eine vorgeschriebene Anzahl an Drehtagen und Höhe der Ausgaben in dem Land oder der Region, die die Unterstützung bereitstellt. Normalerweise sind diese Anforderungen bereits Teil der Anspruchsberechtigung beziehungsweise der Auswahlkriterien.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass die vergebene Förderung sehr oft nicht ein reiner Geldzuschuss ist, sondern ein Darlehen, das unter verschiedenen Konditionen von den erworbenen Einahmen durch das Projekt zurückgezahlt werden muss. Also fordern Förderungsfonds oft eine Berichterstattung über die Einnahmen und die bedingte Rückzahlung ihrer Darlehen. Bei größeren Projektbudgets wird in bestimmten Ländern darauf bestanden, dass der Produzent einen Collection Agent einstellt, um die Filmeinnahmen und deren Verteilung zu zentralisieren. Einige Fonds erwarten ebenfalls einen Anteil an den Projekteinnahmen, der über den anfänglichen Zuschuss hinausgeht.

Abgesehen von diesen zentralen Punkten gibt es eine Menge anderer Arten von Anforderungen, die in den Förderverträgen detailliert aufgeführt werden. Diese beinhalten meistens die Nennung der Unterstützung der Filmförderung im Filmabspann und auf Werbematerial, können aber ebenso die Beschäftigung von lokalen Auszubildenden oder die Veranstaltung der Premiere des Films in der jeweiligen Region einschließen.

DP: Wie sieht die Zukunft der Filmförderung aus?

Susan Newman: Das Jahr 2012 ist auf der politischen Ebene für die Filmförderung ein wichtiges Jahr, da die Richtlinien, die von der Europäischen Kommission verwendet werden, um zu evaluieren, ob die jeweiligen Fördermaßnahmen den europäischen Wettbewerbsgesetzen entsprechen, überarbeitet werden. Dies geschieht in Vorbereitung auf eine neue Mitteilung zur Filmwirtschaft im Jahr 2013.

Ebenfalls ist eine neue Version des MEDIA-Programms der Europäischen Union in Vorbereitung, das zukünftig ein Bestandteil eines größeren Creative-Europe-Daches sein und im Jahr 2014 veröffentlicht wird. Auf allen Förderungsebenen hat die wachsende Bedeutung neuer Vertriebswege für audio visuelle Inhalte und deren Auswirkungen, wie Projekte gemacht und ver – teilt werden, dazu geführt, dass Filmförderungen aktiv daran arbeiten, wie sie diese Veränderung am bes ten begleiten können. Dies ist insbesondere der Fall bei der Digitalisierung der europäischen Kinos, die Anlass zu einer ganzen Reihe von neuen Förderprogrammen gab.

Ein zweiter Aspekt dieser Entwicklung ist die Erweiterung der Aufgabengebiete der Förderungen, was sehr offenkundig wird an den Mitteln der deutschen Bundesländer, die sich dahingehend verändern, eine integrierte Medienförderung mit digitalem Content zu werden. Die Filmstiftung NRW hat zum Beispiel den Mediencluster NRW im Jahre 2011 integriert, der Filmfernsehfonds Bayern beinhaltet jetzt den Cluster audiovisuelle Medien und die Filmförderung Baden-Württemberg hat den Animation Media Cluster Region Stutt gart initiiert.

Dies sind nur einige Beispiele in Deutschland, aber sie deuten auf eine intensivere Integration von Film in den weiteren Kontext digitaler Produktion und Verwertung.

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