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DP-Artikel

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Das eigentliche Ausgangs-Thema war die immer öfter aufkommende Frage von Colorgrading-Kollegen, aber auch von Produktionsfirmen oder Post­häusern: Wie gut sind Apples aktuelle iPads für Abnahmen von Colorgradings geeignet, die den neuen „Referenz-Modus“ haben? Grund genug, beide Themen am Stück abzuhandeln, denn sie gehören zwangsläufig zusammen, wenn man die Frage nach der Eignung beantworten können möchte. Betrachtet habe ich zwei aktuelle Geräte von Apple: das iPad Gen 6 und das aktuelle MacBook Pro – beide mit dem Liquid Retina XDR. 

![Systemeinstellungen für iPad Pro XDR: Display & Brightness – Referenz Mode aktivieren und dann Fine-Tune Calibration öffnen. Gemessene Werte für D65-White-Point XY Werte und Targets für Rec709 D65 = 0,3127, 0,3290 bei nicht 100 nits, sondern etwas geringer...](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/180f49a3-e440-42c8-ae1d-563c384b9456.jpg)

##### Externals 

Was die Realität noch komplexer macht, ist die Frage, ob man die internen/eigenen ­Displays verwendet oder andere Computermonitore. Man könnte die Probleme weitestgehend vermeiden, würde man für die Colorgrading Kontrolle Referenzmonitore an einem Video IO verwenden und nicht den internen Grafikkarten Ausgang an in­ternen oder externen Displays. 

Allerdings setzt die Verwendung externer Monitore noch mehr Fachwissen voraus: Ich wurde gerade erst zu einer Colorgrading Suite vom ZDF gerufen, wo ein Colorgrader vor einem der teuersten Referenzmonitore saß, die man derzeit kaufen kann: einem Sony BVM HX310. Vermeintlich war dieser nicht kalibriert. Immerhin ist dem Coloristen aufgefallen, dass die Farben nicht stimmen können (zu gesättigt im Vergleich zum GUI Monitor). 

Jedoch stellte sich heraus, dass der HX310 nicht korrekt eingestellt war: Statt Rec709 stand der HX310 auf dem P3 Colorspace. Der Windows Rechner und Resolve mit seinem GUI Monitor standen auf Rec709 Output. So eine Kombi­nation ist ansonsten im Vergleich zum Apple Workflow normalerweise weniger fehleranfällig, vorausgesetzt die User wissen, was sie tun.

##### Was sind also die langweiligen Basics?

Die Studionorm, die weltweit noch Standard im Colorgrading und VFX Workflows ist, ist nach wie vor Rec709 (von den Farben her identisch mit sRGB), nur im Kino oder bei HDR ist P3 (Letztere eingebettet und limitiert im BT2020/BT2100) im Delivery als Colorspace üblich, aber keineswegs immer ausgeschöpft. 

Nicht selten wird einfach Rec709 im P3 Colorspace adressiert und dargestellt oder gar im BT2020 eingebettet. Das kann gut gehen, wenn man sauber zwischen diesen beiden Farbräumen transformiert. In einem Colormanaged Workflow funktioniert das meistens, aber je mehr Settings einstellbar sind, desto höher ist die Fehlerquote. Aber hier liegt der Knackpunkt: User und das Colormanagement müssen beide gut zusammenspielen ;-), insbesondere wenn der Monitor auf P3 steht, was bei Apple schon seit vielen Jahren bei ihren Retina Displays der Fall ist und nicht erst seit der XDR-Generation.

##### Rec709

Kommen wir zurück zum Rec709: Die folgenden entscheidenden Nebenbedingungen sind zu beachten, die gerne übersehen werden: Das liebe Monitor-Gamma, was man leider vergessen hatte, in der Norm zu definieren, was aber zu Zeiten der Röhren-Monitore auch mehr oder weniger fix war: Gamma 2.4. Erst mit dem Kino oder den heutigen modernen Monitoren ist das Gamma veränderlich passend justierbar (geworden): im dunklen Kino 2.6 und bei Büro­-
licht-Bedingungen (wie bei den meisten Computermonitoren voreingestellt): Gamma 2.2. 

Wichtig ist: Das Gamma wird nur und ausschließlich am Monitor passend zum Umgebungslicht eingestellt und niemals beim Export verändert oder angepasst. Hier liegen schon die ersten Anwendungsfehler. Denn theoretisch ist eine Anpassung möglich und wird daher auch allzu oft mangels Fachwissen getan und voilà: Der Export sieht schon allein deswegen anders aus. 

Fällt das nicht auf, liegt es an falschen Monitoreinstellungen und/oder an falschen Umgebungslicht-Bedingungen. Letztere sind definiert für das Studio Gamma 2.4 = 10  Prozent vom Peakwhite-Level der bei 100 nits (nits=cd/m²) liegt. Das erreicht man, indem man Tageslicht komplett aus dem Raum verbannt und etwas D65 (6500 Kelvin) konformes Weißlicht (Bias-Light) ver­wendet, also nicht die üblichen Warmlichtquellen verwendet.

![Sieht erst mal gut aus ist aber in Bezug zu BT1886 gemessen, was eigentlich Standard 2.4 Gamma für LCD-Displays ist, aber hier verwendet Apple korrekterweise den Studiostandard Power Gamma 2.4, was eine leicht andere 2.4 Gamma Kurve ist, die auch alle High-End Referenz-Monitore wie Sonys BVMs verwenden. Avg = 0,7 und Max = 1,1](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/19f54329-0192-4d0f-b3c3-e211e4868df2.jpg)

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/6d3446c6-1b8b-44b5-9765-b5f109d17db5.png)

![Hier nun das noch bessere Ergebnis: Siehe Mitte unten Avg = 0,4 und Max = 0,7 das sind absolut referenztaugliche Werte. Auch ist die Homogenität, also die geringe Varianz, sehr gut. Die Gamma-Kurve ebenfalls perfekt. Bezug hier Power Gamma 2,4.](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/da9ccb5f-cbf8-486e-8f75-0afa0f54deb5.jpg)

![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/916bb82e-dcbd-4a94-acac-0dfd97b5f2ae.png)

##### Und jetzt iPad? 

Will ich also ein iPad als Referenzgerät verwenden, muss ich Studio-Lichtbedingungen herstellen, denn es steht fix auf Gamma 2.4 im Referenz-Modus. Es in einer Bürolicht/Tageslicht-Umgebung zu verwenden, ist also sinnfrei. Da sollte ich eher auf ein besseres TV-Gerät oder Grafik-Monitor setzen, der auf Gamma 2.2 eingestellt werden kann, aber auch wenigstens ein sRGB oder Rec709 Preset zur Verfügung stellt. 

Zumindest kann man nichts falsch einstellen am iPad im Referenzmodus. Das könnte man als Apple-typisch „user-friendly“ einstufen. Komplizierter ist es auf MacBooks, einen „Referenz-Modus“ gibt es nicht, ich kann und sollte über die Monitoreinstellungen die Colorspaces wie an einem Referenzmonitor auch korrekt einstellen und justieren, bestenfalls auch kalibrieren.

Das iPad Pro der 6. Generation ist kali­briert absolut „referenz-tauglich“ – denn am iPad kann man wenigstens den Weißpunkt kalibrieren, wie auch bei jedem „profes­sionellem“ Referenzmonitor. Wenn das Display gut konstruiert und gut grundkalibriert wurde, ist auch nicht mehr nötig. Allerdings ist dieser Vorgang kompliziert und nicht wirklich interaktiv. Man benötigt eine Ka­librierungssonde mit einer x,y Ausgabe oder Anzeige, idealerweise so was wie ein Jeti 1511 Spektroradiometer, das genau dies liefert.

Etwas seltsam ist, dass man nicht 100 nits bei der Helligkeit eintragen kann, das Setup nimmt nur Werte darunter an – dies ist aber visuell kaum auszumachen, wenn nur 93 nits statt 100 dabei herauskommen.
Ich habe mehrere Anläufe benötigt, um die Kalibrierung auf einen guten Wert zu bringen. Die Software liefert nicht den Wert, den man einstellt, der gemessen wurde. Misst man nach der übernommenen Einstellung noch mal, stellt man fest, dass der finale Wert leicht daneben liegt. Man muss dann passend daneben „schießen“, um eine Punktlandung zu erzielen. Nach ein paarmal hin und her ging es dann. In meinem Fall hat ein Reset auf Default das ganz noch verbessert.

![Der Resolve Export Rec709A. Ganz wichtig sind die Advanced Settings: Colorspace Tag = Rec.709 und noch wichtiger der Gamma Tag = Rec.709-A](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/5c55873d-9c63-4958-bb2f-50b19c82b3a2.png)

![So sieht es im Ganzen auf einem Mac aus für ProResHQ 422 oder mp4 in H265 10bit.](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/c9875e20-5d0a-40ff-91dc-94d9d8b6cfd7.png)![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/032a8f2d-ad40-40f8-918f-731ccf8dd26e.jpg)

![Immer das Video Monitoring checken: „Data Levels“ auf Video, wenn per HDMI oder SDI auf externe Monitore via Blackmagic Video IOs gegangen wird. Von Full rate ich ab – selbst in High End Grading Suiten sieht man oft, wie die Anwender/Colorgrader selbst bei großen Produk­tionen damit ins Schleudern kommen. Es bringt weder messbar noch sichtbar Vorteile! Don’t do it! Und es ist nur eine weitere Quelle für Anwendungsfehler und sinnfreie Telefonanrufe beim Support: Als könnte ein Supporter durchs Telefon auf einen falsch eingestellten Monitor schauen und den Setup-Fehler im Referenzmonitor sehen.](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/4943ea02-e561-4cf9-8de4-86e874f75999.jpg)

![Die ersten beiden Settings sind wichtig dafür, dass Resolve mit dem Apple OS Colormanagement kommuniziert: „Use 10 bit...“ und „Use Mac Display Color Profiles...“ (wie beschrieben, das eigens erzeugte Rec709 Gamma 2.4 Profil eingestellt haben im OS CM)](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/514425a2-49ec-4a30-a91d-f6352c1a720c.jpg)

##### Der Hintergrund 

So weit sieht das erst mal gut aus, jetzt kommt’s aber: Für ein P3-Display, das Rec709 darstellen soll, ist ein funktionierendes Colormanagement erforderlich. Das setzt voraus: dass sowohl das OS als auch die jeweilige Software fähig ist, mit dem Color Management zu kommunizieren. DaVinci Resolve und auch der Apple-eigene Quicktime Player sind dazu fähig. Jedoch sind für den Quicktime-Player auch bestimmte Flags (Metadaten) in den Videofiles dafür zuständig, bestimmte Standards zu bedienen oder nicht. Und hier hat Apple (historisch verursacht) einen System-Design-Mangel im Colormanagement: Sie verwenden ein veraltetes Gamma. Um dieses zu „korrigieren“ ist ein spezielles Flag im .mov/.mp4 file nötig, wenn es auf Apple-Geräten korrekt wiedergegeben werden soll: NCLC hat keine Übertragungsfunktion, die in Meta-Tags für Gamma 2.4 spezifiziert ist – also liest das Tagging von „1-2-1“, das für Rec709 Gamma 2.4 getaggt wird, die „2“ im 1-2-1-Tag als „unspezifiziert“, sodass Apple Colorsync (das Betriebssystem) es ignoriert und das interne falsche Gamma anwendet. 

![Ein typisches Bild an dem die Gamma-Probleme sofort auffallen: Entweder sieht man fast gar nichts mehr von den Sitzen und der tiefdunklen weinroten Farbe oder es sind alle drastisch heller zu erkennen und dominieren dann das Bild.](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/713eb071-fe95-4b04-9c94-0b2d011359e7.jpg)

![So sieht es aus, wenn man DaVinci Colormangement aktiviert.](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/b731e7ae-d6bf-4b03-8888-11093a488b82.jpg)

![Ein etwas fortgeschrittener Trick ist, wenn wir die „Color Processing Mode“ auf Custom umstellt – und schon sieht man, was drin steckt, 
und so mag man gegebenenfalls den Timeline Colorspace auf DaVinci WG (Wide Gamut) umstellen...](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/c57fd78f-d6da-4d13-a8dc-9706b7631c6f.png)

##### Das Resultat

Und (fast) jeder Player auf einem Mac zeigt die Datei mit Gamma 1,96 an, was weit entfernt von Gamma 2,4 ist. Überprüfen also die Leute ihre Dateien auf einem Mac (der standardmäßig Quicktime, einen farbverwalteten Player, verwendet) und werden die Files verwaschen mit zu flachem Gamma angezeigt. Jedoch kann dies torpediert und verschleiert werden, wenn Fullrange vs. Legalrange verwendet wurde, was von den Colormanagement/Codecs und Export-Setting abhängt. Standard ist jedoch Legalrange (Videopegel extern gemessen = 0–100 Prozent – Aber Vorsicht, die Anzeige des internen Waveforms in Resolve oder auch anderen Programmen zeigen an, was intern verarbeitet wird, das ist dann meistens 0–100 Prozent Fullrange und nicht Legalrange, was zu exportieren ist.
Also ist Rec709 tatsächlich genau Rec709, Gamma 2.4, für 100 nits bei 10 nits Umgebungslicht in D65 und Weißpunkt D65 bei Legalrange (Anmerkung: Legalrange ist bei 8 bit = 16-235 oder 10 bit = 64-940) Bei einem Export aus Resolve kann seit einiger Zeit statt Rec709 – Gamma 2.4 das Setting Rec709A verwendet werden.

![Ein Rec709 Display Preset am MacBook selber herstellen, liefert erst exakte Farben in Verbindung mit der anschließenden 
Weißpunkt-Kalibrierung. Vorausgesetzt, die Anwendungssoftware nutzt das OS-Colormanagement.](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/0e11c2ca-e8e1-4183-bd8c-1f228505a369.png)
![](https://s3.eu-central-1.amazonaws.com/zone.busch.store.image/96e7942b-0dae-4b78-88b5-0947225977db.jpg)

##### Der NCLC Tag 

Und nun führt uns das zum NCLC Tag 1-1-1. Dieses Flag führt nicht zu irgendeinem Burn-In von anderem Gamma, sondern nur auf Apple OS betriebenen gecolormanageten Programmen zu einer korrekten Anzeige von Gamma 2.4, wenn dies denn so am Display eingestellt wurde – was durch die Aktivierung des Referenz-Modes am iPad Pro der Fall ist. Beim MacBook muss dafür ein Preset erstellt werden.
Mindesteinstellungen im DaVinci Resolve: Nur Amateure verwenden CSTs im 
Resolve, der Profi, der möglichst effizient arbeitet, verwendet DaVincis YRGB Colormanaged CM. Damit kann man vor allem auch das Target für den späteren Export 
definieren und die Metadaten für die Sende­files korrekt adressieren, insbesondere wenn verschiedene Farbraum Targets verlangt werden. Das kommt mit Rec709&HDR in Kombination bei heutigen Streamingplattformen oft vor...
Also erst mal den Weißpunkt und den Colorspace optimal einstellen und anschließend den Weißpunkt kalibrieren. Ist alles richtig eingestellt und kalibriert, muss aber dennoch auch ein optimiertes Display-Preset im OS eingestellt sein. Hier steht es noch auf P3-1600 nits: reduziert auf 45 Prozent Helligkeit:

##### Fazit

Das kommt vielleicht überraschend, aber das aktuelle Colormanagement von Apple funktioniert an sich – wäre da nicht das Quick­time-Flag Problem, das aber Resolve mit dem Rec709A (das A steht für Apple) Export Flag (1-1-1) löst. Da dieses Flag auf Mac OS für korrekte Wiedergabe sorgen kann und auf Windows keine Auswirkung hat, sollte man selbst in Resolve auf Windows immer damit exportieren, dann sehen die Files auch auf einem Mac korrekt aus, selbst wenn das Mac-Laptop Display „fälschlicherweise“ auf P3 1600 nits steht. Echte Perfektion erreicht man aber mit einem Rec709 Display Preset. Beide sowohl das Macbook als auch das iPad Pro mit den XDR-Displays sind absolut als Referenz-Tauglich einzustufen, wenn die gelisteten Rahmenbedingungen beachtet werden.
Nutzt man jedoch mit einem Windows-System oder Mac-System einen externen Referenz-Monitor, der fälschlicherweise auf P3 steht, dann verliert der User, und ein Experte wird unnötigerweise zum Kalibrieren gerufen. Insofern sind in sich „geschlossene“ Systeme wie die aktuellen Apple-Geräte eine Stufe weniger fehleranfällig. Aber wie das die Social Media Foren eindrucksvoll demonstrieren: Wirklich helfen tut dies nicht. „KnowHow is King“ und das gibt es hier und nicht auf Social Media ;-)

Die Never Ending Story: Sind Apple XDR Geräte im Colorgrading- Einsatz referenztauglich...