20 Jahre Fraunhofer IGD – Das Unsichtbare sichtbar machen

007 wird das Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung zwanzig Jahre alt. Seit 1987 forschen seine Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, um Zahlen und Formeln in Bilder zu übersetzen.

Damit trugen sie dazu bei, die Computergraphik vom Nischenfach zur Grundlagentechnologie und zu einer Informatik-Disziplin zu entwickeln.

Ob Internet, Computertomographie oder CAD – ohne Computergraphik wären viele unserer alltäglichen Anwendungen nicht möglich. Die graphische Datenverarbeitung ist so tief in unserem Alltag verwurzelt, dass wir sie oft gar nicht mehr wahrnehmen. Vor zwanzig Jahren sah das noch anders aus: Die Computergraphik war eher ein Nischenfach, von der Welt nur wenig beachtet.

Am Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung, 1987 in Darmstadt gegründet, wurde Wissenschaftsgeschichte geschrieben. Waren es zu Beginn vorrangig noch zweidimensionale Darstellungen, die es galt, interaktiv zu generieren und in Dokumente zu integrieren, so gewannen später dreidimensionale Datenmodelle eine immer größere Bedeutung. Rendering-Techniken, 3-D-Interaktion, multimediale Systeme und die Verteilung und das kooperative Arbeiten in Netzwerken waren zentrale Schritte in den folgenden Jahren. Entwicklungen wie der 3-D-Ultraschall, der in den 90er Jahren erstmals dreidimensionale Bilder von Babys im Mutterleib ermöglichte, gehören heute zum Standard in vielen Arztpraxen. Und auch in das alltägliche Leben drangen die Anwendungen aus dem Fraunhofer IGD nach und nach vor.

Professor José L. Encarnação, der Gründer des Fraunhofer IGD, erklärt: „Mitte der 80er Jahre steckte die Computergraphik noch in den Kinderschuhen. Um ihre Entwicklung voranzutreiben, war die Gründung eines Fraunhofer-Instituts für Graphische Datenverarbeitung ein logischer Schritt. Die Zeit war reif für einen präziseren Wissenstransfer, Universität und Industriewissen konnten sich nach Jahren skeptischer Distanz über neue Arbeitsfelder und neue Anwendungsmöglichkeiten verständigen und zugleich neue Partnerschaften und Investitionschancen öffnen.“

Heute ist das Fraunhofer IGD eine der führenden Adressen für angewandte Forschung im Bereich der graphischen Datenverarbeitung. Die rund 140 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler haben in dieser Zeit in zahlreichen Forschungsprojekten ihre Zukunftsideen umgesetzt. Eine Reihe erfolgreicher Ausgründungen bestätigen die wirtschaftliche Relevanz ihrer Ideen und Konzepte.

Mit dem Institutsleiterwechsel im Oktober 2006 ergab sich auch eine neue Fokussierung der Forschungskompetenz am Fraunhofer IGD. Unter der Führung von Prof. Dr. Dieter W. Fellner wird sich das Institut in Zukunft vor allem auf drei große Forschungslinien konzentrieren. So werden sich die Wissenschaftler in Zukunft verstärkt damit beschäftigen, „bibliothekarische“ Fragestellungen auf den Informations- und Kommunikationsbereich in Technik und Konstruktion zu übertragen. „Bislang gibt es noch keine Werkzeuge, mit denen es möglich ist, die in der Technik verwendeten Modelle und Animationen sinnvoll einzuordnen, ihren Inhalt zu identifizieren, Abstracts zu generieren oder sie über lange Zeit zu archivieren. Diese Dinge, die bei klassischen Bibliotheken selbstverständlich sind, wollen wir nun auch für die digitale Welt realisieren“, erläutert Prof. Fellner. Ein weiterer Schwerpunkt wird die Erfassung, der Erhalt und die Nutzung von Semantik in der gesamten Prozesskette der Modellbildung sein. Außerdem werden sich die Forscher dem Überlappungsbereich zwischen Computergraphik und Computer Vision widmen – und damit den technischen Unterbau für den äußerst aktuellen Anwendungsbereich der Ambient Intelligence stellen.

„Selbstverständlich werden wir die bereits im Institut erarbeiteten Kompetenzen weiterhin nutzen“, so Fellner. „Aber wir suchen auch heute schon Antworten auf neue Fragen, denen sich die Industrie erst in einigen Jahren stellen wird.“

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