Neuer Digitalisierungsbericht: „Finanzierung neuer Inhalte bleibt entscheidende Frage“

Untersuchung der Landesmedienanstalten zur Digitalisierung der Verbreitungswege sieht nicht die Technik, sondern die Finanzierung als größtes Problem

Immer mehr Fernsehhaushalte in Deutschland empfangen ihr Programm digital, der große Durchbruch bleibt aber weiterhin aus. 46,5 Prozent der Haushalte verfügen mittlerweile über mindestens einen digitalen TV-Empfänger (Vorjahr: 39,9 Prozent). Das geht aus dem Digitalisierungsbericht 2008 der Landesmedienanstalten hervor.

Dabei ist der Digitalisierungsgrad je nach Übertragungsweg höchst unterschiedlich. Die Terrestrik ist inzwischen zu 95,1 Prozent auf DVB-T umgestellt. Noch in diesem Jahr sollen die letzten analogen Sender abgeschaltet werden. Der Anteil des digitalen Satelliten ist weiter gestiegen. Der Digitalisierungsgrad stieg gegenüber 2007 um gut 8 Prozentpunkte auf 65,7 Prozent, also nicht ganz so stark wie im Vorjahr. Trotz deutlicher Steigerungen hinkt das Kabel weiterhin bei der Digitalisierung hinterher. 21 Prozent der Kabelkunden nutzen den digitalen Empfang, 2007 waren es noch 16,1 Prozent. Die Marktanteile der wesentlichen Übertragungswege sind stabil geblieben. Das Kabel bleibt mit 52,5 Prozent wichtigster Übertragungsweg in Deutschland, gefolgt vom Satellitenempfang mit 42 Prozent und der Terrestrik mit 11,1 Prozent.

Ein einheitlicher Abschalttermin für die analoge Übertragung hat sich als unrealistisch erwiesen. Nach der vollständigen DVB-T-Umstellung zum Ende diesen Jahres könnte bis 2010 auch die analoge Übertragung über Satellit beendet werden. Ein Konsens beim Satellitenumstieg könnte auch die Kabelentwicklung beschleunigen.

Zum vierten Mal präsentieren die Landesmedienanstalten den Digitalisierungsbericht, der wesentliche Daten und Fakten zum digitalen Fernsehempfang und zur Entwicklung der verschiedenen Übertragungswege zusammen trägt und diese auch in die Entwicklung in anderen europäischen Märkten einordnet. In einem Analyseteil, in dem auch wieder Autoren außerhalb der Landesmedienanstalten mitgewirkt haben, beschreibt er aktuelle Entwicklungen im Bereich des digitalen Fernsehens.

Zur zentralen Frage ist die Diskussion um die Verschlüsselung der Programme geworden, verbunden mit Überlegungen, wie die vielen neuen Inhalte, die das digitale Fernsehen ermöglicht, finanziert werden sollen. Dabei haben Infrastrukturanbieter, Programmveranstalter und Plattformbetreiber den schwierigen Balanceakt zu meistern, neue Finanzierungsmodelle zu entwickeln und zugleich die Zuschauer und Kunden vom „digitalen Mehrwert“ zu überzeugen. „Die eigentliche Herausforderung der Digitalisierung ist nicht die Umstellung auf die digitale Technik. Es geht darum, wie neue Inhalte finanziert werden“, erklärte Hans Hege, Direktor der Medienanstalt Berlin-Brandenburg.

Darüber hinaus beschäftigt sich der Digitalisierungsbericht 2008 mit Veränderungen bei der Rundfunknutzung gerade bei den jüngeren Zielgruppen, die oftmals jenseits des klassischen Fernsehens erfolgt. Mit dem Thema Nutzerdaten beim digitalen Fernsehen greift der Digitalisierungsbericht ein Thema auf, das gerade angesichts der Diskussionen um Facebook, StudiVZ und massenhaften Datendiebstahl bei Online-Geschäften Brisanz erhalten hat.

Erstmals wurde im Rahmen des Digitalisierungsberichts auch die quantitative und qualitative Nutzung von Navigatoren und Elektronischen Programmführern in die Untersuchung einbezogen. Der Digitalisierungsbericht bietet eine Vorschau auf eine entsprechende Studie, die im Oktober vorgestellt werden wird.

Herausgegeben wird der Digitalisierungsbericht letztmalig von der Gemeinsamen Stelle Digitaler Zugang (GSDZ), die mit Inkrafttreten des 10. RÄStV am 1. September in die neue Kommission für Zulassung und Aufsicht der Landesmedienanstalten (ZAK) überführt ist.

Erhoben wurden die Daten des Digitalisierungsberichts im Auftrag der GSDZ von TNS Infratest. Seit 2007 stimmen die GSDZ und SES ASTRA ihre Methodik und die Erscheinungszeiträume ihrer Erhebungen aufeinander ab, um die Nutzung und den Umgang mit dem Zahlenmaterial zu erleichtern. Weiterhin bietet der Digitalisierungsbericht im Vergleich zu anderen Marktforschungen den großen Vorteil, auch die Zweit- und Drittgeräte differenziert zu erfassen.

Alle Digitalisierungsberichte stehen im Web zum Download bereit (s. Link).

Weiterführende Links:

  • Download – alle Digitalisierungsberichte

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