Das visuelle Gedächtnis des Dokumentarfilms

Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „55 Jahre HFF, 20 Jahre nach dem Mauerfall“ lädt der Studiengang Medienwissenschaft der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ zur Buchbesprechung und zum Filmgespräch.

Die Veranstaltung findet am 19. November 2009 um 17:00 Uhr im Kinosal der Hff „Konrad Wolf“ statt (Marlene-Dietrich-Allee 11, 14482 Potsdam). Der Eintritt ist frei.

Die DDR ist längst Geschichte, doch unser visuelles Gedächtnis greift immer noch auf Bilder und Motive zurück, die das ostdeutsche Dokumentarfilmschaffen wesentlich mitprägte und die an eine verschwundene Gesellschaft erinnern. Manche der in vier Jahrzehnten entstandenen Filme blieben im Gedächtnis, andere wurden vergessen oder verstauben in Archiven.

Während sich einige Dokumentarfilmschaffende damals der DDR andienten und Geschichtsbilder schufen, die der ideologischen Selbstverortung und der Herausbildung einer historisch fundierten Identität der DDR dienen sollten, versuchten andere, sich das Leben und die Menschen im ersten sozialistischen deutschen Staat genauer anzusehen.

Nach 1989 sahen sich viele ostdeutsche Filmemacher berufen, die umfassenden politischen und gesellschaftlichen Veränderungen zu dokumentieren und zu reflektieren. Die sogenannten „Wende-Filme“, aber auch später entstandene Dokumentarfilme über die DDR leisten aktive Erinnerungsarbeit, sammeln und sichern Fragmente und dekonstruieren die Mythen der Geschichtsschreibung wie der persönlichen Erinnerung.

Der kürzlich erschienene Sammelband DDR erinnern, vergessen. Das visuelle Gedächtnis des Dokumentarfilms von Tobias Ebbrecht, Hilde Hoffmann und Jörg Schweinitz (Hrsg.) unterzieht bekannte, aber auch nahezu vergessene Dokumentarfilme aus der DDR und über die DDR einer erneuten Betrachtung, die den Wandlungen der Geschichte ebenso Rechnung trägt wie den Möglichkeiten und Grenzen der Gedächtnisfunktion des Dokumentarfilms.

Die Neuerscheinung bietet Anlass für ein Gespräch von Autorinnen, Autoren und Filmschaffenden, in dem es um die Besonderheiten des DDR-Dokumentarfilmschaffens gehen soll. Erörtert werden die Schwierigkeiten, gesellschaftliche Wirklichkeit dokumentarisch zu durchdringen, aber auch die Möglichkeiten, das Medium in kritischer Absicht zu nutzen. Thematisiert wird auch die Frage, auf welche Weise heutige Generationen Dokumentarfilme aus und über die DDR sehen und was sie in ihnen entdecken.

Als Podiumsgäste werden erwartet: Regisseurin, HFF-Professorin und Akademiemitglied Helke Misselwitz, der Kameramann Peter Badel – Inhaber einer Vertretungs-Professur an der HFF, die Dokumentarfilmerin und HFF-Professorin Dr. Kerstin Stutterheim, der Filmhistoriker und DDR-Film-Kenner Dr. Günter Agde sowie Dr. Ralf Forster, vom Potsdamer Filmmuseum. Tobias Ebbrecht, wissenschaftlicher Mitarbeiter für Mediengeschichte und Mitherausgeber wird das Gespräch moderieren.

Im Anschluss läuft der Dokumentarfilm „Sperrmüll“ (D 1991) von Helke Misselwitz. „Sperrmüll“, so nennen sich vier Jungs, die in den Neubausilos Berlins aufgewachsen sind und ihren Unmut auf Gegenstände trommeln, die andere weggeworfen haben. Was als Porträt einer Gruppe jugendlicher Musikanten im Frühsommer 1989 begann, entwickelte sich in der dokumentarischen Beobachtung unversehens zu einem Porträt der Wende.

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