Förderung: Film- und Medienstiftung NRW

Mit einem jährlichen Fördervolumen von 35 Millionen Euro gehört die Film- und Medienstiftung NRW zu den bedeutendsten Förderhäusern in Deutschland und Europa. Sie unterstützt unter anderem Filme für Kino und Fernsehen in allen Phasen der Entstehung und Verwertung sowie die Entwicklung innovativer audiovisueller Inhalte und Formate und vergibt verschiedene Stipendien. CEO Petra Müller erklärte uns im Interview, welche Förderprogramme es für den Digital-Bereich gibt und wie die Entscheidung für oder gegen eine Förderung getroffen wird.
„Fiete“ von dem Kölner Entwicklerstudios Ahoiii
„Fiete“ von dem Kölner Entwicklerstudios Ahoiii

Förderung bei der Film- und Medienstiftung NRW kann jeder Produktionsunternehmer und Entwickler mit Sitz in NRW beantragen, das Geld erhält man als bedingt rückzahlbares, zinsloses Darlehen. Die Fördersumme kann bis zu 80 Prozent der kalkulierten Projektentwicklungskosten betragen, maximal jedoch 100.000 Euro, und mindestens die Fördersumme muss in Nordrhein-Westfalen ausgegeben werden. Die Entscheidung, wer Förderung für sein Projekt bekommt, trifft Petra Müller als Geschäftsführung mithilfe der Unterstützung eines unabhängigen Beraterstabs.

DP: Hinsichtlich digitaler Inhalte: Welche sind in NRW förderberechtigt?
Petra Müller: Das Kerngeschäft der Film- und Medienstiftung ist die Förderung von Film- und Fernsehproduktionen. Mit Blick auf die digitale Content-Entwicklung verfügt das Haus seit geraumer Zeit über zwei innovative Entwicklungsprogramme: Eines für „Interaktive Inhalte“, das sind vorrangig Games, aber auch Apps, Multimedia-Content etc. Hier fördern wir die Entwicklung von Konzepten und Prototypen. 2016 wurden 21 Projekte aus den Bereichen Games, Mobile und 360 Grad mit 832.000 Euro gefördert. In einem zweiten Programm fördern wir „Innovative serielle Inhalte“, das bedeutet Online-Content, Webserien etc. Hierfür stehen der Stiftung jährlich insgesamt 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Wichtig ist zu sagen, dass es um Content und weniger um Technologieentwicklung geht. Dafür gibt es das Programm CreativeMedia.NRW, das mit 40 Millionen bis 2020 ausgestattet ist.

DP: Welche Art Projekte im Programm für interaktive Inhalte werden derzeit gefördert? Gibt es einen Trend?
Petra Müller: In diesem Programm werden derzeit vorrangig Games-Entwicklungen beantragt. Dies steht sicher im Zusammenhang mit den deutlich verbesserten Ausbildungsmöglichkeiten in NRW, wie sie z.B. im
Cologne Game Lab angeboten werden.

DP: Und wie schaut es im Programm für serielle Inhalte aus?
Petra Müller: Dort steigen die Antragszahlen für Webserien und plattformunabhängige Serienkonzepte. Dies spiegelt einerseits die Bedeutung NRWs als Webvideo-Standort wie auch den ungebrochenen Serientrend. Auch hier verfügt NRW mit der Serial Masterclass an der ifs (www.filmschule.de) über ein ausgezeichnetes Ausbildungsangebot.

„TubeHeads“ von Kölner Lumatik Film
„TubeHeads“ von Kölner Lumatik Film

DP: Wie viele Projekte wurden 2016 im Rahmen des Förderprogramms „Innovative serielle Formate“ gefördert? Wie sehen die Zahlen bislang für 2017 aus, ist die Tendenz steigend oder fallend?
Petra Müller: Im Rahmen dieses Förderprogramms konnten insgesamt 14 Projekte mit 411.500 Euro unterstützt werden. Dabei gibt es auch Projekte wie „Fiete“ des Kölner Entwicklerstudios Ahoiii. Der kleine, neugierige Kapitän erhielt sowohl eine Konzept- wie Prototypenförderung für innovative Inhalte, sodass das Team eine erfolgreiche App entwickeln konnte. Nun unterstützen wir im Bereich serielle Formate die Entwicklung einer zwölfteiligen Kinderserie. Hinzu kamen außerdem rund 500.000 Euro für 12 innovative Standortprojekte. Wir rechnen damit, dass die Zahlen 2017 vergleichbar ausfallen werden.

DP: Die Realisation von visuellen Effekten ist digital sowie multimedial. Können VFX-Studios von diesen Förderprogrammen ebenfalls profitieren?
Petra Müller: Die Arbeit der VFX-Studios untersteht in NRW nicht den innovativen Förderprogrammen der Film- und Medienstiftung. In NRW werden die Kosten für visuelle Effekte als integrale Bestandteile der Filmproduktion gesehen, die in diesem Rahmen kalkuliert und gefördert werden.

DP: Ist in NRW zukünftig eine spezifische VFX- oder Animationsfilmförderung geplant?
Petra Müller: Eine gesonderte VFX- und Animationsförderung ist aktuell nicht in Planung. Die Film- und Medienstiftung fördert und unterstützt die ansässigen Studios derzeit durch die Produktionsförderung für Projekte, in denen die Unternehmen eingebunden sind. In den vergangenen 5 Jahren wurden so z.B. 20 Animations- bzw. VFX-lastige Projekte mit insgesamt 11,5 Millionen Euro Fördersumme gefördert. Aufwendige CG-Arbeiten für beispielsweise „Die Häschenschule“, die „Pettersson & Findus“-Trilogie oder „Cloud Atlas“ kommen so aus NRW. Auch wird die Gründung neuer Studios durch das Mediengründerzentrum unterstützt.

DP: Wie setzt sich der Beraterstab für die Förderung zusammen? Ist es immer der gleiche oder wird er, je nach Projekt, ausgewechselt?
Petra Müller: Die Mitglieder des Beraterstabs sind: Gundolf Freyermuth vom Cologne Game Lab, Ronald Kaulbach (Bluebyte) sowie Friederike Behrends (zee.tv). Sie sind für eine bestimmte Periode berufen und können auch wechseln. Die Berater verfügen jeweils über unterschiedliche Expertisen, die im Zusammenspiel einen breiten Branchenfokus abdecken, und unterstützen uns bei der Auswahl der Projekte. Der Vorsitz liegt bei der Geschäftsführung.

Eines der von der Film- und Medienstiftung geförderten Animationsprojekte: „Die Häschenschule“. Die Animationen realisierte das Düsseldorfer Studio LAVAlabs.
Eines der von der Film- und Medienstiftung geförderten Animationsprojekte: „Die Häschenschule“. Die Animationen realisierte das Düsseldorfer Studio LAVAlabs.

DP: Wie sieht die Vorauswahl der Projekte zur Förderung von interaktiven Inhalten aus? Über wie viele Projekte entscheidet der Beraterstab im Schnitt jährlich?
Petra Müller: Der Beraterstab für interaktive Inhalte tagt zweimal im Jahr. Im Durchschnitt wurden in den vergangenen Jahren pro Sitzung circa 12 Projekte eingereicht. Eine Vorauswahl erfolgt nicht, Geschäftsführung und Berater bekommen alle eingereichten und formal förderfähigen Projekte vorgelegt. Allerdings sind hier jeweils intensive Beratungsgespräche der Antragsteller mit dem Förderreferenten vorausgegangen. Die Förderung der innovativen seriellen Inhalte funktioniert analog.

DP: Welche Kriterien werden zur Beurteilung für eine Entscheidungsfindung zur Bewilligung herangezogen?
Petra Müller: Jedes Projekt wird grundsätzlich einzeln beurteilt hinsichtlich seiner Originalität und Qualität, seiner finanziellen Aufstellung wie auch den Erfolgsaussichten am Markt. Es gibt keine Bevorzugung bestimmter Plattformen, Genres oder ähnlichem. Eine Besonderheit dieser Programme ist, dass wir die Antragsteller einladen, ihre Projekte in einem kurzen Pitch vorzustellen und mit dem Gremium zu diskutieren. So erhalten wir einen umfassenden Eindruck von Machern und Inhalten. Für die Film- und Medienstiftung ist es wichtig zu sehen, wer hinter den Projekten steht. Im Sinne nachhaltiger kultureller und wirtschaftlicher Standortentwicklung wollen wir nicht nur Innovationen fördern, sondern in junge Teams und Kreative investieren. Ein spannendes Projekt wie „TubeHeads“ der Kölner Lumatik Film konnte so nicht nur das Gremium überzeugen, sondern neben einer großen Fangemeinde auch die Jurys verschiedener renommierter Preise.

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