
Anfang April bist du mit deinem Studium am SAE Institute fertig geworden. Rückblickend: Wie war dein Studium?
Zum einen absolvierte ich das SAE-Diploma, also die Praxisausbildung in Fachgebieten wie Kamera, Licht, Schnitt, Ton, Computertechnik, Storytelling, 3D und vieles mehr. Zum anderen lief gleichzeitig das 24-monatige Bachelor-Programm, in dem wir uns theoretische Grundlagen aneignen konnten: beispielsweise wirtschaftlich-rechtliche Themen wie Copyright, Marketing, Businessplan sowie auch publizistische Grundlagen für das Schreiben von Fachartikeln oder das Durchführen von Fachvorträgen. Diese Kombination ist meiner Meinung nach genial, um gut vorbereitet in den Beruf einzusteigen. Ich habe viel Zeit und Arbeit in das Studium investiert und versucht, möglichst aus allen Bereichen das Optimale mitzunehmen.
Was hat dir in deiner SAE-Zeit am meisten genützt?
Die umfangreiche Praxiserfahrung, die ich sammeln konnte. Das System der SAE funktioniert über ein ständiges anwenderbezogenes „learning by doing“, sodass die gelernte Theorie immer zum Einsatz kommt. Wir konnten viele Konzepte, wie beispielsweise Werbefilme, Musikvideos oder Spielfilme, in die Tat umsetzen. Das Studium schult mit vielseitigen Aufgaben und permanenten Deadlines für Projektabgaben im selbständigen Zeitmanagement und in einer eigenverantwortlichen Arbeitsweise. Darüber hinaus ebnete die Ausarbeitung von Fachartikel und -arbeiten den Weg in ein gehobenes wissenschaftliches Arbeiten.
Welche Schwerpunkte konntest du während deiner Ausbildung setzen?
Als eine meiner Stärken zeichnete mich während der praktischen Arbeiten schnell mein Faible fürs Editing aus: Es fällt mir recht leicht, entspricht meinen Fähigkeiten, dazu fasziniert mich die Technik. Und im Laufe der Zeit entwickelte ich ein immer besseres Gespür dafür, wie, wo und warum welche Bilder zusammenzuschneiden sind. Aber was mir zudem sehr viel Freude bereitete, vor allem gegen Ende des Studiums, war das Drehbuchschreiben. Natürlich sind die ersten Drehbuchentwürfe nicht perfekt und auch verbesserungswürdig, aber dieser Bereich des Filmschaffens faszinierte mich dermaßen, dass ich in meiner Bachelorarbeit ein komplettes Drehbuch für eine eigens entwickelte Sitcom geschrieben habe.
Um was geht es bei dem Sitcom-Projekt?
Im letzten Studienjahr drehte ich als Abschlussproduktion mit einem Mitstudenten den Piloten zu der selbstentwickelten TV-Serie „FreiHaus“. Dabei ging es vor allem um die praktische Umsetzung eines solchen Produktionsprozesses. Das Drehbuch hatte ich mit einem Kollegen geschrieben, allerdings war es durchaus noch ausbaufähig. Das Konzept dahinter fand ich aber generell ansprechend. Also hab ich im Zuge meiner Bachelorarbeit das Projekt nochmals aufgerollt, auf Start gesetzt und das anfängliche Konzept neu ausgearbeitet. Die Story dreht sich um fünf Studenten mit völlig verschiedenen Charakteren, die in einer WG aufeinandertreffen (youtu.be/G0mUWSYHHVA). Flankiert von umfangreichen theoretischen Grundlagen zum Drehbuchschreiben und Sitcoms konnte ich dann im Zuge meiner Bachelorarbeit ein eigenständiges Drehbuch für die erste Folge der Serie zu Papier bringen. Ausgebüchste Haustiere, nervige Mitbürger, studentische Blödeleien – das Drehbuch bietet zahlreiche Anknüpfpunkte zur Identifikation mit den Figuren und Geschichten. In einem weiteren Schritt möchte ich jetzt abklären, ob sich das Konzept in irgendeiner Form realisieren lässt.
Im letzten Jahr hast du uns erzählt, dass du nach deinem Abschluss als Editor in der Industrie Erfahrungen sammeln möchtest. Was hat sich diesbezüglich getan?
Viel. Und vor allem sehr schnell. Zum Ende meines Studiums hatte ich geplant, einen Master im Medienbereich anzuhängen. Ich hatte mir schon Universitäten und Studiengänge herausgesucht, die ich nach Abschluss des SAE-Studiums sichten wollte. Doch in der vorletzten Unterrichtswoche erfuhr ich, dass bei Disney eine Stelle als Volontär für den On-Air-Bereich ausgeschrieben wurde. Das Stellenprofil gefiel mir so gut, sodass ich mich kurzerhand bewarb – und es hat geklappt, was mich natürlich riesig freut. Die Pläne, einen universitären Master zu machen, habe ich erst einmal zurückgestellt und bin derzeit mehr als glücklich, als Volontär in Disneys On-Air-Abteilung lernen und arbeiten zu dürfen.
Kannst du aus deiner persönlichen Erfahrung heraus Tipps geben, wie man als Editor einen Fuß in die Tür der Filmbranche bekommt?
Hätte mir jemand vor drei Jahren gesagt: „Du wirst mal bei Disney arbeiten“, dann hätte ich wahrscheinlich gelacht und gesagt: „Träum weiter!“ Damals studierte ich noch an einer Universität Politikwissenschaften. Das Studium war wirklich interessant und hat mir auch gut gefallen. Aber ich habe irgendwann gemerkt, dass es nicht das Richtige für mich ist. Also habe ich neben den Vorlesungen begonnen mich umzuhören, Praktisches auszuprobieren und zu schauen, wo meine eigentliche berufliche Leidenschaft liegt. Im Zuge dessen ergab sich die Möglichkeit, neben dem Studium ein mehrmonatiges Rundfunk-Praktikum zu absolvieren und ich konnte mir unter anderem das SAE-Institut in München anschauen. Dadurch wurde mir schnell klar, was ich wirklich machen will. Nach vielen Überlegungen habe ich mich dann tatsächlich dafür entschieden „Digital Filmmaking“ in München zu studieren. Und genau dieser Schritt war meines Erachtens das Entscheidende: Einfach den Mut haben, wirklich das zu machen, wofür das eigene Herz schlägt. An sich sollte man nicht vergleichen, aber ich war im Studium an der SAE mit so viel mehr Engagement und Freude dabei – das hatte ich zuvor und in dieser Form niemals erlebt. Und wenn man einmal seinen beruflichen Weg gefunden hat, kann ich jedem nur empfehlen, so viel Erfahrung wie möglich in diesem Bereich zu sammeln. Ich bekam an der SAE die Chance bei zahlreichen Produktionen von Kollegen zu helfen, habe nebenbei selbst immer wieder kleinere Projekte umgesetzt und über Uni-Kontakte auch beispielsweise zum animago gefunden.
Was sind deine Aufgaben als Volontär bei Disney in München?
Zu meinen Hauptaufgaben zählen das Schneiden von Trailern für die TV-Sender von Disney und die Social-Media-Plattformen. Dabei fließen sowohl das Schreiben der Sprechertexte als auch das Entwickeln von Konzepten mit ein. Darüber hinaus konnte ich im Grafikbereich Aufgaben in Adobe After Effects, Photoshop und Illustrator übernehmen und so an Trailern mitwirken sowie mir erste Eindrücke des Organisationsworkflows und Audiobereichs machen. Zum Glück liegen aber noch etliche Monate vor mir, um mich in den bisherigen Gebieten weiterzuentwickeln und neue Bereiche des Unternehmens kennenzulernen.
Welche Erfahrung aus dem letzten haben dir in diesem Jahr bei der Realisation der animago-Trailer geholfen?
Es war natürlich von Vorteil, dass ich in diesem Jahr die Strukturen und Abläufe besser kannte. Von der Vorgehensweise beim Editing ist es wieder ähnlich abgelaufen: Ich habe bereits beim Sichten der Clips Notizen über spezielle Themen und Inhalte erstellt, was mir einen groben Überblick über das Material, das zur Verfügung steht, gab. Im nächsten Schritt habe ich die Musik integriert. Diese Komposition höre ich mir etliche Male an und entwickle dabei im Kopf Geschichten und Bilder, die ich an bestimmten Stellen des Trailers einsetzen will. Danach habe ich den Trailer mit Adobe Premiere Pro CC geschnitten.