Um 3D-Animationen oder 3D-Modelle zu gestalten, muss man nicht auf kostenpflichtige Programme wie Maya oder 3ds Max setzen. Eine der Alternativen ist die Open Source Software „Blender“ – egal, ob privat oder kommerziell im Einsatz. Blender bietet einen großen Funktionsumfang, bedarf dafür – wie bei anderer Profisoftware auch – einer gewissen Einarbeitungszeit. Auf 424 Seiten wird einem dieser Einstieg nun praxisnah und schrittweise für die derzeit aktuelle Version 2.79 näher gebraucht. Der Funktionsumfang von Blender ist gewaltig, das Thema 3D mittlerweile sehr komplex. Da Blender nur in Englisch verfügbar ist, wird im Buch natürlich mit viel englischen Begriffen um sich geworfen. Das ist im 3D-Bereich Normalität, im Buch werden aber alle Begriffe so erklärt, dass man auch ohne Englisch-Kenntnisse zum Ziel kommt.
Nach einem grundsätzlichen Blick auf die Oberfläche und einige Philosophien bei der Anwendung von Blender, geht es auch schon los. Der Autor hat sich zwei Szenarien überlegt, anhand derer er den Neuling durch das Programm führt – vom Modelling über die Texturierung zur Ausleuchtung, der anschließenden Animation bzw. Simulation sowie dem Rendering der Szene. Während es bei der ersten Szene eher um ein technisches Motiv mit Ecken und Kanten handelt – einer alte Dampflok – wird bei der zweiten Szene zunächst unabhängig voneinander eine Unterwasserlandschaft erschaffen und parallel ein liebenswerter Comic-Oktopus, der später auf einer Amphore sitzend in die Landschaft integriert wird. Die Ergebnisse lassen sich auf jeden Fall sehen und sind für ein Einsteigerbuch schon sehr sehenswert.
Fast im Plauderton geht Asanger die einzelnen Arbeitsschritte an und weißt auch auf die eine oder andere Stolperfalle hin. Gut gefällt, dass hier nicht einfach fertige Objekte zusammengesammelt und arrangiert werden, sondern alle Bestandteile der geplanten Animationen in Kleinarbeit erstellt und texturiert werden. Es wird zwar ein 2D-Realfilm in die Lok-Szene integriert, der Leser lernt hier aber dann auch gleich, wie Kamera-Tracking funktioniert und sich 2D mit 3D kombinieren lässt. Denn nur so bekommt man auch ein Gefühl für die Software und den Aufwand, der in einem solchen Unterfangen nötig ist. Es lässt sich aber nicht leugnen, dass der Leser schon eine Menge Durchhaltevermögen, technisches Verständnis und auch eine gute Vorstellungskraft mitbringen muss.
Aus dem Inhalt:
– Arbeitsoberfläche kennenlernen und anpassen
– Erste Schritte in der 3D-View: Navigation, Selektion, 3D-Cursor
– Objekte und Werkzeuge
– Modelling und Sculpting
– Shading, Materialien, Texturen, Ausleuchtung und Inszenierung
– Animation: Keyframes, Timeline, Dope Sheet
– Character-Animation, Rigging und Skinning
– Simulationen und Partikelsysteme
– Rendering in Blender Internal und Cycles
– Motion-Tracking und Compositing
– Video Sequence Editor
Das Buch ist sowohl als Hardcover wie als E-Book erhältlich – praktisch für unterwegs. Ich persönlich ziehe eigentlich immer ein gedrucktes Buch vor, andererseits kann man bei mehreren Bildschirmen auch entspannter lesen und nachmachen, ohne ständig zwischen Buch und Monitor hin- und herzuwechseln. Eine Leseprobe zur Modellierung der Lok finden Sie auf der Seite des Verlags.
Blender 2.7
Schritt für Schritt zur eigenen 3D-Animation
von Andreas Asanger
424 Seiten, 2017, gebunden, in Farbe
Rheinwerk Design, ISBN 978-3-8362-4508-1