Was zunächst nach Rückschritt klingt – mit 16 Bit und einer maximalen Taktfrequenz von 10 MHz ist die 8086 natürlich etwas langsamer als etwa eine aktuelle i7 8700K – erweist sich in der Praxis schnell als Vorteil. Da die 8086 von 1978 weder über Interrupt noch über direkten Speicherzugriff verfügt, gibt es logischerweise auch keine Probleme mit Latenzen. Auch die fehlende Gleitkomma-Einheit lässt sich aufgrund des guten Flutschpunktes leicht verschmerzen.
Scherz beiseite, tatsächlich ist in der DAX-Workstation eine Intel-8086-CPU verbaut, allerdings mit dem Präfix i7. Es handelt sich also um eine limitierte CPU aus der 14-nm-Coffeelake-Fertigung mit 6 Kernen und 4 GHZ Taktfrequenz / 5 GHz Boost, die anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der 8086 und des 50-jährigen Jubiläums von Intel in limitierter Stückzahl von 8086 aufgelegt wurde.
Gehäuse
Das abschließbare 19“ Rack-Gehäuse wird von DAX bereits seit mehreren Jahren verwendet und ist wahrscheinlich stabiler und zuverlässiger als die meisten Panzer der Bundeswehr. Da das Mainboard in diesem Gehäuse liegend installiert wird, ist es für DAX möglich, einen lachhaft großen CPU-Kühlkörper mit großem, langsam drehendem Lüfter zu verbauen. Bei vertikaler Montage eines CPU-Kühlkörpers in einem Tower-Gehäuse ist aufgrund der am CPU-Sockel auftretenden Zugkräfte schnell eine Grenze erreicht.
Außer der Nvidia GTX 1070 und dem riesigen CPU-Kühlkörper sieht man nur sauber geführte Kabel und Platz für eine weitere Grafikkarte oder andere PCIe-Peripherie, Festplatten oder SSDs. An der Vorderseite befinden sich zwei USB-3.0-Anschlüsse sowie die beiden verschließbaren Türen mit integriertem Staubfilter. Hinter der linken Tür befindet sich der Einschub für das 5¼-Zoll-Laufwerk, direkt darunter der große Gehäuselüfter. Hinter der rechten Tür befinden sich neben Power- und Reset-Schaltern die Lüftungsschlitze für die Festplattenkäfige.
Ausstattung
Bei der CPU handelt es sich, wie bereits erwähnt, um die Jubiläumsausgabe Intel i7 8086 mit sechs Kernen, die anlässlich des 40. Geburtstags der legendären Intel-8086-CPU aufgelegt wurde. Eigentlich wäre die i7 8086 aufgrund des maximalen Turbo Boosts von 5 GHz sogar noch schneller. DAX hat die Dynamik der 8086 im BIOS etwas gebremst und verzichtet zugunsten einer besseren DPC-Latenz bewusst auf ein wenig Leistung. Besonders im Audiobereich führt das paradoxerweise dazu, dass man mehr Echtzeitleistung zur Verfügung hat.
Bei der Auswahl der Grafikkarte hat man sich bei DAX für ein GTX 1070 mit 8 Gbyte RAM entschieden, die zwar günstiger ist als die Ti-Variante, aber nicht ganz so leistungsstark. Wie bei allen anderen Workstations dieser Klasse sind auch bei der DAX 16 Gbyte RAM-Speicher installiert, eine 256 Gbyte große SSD verrichtet im M.2-Slot ihre Dienste als Systemplatte. Beim Schnittstellenangebot gibt es neben den üblichen Verdächtigen wie USB 3.1, 2.0 und Gigabit LAN zusätzlich eine PCIe-Karte mit zwei Thunderbolt-3-Ports Type C. Das ist sowohl für Audio- als auch für den Videobereich eine sinnvolle Schnittstellenergänzung, da sowohl hochwertige Audio-Interfaces als auch ein reichhaltiges Repertoire an Video-Hardware und Monitoren über Thunderbolt eingebunden werden kann.
Leistung
Die Intel-i7-8086-CPU leistet im Cinebench 15 Multi-CPU-Test 1.409 Punkte und liegt damit nur 10 Punkte hinter der Intel i7 8700K der deutlich teureren C1 Animate Ultra von Xi Machines. Der V-Ray CPU-Rendertest verifiziert das gute Cinebench-Ergebnis mit einer Zeit von 1:30 – genauso schnell wie die i7 8700K in der CAD Network Creator i7. Eine kleine Überraschung gab es bei der Leistung der GTX 1070, die beim Cinebench OpenGL beeindruckende 165,16 Bilder pro Sekunde auf den Bildschirm warf und damit selbst die deutlich teureren und eigentlich überlegenen GTX-1080-Ti-Karten um 5 Bilder pro Sekunde übertraf. Wie in der Einleitung zu lesen, ist der Cinebench OpenGL-Test allein nicht geeignet, um die Gesamtperformance einer Grafikkarte zu ermitteln. Allerdings zeigt ein so guter Wert beim OpenGL-Test an, dass bei der Konfiguration alles richtig gemacht worden ist und die Karte ungebremst ihre volle Leistung entfalten kann. Auch beim realitätsnäheren GPU-Rendertest von V-Ray erreicht die GTX 1070 mit 1:30 einen sehr guten Wert und liegt damit deutlich unter den 1:39 Minuten der GTX 1080 im Cube XPC. Auch bei der SSD-Performance gibt es einen Spitzenwert. Zwar schreibt die 256 Gbyte große SSD mit 1.470 Mbyte pro Sekunde in etwa genauso schnell wie alle anderen 256 Mbyte SSD-Module im AJA-Test mit 4K-Full-Auflösung, die Leserate von 3.142 Mbyte pro Sekunde erreicht allerdings sonst keiner.
Bei einem Spitzenwert von 42 Mikrosekunden bei der Latenzmessung fragt man sich, ob nicht doch vielleicht eine Original-8086-CPU aus dem Jahr 1978 ohne Interrupt und DMA verbaut wurde. Die enorm niedrigen Latenzwerte sind, ebenso wie das sehr gute Preis-Leistungs-Verhältnis, in den letzten Jahren so etwas wie das Markenzeichen von DAX geworden. Kein anderer mir bekannter Hersteller erreicht derart niedrige Latenzwerte. Wie in der Einleitung bereits erwähnt, ergeben niedrige Latenzwerte besonders im Zusammenhang mit Video- / Audioanwendungen Sinn. Beim Rendern und 3D-Modeling sind niedrige Latenzen nicht unbedingt notwendig, schaden allerdings auch nicht.
Bei den relativ kurzen Tests mit Cinebench 15 und V-Ray blieb die DAX-Workstation weitestgehend still und kühl. Selbst im CPU-Stresstest mit synthetischer Last unter Aida 64 waren nur ganz leise Lüftergeräusche zu hören – hier macht sich die Masse des großen CPU-Lüfters bemerkbar. Beim kombinierten Stresstest von GPU und CPU wurde der Geräuschpegel aufgrund der Lüfter der GTX 1070 allerdings deutlich höher. Dieses Problem teilen alle Hersteller, die eine Grafikkarte dieser Leistungsklasse verbauen (siehe Einleitung).
Fazit
Mit einem Preis von 2.079 Euro liegt die DAX-Workstation beim Punkt Preis-Leistung deutlich an erster Stelle. Trotzdem hat man nicht den Eindruck, dass hier an irgendetwas gespart wurde. Die gesamte Verarbeitung, das Gehäuse sowie Konfiguration des Betriebssystems und die daraus resultierenden niedrigen Latenzen sind Spitze. Gleiches gilt für die Kühlung, die über große Reserven verfügt und dabei – mit Ausnahme der Grafikkarte – zu den leisesten am Markt gehört. Interessant auch zu sehen, wie ein eigentlich auf Audio-Workstations spezialisierter Hersteller aus einer GTX 1070 ähnliche oder zum Teil sogar höhere Leistungswerte herauskitzelt, als es die Konkurrenz bei leistungsfähigeren 1070 Tis oder gar 1080 Tis vermag. Bei den aktuell für Grafikkarten aufgerufenen Preisen ein nicht zu unterschätzender Mehrwert für den Kunden.
Ein weiterer Punkt, der in der schnelllebigen Computerbranche Seltenheitswert hat, ist Beständigkeit. Bei keinem der in den letzten 10 Jahren getesteten DAX-Rechner gab es etwas zu bemängeln. Gemeinsam mit Xi Machines und CAD Network gehört Digital Audionetworx im Bereich Performance-Workstations damit zu den Herstellern, von denen wir aufgrund der über Jahre gesammelten guten Erfahrungen fast schon so etwas wie eine dauerhafte Empfehlung vergeben können.
Übrigens: Mitte Juli waren laut DAX noch etwa 50 der limitierten Intel-8086-CPUs verfügbar. Wenn diese nicht mehr erhältlich sind, wird zum selben Preis die Intel i7 8700K verbaut. Ein einziger Kritikpunkt zum Schluss: Nirgends auf oder im Rechner ist zu erkennen, dass es sich um eine Jubiläumsedition des Intel i7 8086 handelt. Ein Aufkleber mit „Vintage 8086 Inside“ wäre doch nett gewesen.