Mehr Pixel in die Tasche – Blackmagic Pocket 4K im Test

Viele liebten die unauffällige Blackmagic Pocket HD trotz all ihrer Schwächen – von kurzer Batterielaufzeit über brüchigen Buchsen bis zum arg flauen Bildschirm. Die Filmbilder waren einfach zu schön für eine Kamera dieser Preisklasse und Größe. Sobald 4K zum Thema wurde, haben sich viele eine neue Nachfolgerin der klassischen 16-mm-Kamera mit besserer Auflösung gewünscht. Als die glücklose Digital Bolex vom Markt verschwand, wurden diese Stimmen noch zahlreicher. Schließlich kündigte Blackmagic Design (kurz: BMD) die neue Pocket auf der NAB 2O18 an, und offensichtlich zuckten viele Finger ohne langes Überlegen auf „Buy“. BMD konnte diesmal das angekündigte Auslieferungsdatum – anders als früher – nahezu einhalten. Das heißt aber noch lange nicht, dass Sie die Kamera jetzt sofort bekommen können: Sie verkauft sich wie geschnitten Brot. Hat die Neue so viel Magie?
Mehr Pixel in die Tasche – Blackmagic Pocket 4K im Test

Die Vorgängerin der Blackmagic Pocket 4K konnte man mit einem kleinen Pancake- oder 16-mm-Objektiv tatsächlich in fast jede Tasche stecken. Das ist vorbei, denn bei allem Fortschritt ist die Verarbeitung von viermal so vielen Pixeln zu RAW-Aufnahmen und die entsprechende Wärmeabfuhr nicht in einem so kompakten Gehäuse unterzubringen. Die Neue sieht einer DSLR recht ähnlich und ist sogar etwas klobiger. Beim ersten Anfassen erstaunt dagegen das geringe Gewicht (720 g), das zudem mit einem gewissen Gefühl von Plastikschachtel verbunden ist. Aber es handelt sich um einen mit Karbonfasern verstärkten Verbundwerkstoff, der recht viel aushalten dürfte – andere verbauen solches Material in Autos. Von denen, die schon seit einiger Zeit damit arbeiten, gibt es jedenfalls noch keine Berichte über Gehäuseschäden. Ein paar Ursa Minis dagegen haben seitliches Abkippen bei anmontiertem Griff nicht ohne Bruch des Metallgehäuses überstanden.
Bei der Pocket 4K könnte allenfalls die Verwindungsfestigkeit etwas geringer sein als bei Metall. Bei schweren Objektiven oder gar bei motorischen Schärfeziehern sollte man wohl eher das Objektiv am Support befestigen als allein die Kamera. Regensicher ist das Gehäuse nicht. Ein gängiges Problem der Vorgängerin waren die fragilen Buchsen, insbesondere der winzige HDMI-Anschluss, der bei häufiger Benutzung meist ausfiel. Hier findet sich nun Besseres: HDMI in voller Größe, eine viel solidere, einrastende 12-Volt-Buchse und Mini-XLR für Ton (Mono) nebst üblicher 3,5-mm-Stereo-Klinke. Auch die Akkus sind leicht gewachsen, sie entsprechen jetzt Canon LP-E6. Beibehalten hat BMD die Objektivfassung für Micro 4/3 (MFT). Die aktive Kühlung ist hörbar, aber nur in unmittelbarer Nähe. Der Auslass für die deutlich erwärmte Luft ist dagegen auf der Unterseite nicht optimal platziert, denn eine größere Stativplatte könnte die Kühlung gefährden, erst recht achtloses Absetzen der laufenden Kamera auf Textilien.

Der Bildschirm ist etwas leuchtstärker geworden, aber Vorsicht mit der HFR-Taste.
Der Bildschirm ist etwas leuchtstärker geworden, aber Vorsicht mit der HFR-Taste.

Trotz Touchscreen gibt es jede Menge sinnvoll platzierter und klar beschrifteter Bedienungselemente inklusive dreier frei belegbarer Funktionstasten, einer Fototaste für Stills und einer schnellen Umschaltung auf Zeitlupe. Letztere kann allerdings zu Problemen führen, wenn sie zufällig mit der gleichen Bildfrequenz belegt ist, mit der man gerade dreht. Berührt man dann diese Taste versehentlich, ist die Bild-Ton-Synchronisation nicht mehr gesichert – also besser eine deutlich unterschiedliche Bildrate einstellen, damit es auffällt. Außerdem bleibt zu hoffen, dass die Beschriftungen langlebiger sind als bei der alten Pocket: Wer die intensiv genutzt hat, muss sie jetzt nämlich blind bedienen können. Eine Buchse für LANC (Control-L) gibt es nicht mehr; Fernsteuerung wird nur per Bluetooth-App wie bei der Ursa Mini Pro geboten. Dabei können auf Wunsch GPS-Daten des steuernden Geräts in die Metadaten der Aufnahme übernommen werden – wie z.B. auf den Spuren seltener Tiere.
Zusammen mit der durchdachten Menüstruktur, von der Hersteller wie Sony noch viel lernen könnten, wächst einem die Pocket 4K schnell in die (nicht allzu zierliche) Hand. Das Handbuch gibt es in mehreren Sprachen, darunter auch Deutsch. Abgesehen von ein paar amüsanten Übersetzungsfehlern wie „Kameraassistent“ statt „Wechselstrom“ für AC ist es gut gegliedert und verständlich; es gibt sogar eine Einführung in DaVinci Resolve. Die Menüs der Kamera sind derzeit noch auf Englisch beschränkt, aber da sollen auch Übersetzungen kommen.

Monitor

Der Schirm nutzt die verfügbare Fläche gut aus, hat volle HD-Auflösung in 1920 x 1080 und etwa 500 Nits. Er kann zwar nicht mit einem doppelt so hellen Ninja V konkurrieren, ist aber doch deutlicher heller und schärfer als bei der Vorgängerin (die lässt sich ohne Sucherlupe kaum bedienen). Leider ist er nicht kippbar, sodass man aus sehr tiefen oder hohen Positionen schlecht damit arbeiten kann. Verständlich ist diese Entscheidung trotzdem, denn die Kamera wurde ganz offensichtlich auf Robustheit konzipiert. Die fragile Kippmechanik manch anderer Kamera und die kontinuierliche Belastung der entsprechenden Verkabelung ist immer auch ein potenzieller Schwachpunkt.

Der fest angebrachte Bildschirm zeigt links unten eine leichte Lichteinstreuung.
Der fest angebrachte Bildschirm zeigt links unten eine leichte Lichteinstreuung.

Der Monitor bietet übersichtliche Anzeigen aller wichtigen Parameter, die bei Berührung ohne Menü direkt zu der entsprechenden Einstellung führen; selbstverständlich kann man sie auch ausblenden. Ladbare LUTs für die Anzeige erlauben die Bildbeurteilung – wahlweise können diese in die Aufnahme übernommen werden, falls man unmittelbar vorzeigbares Material liefern muss. Konturenschärfung, Zebra und Fehlfarben sind zur Kontrolle zuschaltbar, aber Waveform, Histogramm oder Vektor­skop gibt es hier nicht. Bei aktiviertem Menü oder dunklen Szenen ist in der linken unteren Ecke eine leichte Lichteinstreuung zu erkennen, die aber in der Praxis unerheblich ist.

LUTs können auf den Monitor gegeben, aber auch mit aufgenommen werden.
LUTs können auf den Monitor gegeben, aber auch mit aufgenommen werden.

Sensor und Objektive

Der Sensor ist ebenfalls gewachsen, sogar etwas über die übliche Größe in MFT-Fotokameras wie der GH5 von Panasonic. Während jene einen Sensor mit 17,3 mm Breite mit einem Seitenverhältnis von 1,33 zu 1 hat, ist der Chip in der Pocket 4K mit knapp 19 mm breiter, aber nur 10 mm hoch. Er zielt eben eindeutig auf Film und hat tatsächlich echte 4K Pixel im Kinostandard von 4096 x 2160 – andere Kamerahersteller freuen sich ja, wenn man den Unterschied zu UHD mit 3840 x 2160 nicht kennt. Nun bedeutet beides bei einem Bayer-Pattern keine echte Auflösung von 2.000 Linien, aber zumindest sind beide Formate nativ ohne Skalierung verfügbar. Die Schärfe einer Sony A7III mit Oversampling wird nicht ganz erreicht, doch subjektiv wirkt die Pocket sehr scharf. Mit einem kleinen Haken: weiterhin setzt BMD keinen OLPF (Anti-Aliasing-Filter) ein, sodass ein Teil des Schärfeneindrucks aus False Detail bestehen dürfte. 4K auf einem kleinen Chip ist jedoch weit weniger kritisch als HD, weil sich die Auflösungsgrenze vieler Objektive bereits auswirkt. Wir konnten bei natürlichen Motiven nur selten Moiré ausmachen.

Den gesamten Sensor können C-Mount-Objektive für S-16 nicht ausleuchten, aber HDTV (blauer Rahmen) geht. Grün entspricht 3K, also Oversampling für HD.
Den gesamten Sensor können C-Mount-Objektive für S-16 nicht ausleuchten, aber HDTV (blauer Rahmen) geht. Grün entspricht 3K, also Oversampling für HD.

Der größere Sensor hat Folgen bei der Auswahl des Objektivs: Wer noch S-16-Objektive von einer alten Pocket besitzt, kann diese leider trotz gleicher Fassung nicht mehr so gut gebrauchen. Sie vignettieren bei 4K massiv und können nur noch für 2K bzw. HDTV per Windowing oder mit Crop genutzt werden. MFT-Objektive, die mittlerweile in enormer Auswahl sowohl mit Autofokus als auch rein manuell verfügbar sind, bereiten beim Bildfeld keine Probleme. Sie sind mit einem Crop-Faktor von 1,9 statt 2 (bezogen auf KB-Foto) auf der Pocket 4K sogar ein bisschen weitwinkliger. Mit entsprechenden Objektiven ist Autofokus auf einen im Schirm angetippten Bereich möglich, aber der ist relativ langsam und kann auch nicht kontinuierlich nachgeführt werden wie bei modernen Fotokameras.
Als universelle Objektive bieten sich das Panasonic 12-35mm/f2,8 oder das Olympus 12-100mm/f4 an. Beide sind ganz exzellente Objektive und haben eine Bildstabilisierung – bei Olympus ist letztere im Objektiv ja eher die Ausnahme. Für eine Filmkamera ist das Fehlen einer internen Bildstabilisierung weniger wichtig, da man in der Regel Hilfsmittel wie Gimbal oder Stativ einsetzt und die Stabilisierung dann sogar stören kann. Bei entsprechenden Objektiven kann man für Aufnahmen aus der Hand deren Stabilisierung in der Kamera aktivieren, doch einen Gimbal kann die nicht ersetzen. Per Adapter lassen sich sämtliche klassischen, manuellen Objektive adaptieren, wenn man deren Look liebt. Doch Geld sparen kann man damit kaum noch, seit es die Sonys mit E-Mount und einen entsprechenden Run auf gute Exem­plare gibt. Die geringere Lichtstärke der Zooms ist auf der Pocket 4K in der Regel unproblematisch, denn der neue Sensor ist deutlich lichtempfindlicher als alle bisherigen von BMD.

Das Rauschen bei 6.4OO ISO geht im Original unter die Schwarzgrenze, nach der Rauschfilterung ist der Effekt weg.
Das Rauschen bei 6.4OO ISO geht im Original unter die Schwarzgrenze, nach der Rauschfilterung ist der Effekt weg.

Der Sensor hat – erstmals bei BMD – zwei native ISO-Werte, nämlich 400 und 3.200 ISO. Bei unseren Tests zeigte sich, dass er bei 1.250 ISO rauschärmer ist als bei 640 oder 800, die offensichtlich nur durch Verstärkung erzeugt werden. Ja, das Rauschen schien sogar eine Spur geringer als bei 400, auch wenn das etwas auf Kosten des Spielraums in den Lichtern geht. Selbst mit 1.600 ISO ist das Bild noch gut zu gebrauchen, während 3.200 dann schon nach etwas Rauschfilterung verlangt. Der Grenzwert von 25.600 dagegen ist dann schon genau das: grenzwertig. Der Dynamikumfang liegt bei etwa 13 Blenden und damit etwas unter der Ursa Mini Pro, trotzdem ist das ein sehr anständiges Ergebnis, wie unser Testmotiv zeigt. Exzellent erklärt wird dieses Dual ISO bei FilmmakerIQ bit.ly/hess_dual_iso. Der Rolling Shutter ist akzeptabel, er liegt eher auf dem Niveau anderer Kinokameras und ist nicht so massiv wie bei filmenden Fotoapparaten. Die Struktur des Rauschens ist anders als bisher bei BMD, es wirkt sehr homogen und das berüchtigte Fixed Pattern Noise ist kaum auszumachen. Auffällig ist, dass in der Waveform-Anzeige von Resolve im Rauschen ein Clipping unter dem Schwarzwert erkennbar wird, das haben wir bei anderen Kameras in der Form nicht gesehen. Nach leichter Rauschfilterung ist dann wieder ein normaler Rauschteppich zu erkennen. Nicht nur die Lichtempfindlichkeit ist für einen immer noch recht kleinen Sensor in 4K beeindruckend, auch die Farben können voll überzeugen. BMD zeigt erneut, dass man etwas von Color Science versteht: Es dürfte nicht allzu schwer sein, korrekt belichtete Hauttöne mit einer Arri zu matchen, auch wenn die Pocket in den Farben der Grenzbereiche ihres Dynamikumfangs nicht wirklich mithalten kann.

Aufnahmemedien

Nur die Ursa Mini ist bei den Speichermedien ähnlich flexibel: Neben CFast- und schnellen SD-Karten kann man über den USB-C Port (Achtung: nicht identisch mit Thunderbolt 3) auch eine externe SSD anschließen und direkt auf diese aufzeichnen. Allerdings scheint es da noch kleinere Firmwareprobleme zu geben, denn zumindest bei der beliebten Samsung T5 sollte man erst die Kamera starten (ca. 5 Sekunden) und dann erst die SSD anstecken. Manchmal sollte auch erst eine Karte im SD-Slot stecken, damit die SSD erkannt wird (beide benutzen den gleichen Bus). Das Problem ist BMD aber bekannt, und eine Lösung dürfte in Arbeit sein. Ein anderes Problem sollte Sandisk dringend lösen: Einige der aktuellen Chargen bewährter SD-Karten funktionieren in den Kameras von BMD nicht mehr, nicht allein in der Pocket 4K. Vorsicht bei Nachkäufen!

Die aufgehellten Muster zeigen das geringe Rauschen bei 1.25O ISO und die Abwesenheit von Fixed Pattern Noise.
Die aufgehellten Muster zeigen das geringe Rauschen bei 1.25O ISO und die Abwesenheit von Fixed Pattern Noise.

Die USB-C-Nutzung ist noch eleganter und preisgünstiger als der separat zu erwerbende SSD-Rekorder für die größere Kamera oder Bastelarbeiten, wie in der DP 03:18 vorgestellt. Somit ist von schnellen, aber teureren Medien über preisgünstige und weit verbreitete bis hin zu solchen mit langen Laufzeiten alles zu haben. Ein Platz für die leichte SSD mit etwas Klettband lässt sich in der Regel noch finden; leider ist USB-C nicht gegen Herausrutschen gesichert. Auf hinreichend schnellen Medien schafft die Pocket 4K DCI oder UHD mit 60 Bildern, bei HDTV im Crop-Window geht sie bis auf 120 fps. Leider wird kein Zwischenformat von 3K (wie bei RED) angeboten, damit würde auch ein Bayer-Sensor die volle HDTV-Auflösung liefern. Derzeit erfolgt die Aufnahme nur in DNG oder ProRes 422, aber BMD hat BRaw (siehe DP 01:19) auch für diese Kamera angekündigt. Da die Kamera keine parallele Aufnahme auf mehrere Medien erlaubt, können bei höheren Bildfrequenzen nicht alle Formate unkomprimiert aufgenommen werden.

Extreme Kontraste bringen den Sensor bei 1.25O ISO in den Highlights an die Grenze, aber das Rauschen bleibt niedrig.
Extreme Kontraste bringen den Sensor bei 1.25O ISO in den Highlights an die Grenze, aber das Rauschen bleibt niedrig.

Stromversorgung

Auch wenn die Pocket 4K mit den größeren Akkus etwas längere Laufzeiten erreicht als die Vorgängerin, so ist doch der Strombedarf für kleine, typischerweise in DSLRs benutzte Akkus kritisch. Der mitgelieferte Akku von BMD erreicht bei kontinuierlicher Aufnahme auf eine interne Karte 49 Minuten, die Angabe der Restlaufzeit sinkt kontinuierlich, sie zeigt kurz vor dem Abschalten eine Warnung und schaltet ordnungsgemäß aus. Ein testweise verwendeter, ebenfalls neuer Akku von Patona dagegen erbrachte 33 Minuten und stieg bei 80% in der Anzeige ohne Vorwarnung aus. Nun haben wir mit diesen Fremdakkus an anderen Geräten keine schlechten Erfahrungen gemacht, aber es ist einfach so, dass die Pocket mehr Strom zieht als eine gängige DSLR.

Der Akkudeckel rastet nicht immer zuverlässig ein.
Der Akkudeckel rastet nicht immer zuverlässig ein.

Uneingeschränkte Zuverlässigkeit scheint es nur bei den ziemlich teuren Originalakkus von Canon und denen von BMD zu geben. Derzeit hat BMD jedoch nicht nur bei den Kameras, sondern auch bei diesen Akkus Lieferengpässe. Insbesondere bei Verwendung von SSDs, die ja ihren Strom über USB-C ebenfalls aus der Kamera beziehen, ist vor Fremdakkus dringend zu warnen. Ein eventueller Schwachpunkt scheint der Batteriedeckel zu sein – dessen Verschluss macht keinen sehr vertrauenerweckenden Eindruck, doch der Akku selbst ist durch einen zusätzlichen Hebel gegen Herausfallen gesichert. Andererseits ist der Deckel auch leicht auszuhängen, wenn man extern per Dummy einen kräftigeren Akku (wie die Sony L-Serie) anschließen möchte – die Zubehörindustrie hat da schnell reagiert.
Die Pocket hat zudem ja noch die Buchse für eine externe Versorgung mit 12 Volt. Genau genommen dürfen es 12-20 Volt sein, sodass gängige Videoakkus mit D-Tap ohne Befürchtungen benutzt werden können, obwohl sie frisch geladen bis zu 16,8 Volt haben können (nominal 14,4). Das passende Kabel muss man hinzukaufen. Ein Netzteil für diesen Anschluss gehört dagegen zum Lieferumfang und es lädt auch den internen Akku; ein separates Ladegerät ist aber nicht dabei. Wenn die Kamera ausgeschaltet ist, kann der Akku sogar über USB geladen werden. Solange ein geladener Akku in der Kamera ist, bleibt die Versorgung sehr zuverlässig. Wenn man den externen Akku wechseln muss oder jemand das Netzkabel zieht, läuft die Aufnahme ohne Unterbrechung weiter.

Ton und Timecode

Die vier internen Mikros klingen sehr gut und haben ein erstaunliches Feature, wenn ein Zoomobjektiv mit elektronischer Verbindung benutzt wird: Der Ton wird mitgezoomt! Im Weitwinkel klingt der Ton offener und räumlicher, in Telestellung wirkt er näher und intimer. Rauschen der Eingänge ist kaum zu vernehmen, aber bei leiser Umgebung wird der Ventilator dezent hörbar. Der Mono-XLR Eingang bietet eine zuschaltbare 48 Volt Phantomspeisung – was den Akku zusätzlich fordert und etwa 10 Minuten Batterielaufzeit kostet. Der eingebaute Lautsprecher dient allenfalls dazu, das Vorhandensein eines Tons festzustellen. Der Ausgang für Kopfhörer ist diesmal brauchbar ausgefallen, er hat weder zu viel Rauschen noch zu große Latenz, wie es bei manchen anderen Modellen von BMD vorkam.

Die meisten Anschlüsse sind nun robuster. Leider ist der 3,5-mm-Toneingang für Mikrofone zu unempfindlich.
Die meisten Anschlüsse sind nun robuster. Leider ist der 3,5-mm-Toneingang für Mikrofone zu unempfindlich.

Damit sind die Pluspunkte leider erschöpft: Der 3,5-mm-Stereoeingang ist viel zu unempfindlich und ohne externen Vorverstärker selbst mit kräftigen Mikrofonen allenfalls vor der Bühne eines Heavy Metal Konzerts zu gebrauchen. Eine Funkstrecke mit Line-Ausgang reicht allerdings aus. Ob es sich um einen Softwarefehler handelt oder ob das ein grundlegender Schwachpunkt ist, war bei unserem Test noch nicht zu ermitteln. Außerdem können die Eingänge nicht separat auf Line- oder Mikropegel umgeschaltet werden, es geht immer nur gemeinsam. Diese Einschränkung ist im Menü nicht offensichtlich und kann irritieren.

Der Half Cage von SmallRig erleichtert die Montage auf einem Gimbal ohne zu viel Platzbedarf.
Der Half Cage von SmallRig erleichtert die Montage auf einem Gimbal ohne zu viel Platzbedarf.

Gut gelöst ist dagegen die Nutzung externer Timecodegeber: Man muss nur kurz einen LTC-Timecode in einen der Eingänge einspeisen, ohne bei der Aufnahme eine Spur damit zu belegen. Sobald er erkannt wurde, erfolgt ein Jam-Sync, angezeigt durch ein kleines Symbol neben dem TC im Monitor. Danach ist die Synchronisierung über mehrere Stunden stabil, solange die Stromversorgung erhalten bleibt. Folglich ist es am klügsten, mit separater Tonaufzeichnung zu arbeiten, wenn man die Kamera nicht an einen externen Mischer fesseln möchte. Eine sehr gute TC-Stabilität zeigt unter anderem der Zoom Recorder F4. Die internen Mikro­fone können zumindest eine gute Atmo oder einen Guide-Ton liefern, falls man mit ­Pluraleyes oder ähnlichen Programmen den Ton anlegen möchte.

Welcher Gimbal?

Die Auswahl sollte bei einer so leichten Kamera an sich unproblematisch sein, doch das breite Gehäuse bereitet Probleme. Auf den meisten Gimbals stößt der Griff an den Neigungsmotor, wenn man die Pocket nicht mit einer zusätzlichen Platte weit genug verschieben und trotzdem noch ausbalancieren kann. Derzeit wird der Ronin S von DJI günstig angeboten, bei dem man mit einer zusätzlichen Platte zurechtkommt. Eine Alternative ist der Moza Air 2, der sich zusammen mit dem Half Rig von Smallrig nutzen lässt. Beide wurden von uns mangels Verfügbarkeit nicht getestet, aber die Meldungen erfahrener Forumskollegen sind positiv.

Kommentar

Die Pocket 4K sollte man als genau das einsetzen, was sie ist: eine kompakte, sehr leichte und für die Bildqualität unschlagbar günstige Kamera. Wenn man den Wert der Lizenz für DaVinci Resolve Studio berücksichtigt, kostet sie gerade mal 1.000 Euro. Sie kann genauso gut im Youtube-Heimstudio wie als B-Kamera oder Crash-Cam neben einer Arri dienen, hervorragend auch als Rucksackausrüstung für Landschafts- und Tieraufnahmen. Mit fehlenden ND-Filtern, ohne Sucher, schwacher Tonsektion und kritischer Stromversorgung wird sie aber eine Ursa Mini Pro nicht ersetzen, die zudem mehr Auflösung und Dynamikumfang bietet. Anderenfalls müsste man ein Monster-Rig zusammenstellen, das weder bedienungsfreundlicher noch sehr viel günstiger sein dürfte.

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