Der erste Teil des Shooters „Tom Clancy’s The Division“, entwickelt von Massive Entertainment sowie Red Storm Entertainment und veröffentlicht von Ubisoft, erschien 2016. In diesem bricht in New York City eine Epidemie aus, die sogenannte Dollar-Grippe. Viele Menschen sterben daran, schon nach wenigen Tagen kommt das Leben in der Stadt zum Erliegen und das Chaos regiert. Um diesem Herr zu werden, wird die Strategic Homeland Division, kurz die Division, aktiviert. Diese geheime Spezialeinheit, bestehend aus Schläferagenten, wird aktiv, wenn alle anderen staatlichen Einrichtungen und Maßnahmen versagen.
Teil 2 setzt sieben Monate nach der Handlung des ersten Teils ein: Trotz des gefundenen Gegenmittels für die Dollar-Grippe droht der gesellschaftlichen Ordnung weiterhin der Kollaps. In Washington, D.C. kämpfen zahlreiche Fraktionen wie die Hyenas oder die True Sons um die Macht in der Hauptstadt. Nur die Division-Agenten sind gut genug ausgerüstet, dieser Gefahr zu begegnen und die verbliebenen Zivilisten zu schützen.
Zwei Trailer, zwei Ziele
Der Release von „Tom Clancy‘s The Division 2“ erfolgte im März 2019 für Windows, Xbox One und Playstation 4. Zur Ankündigung des Spiels ließ Ubisoft zwei Trailer entwickeln: Den offiziellen Cinematic Trailer kreierte Platige Image, den Trailer „Washington D.C. Aftermath“ realisierte Antibody.

Dieser gibt den Zuschauern anhand von Motion Graphics eine Menge Informationen über die vor dem Gameplay stattgefundenen Ereignisse. Beide Trailer verfolgen unterschiedliche Ziele – Eric Moutardier, Brand Director bei Massive Entertainment, weiß welche: „Das Ziel des Film-Trailers ist das Erzeugen von Emotionen, indem wir den Zuschauern mit seiner Handlung einen Anreiz geben, für unsere Spielhelden kämpfen zu wollen. In dem Trailer haben wir uns auf die veränderte Situation und Bedingungen der Gamewelt fokussiert und deren einzigartige Atmosphäre in den Mittelpunkt gestellt. Der Motion-Design-Trailer ist dagegen in den Kontext des Spiels eingebettet und vermittelt Fakten über Washington, D.C. Er sollte darüber hinaus ein mysteriöses Gefühl um die Division-Geschichte schaffen.“ Ubisoft ist bei seinen Spielen die Kreation eines immersiven Game-Erlebnisses enorm wichtig. Dafür ist entscheidend, die Logik der Spielwelt ernst zu nehmen. Mithilfe der im Trailer gezeigten Informationen und Zahlenstatistiken lässt sich diese Logik auf die Gamer übertragen. Zudem ist es ein narratives Markenzeichen der Division-Spiele: Schon für den ersten Teil veröffentlichte Ubisoft einen Trailer dieser Art.

Auf den richtigen Artist kommt es an
Für den Motion-Graphics-Trailer verantwortlich zeichnete das Design Studio Antibody. Insgesamt arbeitete das Team vier Monate an der Realisation – vom ersten Anruf für den Auftrag bis zur Auslieferung des finalen Films. An Software kamen hauptsächlich Cinema 4D für die Animation und After Effects für das Compositing zum Einsatz. Die 2D- und 3D-Assets baute das Team aber auch mit anderen Programmen wie Maya, ZBrush und mehr. Die Crowd-Simulationen entstanden mit X-Particles. Das Rendering wurde mit Octane sowie einem soliden GPU-Rig umgesetzt.

In Sachen Pipeline konzentriert sich Antibody nicht auf die technischen Tools. Stattdessen verfolgt das Team die Maxime: Der richtige Artist für jedes Element. Ist dieser gefunden, kann er mit dem Tool arbeiten, mit dem er sich am wohlsten fühlt.
Viel Rot und geschmeidige Transitions
Die Previs-Phase lief sehr gründlich ab: Die Artists arbeiteten mehrere Monaten an den Storyboards, die sie alle per Hand zeichneten. In diesen legte das Team die Übergänge sowie das Tempo fest. „Auf diese Weise leiten die Ideen die Technologie und nicht andersherum“, sagt Patrick Claire, Creative Director bei Antibody. Danach entwickelte Antibody die Design-Frames sowie die Boardomatics. Zuletzt kam die CGI-Previs, in der die Shots mit und durch finale Shots ersetzt wurden.

Referenz für das Design des Looks war das „Division“-Spiel selbst. Claire schaute sich mit seinem Team die satten Farben der Gamewelt an, und gemeinsam malten sie sich amerikanische Ikonen wie Washington, D.C., die Präsidentenstatuen, Friedhöfe usw. neu aus. „Ich bin besessen von der Farbe Rot. Deshalb gibt es im Trailer viele verschiedene Rottöne, die technisch betrachtet sehr nah beieinander liegen, aber beim Publikum ganz andere emotionale Reaktionen auslösen.“ Da es bei Motion-Design-Filmen für ein beeindruckendes Ganzes vor allem auf eine exzellente Farbgestaltung ankommt, investierte das Team dafür viel Zeit: „Beim Designschema ließen wir ein allzeit komplexes Orange dominieren, das wir mit Pink- und Rottönen kombinierten, damit das Orange und Bernstein mehr Tiefe erhält und interessant wirkt.“ Für den maßgeschneiderten Look nahm das Team Normal und Reflection Maps und färbte sie auf spezielle Art ein. Darüber hinaus kamen eine Menge einfacher Color Mattes hinzu, und mithilfe von Depth Passes entstanden Nebel-Effekte in einigen Bereichen.

Weil das Erzähltempo des Trailers gemäßigt bleiben und die Kommunikation klar sein musste, war das Drehbuch beim Entwicklungsprozess die größte Challenge. Um die richtige Geschwindigkeit zu finden, stellte das Team es sich als ein Gespräch mit dem Publikum vor. „Das Tempo der Erzählstimme bestimmt ALLES. Auf diese Weise binden wir das Publikum durch die gesprochene Sprache ein, und die Informationen auf dem Bildschirm werden zweitrangig“, so der Creative Director. Vor allem die Übergänge in die verschiedenen Bilder und Szenen geben dem Trailer seine ästhetische Besonderheit. Durch den Stil des Videos ergaben sich diese laut Patrick auf sehr natürliche Weise. „Wir hielten uns eng ans Skript und die Ideen und entwickelten die Transitions so, dass sie zum Flow der Erzählung passen und sie nicht behindern. Denn: Story is King!“
Simulierter Kollaps
In den Szenen des Trailers bilden 3D-Objekte, die mit zahlreichen 2D-Details versehen wurden, die Basis. Am interessantesten empfand das Team bei dem Projekt die Gestaltung der kollabierenden Stadt: „Dafür entwickelten wir Crowd-Verhalten, das simuliert, wie ein Aufstand ausbrechen könnte. Im fertigen Video liegt der Fokus nicht darauf, aber über der Karte von Washington, D.C. liegen Layer, die zeigen, wie sich die Angst in einer Menschenmenge ausbreitet“, erklärt Patrick.

Die Symbole repräsentieren Polizei, Zivilisten und aggressive Randalierer. In dem simulierten Aufstand bricht in einer bestimmten Zone ein Konflikt aus, auf den die Polizei reagiert, woraufhin die Crowd um sie herum in Panik verfällt. Einige Icons symbolisieren daraufhin „sterben“ und verwandeln sich in X-Buchstaben, was die zivilen Opfer aufzeigt. „Dabei war interessant zu überlegen, wie man die Massenpanik und die Gewalt, die während einer Epidemie in einem überfüllten öffentlichen Raum auftreten können, visuell gestaltet“, so der Creative Director.
Auch in diesem Jahr ist die Motion-Design-Kategorie wieder beim animago AWARD dabei. Wer die Trophäe dann erhält, wissen wir am 2. November. Denn dann findet die Verleihung der 2019-AWARDS in der Alten Kongresshalle in München statt.