Mocha Pro 2019

Rückblick: In der DP 06 : 2018 nahm unser Autor Uli Plank den planaren Tracker Mocha Pro 2019 auseinander – was blieb übrig?

Dieser Artikel erschien ursprünglich in der DP 06 : 2018.

Sicherlich braucht mancher am Computer auch enorme Mengen des gleichnamigen Getränks, aber Mocha Pro ist VFX-Experten (und Nutzern von After Effects) in erster Linie als sehr leistungsfähiger planarer Tracker bekannt. BorisFX hat es seinem Portfolio einverleibt und dem Programm, abgesehen von der Integration in die Filter der Continuum-Serie, in der Profiversion nun auch etliche Verbesserungen angedeihen lassen. Die neue Version heißt aber nicht Mocha 6, wie man erwarten würde, sondern gleich Mocha 2O19, denn BorisFX will in Zukunft jährliche Updates herausbringen.

Die wesentlichen Verbesserungen fin den sich beim Erstellen der Masken im Rotoscoping und im Modul Remo- – ve, mit dem unerwünschte Objekte oder Personen aus dem Film entfernt werden. Letzteres war bisher nervtötend langsam; insbesondere dann, wenn man zum Ausgleich von Helligkeitsveränderungen ein Illumination Model wie linear oder gar interpoliert einstellte. Während dem Tracker selbst schon vor längerer Zeit Unterstützung durch den Grafikprozessor gegönnt wurde, bekommt die Funktion Remove diese nun auch. In unserer Testsequenz sollte ein Hund herausgerechnet werden, der mitten in einer klassischen Wayang-Aufführung über die Open-Air-Bühne gelaufen war – kein ganz untypischer Job.

Das klappte auch allein mit der CPU rein optisch sehr gut. Die Aufgabe war nicht allzu schwierig, da sich hinter dem Hund nur statischer Hintergrund befand (wo das nicht der Fall ist, kann Mocha auch auf extern Das neue Interface unter „Essentials“ zeigt nur die wichtigsten Werkzeuge. erstellte Clean Plates zurückgreifen). Aber schon ohne aktiviertes Beleuchtungsmodell brauchte Mocha dann 3 Minuten zum Rendern – mit GPU waren es 37 Sekunden! Bei der Einstellung auf linear waren es ohne GPU fast 5 Minuten, mit war die Berechnung nach gut einer Minute fertig. Das aufwendige Interpolieren brauchte über 10 Minuten, mit GPU nur noch gut zwei. Der Vorteil liegt also durchgängig bei 1:5, obwohl die Radeon Pro 580 im Testrechner nicht mal voll ausgelastet wurde. Visuell waren keine Nachteile zu erkennen. Übrigens sind sämtliche Einstellungen hier animierbar, sodass man das Rendering wechselnden Lichtverhältnissen anpassen kann. Weil das Modul Lens noch keine GPU-Unterstützung erhalten hat, ist Remove nun sogar schneller als das Herausrechnen von Verzeichnungen bei Objektiven – nach Bekunden von BorisFX hatte das Priorität.

Dabei sind die Prozessoren noch nicht einmal voll ausgelastet.
Das per GPU massiv beschleunigte Remove-Modul beseitigt den unerwünschten Mitspieler zuverlässig.
Die magnetische Spline-Funktion orientiert sich an kontrastreichen Konturen und kann die Arbeit sehr erleichtern. Das funktioniert sogar an der unscharfen Kontur des Hundes erstaunlich gut.

Arbeitserleichterungen können ja auch ein Geschwindigkeitsvorteil sein, und die finden wir beim Erstellen präziser Shapes für komplexe Formen. Bisher gab es nur das aufwendige Setzen von einzelnen Stützpunkten, nun beherrscht Mocha eine magnetische Funktion, bei der sich der Spline interaktiv der nächstliegenden Kontur mit genügend Kontrast anpasst. Das funktioniert bei geeignetem Bildmaterial erstaunlich gut, am ehesten vergleichbar mit Roto Brush in After Effects. Unter dem gleichen Ausklappmenü findet sich auch ein Tool zum freihändigen Zeichen von Shapes, wozu selbstverständlich ein Tablet gehört. Mit der Alt-Taste kann beim Zeichnen zwischen „magnetic“ und „freehand“ gewechselt werden. Dabei entstehen unter Umständen sehr viele Stützpunkte, aber die lassen sich bei Bedarf in einem zweiten Schritt mit dem Regler „Detail“ wieder reduzieren. Neu ist zudem das schnelle Aufziehen von Rechtecken und Ellipsen als Shape für einfache
Tracker oder Masken. Die Surface zur Perspektiv- und Trackingkontrolle kann nun mit Transformationen wie Verschiebung, Rotation und Zoom positioniert werden.

Die bisherige Bedienoberfläche konnte auf Anfänger schon recht einschüchternd wirken; nun bietet Mocha eine vereinfachte Version namens Essentials, dazu ein Big Picture zur reinen Arbeit im Viewer und eine Version namens Roto mit den dafür wesentlichen Tools. Die vertraute Umgebung ist unter Classic weiterhin wählbar. Endlich kann Mocha auch mit High-DPI bzw. Retina-Displays umgehen. Die gesamten Funktionen für VR wurden integriert, nur beim Plug-in gibt es noch zwei Versionen aus Kompatibilitätsgründen. Leider funktioniert die OFX-Version nach wie vor nicht so richtig in DaVinci Resolve. Der Hersteller meint, es liege an Resolve, das Plug-ins keinen vollen Zugriff auf alle Frames beim Rendern ermögliche. Nun kann man weitgehend auch in Fusion erreichen, was Mocha leistet, aber für komplexe Aufgaben sind dann schon recht umfangreiche Prozessbäume aus Trackern und Masken nötig. Mocha ist einfacher zu bedienen und je nach Motiv bewältigt es manche schwierigen Tracks auch besser. Derzeit (wir testeten eine BetaVersion) ist die Übergabe aus dem Tracking als Fusion-Datei noch nicht ganz ausgereift, doch auf jeden Fall funktioniert es schon mit gerenderten Masken, die man in Resolve mit dem entsprechenden Clip verknüpfen kann.

Kommentar

Wer bisher schon mit Mocha gearbeitet hat, wird die Verbesserungen sehr zu schätzen wissen. Wer mit dem planaren Tracker in Resolve oder Fusion zufrieden ist, wird vermutlich vor dem saftigen Preis zurückschrecken. Aber man sollte sich durchaus mal mit der Testversion vertraut machen, um bei besonders schwierigen Projekten zu wissen, was Mocha leisten kann.

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