
Dieser Artikel erschien ursprünglich in der DP 06 : 2017.
Erst in der DP O1:17 hatten wir mit Trapcode Suite 13 das letzte Upgrade vorgestellt, jetzt legt Red Giant mit Version 14 schon wieder nach. Im Grunde wurden aber nur drei der Plug-ins wirklich verändert: Das beliebte Partikelsystem Particular bekam die Versionsnummer 3.O, Form ebenfalls, und das beim letzten Mal noch ganz neue Tao wurde mit nur einem kleinen Goodie zu 1.2.O. Wie immer unterstützt Red Giant die Lernphase mit guten Videotutorials.
Nach der Installation in After Effects (kurz: AE) sucht man erst einmal am gewohnten Ort nach den Effekten, sie finden sich jetzt aber unter „RG Trapcode“. Auf den ersten Blick erscheint die gewohnte Standardeinstellung von Particular, unter der Haube hat sich aber eine ganze Menge getan. Die seinerzeit noch „Effects Builder“ genannte Funktion zum Experimentieren mit Vorgaben heißt jetzt schlicht „Designer“ und sie wurde erheblich erweitert. Für die unglaubliche Fülle an Funktionen und Parametern in diesem Partikelgenerator ist eine solche Hilfe unverzichtbar, denn allein mit Ausprobieren könnte man vermutlich den Rest seines Lebens verdaddeln (was soll’s, dann tut man das halt nicht mit dem Smartphone).
Der Designer bietet links stilistisch gruppierte Presets, nach Wahl eines solchen hat man dann rechts die einzelnen „Blocks“, die den gruppierten Parametern im AfterEffects-Fenster entsprechen, aber durch Thumbnails anschaulicher gemacht sind und wiederum Vorgaben anbieten. An den Parametern kann man dann nach Belieben drehen, um die Wirkung eigenen Vorstellungen anzupassen. Dabei werden auch die Icons upgedatet, aber eher als Aktivitätsanzeige, nicht als exakte Repräsentation. Durch Umkehren des Aufklappsymbols mit erneutem Klick kann man auch beide Seiten offen halten, aber ohne richtig großen Bildschirm wird dann das Preview recht klein, denn die Fenstertrennungen sind nicht verschiebbar. Das Preview ist interaktiv, die 3D-Kamera lässt sich wie in AE steuern und man kann einen Emitter mit Maus oder Stift herumwirbeln, um Animationen auszuprobieren.
Der Look wurde den übrigen Angeboten von Red Giant angepasst, aber die neuen Möglichkeiten sind viel wichtiger. Wenn man erst einmal die etwas unintuitiven Buttons in den Preferences verstanden hat, geht das Programm richtig flott zur Sache, schon auf der bescheidenen GPU unseres Laptops.
Dabei gibt es zwei Modi: den langsameren Modus „Direct“ und „Stream“. Der ist zwar schneller, lässt aber keine unterschiedlichen Blend-Modi und keine animierten Sprites wie Quicktime Movies oder .gif-Sequenzen zu. Im Bereich „OBJ“ finden sich bereits zahlreiche 3D-Objekte im offenen WavefrontFormat. Das können viele 3D-Programme exportieren und so ist es gar kein Problem, eigene Objekte zu laden. Das dürfen sogar .obj-Sequenzen sein, die dann in Particular zu Animationen werden – bei den Tutorials von Red Giant gibt es das spektakuläre Beispiel eines galoppierenden Pferdes, das zum Emitter für Partikel wird. In Version 3 sind nicht allein deren Vertices dafür wählbar, sondern auch Kanten, Flächen oder das gesamte Innenvolumen. Außerdem lassen sich die Objekte in allen Raumachsen unabhängig skalieren. Das AUX-System für sekundäre Partikel ist flexibler geworden, man kann nun auch dort unabhängig Sprites definieren und viele Parameter sind keyframefähig. Statt der früheren, begrenzten „Quick Map“- Funktion lässt sich nicht allein das Fractal Field mit dedizierten Maps steuern, sondern auch zahlreiche andere Funktionen wie Disperse, Size, Opacity oder Color Map.
Die umfassendste Neuerung ist meiner Meinung nach die Kombination mehrerer Partikelsysteme in einem 3D-Raum: bis zu 8 können zu einem solchen Multisystem addiert werden. Das ist deshalb so hilfreich, weil innerhalb von AE kein 3D-Raum wie z.B. in Fusion existiert, in dem mehrere Plugins miteinander interagieren könnten. Auch die Flächen, auf die Particular angewendet wird, bleiben brettflach, selbst wenn die Effekte für die Kamera räumlich erscheinen.
Da auch nicht mehrere Instanzen des Plug-ins auf einer Ebene in AE räumlich interagieren können, hat Red Giant das Problem jetzt halt intern gelöst. Zusätzlich generierte Systeme können völlig unabhängig eingestellt werden oder sie übernehmen die Parameter eines Master-Systems, wenn ein Block nicht definiert wurde. Dabei wird sogar das Random-Seed (also der Pseudozufall für das Verhalten) übernommen, sodass Untersysteme sich bei Bedarf völlig synchron verhalten.
Wenn man einem Multisystem ein Preset hinzufügen will, sollte man erst einen neuen Eintrag erzeugen, sonst wird der gerade aktive ersetzt. Man kann aber auch „Alt“ bzw. „Option“ festhalten. Das Augensymbol erlaubt die Anzeige einzelner Systeme und selbstverständlich sind ganze Systeme speicherbar.



Form 3.0
Form ist endlich, als letztes Plug-in im Paket, ebenfalls für 32-Bit-Kompositionen geeignet. Es ist im Grunde ein direktes Gegenstück zu Particular, nur dass hier die Partikel nicht verschwinden, sondern komplexe animierte Objekte generieren. Seinerzeit hatten wir noch darüber spekuliert, dass diese Komplexität eigentlich auch einer entsprechenden Unterstützung bedarf, nun gibt es auch hier den Designer. Manche der Bibliotheken, wie Sprites und OBJs, teilen beide Programme miteinander. OBJs gab es hier schon früher, aber die Möglichkeiten zur Ansiedlung von Partikeln wurden ebenso wie in Particular erweitert. Leider gibt es noch keine Unterstützung durch eine GPU, die Kamera im Preview reagiert entsprechend schwerfällig. Auch ein Multi-System wird hier noch nicht geboten, aber das würde ohne GPU vermutlich arg langsam rendern. Eine Stärke von Form liegt darin, dass es auf Lichter und die Kamera aus AE reagiert, aber es kann im Hostprogramm ebenfalls nur als flache Ebene existieren. Schließlich wäre noch „Audio React“ zu erwähnen, das die Steuerung zahlreicher Parameter durch eine Tonspur erlaubt.
Tao
Die einzige, aber nicht unbedeutende Änderung hier ist eine Funktion für Unschärfe auf Grundlage der Position der Kamera in AE, die selbstverständlich erheblich zu einem realistischen Raumeindruck beiträgt.


